Leinöl: ein besonders gesundes Geschenk der Natur
Ein besonders wertvolles, vielseitiges und gesundes Lebensmittel, begehrter Inhaltsstoff in Kosmetika und Seifen und dazu auch noch ein natürlicher Handwerkshelfer – all das ist Leinöl, gerne auch „flüssiges Gold“ genannt. Was steckt drin in diesem hochwertigen Pflanzenöl, was kann es und wie sollte es verwendet, dosiert und gelagert werden?
Was ist Leinöl und wofür wird es verwendet?
Leinöl (auch Leinsamenöl genannt) wird aus Leinsamen gewonnen, also aus den Samen der Flachspflanze. Es wird als Nahrungsmittel, als Inhaltsstoff in Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln (z.B. als Kapseln) sowie als Inhaltsstoff in Kosmetika und für die Herstellung von Seifen genutzt.
Das Öl kann zur Zubereitung von (kalten) Speisen verwendet werden, etwa in Salaten oder untergerührt in Joghurt oder Quark. Für medizinische Zwecke und zur Erhaltung der Gesundheit wird es häufig löffelweise pur eingenommen. Kosmetische Produkte mit natürlichem Leinöl versprechen oft eine verjüngende, erfrischende und aufbauende Wirkung auf die Haut, da Leinöl besonders viel Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthält. Ob diese positiv auf die Haut wirken, ist allerdings noch nicht belegt.
Daneben nutzt man Leinöl auch für handwerkliche und technische Zwecke, etwa als Grundierung und Binde- und Beschichtungsmittel. Leinöl eignet sich hervorragend als natürliches Holzschutzmittel; es wurde bereits vor Jahrhunderten für die Imprägnierung von Holz und Terracotta und darüber hinaus auch im Geigenbau vielfach verwendet.
Wie Leinöl hergestellt wird?
Leinöl, das als Lebensmittel und für pharmazeutisch-medizinische und kosmetische Zwecke genutzt wird, ist immer kalt gepresstes Öl, während heiß gepresste und raffinierte Öle für technische und handwerkliche Zwecke verwendet werden. Bei der Heißpressung und der Raffination verliert das Öl die meisten seiner wertvollen Inhaltsstoffe und ist als Lebensmittel und medizinisch-pharmazeutischer Inhaltsstoff nicht mehr geeignet.
Kalt gepresstes Leinöl gewinnt man durch behutsame Pressung des Leinsamens durch eine sogenannte Schneckenpresse. Bevor das Öl verwendet wird, entfernt man noch die Schwebstoffe. Nur kalt gepresstes Leinöl kann eine sehr gute Qualität als Lebensmittel aufweisen, da bei der Kaltpressung durch den geringen Druck und die niedrige Temperatur die Inhaltsstoffe besonders schonend aus der Leinsaat gelöst werden. Somit bleiben die wertvollen und gesundheitsförderlichen Eigenschaften des Leinöls erhalten.
Einige hochwertige Leinöle, die auf den Markt kommen, tragen die Bezeichnung „Oxyguard“ oder „Omega Safe“. Das bedeutet, dass das Öl garantiert kalt gepresst wurde und die Herstellung zudem in einer besonderen Schutzatmosphäre erfolgt ist. Dabei verhindert ein spezielles Verfahren einen unerwünschten Oxidationsprozess; das gewonnene Leinöl kann dadurch nicht mit dem Sauerstoff in der Luft oxidieren und behält seine frische Farbe und den aromatischen Geschmack.
Wie Leinöl aussieht und schmeckt?
Kalt gepresstes Leinöl hat immer eine goldgelbe Farbe, heiß gepresstes dagegen neigt eher zu einer bräunlich-gelben Färbung. Raffiniertes Leinöl ist manchmal sehr hellgelb, manchmal auch eher goldgelb.
Frisches, pures Leinöl hat ein ausgeprägt nussiges Aroma und duftet leicht nach Heu. Wird es zu lange gelagert, kann es einen fischigen Geruch entwickeln schmeckt dann ziemlich ranzig. Man sollte es dann nicht mehr verzehren, kann es aber noch sehr gut für handwerklich-technische Zwecke verwenden.
Leinöl als Lebensmittel: die Inhaltsstoffe?
Dass Leinöl viele positive Effekte auf die menschliche Gesundheit hat, wurde bereits in mehreren Hundert wissenschaftlichen Studien erforscht.
In erster Linie ist das Öl wegen seines besonders hohen Anteils an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) so wertvoll. Dabei gehört es zu den ganz wenigen Ölen, bei denen der Anteil der Omega-3-Fettsäuren höher ist als der der Omega-6-Fettsäuren. Normalerweise haben die Fette aus Getreidearten einen deutlich höheren Anteil an Omega-6-Fettsäuren.
Die Omega-3- und die Omega-6-Fettsäuren gehören zu den lebenswichtigen essenziellen Fettsäuren, das bedeutet, der Körper kann sie nicht selbst herstellen, sodass sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Omega-3-Fettsäuren enthalten die biologisch besonders aktiven und hochwertigen Säureformen EPA (Eicopentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sowie die ebenfalls wichtige Alpha-Linolensäure (ALA), eine Vorstufe von EPA und DHA. Diesen Fettsäuren werden besonders vielfältige gesundheitsfördernde Effekte zugesprochen.
Natürliches Leinöl ist außerdem reich an Lecithin und Eiweiß, dem Provitamin A und den Vitaminen B1, B2, B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure), B6, B9 (Folsäure) C, D, E und K. Außerdem enthält es reichlich Mineralstoffe und Spurenelemente (Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Zink, Jod, Kupfer, Natrium). Nicht zuletzt wirken im Leinöl antioxidative Substanzen wie die hormonartigen Naturstoffe Lignane. Sämtliche Inhaltsstoffe des Leinöls sind für ihre gesundheitserhaltenden und -fördernden Eigenschaften bekannt.
So wirkt Leinöl auf die Gesundheit
Wegen der genannten Inhaltsstoffe, allen voran dem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, soll Leinöl bei vielen Erkrankungen und gesundheitlichen Störungen helfen. Leinöl, am besten täglich pur eingenommen, wird empfohlen zur Stärkung von Herz und Kreislauf, bei Gefäßerkrankungen, Einschränkungen der Sehkraft sowie zur Stärkung der Gehirnfunktionen. Erwiesenermaßen kann Leinöl die Blutfett-, Blutdruck- und Blutzuckerwerte regulieren und wird häufig – unter ärztlicher Beobachtung – unterstützend eingesetzt, um den Cholesterinspiegel nachhaltig zu senken. Zudem kann Leinöl wegen seiner antientzündlichen Wirkung u.a. Arthrose- und Rheumabeschwerden mildern und auch helfen, diesen vorzubeugen. Auch bei Venenentzündungen, Störungen der Nierenfunktion sowie bei Allergien wird Leinöl häufig als natürliches Heilmittel eingesetzt.
Zweifel an der positiven Wirkung wurden ausgeräumt
Die positiven Effekte des Leinöls auf die Gesundheit wurden vor einigen Jahren in Zweifel gezogen, als Stiftung Warentest in einer Untersuchung von 25 angeblich hochwertigen Speiseölen auch minderwertiges Leinöl fand. Doch wurde bereits in der Studie selbst erwähnt, dass die gefundenen Mängel vor allem durch Schadstoffe zustande kamen, die bei der unsachgemäße Herstellung in das Öl gelangt waren und es verunreinigten. Das Fazit daraus lautet, dass Leinöl an sich nicht gesundheitsschädlich ist, jedoch beim Kauf stets besonders auf einwandfreie Qualität geachtet werden sollte. Alle Leinöle, die bei der besagten Stiftung-Warentest-Untersuchung als „gut“ klassifiziert wurden, waren Bio-Produkte. Schon das zeigt, dass es empfehlenswert ist, Leinöl-Produkte aus garantiert ökologischem Anbau zu wählen.
Wieviel Leinöl sollte man verzehren?
Zur Erhaltung der allgemeinen Gesundheit halten Experten es für ausreichend, täglich etwa 10 g Leinöl (etwa 1 – 2 Esslöffel) zu sich zu nehmen; damit ist normalerweise der Tagesbedarf eines Erwachsenen an Omega-3-Fettsäuren gedeckt. Besonders empfohlen wird die Einnahme Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, da sie auf Fleisch und Fisch verzichten, die besonders gute Omega-3-Quellen sind.
Zur unterstützenden Behandlung von speziellen gesundheitlichen Störungen sollte vor der regelmäßigen Einnahme von Leinöl der Arzt befragt werden.
Verwendung von Leinöl in der Küche
Leinöl sollte niemals zum Braten oder Kochen, sondern nur in kalten Speisen (oder allenfalls als Zugabe zu erwärmten Gerichten) verwendet werden. Der nussige Geschmack des Leinöls passt besonders gut zu Joghurt, Müsli und (Kräuter-)Quark, Salaten, Gemüse, Käse und Fisch. Speisen aus Milchprodukten halten sich insbesondere im Sommer länger, wenn man ihnen etwas Leinöl zugibt.
Wichtig: Leinöl richtig lagern!
Nur bei einer sachgerechten Lagerung bleibt die Qualität von Leinöl erhalten. Die reichlich enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren mögen nämlich weder Licht noch Wärme. Wird Leinöl also zu warm und zu hell gelagert, wird es schnell ranzig und ungenießbar. Am besten ist es, man kauft ein hochwertiges (Bio-)Leinöl in einer dunklen Flasche und lagert es dunkel und kühl, dann hat es – in der geschlossenen Flasche – eine Haltbarkeit von etwa zwei Monaten ab Herstellungsdatum. Ist die Flasche einmal geöffnet, hält sich das Öl, richtig gelagert, noch etwa zwei bis drei Wochen. Manche stellen die geöffnete Flasche in den Kühlschrank (bei ca. 4 °C) oder legen sie sogar ins Tiefkühlfach – aufgrund seines niedrigen Schmelzpunktes verträgt es Temperaturen von bis zu -20°C. Andere raten davon ab, da das Öl im Kühlschrank nach einigen Tagen einen bitteren Geschmack annehmen könne. Am besten ist es sicherlich, das Leinöl, einmal angebrochen, möglichst schnell zu verbrauchen.
Achtung: Leinöl ist besonders brennbar!
Bei der handwerklichen Verwendung von Leinöl sollte stets auf die besondere Brennbarkeit des Öls geachtet werden. Denn Leinöl kann sich schon bei Raumtemperatur leicht selbst entzünden. Somit könnten Pinsel oder Lappen, die mit Leinöl getränkt wurden, schnell in Brand geraten! Deshalb sollten Pinsel oder Lappen, wenn sie mit Leinöl in Kontakt gekommen sind, auf brandsicheren Flächen ausgebreitet und getrocknet werden. Man kann sie auch gefahrlos in einem luftdichten Behältnis aufbewahren.
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Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.