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Krankmacher Großraumbüro: Vor- und Nachteile des neuen Trends

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. Januar 2017

Großraumbüros sollen Geld sparen. Doch tun sie das wirklich? Der Lärmpegel reduziert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit um bis zu 10 %. Motivation und Lust an der Arbeit sinken. Das Konfliktpotential steigt. Der Stresspegel auch. Das schlägt früher oder später auf die Gesundheit. Das kostet den Unternehmer so richtig. Hat ein Beschäftigter den Schnupfen, haben ihn bald alle. Krankheitserreger können sich gut ausbreiten. Abhilfe für Lärm schafft eine schallschluckende Einrichtung. Auch Ausweichräume für Tätigkeiten, die mehr Ruhe benötigen, helfen gegen die Nachteile der „Bürolandschaft“. Arbeitsmediziner wissen, dass eine intelligente Planung die Nachteile vermindert. Oft genug wird sie aber nicht durchgeführt. Spezielle Belastungen gehen von Laserdruckern aus. Wie schädlich sind Großraumbüros für Psyche und Gesundheit? Was können Sie tun, um sich zu schützen?

Welche Vorteile hat ein Großraumbüro?

Der Unternehmer spart bis zu 20 % Baukosten. Als Großraumbüro gilt, was mindestens 400 m2 Fläche hat. Da passen ganz schön viele Arbeitsplätze drauf. Verkauft werden diese Bürolandschaften als idealer Ort, um zu kommunizieren, Ideen und Erfahrungen auszutauschen und vereint am gleichen Projekt zu arbeiten. Nettes Argument, aber: Kommunikation findet meist per Mail statt. Egal, ob man in verschiedenen Zimmern oder 3 Meter voneinander entfernt arbeitet.

Was sind die Nachteile der „Bürolandschaften“?

Am schlimmsten ist der Lärm. Dabei stehen die Gespräche von Kollegen an erster Stelle. Unser Gehirn ist auf Sprachverarbeitung programmiert. Lässt sich ein häufiges Telefonklingeln noch ausblenden, sind wir bei Unterhaltungen in unserer Nähe auch ungewollt ganz Ohr. Die Ablenkung geht auf Kosten der Konzentrationskraft. Das Gebrabbel stört nicht nur. Es verringert die Leistungsfähigkeit um bis zu 10 %. Die Fehlerquote steigt. Umringt von zu vielen Kollegen, Gesprächen und Tastengeklapper leiden die Beschäftigten unter einem Mangel an Konzentration, Motivation und Produktivität. Lärm, Enge, null Privatsphäre und schlechte Luft machen dauergereizt und provozieren Konflikte. In einer australischen Studie wurden internationale Untersuchungen über verschiedene Büroformen analysiert. Ergebnis: Das Großraumbüro wurde zu 90 % als negativ für Gesundheit und Psyche bewertet! Die Angestellten sind deutlich schneller gestresst, haben häufiger Erkältungen und sind weniger produktiv.

Welche Auswirkungen haben Großraumbüros auf die Psyche?

Es ist laut. Es ist eng. Und es fehlt jegliche Privatsphäre. Jeden Moment ist man den Blicken seiner Kollegen ausgeliefert. Man sitzt wie auf einem Präsentierteller. Brauchte man früher noch eine Autorität als Kontrollorgan, kontrolliert sich die Arbeitsgruppe jetzt selbst. Mobbing eingeschlossen. Wie oft holt sich wer einen Kaffee, geht aufs Klo oder wird beim Checken seiner Privatmails mit Argusaugen beobachtet. Die Glaswände zum Flur verraten auch jedem anderen, ob die Ameisentruppe hinter ihren kleinen Schreibtischen auch reibungslos funktioniert. Frustrierend ist die Gleichmacherei in Punkto Raumtemperatur. Der eine ist verfroren, der andere schwitzt. Wie soll die Klimaanlage nun eingestellt werden? Die Beschäftigten sitzen in einem Käfig mit Durchschnittstemperatur, ohne Recht auf die Anpassung an die eigenen Bedürfnisse. Das schlägt jedem früher oder später aufs Gemüt. Das Ganze wird noch verschärft durch Dauerlärm und Reizüberflutung. Die Bürolandschaft ist keine Erlebniswelt mit netter Teambildung. Sie schafft ungünstigste Arbeitsbedingungen und senkt Freude, Motivation und Leistung.

Wie wirken Großraumbüros auf die Gesundheit?

In Großraumbüros gibt es fast doppelt so viele Fehlzeiten als in kleineren Büro-Einheiten. Das fanden schwedische Wissenschaftler in einer Studie über den Zusammenhang zwischen Bürogröße und Krankenstand fest. Dafür gibt es viele Gründe: Die Reizüberflutung, das Kunstlicht und vor allem der Lärmpegel setzen das Nervensystem ohne Pause unter Strom. Aus Gereiztheit wird Aggression, aus innerer Unruhe chronischer Stress. Folgen sind Schlafstörungen, Magenbeschwerden, Rückenleiden und Bluthochdruck. Krankheitserreger können sich in dem großen, eng besetzten Umfeld bestens ausbreiten. Die Ansteckungsrate ist entsprechend groß. Um den Beschäftigten vor einem zu hohen Lärmpegel zu schützen, wurde in der Arbeitsstättenverordnung die Lärmgrenze auf 55 Dezibel für Büros festgesetzt. Sie ist inzwischen wieder gestrichen worden, warum auch immer. Oft herrschen Lautstärken von 70 Dezibels, so laut wie ein Rasenmäher. Konzentration und Leistung sind eingeschränkt. Dem folgen Kopfschmerzen und andere stressbedingte Krankheiten. Dazu kommen die schlechte Luft, auch durch die mehr oder weniger unangenehmen Mund- und Körpergerüche der Kollegen. Laut einer Studie der Uni Jena, in der Raumklimaforscher den Zusammenhang zwischen Raumluft, Leistungsfähigkeit und Gesundheit untersuchten, schlagen die persönlichen Ausdünstungen der Mitarbeiter mehr auf den Magen als belastende Baustoffe oder Elektrosmog.

Was kann man gegen den Lärmpegel tun?

Für schwierige Arbeiten sollte ein Ausweichraum zur Verfügung stehen. Falls nicht, könnte mit Hinweisschildern „Bitte nicht stören“, einer Telefonumleitung und Ohrstöpseln etwas Freiraum für anstrengende geistige Arbeit geschaffen werden. Laute Geräte sollten in einen Extraraum untergebracht oder leisere angeschafft werden. Raumwände mit schallabsorbierenden Substanzen, Teppich- und Kunststoffböden schlucken den Schall. Pflanzen sorgen für Atmosphäre, Sicht- und Schallschutz.

Welche besonderen Belastungen entstehen durch Laserdrucker?

Laserdrucker sondern feinste Staubteilchen ab. Sie enthalten giftige Schwermetalle. In die Raumluft gelangen sie beim Drucken oder aus der Kartusche, die den Toner enthält. Prof. Dr. Witt, Leiter der Pneumologischen Onkologie der Berliner Charité, verweist auf mögliche Gesundheitsschäden wie Husten, tränende Augen, eine laufende Nase oder Kopfschmerzen. In einer Studie an der Uni Queensland zeigten sich bei 1000 Probanden, die Druckerfeinstaub ausgesetzt wurden, nach kurzer Zeit Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und starke Müdigkeit. Der Feinstaub konnte sogar in Körperzellen der Probanden nachgewiesen werden. Freiburger Umweltmediziner unter Leitung von Prof. Mersch-Sundermann haben im Labor die Wirkung von Toner-Feinstaub auf menschliches Lungengewebe untersucht. Schon nach einer Stunde hatten sich die Zellen so verändert, wie sie es bei einer fehlerhaften Teilung tun. Das heißt auf Deutsch: Tonerstaub kann das Erbgut schädigen und stellt deshalb ein Krebsrisiko dar!

Wie kann man sich dagegen schützen?

Laserdrucker sollten mindestens 5 Meter vom Arbeitsplatz entfernt sein. Besser ist ein extra Raum mit Belüftung. In die Geräte sollten Filter und Schutzgehäuse, in die Klimaanlage Feinstaubfilter eingesetzt werden. In Räumen mit Laserdruckern, -faxgeräten und Kopierern nicht essen, trinken oder rauchen! Nicht benötigte Geräte ausschalten, da sie auch im Standby noch die Raumluft belasten können. Moderne Geräte verwenden und sie regelmäßig von Fachpersonal warten lassen. Kartuschenwechsel mit Handschuhen und Staubmaske vornehmen. Staubarmes Papier verwenden. Das bedruckte Papier beim Umblättern nicht anlecken! Kinder, Kranke und Schwangere sollten sich von Laserdruckern fernhalten. Auch das Lungengewebe des Embryos soll schon durch den Feinstaub belastet werden können. Wenn es möglich ist, auf Tintenstrahldrucker umstellen.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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