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Mikrobiom: Wie der Darm unsere Gesundheit beeinflusst

Kommentar schreiben Aktualisiert am 15. Juli 2019

Für die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Diabetes mellitus, Übergewicht, Allergien, dem Reizdarm-Syndrom sowie Depressionen wird unter anderem ein Ungleichgewicht der Darmflora verantwortlich gemacht. Die Forschung der Magen-Darm-Welt läuft auf Hochtouren und auch in Fachzeitschriften und den Medien scheint „das Mikrobiom“ ein beliebtes Thema zu sein. Was führt zu einer veränderten, „krankmachenden“ Darmflora? Und was genau ist überhaupt ein gesundes Mikrobiom? Wissenswertes dazu im folgenden Beitrag.

 

Was versteht man unter Mikrobiom – Das Ökosystem unseres Körpers!

 

Unter dem Begriff Mikrobiom versteht man eine Gruppe von symbiotischen, kommensalen und pathogenen Mikroorganismen, welche einen Makroorganismus, in dem Fall den Menschen, besiedeln – das Mikrobiom ist ein komplexes und hochspezialisiertes Ökosystem und ist für unschätzbaren Wert für unsere Gesundheit. 1Beispiele für Mikrobiome des Menschen sind die Mikroorganismen, die die Haut, die Nase, den Rachen, die Vagina und den Darm besiedeln, zu nennen – der menschliche Darm ist von rund 100 Billionen Keimen besiedelt, die nicht nur unsere Verdauung, sondern auch unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit beeinflussen.2

 

Dem Mikrobiom im Darm, wird zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt: Die Erforschung der Magen-Darm-Welt befindet sich seit ungefähr zehn Jahren in einer Aufschwungsphase und nach wie vor besteht großer Forschungsbedarf, denn das Mikrobiom ist ein beliebtes Thema, das unter anderem auch die Medien erreicht hat.3

 

Empfehlungen zur Einnahme von mehr Probiotika oder darmfreundlichen Nahrungsergänzungsmitteln werden immer öfter ausgesprochen und auch das Angebot verschiedener Ratgeber mit Titeln wie „Die Mikrobiom-Diät“ sowie zahlreicher Kochbüchern ist groß.4

 

Mittlerweile geht man davon aus, dass unter anderem folgende Volksleiden auf ein Ungleichgewicht der Darmflora zurückzuführen sind: Diabetes mellitus Typ II, Übergewicht, Allergien, Darmkrebs, Nierensteine, Reizdarm, Depressionen und auch Autismus.5

 

Ab wann wird eine Darmflora krankhaft? Ab wann ist das Verhältnis zwischen „gesundheitsförderlichen Darmbakterien“ und „krankmachenden Darmbakterien“ gestört, dass Krankheiten entstehen? Oder entsteht doch vielleicht die Dysbalance der Darmflora aufgrund einer Erkrankung? Diese Frage bleibt tatsächlich unbeantwortet.

 

Die Mikrobiologin Elisabeth Bik, an der Stanford University, berichtete in diesem Zusammenfang, es „ist nicht klar, ob die veränderte Darmflora die Krankheit auslöst oder Folge von Diät oder Arzneien ist“. Auch erwähnte sie: „Was genau ein gesundes Mikrobiom ist, ist tatsächlich weitgehend unklar“. 7

 

Gesichert ist aber nach wie vor, dass Darmbakterien Einfluss auf ihren Wirt, also den Menschen nehmen und für die Gesundheit von Körper und Geist entscheidend sind. 8

Die Funktionsweise im Detail sei allerdings schwer zu ermitteln, denn in jedem einzelnen Organismus ist die Zusammensetzung der Arten von Mikroorganismen einzigartig und durch Faktoren, wie dem Lebensstill, der Genetik, den äußeren Umwelteinflüssen und der Ernährung bestimmt – jeder Mensch hat also ein ganz individuelles Mikrobiom; es ist wie der Fingerabdruck. 9

 

So kann beispielsweise eine ballaststoffreiche Ernährung bestimmte Bakterienstämme heranzüchten und andere Bakterienstämme werden wiederum durch eine Interaktion mit dem Immunsystem des Menschen geformt. 10

In diesem Zusammenhang wird also erkennbar, dass nicht nur das Mikrobiom den Menschen prägt, sondern auch der Mensch Einfluss auf sein Mikrobiom hat und dieses ebenfalls personalisieren kann. 11

 

Der Einfluss einer unausgewogenen Ernährung auf die Mikroorganismen

 

Das eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig ist, ist bekannt.  Im Hinblick auf Adipositas und der Diabetes mellitus Typ II Erkrankung als multifaktorielle Erkrankungen spielen genetische Disposition sowie Umweltfaktoren, darunter die Ernährung, eine Rolle.12

 

Die Ernährung kann die Entstehung dieser Erkrankungen beeinflussen: Durch eine unausgewogene Ernährung kommt es nämlich nicht nur zu einer Aufnahme von überschüssigen Kalorien, sondern auch zu einer negative Beeinflussung des Mikrobioms.13 In zahlreichen Studien konnte der enge Zusammenhang zwischen Veränderungen im Darmmikrobiom und der Entstehungen von Erkrankungen festgestellt werden.14

 

Aus dieser Erkenntnis können sich auch Chancen für Therapie und Prävention ergeben. Folgendes hat man bisher gelernt: Je vielfältiger ein Mikrobiom ist, desto besser ist es auch für die Gesundheit. So wirkt sich eine gemischte Ernährung mit pflanzlichen Fasern besonders positiv auf das menschliche Mikrobiom aus; von regionaler, saisonaler, natürlicher Ernährung profitiert auch das Mikrobiom – besonders beliebt: Ballaststoffe aus Zwiebeln, Topinambur, Chicorée oder Artischocken. 15

Einen nachhaltigen Einfluss auf das Mikrobiom nehmen unter anderem: 16

 

  • eine Ernährungsumstellung
  • industriell verarbeitete Nahrungsmittel mit Zutaten wie Salz, Emulgatoren und zu viel Fett
  • regelmäßiger Nikotinkonsum
  • regelmäßiger Medikamentenkonsum, insbesondere die Einnahme von Antibiotika
  • Süßstoffe

 

Die Begeisterung für das menschliche Mikrobiom ist groß, die Mikrobiom-Forschung selbst aber hochkomplex, die sich nach wie vor immer noch in den Kinderschuhen befindet.

Denn es bleiben viele ungelöste Fragen und in Bezug auf die Möglichkeiten, das Mikrobiom gezielt zu beeinflussen, um eine Behandlung einer ganz bestimmten Erkrankung einzuleiten, wisse man noch zu wenig. 17

 

Aus diesem Grund wird auch vor der sogenannten „Microbiomania“ gewarnt, übereilige Schlussfolgerungen sollten nicht getroffen werden. 18

Denn man stünde noch ganz am Anfang. Das Ziel ist es irgendwann eine standardisierte Routinediagnostik durchzuführen, um gesicherte Therapieempfehlungen entwickeln zu können. 19

 

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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