Multiorganversagen – Kettenreaktion des Körpers
Ein Multiorganversagen ist der gleichzeitige oder aufeinanderfolgende Ausfall lebenswichtiger Organe und stellt unter anderem infolge einer Sepsis eine gefürchtete Komplikation dar, die lebensbedrohlich ist. Wie kommt es zum Multiorganversagen? Welche Symptomatik äußert sich? Wie ist die Prognose und Überlebenswahrscheinlichkeit? Mehr zum Thema Multiorganvorsagen im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Multiorganversagen?
Was sind Auslöser eines Multiorganversagen?
Mortalität von Patienten auf der Intensivstation – Septischer Schock
Welche Symptome treten bei Multiorganversagen auf?
Prognose und Überlebenswahrscheinlichkeit – Wenn das Leben schwindet!
Was ist ein Multiorganversagen?
Das Zusammenspiel aller Organe ist für den menschlichen Körper obligat. Ein Multiorganversagen oder Multiples Organversagen, in medizinischen Fachkreisen auch unter „MODS“ bekannt (aus dem Englischen „multi organ dysfunction syndrome) ist der gleichzeitige oder aufeinanderfolgende Ausfall oder die schwere Funktionseinschränkung lebenswichtiger Organe des Körpers.1
Insbesondere können Nieren, Leber, Darm sowie Lunge betroffen sein.2 Das auftretende Funktionsversagen der verschiedenen lebenswichtigen Organsysteme tritt in einer kurzen Zeitspanne auf. 3
Was sind Auslöser eines Multiorganversagen?
Ausgangspunkt für ein Multiorganversagen, bei bestehender schwerer Erkrankung oder nach großen chirurgisch-operativen Eingriffen, kann jedes Einzelorgan, dessen Funktion eingeschränkt oder ausgefallen ist, sein. 4
Dies gehe aus einer umfangreichen Literatur zum Thema multiples Organversagen hervor. 5 Kommt es zum Ausfall eines einzelnen Organs können folglich alle weiteren lebenswichtigen Organe betroffen sein, das multiple Organversagen droht. 6
Insbesondere die Sepsis ist am häufigsten für ein Multiorganversagen verantwortlich. 7
Die Sepsis ist, vereinfacht ausgedrückt, die Sequenz aus Infektion, einer fehlgeleiteten Immunantwort (dysreguliert) und der systemischen Entzündungsreaktion des Körpers. 8
Jede Infektion, wie zum Beispiel eine Pneumonie (Entzündung des Lungengewebes), ein Abszess, eine Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), eine Urozystitis (Harnblasenentzündung) oder eine Osteomyelitis (Entzündung des Knochens und Knochenmarkraums) u.a., kann als Infektionsfokus für eine Sepsis infrage kommen und Ausmaß eines Multiorganversagens sein. 9
Zu den häufigsten Infektionslokalisationen, die zu einer Sepsis führen können, zählen 10
- Respirationstrakt (Pneumonie bzw. pneumogene Sepsis)
- Abdomen
- Blutstrominfektionen
- Niere und ableitende Harnwege
- Haut und Weichteile
- Katheter-assoziierte Infektionen (ZVK-Infektionen)
- Zentrales Nervensystem
Auch schwere Entzündungen bei diffuser Peritonitis (Bauchfellentzündung) insbesondere bei gramnegativen Erregern, aber auch grampositiven Erregern sind im Rahmen eines Multiorganversagen zu erwähnen. 11
Die häufigsten bakteriellen Erreger, die zu einer Sepsis führen können, sind Escherichia coli (44,7%), Staphylococcus aureus (26,8%), Streptococcus spp. (18,7%) und Pseudomonas spp. (4,6%). 12
Weitere Auslöser für ein Multiorgansystem können unter anderem sein: 13
- Polytrauma
- Intoxikation
- dekompensierte internistische Erkrankungen, die zu einer akuten Kreislaufinsuffizienz führen können
- ausgeprägte allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock)
Mortalität von Patienten auf der Intensivstation – Septischer Schock
Das Krankheitsbild der Sepsis und die verschiedenen Aspekte der Pathophysiologie bei einer Sepsis konnten durch zahlreiche Untersuchungen sowie Veröffentlichungen der letzten Jahre besser verstanden werden. 14 Allerdings weiterhin leider nicht zum Vorteil des Patienten: Die gewonnenen Erkenntnisse haben nur wenige, neue, verbesserte Therapieansätze hervorbringen können, sodass Sepsis, septischer Schock (der Kreislaufzusammenbruch infolge der Sepsis) und das sepsisinduzierte Multiorganversagen wesentlich für die Mortalität von Patienten auf Intensivstationen verantwortlich sind. Die Letalität der Sepsis beträgt 35-70 % und hat sich in den letzten Jahren, entgegen der vielen Weiterentwicklungen, kaum verändert. 15
Welche Symptome treten bei Multiorganversagen auf?
Die Symptomatik ergibt sich aus den jeweiligen Organinsuffizienzen und bedarf einer intensivmedizinischen Versorgung. Bei Patienten mit Multiorganversagen liegen klassische Entzündungszeichen vor, wie Fieber, generalisierte Gefäßerweiterungen, Ödeme und die Störung eines oder mehrerer Organsysteme. 16 In der Intensivmedizin kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, die die Funktion ausgefallener Organe unterstützen bzw. ersetzen können. 16
Zu nennen sind unter anderem Intubation und Beatmung, Dialyse sowie die medikamentenvermittelte Kreislaufunterstützung und darüber hinaus kontinuierliches Monitoring der Vitalfunktionen. 17 Beim Ausfall des Gehirns oder der Leber kann die Funktion jedoch nicht ersetzt werden. 18
Prognose und Überlebenswahrscheinlichkeit – Wenn das Leben schwindet!
Das Multiorganversagen hat keine gute Prognose und weist eine hohe Letalität auf. 19 In Abhängigkeit von der Ursache bestehe die Überlebenschance bei etwa 50 Prozent. 20
Wichtiger Bestandteil der Therapie bleibt eine „adäquate und differenzierte Kreislauftherapie“. 21
Abschließend folgendes Zitat, entnommen von MediCOM, der Verlag für medizinische Kommunikation, aus der Ausgabe 4/09 mit dem Titel „Sepsis & Multiorganversagen: Gibt es ein Leben nach der Intensivstation?“:
„Obwohl die Sterblichkeit der Patienten ein relevanter und objektiver Endpunkt ist, lässt dies keinen Rückschluss auf die Dauer des Überlebens, das funktionelle Ergebnis und die individuelle Wertschätzung von Leben und Gesundheit nach der Intensivtherapie für den einzelnen Patienten zu.“ 22
Quellen anzeigen
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.