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Krampfader am Hoden - Wenn die Venenklappe schwach ist

Kommentar schreiben Aktualisiert am 07. November 2019

Die Varikozele testis, als Synonym auch umgangssprachlich Hodenkrampfader oder Krampfaderbruch bezeichnet, ist die krampfartige Erweiterung des Venengeflechts Plexus paminiformis des Hodens und Nebenhodens. Etwa 20% aller erwachsenen Männer sind betroffen. Bei der Varikozele testis wird zwischen idiopathischer Varikozele und symptomatischer Varikozele unterschieden. Wie entsteht die krampfartige Erweiterung des Venengeflechts? Welche Beschwerden können in Erscheinung treten? Wann wird eine operative Behandlung nötig? Wissenswertes zu dem Thema im folgenden Beitrag.

 

Was ist die Varikozele testis?

 

Die Varikozele testis ist die krampfartige Erweiterung des Venengeflechts Plexus paminiformis im Hodenbereich.Der Plexus paminiformis ist ein Venengeflecht, welches von den Venen des Hodens und Nebenhodens gebildet wird und als Teil des Samenstrangs durch den Leistenkanal verläuft und in die Vena testicularis mündet. 2

 

Aufgrund der fast rechtwinkligen Einmündung der Vena testicularis in die Vena renalis, die im Hinblick auf das Strömungsverhalten ungünstig ist, treten die krampfartigen Erweiterungen des Venengeflechts am häufigsten (90%) am linken Skrotum auf.Eine Varikozele testis tritt zu 2% rechtseitig und zu etwa 8% beidseitig auf.4 Etwa 20% aller erwachsenen Männer sind von einer Varikozele testis betroffen, die Häufigkeit einer Varikozele testis steigt mit zunehmendem Alter. 5

 

Welche Arten gibt es?

 

Bei einer Varikozele testis unterscheidet man zwischen einer primären idiopathischen Varikozele und einer sekundären symptomatischen Varikozele. 6

Bei der primären Varikozele testis handelt es sich um eine Stauung infolge einer Abflussbehinderung, die unter anderem begünstigt wird durch:7

 

  • venöse Klappendefekte (fehlende Venenklappen, Venenklappeninsuffizienz)
  • angeborene „Gefäßschwäche“
  • venöse Abflussstörungen bei erhöhtem hydrostatischen Venendruck
  •  

Eine primäre Varikozele testis ist aufgrund der rechtwinkligen Mündung der Vena testicularis in die Vena renalis meist linksseitig (90%).8 Bei der sekundären Varikozele testis handelt es sich um eine Stauung infolge einer Kompression der Vena testicularis, beispielsweise durch eine Raumforderung im Retroperitonealraum, wie Lymphome oder durch ein postthrombotisches Geschehen. 9

 

Die Folge: der venöse Rückstau in den Plexus pampiniformis, der sich dann als krampfartige Venenerweiterung äußert. 10 Der Unterschied zwischen einer primären (idiopathischen) und einer sekundären (symptomatischen) Varikozele testis: Sobald man sich in die Horizontale begibt, vermindert sich durch die Lageänderung der hydrostatische Druck und die Varikozele testis kann verschwinden, während eine symptomatische Varikozele testis auch bei Lageänderung bestehen bleibt. 11

 

Wie sieht die Einteilung aus?

 

Die Ausprägung der Varikozele testis wird anhand der Klassifikation nach Dubin und Amelar

eingeteilt: 12

 

  • Grad 0: subklinische Varikozele testis, die nur mittels Doppelsonographie diagnostiziert wird
  • Grad 1: nur unter dem sogenannten Valsava-Manöver (= nach tiefer Inspiration erfolgt die maximale Bauchpresse und Anspannung der Expirationsmuskulatur) tastbar
  • Grad 2: unter Ruhebedingungen tastbar, aber nicht sichtbar
  • Grad 3: unter Ruhebedingungen tastbar und sichbar

 

Welche Symptome treten bei eine Varikozele auf?

 

Die Varikozele testis verläuft in der Regel asymptomatisch. 13 Betroffene können manchmal über Missempfindungen, die sich als ein unangenehmes Schweregefühl im Skrotum und/oder als ein Ziehen in der Leiste äußern. 14 Es kommt zu einer initial schmerzlosen Vergrößerung des Skrotums, die durch weitere Größenzunahme Beschwerden bereiten kann.15 Bei etwa 20% der betroffenen Männer mit einer Varikozele testis besteht eine eingeschränkte Fertilität. 16 Im Normalfall werden im Hoden die Spermien 2°C unterhalb der durchschnittlichen Körpertemperatur produziert. Bei einer Varikozele testis erhöht sich die lokale Temperatur durch den Blutstau im Skrotum, sodass vermutet und kontrovers diskutiert wird, dass aufgrund dessen die Fertilität verringert sein kann. 17

 

Diagnostik – Wie sieht die Behandlung aus?

 

Die Diagnose umfasst folgende Schritte: 18

 

  • Inspektion und Palpation im Liegen und Stehen
  • Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung des Venengeflechts Plexus paminiformis bei Varikozele, zur Beurteilung der Nieren, zum Ausschluss von pathologischen Strukturen im Retroperitoneum
  • bei sekundärer Varikozele testis: Bildgebung des Retroperitoneums (CT, MRT), um tumoröse Veränderungen auszuschließen
  • bei Infertilität/Kinderwunsch: Spermiogramm, Bestimmung der Hormone FSH, LH, Testosteron und Prolaktin

 

Wann ist eine Behandlung notwendig?

 

Die Indikation zu einer operativen Therapie wird gestellt bei 19

  • schmerzhaften Varikozelen
  • verminderter Samenqualität bis zur Infertilität
  • kosmetischen Leiden

 

Als geeignete Therapieverfahren zählen unter anderem 20

 

  • mikrochirurgische subinguinale Resektion: Ligation der erweiterten Venen unter Erhaltung der Lymphgefäße und Arteria testicularis (dieses Verfahren weist die niedrigste Rezidiv- und Komplikationsrate auf)
  • offen-chirurgische Verfahren, wie beispielsweise die Operation nach Bernardi mit retroperitonealer hohen Ligatur der Vena testicularis oder der Operation nach Palomo mit Durchtrennung von Arteria und Vena testicularis
  • retrograde Sklerosierung
  • antegrade Varikozelensklerosierung 

 

Generelles Ziel aller Therapieverfahren ist die komplette Unterbrechung des venösen Rückstaus.21 Die Prognose ohne Therapie beinhaltet gegebenenfalls die Beeinträchtigung von Fertilität und Hodenvolumen.22 Zu den Komplikationen der Therapie gehören unter anderem die Hydrozele, die Hodenatrophie sowie die Verletzung des Samenleiters, Ductus deferens.23 Die Therapie der sekundären Varikozele testis richtet sich nach der Beseitigung der Ursache. 24

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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