© © Monkey Business - Fotolia.com

Körpergewicht bei Kindern: So schätzen Sie Übergewicht richtig ein

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. Mai 2016

Seit Beginn der 1980er Jahre nimmt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die übergewichtig sind, zu – in Deutschland sind 15 Prozent aller 3 bis 17 Jährigen zu schwer, jeder Zweite bis Dritte sogar stark übergewichtig. Welche Ursachen verleiten Kinder zu Übergewicht? Wie lässt sich Übergewicht vorbeugen? Alles rund um das Thema Übergewicht bei Kindern und was Eltern dagegen tun können im folgenden Beitrag.

Übergewichtigkeit bei Kindern

Die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland ist alarmierend: Jeder zweite in Deutschland hat Übergewicht – häufig sind die Gewichtsprobleme schon im Kindesalter festzustellen. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind zu dick. Übergewicht kann sehr belastend sein und nicht nur körperliche Folgen mit sich bringen, sondern auch seelische Folgen haben. Ein Kind auf Diät setzen und Hungerkuren einführen sind allerdings keine vernünftigen therapeutischen Maßnahmen: bei einer radikalen Einschränkung der Nahrungszufuhr fehlen dem Kind wichtige Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung. Daher ist es sinnvoller auf eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung zu achten.

Wann ist mein Kind zu dick?

Das Gewicht bei Kindern schwankt und ist abhängig von der Entwicklungs-, Hormon- und Seelenlage. Nach Meinungen von Experten steigt zum Beispiel die Übergewichtskurve mit dem Zeitpunkt der Einschulung, also mit etwa 6 Jahren: Die Einschulung bedeutet für viele Kinder zunächst weniger Bewegung durch die sitzende Tätigkeit und mehr Stress – dies kann zum Ansetzen von überflüssigen Pfunden führen.

Nur der Arzt kann entscheiden, ob das Gewicht des Kindes negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Sofern der Verdacht besteht, Ihr Kind könnte übergewichtig sein, ist der Besuch beim Kinderarzt zu empfehlen. Der Kinderarzt entscheidet, ob das Kind im medizinischen Sinne übergewichtig ist, indem er den Fettanteil des Körpers des Kindes misst – ein Indikator hierfür ist der Body-Mass-Index, kurz BMI, welcher anhand folgender Rechnung ermittelt wird: Körpergewicht (kg) / Körpergröße (cm) x Körpergröße (cm). Der BMI-Rechner für Kinder ist allerdings nicht mit dem eines Erwachsenen identisch, denn beim Kind werden zusätzlich noch die jeweiligen Wachstumsphasen beachtet. In diesen Wachstumsphasen, wie zum Beispiel bereits erwähnt „die Einschulung“ oder auch „die Pubertät“ ist die Neigung zu Übergewicht erhöht. Der Arzt ermittelt anhand der Wachstumskurve, ob bei dem Kind Übergewicht vorliegt oder sich das Gewicht noch in einem normalen Rahmen bewegt.

Ursachen für Übergewichtigkeit

Die Neigung zu Übergewicht bei Kindern ist genetisch festgelegt, weswegen die familiäre Komponente für die Entstehung von Übergewicht eine entscheidende Rolle spielt: Bei Kindern, deren Eltern sowie Großeltern mit Übergewicht zu kämpfen haben, ist das Risiko erhöht, ebenfalls dick zu werden. Das bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass das Kind auch übergewichtig wird, aber die Veranlagung hierfür sei vorhanden. Ob sich das Übergewicht dann tatsächlich entwickelt, hängt von weiteren Faktoren ab, wie zum Beispiel vom Lebensstil. Folgende Ursachen für Übergewicht sind zusammenfassend aufgelistet:

  • mangelnde Bewegung durch sitzende Tätigkeiten vor dem Computer oder TV, anstatt draußen im Freien zu spielen (die Kinder der heutigen Gesellschaft leben in einer „Sitzwelt) – wer sich wenig bewegt, kann auch kaum Kalorien verbrennen
  • falsche Ernährungsgewohnheiten (zu zuckerhaltige und fettreiche Speisen und Getränke, Fertigprodukte mit Zusatzstoffen, die den Appetit anregen und zu Heißhungerattacken, selten Fisch, Gemüse und Obst)

Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts haben ergeben, dass Kinder, die sich weniger als ein Mal pro Woche sportlich aktiv betätigen, häufiger übergewichtig sind. Andere Studien zeigen, dass Kinder, die mehr als zwei Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen, schneller und leichter übergewichtig werden. Die Naschereien nebenbei in Form von Chips und Süßigkeiten wie Schokolade fördern das Übergewicht dahingehend noch mehr.

Folgen von Übergewichtigkeit in Kindesalter

Der sogenannte Kinderspeck wächst sich nur selten aus, sodass Übergewicht bei Kindern auch bis hin zum Erwachsenenalter reicht: 40 Prozent der übergewichtigen siebenjährigen Kinder sind auch noch im Erwachsenenalter zu schwer; von den 10 bis 13-Jährigen sind es sogar 80 Prozent, die auch noch als Erwachsene mit zu viel Gewicht zu kämpfen haben. Mediziner stellen bei übergewichtigen Kindern mittlerweile Krankheiten fest, die einst erst im Erwachsenenstatus eintraten. Zu diesen körperlichen Folgen zählen:

  • Diabetes mellitus Typ 2 (früher der sogenannte Altersdiabetes)
  • Gelenkschäden (Verschleißerscheinungen) mit orthopädischen Folgen wie zum Beispiel der Indikation einer Kniegelenksprothese (bei 25 Prozent der übergewichtigen Kindern)
  • Schäden an der Wirbelsäule (Haltungsschäden)
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Fettlebererkrankung (bei 30 Prozent der übergewichtigen Kindern)

Übergewicht – ein Teufelskreis? Die psychische Komponente bei Übergewicht

Übergewicht hat nicht nur körperliche Folgen für die Betroffenen, sondern auch psychische Folgen: Übergewichtige Kinder werden aufgrund ihres Gewichts häufig gehänselt und als „Moppelchen“, „Dickerchen“ oder dergleichen beschimpft, aus Spielgruppen ausgeschlossen und im Sportunterricht als letzte Person in ein Team gewählt – Minderwertigkeitskomplexe seitens des übergewichtigen Kindes entstehen. Übergewicht kann dann demnach auch zu Angststörungen, Depressionen und zu Essstörungen führen. Das Essen kann einerseits zum Trost werden, sodass man noch mehr isst und stark übergewichtig wird. Andererseits kann aus der Übergewichtigkeit auch eine Magersucht entstehen, indem man auf Nahrung verzichtet, in der Hoffnung, von den Mitmenschen wieder in soziale Gruppen aufgenommen und nicht mehr gehänselt zu werden. Beide Extremen sind möglich und müssen psychologisch behandelt und betreut werden.

Wie lässt sich Übergewichtigkeit bei Kindern vorbeugen?

Neben gesunder Ernährung sollten die Eltern darauf achten, ihre Kinder mit verschiedenen Sportarten für mehr Bewegung zu begeistern: der Beitritt in einem Fußballverein oder Tennisverein und Ausflüge innerhalb der Familie zum Wandern oder Radfahren lässt die überflüssigen Pfunde nahezu von selbst schmelzen. Ebenso wichtig sind gemeinsame Mahlzeiten: Auch wenn der Alltag stressig ist und die beruflichen Arbeitszeiten in der heutigen Gesellschaft es kaum zulassen, gemeinsam innerhalb der Familie zu speisen, ist es wichtig, wenigstens eine Mahlzeit zu einer festen Uhrzeit zusammen zu verbringen: die gemeinsame Zeit für Essensvorbereitungen und Kochen stärkt die Zuwendung; fehlende Zuwendung kann nämlich oftmals auch Auslöser für den Griff zur Schokolade als Seelentröster und somit zu Übergewicht sein. Unterstützung durch die ganze Familie ist wichtig! Ebenfalls von großer Bedeutung ist es, Bewusstsein für gesunde und ungesunde Lebensmittel zu schaffen: Spielerisch kann zum Beispiel dargestellt werden, wie viele Zuckerwürfel ein Becher Vanillepudding enthält und erklärt werden, was zu viel Körper mit unserem Körper macht. Eltern sollten darauf achten, Ihrem Kind ein gesundes Essverhalten beizubringen und sich dabei auch gesund und vielfältig zu ernähren und möglicherweise das eigene Essverhalten zu überdenken. Denn schon lange ist Essen nicht nur bloße Nahrungsaufnahme, sondern auch Genuss und Sinnlichkeit, Trost und Freude. Ein gesundes Verhältnis zum Essen und sportliche Aktivität machen kleine „Sünden“ wie die Tafel Schokolade von den Großeltern im Hinblick auf die Entstehung von Übergewicht unwirksam.

Denn feststeht: Kinder kommen in der Regel nicht übergewichtig zur Welt, sondern werden übergewichtig gemacht.

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.