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Führen Leistenschmerzen automatisch zum Leistenbruch?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 26. März 2020

Schmerzen in der Leiste - also zwischen Unterleib, Hüfte und Oberschenkel – können viele Ursachen haben. Ein Ziehen oder Druckgefühl in der Leiste kann unter anderem Hinweis auf einen Leistenbruch sein. Aber auch Harnsteine, Überlastung durch Sport, Hüftprobleme, Hodenveränderungen beim Mann oder geschwollene Lymphknoten zählen zu den häufigen Ursachen bei Leistenschmerzen. Was steckt hinter Leistenschmerzen? Wie wird die richtige Diagnose gestellt? Alles rund um das Thema Leistenschmerzen im folgenden Beitrag.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Was sind Leistenschmerzen? 

Die meisten Patienten verbinden Schmerzen in der Leiste mit dem Hüftgelenk und suchen einen Orthopäden auf, anstatt sich der hausärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Doch nicht unbedingt steckt eine Erkrankung des Hüftgelenks dahinter. Leistenschmerzen können sich als starke, stechende, bewegungseinschränkende Schmerzen in der Leistengegend äußern, die sowohl einseitig als auch beidseits auftreten können. Auch können Leistenschmerzen aufgrund eines auslösenden Ereignisses zurück zuführen sein, beispielsweise einer falschen Bewegung. Gelegentlich kann es aber auch zu einer langsamen Schmerzbildung, die zunehmend werden kann, führen.

Ursachen für Leistenschmerzen 

Die häufigste und vermutlich bekannteste Ursache für Leistenschmerzen ist ein Leistenbruch (Leistenhernie). Die Leistenregion ist eine Schwachstelle im menschlichen Körper. Durch eine Lücke/ Schwachstelle der Bauchwand (=Bruchlücke) im Bereich der Leiste kommt es zur Ausstülpung des sogenannten parietalen Bauchfells (=Bruchsack) gegebenenfalls mit intraabdominellen Strukturen (=Bruchinhalt) wie zum Beispiel einer Darmschlinge. Aufgrund der geschlechtsspezifischen anatomischen Unterschiede der Leistenregion/des Leistenkanals sind Männern deutlich häufiger betroffen als Frauen. Klinische Beschwerden sind: Druckgefühl, Schmerzen und/oder einer Vorwölbung im Bereich der Leiste. Da Leistenbrüche nicht spontan ausheilen können, sollten sie operativ verschlossen werden. Hierzu stehen sowohl konventionelle als auch laparoskopische Operationsmethoden zur Verfügung. Operationen von Leistenbrüchen zählen zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen in Deutschland. Die Komplikationen eines unbehandelten Leistenbruches sind: Einklemmung (Inkarzeration) von beispielswiese Darmanteilen, folglich: Ischämie und Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des inkarzerierten Darms sowie die Entstehung eines mechanischen Darmverschlusses (Ileus). Eine inkarzerierte Hernie ist immer die Indikation zur Notfall-Operation. Je schneller behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Leistenbrüche gehören somit zu den potentiell gefährlichen und in diesem Zusammenhang sehr bedeutsamen Ursachen von Leistenschmerzen.

Andere Ursachen für Leistenschmerzen können sein:

  • Arthrose oder Arthritis: bei einer Hüftgelenksarthritis leidet der Betroffene einen Ruheschmerz, welcher sich bei Bewegung verschlimmert und unerträglich werden kann. Bei einer klinischen Untersuchung fallen Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen bei der Rotation des Hüftgelenks auf – die Leiste selbst ist klinisch unauffällig
  • Ureterstein: Verengungen im distalen Drittel des Harnleiters können zu Leistenschmerzen führen. Hierbei sind die Schmerzen nicht bewegungs- oder lageabhängig, auch die klinische Untersuchung der Leiste ist unauffällig. Im Ultraschall kann man vermutlich einen Harnstau oder Nierensteine erkennen.
  • Veränderung der Gefäße: Im Bereich der Vena saphena magna können Leistenschmerzen aufgrund einer Insuffizienz der Venenklappen auftreten.
  • Erkrankungen im Urogenitalbereich: Harnwegsinfekt oder Prostatitis sind entzündliche Erkrankungen, die ausstrahlende Schmerzen bis in die Leiste verursachen können und für Lymphknotenschwellungen verantwortlich sein können.
  • Hodenveränderungen: Pendelhoden, Hydrozele oder Varikozele können Leistenschmerzen verursachen.
  • Gynäkologische Erkrankungen: Leistenschmerzen können auch eine gynäkologische Ursache haben, zum Beispiel eine Raumforderung im kleinen Becken oder eine Endometriose oder Eileiterschwangerschaft.
  • Schwellung in der Leiste: Schwellungen in der Leiste durch entzündlich veränderte Lymphknoten können Leistenschmerzen machen. Auch Abszesse, meist im Bereich einer Haarwurzel oder einer Schweißdrüse, können Leistenschmerzen auftreten lassen. Eine Schwellung in der Leiste kann natürlich auch immer auf einen Leistenbruch hindeuten. Neben der klinischen Untersuchung – die Schwellung beim Leistenbruch ist nämlich meistens reponierbar, Lymphknoten und Abszesse dagegen nicht – kann eine Ultraschalluntersuchung Auskunft geben.
  • Muskelzerrung: Bei intensiver Belastungen (zum Beispiel Fußballspiel) oder im Rahmen einer Verletzung können Zerrungen im Bereich des Leistenbandes Schmerzen und Druckschmerz in der Leiste auslösen.

Diagnostik bei Leistenschmerzen 

Mit Hilfe von Anamnesegespräch und körperlicher Untersuchung kann der behandelnde Arzt die richtige Diagnose stellen. In einem Anamnesegespräch werden Fragen wie

  • Treten die Leistenschmerzen in Ruhe oder bei Belastung auf?
  • Sind die Leistenschmerzen nur auf einer Seite oder beidseits vorhanden?
  • Sind die Leistenschmerzen im Stehen oder im Liegen stärker?

 

an den Patienten gestellt.

Die klinische Untersuchung richtet sich aus den Erkenntnissen der Anamnese und ermittelt Folgendes:

  • Druckschmerz bei Palpation (Betasten)?
  • Tastbare Veränderung?
  • Symptome bei Rotation im Hüftgelenk?
  • Veränderung beim Husten oder beim Pressen?

 

Die Anwendung von Ultraschall als bildgebendes Verfahren kann offene Fragen zum Ausschluss klären, wie

  • Lymphknoten?
  • Darmschlinge?
  • Abszess?

Leistenschmerzen bei Kindern 

Ein Leistenbruch kann auch bei Babys und Kindern auftreten. Häufig sind Kinder allerdings nicht in der Lage, den Schmerz zu lokalisieren, sondern reagieren mit „Weinen vor Schmerzen“. Sofern die Eltern eine „Beule“ im Bereich der Leiste oder des Hodens feststellen oder eine Berührungsempfindlichkeit auch ohne „Beule“ zu beobachten ist, sollte das Kind umgehen in ein Krankenhaus gebracht werden. Es könnte sich bereits um eine beginnende Inkarzeration handeln, sodass schnelles Handeln notwendig ist.

Leistenschmerzen bei Schwangeren 

Es ist nicht selten, dass Frauen während der Schwangerschaft unter Schmerzen in der Leiste leiden. Der Grund hierfür ist, dass sich das Muskelgewebe im Beckenbereich, hormonell bedingt, lockert, was völlig normal ist. Schwangere Frauen empfinden dann beim Gehen, beim Treppensteigen oder bestimmten Bewegungen Leistenschmerzen. Auch wenn es sich um einen natürlichen, hormonell bedingten, Vorgang handelt, ist die Mitteilung an den Gynäkologen zu empfehlen.

Vorbeugung 

Leistenschmerzen lassen sich tatsächlich, wenn auch nur bedingt, vorbeugen! Ganz besonders lässt sich ein Leistenbruch vorbeugen, wenn vorbeugende Maßnahmen getroffen werden:

  • Muskeln schonen und kräftigen
  • gesund ernähren: Übergewicht wird abgebaut/vermieden und Verstopfung vorgebeugt (Probleme mit der Verdauung und das damit verbundene zwanghafte Pressen belasten nämlich die Leistengegend)
  • Sport treiben zur Kräftigung der Muskeln
  • Richtige Körperhaltung im Alltag und auch bei schwerem Heben

 

Komplett verhindern kann man die Ursachen für Leistenschmerzen, da diese so unterschiedlich sind, natürlich nicht. Insgesamt lässt sich sagen: Alles, was jemanden vor Leistenschmerzen bewahrt, ist auch für den gesamten Körper gut und von Vorteil.

 

Was ist ein Leistenbruch? Bei einem Leistenbruch, auch als Leistenhernie oder Inguinalhernie bezeichnet, handelt es sich um einen Eingeweidebruch, welcher in der Leistenregion vorliegt. Dieser kann sowohl angeboren – diese Form tritt bei etwa drei Prozent aller Kinder auf – als auch erworben sein. Der Leistenbruch zählt zu den am häufigsten chirurgischen Erkrankungen des Menschen – jedes Jahr kommt es bei 0,5 Prozent der Bevölkerung zu einer Neuerkrankung. Besonders betroffen sind hierbei zu 80 Prozent die Männer. Durch eine sogenannte Bruchpforte, die eine Schwachstelle bzw. Lücke in der Bauchdecke darstellt, können bei einem Leistenbruch Teile der Eingeweide, wie zum Beispiel Teile des Darms aus der Bauchhöhle hindurchtreten, obwohl diese noch vom Bauchfell, dem im medizinischen Sprachgebrauch bezeichneten Peritoneum, eingeschlossen sind. Diese durch die Bruchpforte hervorgetretenen Teile der Eingeweide werden auch als Bruchinhalt bezeichnet. Eine sackartige Ausstülpung entsteht, welche von außen sichtbar sowie tastbar ist.

Ursachen von Leistenbrüchen 

Die Entstehung einer Hernie ist darin begründet, dass eine Schwachstelle in der Bauchdecke im Bereich des Leistenkanals vorliegt, welche verschiedene Ursachen haben kann. Bei einem angeborenen Leistenbruch besteht diese Schwachstelle von Geburt an, aufgrund eines unvollständigen inneren Verschlusses der Bauchwand während der Embryonalentwicklung. Ein erworbener Bruch entsteht in der Regel im höheren Alter. Hierfür verantwortlich können folgende Ursachen sein:

  • Angeborene Bindegewebsschwäche
  • Vorangegangene Operationen können die Bauchdecke aufgrund der Narbenbildung geschwächt haben

 

Durch schweres Heben, Husten / Pressen, Schwangerschaft, Übergewicht kann die Entstehung einer Leistenhernie begünstigt werden.

Symptome 

Typischerweise bemerkbar kann sich ein Leistenbruch durch eine Vorwölbung bzw. Schwellung im Bereich der Leiste machen – im Normalfall lässt sich diese Vorwölbung wieder gut zurück „drücken“. Besonders abends oder nach schwerer körperlicher Belastung kommt die Schwellung deutlicher zum Vorschein. Weitere „Beschwerden“ können sein:

  • Ein Druckgefühl auf der betroffenen Seite
  • Ziehende Schmerzen in der Leistenregion
  • Ausstrahlende ziehende Schmerzen beim Mann bis in den Hodensack
  • Ausstrahlende ziehende Schmerzen bei der Frau bis in die Schamlippe

 

Die für den Leistenbruch typisch ziehenden Schmerzen können zunehmen, wenn der betroffene Bereich abgetastet wird oder sich der Druck im Bauchraum erhöht. Zu einer Druckerhöhung kann es kommen durch:

  • Husten/ Niesen
  • Pressen beim Stuhlgang
  • Körperlicher Anstrengung: schweres Heben

 

Oftmals ist es auch möglich, dass die betroffenen Menschen keine Schmerzen bzw. Beschwerden erfahren, weswegen bei vielen Menschen ein Leistenbruch vorerst unbemerkt bleibt.

Komplikationen 

In den meisten Fällen ist ein Leistenbruch ungefährlich und kann elektiv operativ behandelt werden. Zu Komplikationen kann es führen, wenn es sich um eine relativ kleine Bruchpforte handelt und der Bauchinhalt, wie beispielsweise Teile des Darmes eingeklemmt sind und nicht wieder in die Bauchhöhle zurückgedrückt werden können. In diesen Fällen spricht man von einer inkarzerierten Hernie, welche eine Notfallsituation darstellt und umgehend operativ behoben werden muss, damit das eingeklemmte Gewebe nicht abstirbt, sprich nekrotisch wird, da die Durchblutung vermindert oder ganz unterbunden ist. Darüber hinaus kann es auch zu einem Darmverschluss (Ileus) führen oder zu einem Darmdurchbruch, welche in eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung münden kann.

Diagnostik beim Leistenbruch 

Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung kann der zu behandelnde Arzt einen Leistenbruch feststellen, indem er die Leistenregion untersucht während der Patient aufgefordert wird zu husten oder zu pressen – eine Vorwölbung macht sich in dem Fall erkennbar. Weiterhin wird abgetastet, ob sich diese Vorwölbung wieder in den Bauchraum zurückdrängen lässt und wie sich diese im Liegen oder Stehen verändert und ob Schmerzen hierbei vorliegen. Weitere Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) und Magnetresonanztomographie (MRT) kommen zum Einsatz, wenn es sich um kleinere Brüche handelt, welche nicht gut zu erkennen sind oder wenn der Betroffene stark übergewichtig ist. Da sich ein Leistenbruch niemals von selbst zurückbilden bzw. „ausheilen“ kann, sondern vielmehr im Laufe der Zeit zunehmend größer werden können, ist es ratsam zeitnah eine chirurgische Behandlung durchführen zu lassen, um das Risiko einer Einklemmung zu minimieren bzw. nicht entstehen zu lassen. In diesem Fall ist ein Visceral- und Allgemeinchirurg für diese Durchführung der Operation verantwortlich. Verschiedene Operationstechniken stehen zur Auswahl, um heutzutage eine Leistenhernie zu behandeln: Man unterscheidet minimal-invasiv-chirurgische Verfahren, auch laparoskopisches Verfahren genannt, oder konventionell offene Verfahren. Auch die Operationstechniken können variieren: Zum Einen kann ein Kunststoffnetz implantiert werden, welches die Bauchdecke von innen stärken soll und zum Anderen ein reines Nahtverfahren durchgeführt werden. Welches Verfahren letztendlich zum Einsatz kommt liegt in der Entscheidung des Arztes und hängt zudem von Faktoren wie dem Alter des Patienten, der Art, Lage sowie Größe der Hernie ab.

Vorbeugende Maßnahmen 

Zur Vorbeugung einer Leistenhernie ist zu empfehlen, Übergewicht zu vermeiden, auf das Heben schwerer Lasten zu verzichten und die Bauchmuskulatur zu trainieren, damit keine Schwachstellen entstehen können. Menschen, die aufgrund eines Leistenbruchs behandelt worden sind, sollten drei bis sechs Monate keine schweren Lasten heben, um die erneute Entstehung einer neuen Leistenhernie zu vermeiden.

 

Bildnachweis:
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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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