Lebensbedrohung durch Herzflimmern – Symptome schnell erkennen
Herzflimmern – oder Kammerflimmern – ist eine schwere Herzrhythmusstörung, die sofortige Erste-Hilfe Maßnahmen bedarf und lebensbedrohlich werden kann. Was versteht man unter Herzflimmern? Und was ist der Unterschied zu einer normalen Herzrhythmusstörung? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Anatomie und Physiologie des Herzens
Das menschliche Herz, lateinisch Cor, ist ein muskulöses Hohlorgan und das zentrale Organ des Blutkreislaufs, welches die Funktion einer Druck- und Saugpumpe hat. Es pumpt innerhalb einer Minute ungefähr fünf bis sechs Liter Blut durch den menschlichen Körper und stellt einen Teil des kardiovaskulären Systems dar. Da das Herz durch zwei hintereinander geschaltete Kreisläufe angetrieben wird, unterscheidet man funktionell das sogenannte „rechte Herz“ vom sogenannten „linken Herz“, welche durch die Herzscheidewand, das Septum, voneinander getrennt sind. Die beiden Herzhälften wiederum setzen sich aus einem Vorhof, lateinisch Atrium, und einer Herzkammer, lateinisch Ventriculus, zusammen:
- rechter Vorhof: Atrium dextrum
- rechte Kammer: Ventriculus dexter
- linker Vorhof: Atrium sinistrum
- linke Kammer: Ventriculus sinistrum
Das „rechte Herz“ hat die Aufgabe, das sauerstoffarme Blut über den sogenannten „kleinen Kreislauf“, den Herz-Lungen-Kreislauf, zu den Lungen zu pumpen, von wo aus es mit Sauerstoff angereichert wird. Das „linke Herz“ pumpt das nun sauerstoffreiche Blut durch den sogenannten „großen Kreislauf“, den Körper-Kreislauf, zu den einzelnen Organen.
Häufigste Herzrhythmusstörung: Vorhofflimmern
Rund eine Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Vorhofflimmern – Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen und kommt zustande, wenn sich die Vorhöfe aufgrund der fehlerhaften Ausbreitung der Herzströme nicht mehr richtig zusammenziehen und nur noch unkoordiniert zucken. Bei Vorhofflimmern kann dadurch eine Herzschlagfolge von 150 Schlägen pro Minute erfolgen – der Normalzustand wäre 70 Schläge pro Minute. Die Folge: Der Herzmuskel wird zunehmend belastet, die Pumpleitung des Blutes ist reduziert und die Leistungsfähigkeit des Betroffenen ist eingeschränkt.
Risikopatienten für Vorhofflimmern sind:
- Betroffene mit einer bereits bestehenden Herzkrankheit (Erkrankung der Herzkranzgefäße, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen)
- hoher Blutdruck
- Diabetes mellitus
- Übergewicht
Nahezu bewegungslose Herzvorhöfe können zur Bildung von Gerinnsel an der Herzwand führen. Diese können wiederum durch den Blutstrom ins Gehirn gelangen und Hirnschläge auslösen oder Arterien des Magen-Darm-Trakt verstopfen, sodass Darmabschnitte absterben können.
Vorhofflimmern ist im Gegensatz zu Kammerflimmern, umgangssprachlich Herzflimmern, allerdings nicht lebensbedrohlich, wenn es dauerhaft – beispielsweise durch Medikamenteneinnahme – therapiert wird.
Was ist Kammerflimmern?
Bei Kammerflimmern, beziehungsweise Herzflimmern, ist das Herz nicht mehr in der Lage, Blut zu pumpen, wodurch die Betroffenen innerhalb weniger Sekunden bewusstlos werden - eine Rhythmusstörung, die von den Herzkammern ausgeht und innerhalb weniger Minuten zum Tod führen kann. Man spricht vom plötzlichen Herztod. Im Normalfall kontrahieren die Muskelzellen der Herzkammern 60 bis 80 mal pro Minute. Das gesammelte Blut der Herzkammern wird so in den Kreislauf gepumpt, zwischen den Herzschlägen füllen sich die Kammern dann erneut mit Blut.
Die Ursache für Kammerflimmern ist immer eine Schädigung des Herzmuskels – zur häufigsten Ursache zählt man eine Koronare Herzkrankheit (KHK) oder einen akuten Herzinfarkt.
Der Begriff Koronare Herzkrankheit (KHK) steht für eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels, die als Folge verengter Koronararterien – aufgrund von Fett- oder Kalkablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose) – zustande kommt. Dies führt dazu, dass der Herzmuskel hinter der Verengung nicht ausreichend mit Blut versorgt wird. Das Gefäß wird stark geschädigt und verliert die Fähigkeit sich auszudehnen. Risikofaktoren, die eine koronare Herzkrankheit begünstigen, sind beispielsweise:
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- Bluthochdruck
- hohe Cholesterinwerte
- Diabetes mellitus
- Bewegungsmangel
- Stress
Behebt man die oben genannten Risikofaktoren nicht, verengen die Ablagerungen die Herzkranzgefäße bei fortschreitender KHK zunehmend. Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und der plötzliche Herztod können mögliche Nachwirkungen dieser Krankheit sein.
Symptome von Kammerflimmern
Folgende Symptome werden durch das Kammerflimmern verursacht und treten kurz vor einem Herz-Kreislauf Zusammenbruch ein:
- Schmerzen im Brustkorb
- Schwindel
- Übelkeit
- Herzrasen
- Kurzatmigkeit
- Benommenheit
Die Symptome entsprechen den Symptomen eines Herzstillstands. Die Patienten werden innerhalb weniger Sekunden bewusstlos und sofern nicht binnen drei Minuten der Zustand des Kammerflimmerns behoben wird, entstehen Hirnschäden, die nicht reversibel sind.
Erste-Hilfe bei Kammerflimmern
Das Kammerflimmern ist ein lebensbedrohlicher Notfall und muss dahingehend auch so behandelt werden: Die Erste-Hilfe-Maßnahme ist eine Mund zu Mund Beatmung sowie eine Herzmassage, um den minimalen Kreislauf aufrecht zu erhalten. Parallel dazu ist eine Elektroschocktherapie mit einem speziellem Gerät, einem Defibrillator, notwendig. Damit wird versucht, das Herz im wahrsten Sinne des Wortes „auf 0 zurück zu setzen“, in der Hoffnung, es so wieder in einen normalen Herzrhythmus zu versetzen.
Auf die Brust werden zwei selbstklebende und Strom leitende Elektroden geklebt. Mit einem Gerät, das an diese Elektroden angeschlossen wird, wird ein kurzer Stromstoß an den Körper abgegeben. Alle Muskelzellen des Herzens werden kurzfristig erregt. Man erhofft sich davon, dass das Herz wieder einen normalen Herzrhythmus generieren kann. Leider ist dieser Versuch nicht immer mit Erfolg verbunden.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.