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Milch - gesund oder nicht?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. September 2016

Milch ist gut für die Knochen – Milch macht dick – Milch ist wichtig für gesundes Wachstum - Milch trinken ist unnatürlich und ungesund – Kaum ein Nahrungsmittel wurde in den vergangenen Jahren so kontrovers diskutiert wie die Kuhmilch. Befürworter schwören auf die wertvollen Inhaltsstoffe und deren Wirkung auf den Körper. Milchgegner prangern den hohen Kaloriengehalt, Wachstumsfaktoren im Produkt und nicht zuletzt krankheitserregende Folgen von Milchkonsum an. Doch was ist dran an den Mythen um die Milch? 

 

Seit vielen hundert Jahren ist die Milch ein fester Bestandteil der europäischen Ernährung. Sie „macht müde Männer munter“ wie ein Werbeslogan sagt. Den Kindern wird sie gerne zum Frühstück vorgesetzt und auch bei kleinen Wehwehchen wie Halsschmerzen hat schon immer ein Glas Milch mit Honig geholfen. Doch in den vergangenen Jahren ist Kuhmilch in Verruf geraten. Sie soll nicht nur dick machen sondern auch Krankheiten wie Diabetes und Krebs verursachen.

 

Fakt ist, dass die Menschen früher keine Milch vertragen haben. Wie das Erbgut der Gletscherleiche Ötzi offenbarte, fehlte den Menschen damals das Enzym Laktase, das den Milchzucker aufspaltet. So konnte der Körper den Milchzucker nicht verwerten, was zu Bauchschmerzen und Blähungen führt. Heute ist dieses Leiden als Laktoseintoleranz bekannt. Eine Genmutation brachte die Wende – Laktose konnte nun von einigen Menschen verwertet werden. Dieses Merkmal setzte sich evolutionär durch, sodass heute nahezu jeder Europäer problemlos Milch und Milchprodukte verzehren kann.

Milch: Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe

Das brachte einige Vorteile: Durch die gute Versorgung mit Kalzium und Vitamin D machten die Menschen einen Wachstumsschub. Ob dieser Effekt alleine auf das Trinken von Kuhmilch zurückzuführen ist, ist fraglich. Sie könnte allerdings ein wichtiger Faktor in dieser Entwicklung sein. Neben Kalzium und Vitamin D besteht Kuhmilch zu 4,7 Prozent aus Milchzucker (Laktose) und bis zu 3,8 Prozent aus Milchfett. Den drittgrößten Bestandteil machen verschiedene Milcheiweiße (bis zu 3,5 Prozent) aus.

Außerdem finden sich Carotin, die Vitamine A, B1, B2, C und E sowie Kalium und Phosphor in einem Glas Milch. Diese Inhaltsstoffe sind wichtig für den Körper. Er benötigt sie zu elementaren Stoffwechselprozessen. Doch gerade diese Inhaltsstoffe haben auch zum Imagewandel der Milch beigetragen.

Zu viel Milch macht dick

Denn durch den hohen Fettanteil ist Milch ein potenzieller Dickmacher. Denn: 100 Milliliter Vollmilch mit 3,5 Prozent Fettanteil entspricht 64 kcal. Ein Glas mit 250 ml liegt dementsprechend bereits bei 150 kcal. Wer die empfohlene Tagesmenge der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) von 200 ml pro Tag einhält, ist voll im Rahmen. Doch wer täglich zwei bis drei oder gar mehr Milch trinkt, riskiert Übergewicht. Denn Milch sollte nicht als Getränk oder Durstlöscher angesehen werden, Milch ist ein tierisches Nahrungsmittel und wird auch in der Ernährungspyramide in einer Sparte mit Fleisch, Wurst und Eiern geführt.

Andererseits haben Studien ergeben, dass die richtige Menge Milch am Tag Übergewicht sogar mindern kann. Doch zu dieser Thematik sind die Meinungen gespalten: Die Experten bewerten Studienergebnisse oft konträr. Wer wissen möchte, wie sich Milch auf seinen Körper und sein Gewicht auswirkt, kann sie einmal über mehrere Wochen weg lassen oder durch Ersatzprodukte wie Mandelmilch ersetzten.

Fördert Milch Krankheiten?

Auch im Hinblick auf die Förderung von Krankheiten wie Diabetes oder Krebs sind sich die Experten nicht einig. Einige Studien deuten darauf hin, dass Männer, die täglich mehr als einen Liter Kuhmilch trinken ein erhöhtes Prostata-Krebsrisiko haben.

Andere Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Milch das Diabetes Risiko senken kann – vorausgesetzt die empfohlene Tagesmenge wird nicht überschritten.

Wachstumsfaktoren verursachen Hautunreinheiten

In einem Punkt haben die Milchgegner dem Anschein nach recht: Der Verzehr von Milch kann sich negativ auf das Hautbild auswirken. Da Kuhmilch logischerweise für Kälber produziert wird, enthält sie Wachstumshormone. Bei Jugendlichen und Erwachsenen können diese Hormone zu einer Verschlechterung der Haut führen. Wer also mit Akne und Co zu kämpfen hat, sollte das Glas Milch lieber einmal weg lassen.

Auch für die Entstehung von Krebstumoren sollen diese Wachstumsfaktoren verantwortlich sein. Die Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet zeigen keine eindeutigen Ergebnisse. Ob und wie sich das Wachstumshormon der Kuhmilch auf Krebszellen auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht. In den kommenden Jahren können weitere Studien Klarheit verschaffen.

Milch – eine Sache der Einstellung?

Ob man Milch trinkt oder nicht ist in der heutigen Zeit eine Sache der inneren Überzeugung. Wer gegen die industrielle Milchproduktion und die damit verbundenen und mitunter schlechten Haltungsbedingungen der Kühe ist, verzichtet besser auf das Produkt. Auch wer das Milcheiweiß oder den Milchzucker nicht verträgt, sollte auf Ersatzprodukte wie Mandelmilch zurückgreifen. Man kommt auch wunderbar ohne Milch und Milchprodukte aus.

Gesundheitlich spricht bislang nichts gegen den Verzehr von Kuhmilch. Hunderte von Jahre ist die Milch nun schon ein Bestandteil unserer täglichen Ernährung und dennoch haben die Menschen eine immer höhere Lebenserwartung. Wer also nicht auf Milch verzichten möchte, muss dies auch nicht tun. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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