Krankheiten aus dem Mittelalter Teil 1: Die Pest
Die Pest, eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, ausgelöst durch das Bakterium Yersinia pestis, kostete etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung Mitte des 14. Jahrhunderts das Leben. Im Zeitraum von 1347 bis 1353 hat es schätzungsweise zwischen 20 und 50 Millionen Todesfälle gegeben. Warum die Pest, auch bekannt als der Schwarze Tod, so eine verheerende Folge in der Geschichte der Menschheit haben konnte und warum heutzutage die Pest auch noch in einigen Regionen der Welt vorkommt, können Sie im folgenden Beitrag in Erfahrung bringen: Wissenswertes über die Pest im Mittelalter und heute.
Pest: Die Definition
Die Pest, dessen Bezeichnung sich aus dem lateinischen Begriff „pestis“ ableitet und übersetzt Seuche bzw. Verderben bedeutet, wird durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht. Im eigentlichen Sinne gilt die Pest nicht als eine Krankheit des Menschen, sondern als eine Tierkrankheit: Denn die Bakterien leben in Nagetieren, vor allem in Ratten und werden durch den Rattenfloh, über einen Flohstich, auf den Menschen übertragen. Man spricht von einer Zoonose, eine von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheit. Nachfolgend ist dann die Übertragung von Mensch zu Mensch möglich.
Die verschiedenen Formen der Pest
Die Pest tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Zu den drei Hauptformen zählen die
- Beulenpest (häufigste Form) : Die Beulenpest wird auch Bubonenpest genannt und entsteht durch die Stiche infizierter Flöhe; an den Stellen der Flohstiche entstehen schwarze Flecken, am ganzen Körper entstehen eitrige Beulen
- Pestsepsis: Die Pestsepsis kann primär durch Flohstiche einsetzen oder durch Kontaktinfektionen, indem infiziertes Material durch Hautverletzungen in den Körper eindringt; diese Form kann auch sekundär aus anderen Formen entstehen
- Lungenpest (seltene Form): Die Lungenpest entsteht durch Tröpfcheninfektion (zum Beispiel beim Husten oder Niesen) von Mensch zu Mensch oder im Anschluss durch die Ausbreitung einer Beulenpest; unbehandelt führt sie innerhalb weniger Tage zum Tod; im Mittelalter waren die Überlebenschancen gleich null: man litt an Husten mit blutigem Auswurf, Atemnot bis hin zum Herz- und Lungenversagen
Symptome der Pest
Die Beulenpest ist mit etwa 90 Prozent die häufigste Form der Pest und äußert sich in folgenden Krankheitszeichen:
- hohes Fieber
- Schüttelfrost
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Schwindel
- verschlechterter Allgemeinzustand
- entzündete Lymphgefäße und Lymphknoten schwellen zu bis zu 10 Zentimeter großen schmerzhaften Beulen (sogenannte Bubonen/ Pestbeulen) an und werden eitrig
- bei Ausbreitung der Pestbeulen in die Blutbahn kann eine Blutvergiftung (Pestsepsis) hervorgerufen werden
Die Pest im Mittelalter: Woher kommt die Seuche?
Woher die Pest kam, war den Menschen im Mittelalter noch nicht bewusst, aber viele Theorien existierten: Man ging von schlechten Winden aus, einer Fehlkonstellation von Mars, Jupiter und Saturn oder von verseuchtem Wasser, das die unheimliche Krankheit entstehen ließ. Und auch die Verantwortlichen, die das Wasser verseucht hatten, waren schnell gefunden: Man gab den Juden die Schuld, woraufhin diese in ganz Europa verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Und obwohl es Skeptiker gegeben hat, welche bemerkten, dass auch die Juden an der Pest erkrankten und verstarben, wurden weiterhin viele jüdische Viertel abgebrannt und ausgerottet. Doch die Pest breitete sich weiter aus. Man spricht von einer europäischen Pandemie, einer länder- und kontinentübergreifenden Krankheit. Die Ausbreitung der Pest in Europa erfolgte allem Anschein noch über die Handelswege auf Schiffen: Im Jahre 1347 brach die Pest im Lager der Handels-und Hafenstadt Caffa aus – die Leichen wurden über die Mauern in die Stadt katapultiert und der Schwarze Tod breitete sich über Caffa aus. Die Menschen flüchteten aus Angst nach Italien und verschleppten die Krankheit somit nach Europa. Über die Seewege verbreitete sich die Pest und Länder wie unter anderem Frankreich, England, Deutschland, Dänemark, Schweden, Polen, Finnland und Grönland waren betroffen. Ein Heilmittel gegen die Pest hat es bis dato nicht gegeben, weshalb man die Todesopfer auf 20 bis 50 Millionen Menschen schätzt. Erst nachdem besondere Vorkehrungen wie Isolation und Quarantäne eingeführt worden waren, weil klar wurde, dass die Ausbreitung der Krankheit dadurch eingedämmt werden konnte, und auch ein Zusammenhang zwischen der Pest und dem Schiffsverkehr vermutet worden ist, sodass Reisende aus einer verpesteten Stadt nicht mehr ohne Weiteres leicht einreisen konnten, konnte der Kampf gegen die Seuche allmählich beendet werden.
Aderlass als Gegenmittel?!
Da im Mittelalter kein wirksames Mittel gegen die Pest gefunden war, wurden viele betroffene Menschen häufig zu Ader gelassen. Das bedeutet: dem Patienten wurde eine erhebliche Menge Blut entnommen, indem man – meist in dem Oberam – in eine Vene schnitt. Der Aderlass war seit der Antike ein bekanntes, weit verbreitetes Heilverfahren. Heute ist allerdings belegt, dass nur bei wenigen Krankheitsbildern, nicht aber bei der Pest, eine positive Wirkung erzielt werden kann.
Das Geheimnis um die Pest wird gelüftet
Erst im Jahre 1894 hat ein Schweizer Arzt namens Alexandre Yersin den Pesterreger entdeckt. Das Tückische an dem Erreger ist: Das Bakterium Yersinia pestis wird zunächst von den weißen Blutkörperchen angegriffen und aufgefressen. Im Anschluss daran ist das Bakterium allerdings nicht zerstört, sondern teilt sich weiter und vermehrt sich auch innerhalb der Abwehrzellen – das Immunsystem des Menschen ist effizient ausgetrickst worden. Die Krankheit nimmt ihren Lauf.
Heute ist geklärt, dass die Ratten im Mittelalter das verantwortliche Bakterium in sich trugen und die Übertragung über Flöhe auf den Menschen erfolgte, da sowohl Ratten als auch Flöhe aufgrund der schlechten hygienischen Zustände im Mittelalter zum Alltag gehörten und sich die Krankheit somit ungehindert ausbreiten konnte.
Die Pest heute
Völlig verschwunden ist die Pest heute noch nicht. In einigen Ländern, besonders in Regionen mit niedrigem Hygienestandard, sind gelegentlich kleine Pest-Ausbrüche möglich. Zuletzt war ein Ausbruch der Krankheit auf der Insel Madagaskar im Jahr 2014 gemeldet worden, die allerdings schnell eingedämmt werden konnte. Trotz allem verstarben 79 Menschen.
In folgenden Ländern kommt die Pest immer noch vor:
- Afrika (z.B. in Kongo, Tansania, Madagaskar)
- Asien (z.B. in Russland, Kasachstan, China, Indien, Vietnam)
- Amerika (z.B. in Peru, Südwesten der USA)
Nur durch eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika ist eine Chance auf eine Heilung möglich. Die Mittel Streptomycin, Tetracyclin, Doxycyclin oder kommen bei der Therapie gegen die Pest zum Einsatz. Penicilline sind gegen den Pesterreger nicht wirksam.
Fazit: Die Pest ist eine schwerwiegende Infektionskrankheit, die unbehandelt zum Tod führt. Eine Krankheit, die in Europa wütete und eigentlich der Vergangenheit angehört, aber doch noch gegenwärtig ist.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.