Mit Nelkenwurz gegen Verdauungsprobleme
Die Nelkenwurz ist heutzutage kaum mehr als Heilpflanze bekannt. Doch bereits die Benediktinerin Hildegard von Bingen wusste im Mittelalter um die heilende Wirkung der unscheinbaren Pflanze. Sie verwendete es um „die Liebe zu entflammen“ und Teufel und Dämonen zu vertreiben. Die Nelkenwurz (Geum urbanum) war damals auch unter den Namen Benediktenkraut, Mannskraftwurzel, Stadt-Nelkenwurz, Weinwurzel, Hasenauge oder auch Igelkraut bekannt. Den Namen verdankt die Pflanze ihrem Geruch – dieser erinnert an Gewürznelken. Der lateinische Name leitet sich von den Wörtern geuein (schmecken) und urbanus (Stadt) ab. Die Bezeichnung kommt von den enthaltenen Aromen und dem überwiegend städtischen Standorten.
Die Pflanze Nelkenwurz
Die Nelkenwurz ist in Mitteleuropa heimisch, allerdings auch in Mittelasien und Nordamerika weit verbreitet. Geum urbanum gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und besteht aus einer bodennahen Blattrosette, aus der ein 25 – 90 cm langer, flaumartig behaarter Stängel ragt. Er trägt rundlich geformte Blätter, die ungleich gezähnt sind. Die Pflanze trägt fünfblättrige gelbe Blüten. Sie wächst bevorzugt in lichten Wäldern, an Waldrändern, im schattigen und feuchten Ödland oder an Mauern. Sie gedeiht auf den verschiedensten Böden. Nelkenwurz kommt sowohl im Flachland als auch in Gebirgstälern vor. Wo die Pflanze wächst, tritt sie gleich vermehrt auf. Als Heilpflanze wird vor allem der getrocknete Wurzelstock verwendet.
Inhaltsstoffe der Nelkenwurz
Der Wurzelstock der Nelkenwurz enthält bis zu 28 Prozent Gerbstoffe. Dazu gehören unter anderem D-Catechin, Gallussäure und Ellagsäure. Außerdem sind im Rhizom ätherische Öle enthalten, die der Pflanze den nelkenartigen Geruch geben. Die Hauptkomponente hierbei ist Eugenol. Dieser ätherische Stoff ist beispielsweise auch im Gewürznelkenöl der Hauptbestandteil. Des Weiteren sind Bitterstoffe, Kohlenhydrate und organische Säuren enthalten.
Die Wirkung von Geum urbanum
Die enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend auf den Körper. Das bedeutet sie entziehen dem Gewebe Wasser und ziehen es zusammen. Deshalb wird Nelkenwurz vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden eingenommen. Die zusammenziehende Wirkung kann bei einer Durchfallerkrankung Linderung verschaffen. Andererseits kann die Heilpflanze durch die regulierende Wirkung auch gegen Verstopfung angewandt werden. Das enthaltene Eugenol wirkt antiseptisch und antimikrobiell und kann deshalb gegen Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet werden.
Früher wurde Nelkenwurz dem Bier oder Wein zugegeben, da ihr so eine anregende Wirkung nachgesagt wurde. Daher stammt auch der Name Mannskraftwurzel. Wissenschaftlich bestätigt ist diese Wirkung allerdings nicht. Doch die Inhaltsstoffe der Wurzel verhinderten, dass das Getränk sauer wurde.
Anwendungsbereiche von Nelkenwurz
Wegen der adstringierenden Wirkung kommt Nelkenwurz vor allem bei Magen-, Darmerkrankungen zum Einsatz. Bei Durchfall, Verstopfung oder anderweitigen Verdauungsbeschwerden. Außerdem kann es gegen entzündliche Prozesse im Körper helfen. In der Genesungsphase nach einer Krankheit kann Nelkenwurz zur Anregung eingenommen werden. Auch eine äußerliche Anwendung ist möglich.
Darreichungsformen der Heilpflanze
Im Kampf gegen Verdauungsbeschwerden kann aus dem getrockneten Wurzelstock ein Tee aufgebrüht werden. Dazu etwa 250 mg der Wurzel in kaltes Wasser geben, aufkochen und mindestens 5 Minuten lang ziehen lassen. Da dieser Tee allerdings einen unangenehmen Geschmack hat, ist die Anwendung als Tinktur empfehlenswert. Um eine Tinktur zu erhalten geben Sie die grob zerkleinerte, frische Wurzel in ein sauberes Gefäß und übergießen sie mit 70%igen Alkohol aus der Apotheke. Die Tinktur muss mindestens zwei Wochen lang durchziehen, bevor sie abgegossen wird. Von der Tinktur müssen täglich nur wenige Tropfen eingenommen werden, um die Wirkung zu entfalten. Auch ein Wein versetzt mit Nelkenwurz kann verwendet werden. Dazu legt man die Wurzel mehrere Tage in trockenen Weißwein ein und lässt diesen an einem warmen Ort ziehen. Zu jeder Mahlzeit kann ein Schnapsglas von dem angesetzten Wein getrunken werden.
Gibt man ein paar Tropfen der Tinktur in ein Glas Wasser, kann damit gegen Halsschmerzen und Entzündungen im Mund und Rachen gegurgelt werden, um etwa eine Zahnfleischentzündung oder Halsschmerzen zu verringern. Früher wurde die Wurzel außerdem gegen schlechten Atem gekaut.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Bei einer zu hohen Dosierung der Nelkenwurz-Präparate kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Weitere Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.