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Minimalismus im Kinderzimmer

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. September 2020

Minimalismus liegt schon seit einigen Jahren im Trend. Viele Menschen reduzieren ihren Besitz, um sich aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Individuelle Bedürfnisse gelangen in den Fokus, Wohlbefinden und Ausgeglichenheit steigen spürbar. Gerade für Familien mit Kindern bietet Minimalismus viele Vorteile.

 

Doch was bedeutet Minimalismus eigentlich genau? Ist eine minimalistische Lebensweise für Kinder sinnvoll? Und wie lässt sich Minimalismus mit Kindern in der Praxis am besten umsetzen? Diesen und ähnlichen Fragen sind wir auf den Grund gegangen.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Was ist Minimalismus?

 

Unter Minimalismus versteht man einen Lebensstil, bei dem die Reduktion auf Wesentliches im Fokus steht. Die Betonung liegt auf Reduktion – um Verzicht im engeren Sinne geht es nicht. Vielmehr ist der Rückzug in ein einfacheres Leben, als Gegenentwurf zu unserer schnelllebigen, konsumorientierten GesellschafWeißer Raum mit Baumstamm als Tisch, einem weißen Stuhl, einem Bild an der Wand und links ein Fenster und darunter eine Heizung.t, vorrangig. Damit ist der Wunsch nach Steigerung der eigenen Lebenszufriedenheit – etwa Stressreduktion, vermehrte Entspannung oder Ausgeglichenheit – verknüpft. Minimalismus ist ein durchaus sehr individuelles Lebenskonzept, das sich auf verschiedenste Bereiche beziehen und in ganz unterschiedlicher Intensität gelebt werden kann. Konzepte, die Reduktion oder Verzicht zum Inhalt haben, sind grundsätzlich nichts Neues. Man denke etwa an Askese oder auch den Postmaterialismus der Hippie-Bewegung.1 Im Gegensatz dazu ist Minimalismus aber weder religiös noch politisch geprägt. Vielmehr geht es um eine individuelle Lebensweise, die ganz unterschiedliche Bereiche betreffen kann.

 

So bezieht sich Minimalismus etwa auf klassische Konsumgüter wie Möbel, Kleidung, Bücher, Spielzeug oder Nippes, aber auch auf Nahrungsmittel, Verpackungsmüll, private Verpflichtungen oder Berufliches. Achtsamkeit und Reflexion sind Begriffe, die mit Minimalismus durchaus eng verknüpft sind. Es geht um einen achtsamen, reflektierten Umgang mit unseren Ressourcen und Bedürfnissen.

 

Minimalismus ist grundsätzlich immer das, was man daraus macht. Gerade Kinder und junge Familien können von diesem Lebenskonzept in hohem Maß profitieren.

 

Ist Minimalismus für Kinder sinnvoll?

 

Versteht man Minimalismus als Konzept, das Achtsamkeit in den Fokus rückt und durch Reduktion die Konzentration auf das Wesentliche begünstigt, lautet die Antwort: Ja, Minimalismus ist für Kinder durchaus sinnvoll! Vor allem, wenn man bedenkt, dass es Kindern in unseren Breitengraden kaum an Materiellem fehlt, häufig aber durchaus an Ressourcen, die für ihre Entwicklung nicht unwesentlich sind – wie etwa Ansprache, Ruhe, Zeit oder Erholung.

 

Hier kann Minimalismus viel Gutes bewirken. Achtsamer Konsum und sinnvoller Umgang mit Ressourcen mindern nicht nur Reizüberflutung, sondern fördern Kinder vielseitig. Das hat etwa positive Auswirkungen auf Bereiche wie Konzentration, Kreativität oder Kommunikationsfähigkeit. Dabei ist der individuelle Aspekt nicht außer Acht zu lassen: Was wir als wesentlich empfinden, bestimmt nicht das Umfeld, sondern immer wir selbst.

 

Reduktion und eine einfache Lebensweise sind aber nichts, das man einem Kind aufzwingen sollte. Minimalismus zum familiären Dogma zu erheben, kann nämlich rasch nach hinten losgehen. Spätestens dann, wenn Kinder in ein Alter kommen, in dem die Peer-Group wichtiger wird und eine Lösung vom Elternhaus stattfindet. Somit ist Minimalismus als achtsame Reduktion auf Wesentliches zwar etwas, das Kindern gut vorgelebt werden kann, im Familienverband basiert er aber stets auf einem gemeinsamen Konsens.

 

Warum brauchen Kinder Minimalismus?

 

Zwar brauchen Kinder Minimalismus nicht zwingend, er kann ihnen aber von großem Nutzen sein. Vor allem kleinere Kinder fühlen sich von Schnelllebigkeit und Übermaß häufig regelrecht erschlagen. Übervolle Kinderzimmer, überquellende Kleiderschränke und gut gefüllte Terminkalender sind schon bei den Jüngsten keine Seltenheit. Das sorgt für Stress und Überforderung.

 

Mit einem minimalistischen Lebensstil steuert man dem bewusst entgegen. Reduktion im Alltag schafft Ruhezonen und Raum für Kommunikation, Auseinandersetzung und Kreativität. So kann Minimalismus positiven Einfluss auf verschiedene kindliche Entwicklungsbereiche nehmen. Auf einige davon möchten wir untenstehend eingehen. 

 

Gründe für Minimalismus mit Kindern

 

Die Reduktion auf Wesentliches lässt Kinder zur Ruhe kommen und schafft Raum, in dem etwas geschehen kann. Bei Spielzeug, Kleidung, Möbeln oder Freizeitaktivitäten nach dem Motto „Weniger ist mehr“ zu agieren, eröffnet Kindern somit vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten.

 

Minimalismus...

 

  • wirkt sich positiv auf die kindliche Vorstellungskraft und Kreativität aus.
  • schult den Umgang mit Langeweile und fördert eigenständiges Spiel.
  • fördert Offenheit, Interaktion und Sozialverhalten.
  • wirkt gegen Reizüberflutung und trägt so maßgeblich zur Stressreduktion bei.
  • macht Kinder zufriedener und ausgeglichener.
  • fördert bewussten Konsum und damit den Umgang mit unseren Ressourcen.2
  • stellt Beziehung und gemeinsame Interaktion in den Fokus.3
  • fördert Konzentration, Ausdauer, Problemlösungsverhalten, Kommunikation und Sprache.
  • hilft dem Kind dabei, sich auf seine eigentlichen Bedürfnisse zu besinnen.
  • unterstützt Kinder in ihrem Experimentierverhalten.

 

Übrigens: Ein pädagogisches Konzept, das das Prinzip von Minimalismus aufgreift, ist der spielzeugfreie Kindergarten. Dabei wird handelsübliches Spielzeug in Betreuungseinrichtungen für einen bestimmten Zeitraum stark reduziert oder zur Gänze entfernt. Stattdessen stellt man verschiedene Materialien wie Papier, Karton, Stifte, Decken, Tücher, Möbel oder Naturmaterialien zur Verfügung. Auf Kreativität, Tatendrang und Interaktion der Kinder nimmt das positiven Einfluss.4

 

Wie minimalistisch leben mit Kind?

 

Minimalismus in der Familie zu leben, ist ganz unterschiedlich möglich. Je nach persönlichen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen, kommen verschiedene Bereiche für eine reduzierte Lebensweise in Betracht. Das WDas Spielzeug wurde von oben fotografiert und liegt akkurat neben einander.ohnen etwa, der Besitz von Gebrauchsgegenständen wie Möbel, Spielzeug, Kleidung oder Pflegeprodukten, Lifestyle (Urlaube, Ausflüge und andere Aktivitäten) oder auch Mobilität. Wichtig ist es, sämtliche Familienmitglieder in Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen. Was stresst als Familie? Worauf kann man gut verzichten? Was benötigt man für die eigene Zufriedenheit unbedingt? Gerade mit Kindern ist Minimalismus immer auch ein Kompromiss, der für alle Familienmitglieder passend sein muss. Findet man als Familie Wege, sinnvoll zu reduzieren und vorhandene Ressourcen gut zu nutzen, wirkt sich das im Alltag durchaus sehr positiv aus.5 

 

Dabei darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass Minimalismus kein starres Konstrukt ist. Prinzipien dürfen sich ruhig wandeln. Vor allem, wenn Kinder älter werden und sich persönliche Vorlieben verändern, muss man die Karten häufig neu mischen.

 

Minimalismus im Kinderzimmer

 

Natürlich kann man Minimalismus mit Kindern ganz unterschiedlich leben. Das fängt bei der Wohnfläche an, zieht sich über materielle Gegenstände und hört bei der Freizeitgestaltung auf. Gerade bei kleinen Kindern ist Minimalismus aber häufig eng mit Spielzeug, Möbeln und Kleidung verbunden. Hier kann man relativ unkompliziert reduzieren und das mit großer Wirkung. Ein aufs Wesentliche reduziertes Kinderzimmer bietet dem Nachwuchs viel Raum für Ruhe, Entspannung und Kreativität.

 

Natürlich gilt es beim Spielzeug-Ausmisten stets, individuelle Wünsche der Kinder zu berücksichtigen. Vor allem bei kleineren Kindern macht eine gewisse Überschaubarkeit im Kinderzimmer aber durchaus Sinn.

 

Spielzeug reduzieren

 

Das durchschnittliche Kinderzimmer in Deutschland ist definitiv gut gefüllt. Häufig fällt es schwer, den Kleinen Wünsche abzuschlagen und zu Anlässen werden sie reich beschenkt. Ehe man es sich versieht, platzt das Zimmer aus allen Nähten. Trotzdem hat der Nachwuchs oftmals keine Idee, womit er spielen soll und ihm ist langweilig. Zu viel Spielzeugangebot sorgt nicht selten für Überforderung. Entscheidungen zu treffen und sich auf eine Sache zu konzentrieren, fällt dann schwer.

 

Spielzeug auszumisten, Neuanschaffungen gut zu überdenken und Struktur im Kinderzimmer zu schaffen – das sind wesentliche Schritte im Hinblick auf Minimalismus. Wie das gut klappt? Die besten Tipps haben wir auf Lager:

 

  • Soll Spielzeug ausgemistet werden, müssen auch kleine Kinder mit einbezogen werden. Heimlich für klar Schiff zu sorgen, kommt in der Regel nämlich gar nicht gut an. Manche Kinder trennen sich problemlos von einstigen Schätzen, anderen fällt das schwerer. Gut fährt man dann mit einer Zwischenlösung: Spielzeug, mit dem schon länger nicht mehr gespielt wird, wird verstaut und für einige Wochen außer Sichtweite aufbewahrt. Was in diesem Zeitraum nicht schmerzlich vermisst wird, kann anschließend weggegeben werden.
  • Aussortiertes Spielzeug am Flohmarkt zu verkaufen, macht großen wie kleinen Kindern Spaß. Ganz nebenbei füllt es das Sparschwein.
  • Vielen Kindern bereitet es Freude, Spielzeug, dem sie entwachsen sind, für einen guten Zweck zu spenden.
  • Die Anschaffung von neuem Spielzeug will gut überlegt sein. Wichtige Faustregel: Eltern sollten sich stets an den tatsächlichen Wünschen des Kindes orientieren. Oftmals hat man nämlich unbewusst die eigenen Interessen im Fokus und wundert sich dann, wenn Spielzeug verwaist.
  • Gerade wenn Geschwister vorhanden sind, zahlt sich Spielzeug, das lange genutzt werden kann – etwa eine Schreibtafel, Puppenküche oder der Kaufmannsladen – doppelt aus.
  • Besonders sinnvoll ist die Anschaffung von Spielzeug, das sich gut in unterschiedlichem Kontext nutzen lässt (Playmobil, Lego, Schleich-Tiere, Kuscheltiere … ).
  • Büchern und Gesellschaftsspielen entwachsen die Kleinen besonders schnell. Hier regelmäßig auszusortieren, schafft Platz für Neues.
  • Spielzeug muss nicht zwingend im eigenen Besitz sein. Spielbörsen, Bibliotheken oder der Tausch mit Freunden und Bekannten sorgen für Abwechselung. 

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Kleidung reduzieren

 

Wenn man wiederholt Kleidung ausmistet, aus der der Nachwuchs herausgewachsen ist, ohne sie auch nur einmal getragen zu haben, ist es an Zeit, seinen Konsum dahingehend zu überdenken. Fast Fashion macht es heutzutage möglich, dass Kleiderschränke bis zum Bersten gefüllt sind. In den seltensten Fällen ist das notwendig oder sinnvoll. Gerade kleine Kinder sind ohnehin wenig an Kleidung interessiert und Eltern können hier viel Einfluss nehmen. Wie? Das verraten wir abschließend:

 

  • In Bezug auf Kinderkleidung sollte Qualität stets vor Quantität gehen. Robuste und zertifizierte Bio-Kleidung hält lange und ist auf zarter Kinderhaut unbedenklich. Ist der Nachwuchs herausgewachsen, lässt sich hochwertige Kleidung meist noch zu einem guten Preis verkaufen.
  • „Weniger ist mehr“ trifft auf Kinderkleidung ganz besonders zu. Die Kleinen haben meist ohnehin ihre Lieblingsstücke, die ausdauernd getragen werden. Kleidung im Übermaß ist kaum einem Kind wichtig. Natürlich kann sich das in der Pubertät ändern, das sollten Eltern dann auch akzeptieren – Minimalismus hin oder her.
  • Kinderkleidung muss funktional und gut kombinierbar sein. Kleidungsstücke können noch so niedlich aussehen, sind sie nicht bequem, werden sie nicht getragen.
  • Gerade in Bezug auf Minimalismus kommen Second Hand und Upcycling große Bedeutung zu. Und selbstverständlich dürfen Kleidungsstücke repariert werden, statt sie in den Müll zu werfen.

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Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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