Kleine Ursache, große Wirkung: Mückenstiche richtig behandeln
Mücken können einen lauen Frühlings- oder Sommerabend im Freien schnell verderben. Obwohl ihre Stiche meist harmlos sind, können sie zu Juckreiz, Schwellungen und gelegentlich zu Infektionen führen. Einfache Maßnahmen, Hausmittel und freiverkäufliche Präparate aus der Apotheke können dabei helfen, die Beschwerden zu lindern und mögliche Komplikationen zu vermeiden.
Warum stechen Mücken?
In Deutschland leben mehr als 50 verschiedene Mückenarten. Nur die weiblichen Insekten verfügen über einen funktionsfähigen Saugrüssel – sie benötigen Blut, um sich fortzupflanzen. Dank der enthaltenen Proteine können sie ihre Eier nach der Befruchtung entwickeln und ablegen.
Um ihre Opfer zu finden, nutzen Mücken spezielle Lockstoffe, die als Pheromone bezeichnet werden. Diese werden von Menschen und Tieren abgesondert und variieren in ihrer Zusammensetzung von Individuum zu Individuum. Dadurch mögen Mücken manche Menschen mehr als andere und suchen gezielt nach geeigneten Blutspendern[1].
Was passiert bei einem Mückenstich?
Beim Einstich injiziert die Mücke zugleich ihren Speichel in die Haut. Dieser wirkt örtlich betäubend und hemmt zudem die Blutgerinnung.
Das Immunsystem des Körpers reagiert auf die enthaltenen Fremdstoffe. Es kommt zu einer lokalen immunologischen Reaktion in Form einer Entzündung. Diese äußert sich typischerweise als Rötung, Schwellung, Juckreiz und manchmal auch mit Schmerzen an der Stichstelle.
In den meisten Fällen sind Mückenstiche ungefährlich und heilen von selbst ab. Gelegentlich kann es jedoch zu stärkeren Reaktionen kommen, insbesondere bei Allergikern.
Regel Nummer 1 bei Mückenstichen – nicht kratzen
So verlockend es auch sein mag: Finger weg vom Stich! Das kurzzeitige Nachlassen des Juckreizes durch Kratzen verstärkt ihn letztlich und verschlimmert die Schwellung. Der Körper reagiert auf die Hautreizung mit der Ausschüttung weiterer Substanzen, die den Juckreiz noch verstärken.
Kratzen kann außerdem dazu führen, dass der Stich sich abkapselt, wodurch kleine Knötchen unter der Haut entstehen können. Diese sind oft leicht gerötet und können dauerhaft bestehen bleiben.
Eine weitere Gefahr des Kratzens ist das Risiko, eine kleine offene Wunde zu verursachen. Diese ermöglicht es, Schmutz und Bakterien einzudringen – und eine Infektion auszulösen. Insbesondere an gewebearmen Stellen wie dem Schienbein kann es schnell zu einer bakteriellen Besiedlung kommen.
10 Hausmittel, die erste Linderung bei Mückenstichen verschaffen
Hausmittel sind in der Regel leicht verfügbar und können dazu beitragen, die Beschwerden nach einem Mückenstich schnell zu lindern:
- Kühlen: In ein Küchentuch eingeschlagene Eiswürfel, ein Kühlpad oder ein kaltes Tuch auf dem Mückenstich können den Juckreiz und die Schwellung reduzieren. Denn Kälte verengt die Blutgefäße und verringert so die Ausschüttung von Substanzen, die den Juckreiz fördern.
- Zwiebel: Frische Zwiebel – direkt auf den Stich zu gerieben – kann desinfizierend wirken und den Juckreiz lindern.
- Essig: Eine Kompresse mit Essigwasser kühlt, desinfiziert und lindert den Juckreiz.
- Zitrone: Einige Tropfen Zitronensaft auf der Einstichstelle können ebenfalls den Juckreiz verringern.
- Ingwer: Eine aufgelegte Scheibe Ingwer wirkt entzündungshemmend.
- Honig: Einige Tropfen Honig auf den betroffenen Stellen können ebenfalls hilfreich sein.
- Kohlblätter: Kohl gilt als eines der ältesten Heilmittel. Er wirkt desinfizierend und entzündungshemmend. Hierzu wird ein frisches, kühles Weißkrautblatt zunächst gitterförmig eingeschnitten. Im Anschluss wird mit einem Nudelholz über das Blatt gerollt, bis Saft austritt. Auf dem Stich wird es mit einem Tuch fixiert und dort 15 Minuten belassen.
- Hausmittel aus der Küche: Eine Paste aus Backpulver/Natron und Wasser kann ebenfalls helfen.
- Quark: Speisequark – aufgetupft oder als Wickel – wirkt abschwellend und entzündungshemmend. Der Kühleffekt wirkt zudem leicht schmerzlindernd.
- Hitze: Proteine im Mückenspeichel zerfallen ab einer Temperatur von circa 50 Grad. Es kann also helfen, einen heißen Metallgegenstand kurz auf die Stichstelle zu pressen – etwa einen Löffel, der mit heißem Wasser erhitzt wurde. Doch Vorsicht: Der Löffel sollte nicht zu heiß sein und Verbrennungen verursachen!
Ein weit verbreiteter Tipp sind Wickel mit hochprozentigem Alkohol. Die Verdunstungskälte soll den Juckreiz lindern. Allerdings brennt Alkohol stark auf bereits geschädigter Haut und trocknet diese zusätzlich aus. Die aufsteigenden Dämpfe sind besonders für Kinder ungesund, und der Effekt hält nur kurz an.
Hilfe aus der Apotheke
In der Apotheke gibt es verschiedene Präparate, die bei Mückenstichen Linderung verschaffen können. Sie helfen nicht nur, den Juckreiz zu mindern, sondern können auch Entzündungen reduzieren und die Heilung beschleunigen.
- Präparate zum Auftragen
Präparate zur lokalen Anwendung spielen eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von Mückenstichen. Sie können Symptome wie Juckreiz, Schwellung und Entzündung effektiv lindern und bieten eine schnelle Erleichterung. Zusätzlich fördern sie die Heilung, indem sie die Reizung reduzieren und mögliche Komplikationen minimieren.
Antihistaminika: Cremes, Gele oder Stifte mit Antihistaminika wie Dimetinden oder Bamipin können den Juckreiz und die Schwellung effektiv reduzieren. Ein Gel bietet den Vorteil, dass es durch Verdunstung von Wasser oder Alkohol zusätzlich kühlend wirkt – die Lagerung im Kühlschrank verstärkt den angenehm kühlenden Effekt. Ein Stift ist hingegen eine praktische Darreichungsform für unterwegs.
Kühlende Gele oder Sprays: Spezielle Gele oder Sprays – mentholhaltig oder mit anderen kühlenden Wirkstoffen – können die Haut kühlen und dadurch den Juckreiz vorübergehend lindern.
Kortisonhaltige Cremes: Manchmal verschaffen kühlende oder antiallergische Präparate keine ausreichende Linderung. Besonders bei leicht entzündeten Stichen können lokale Cortisonpräparate sinnvoll sein. Cremes oder Salben mit einem niedrig dosierten Wirkstoff können helfen, Entzündungen zu lindern und den Juckreiz zu verringern.
Doch Achtung: Entsprechende Präparate sind erst für Kinder ab sechs Jahren zugelassen!
- Arzneimittel zum Einnehmen
Bei besonders hartnäckigen Mückenstichen sind Antihistaminika zum Einnehmen wirksamer als eine rein lokale Therapie. Zugelassen bei Insektenstichen ist der Wirkstoff Dimetinden – auch bereits für Kinder ab einem Jahr. Keine spezielle Zulassung haben hingegen Antiallergika mit Cetirizin oder Loratadin.
- Pflaster
Spezielle Pflaster sind eine praktische Option zur Behandlung von Mückenstichen – insbesondere an stark beanspruchten Stellen wie Händen oder Füßen. Sie bieten Schutz und Komfort, während die Haut heilt. Idealerweise werden sie vor dem ersten Kratzten auf den Stich geklebt und können auf der Haut bleiben, bis sie sich nach circa 4 bis 7 Tagen allein lösen.
- Stichheiler
Durch einen thermischen Impuls von ungefähr 51 °C soll verhindert werden, dass sich das Insektengift verteilt. Die Anwendung sollte möglichst direkt nach dem Stich erfolgen. Nachteilig ist der kurze, durch die Hitze bedingte Schmerz, was besonders für Kinder sehr unangenehm sein kann. Zu Hause kann ein batteriebetriebener Insektenstichheiler Abhilfe schaffen. Für unterwegs gibt es inzwischen Geräte, die am Schlüsselbund transportiert werden können und bei Bedarf mithilfe des Handys geladen werden.
Wann zum Arzt bei Mückenstichen?
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Bei Mückenstichen ist in der Regel kein Arztbesuch notwendig, da sie meist harmlos sind und von selbst heilen. Allerdings gibt es Situationen, die unbedingt einen Arztbesuch erfordern:
Schwere allergische Reaktionen:
- Atembeschwerden
- Schwellungen in Gesicht oder Rachen
- Schwindel oder Benommenheit
- Starker Juckreiz oder Nesselsucht (Urtikaria) am ganzen Körper
Infektionsanzeichen:
- Rötung, Schwellung oder Schmerz, die sich ausbreiten
- Eiterbildung
- Fieber
Ungewöhnlich starke Reaktionen an der Einstichstelle:
- Sehr große Schwellungen (mehr als 10 cm Durchmesser)
- Starke Schmerzen, die nicht nachlassen
Anhaltende Beschwerden:
- Wenn die Symptome nach mehreren Tagen nicht besser werden oder sich verschlimmern
- Wenn die Einstichstelle sich heiß anfühlt oder stark gerötet ist
[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Quellen anzeigen
Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.