Mykotherapie - Wie Heilpilze helfen können
Reishi, Shiitake, Maitake, Fu Ling – Was in unseren Ohren exotisch klingt, hat einen festen Platz in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Auch in Japan, Russland und anderen Ländern wird die Mykotherapie, die Behandlung mit Heilpilzen, durchgeführt. Richtig spannend ist ihre im Fernen Osten anerkannte Anwendung bei Krebs. In den USA werden sie inzwischen begleitend bei HIV verordnet. In Europa hält man sich noch bedeckt: Heilpilze sind nur als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Welche Heilpilze gibt es und wofür werden sie traditionell angewendet? Auf was muss man bei der Anwendung achten?
Heilpilze in Deutschland und, wie Sie eine Therapie durchführen können
Heil-, Medizinal- oder Vitalpilze, haben in China als Arzneimittel eine Jahrhunderte alte Tradition. Nicht so in Deutschland. Deshalb gibt es hier noch keine standardisierten Präparate mit festgelegten Qualitätskriterien. Wenn Sie Heilpilze einnehmen möchten, sollten Sie sie deshalb am besten in der Apotheke kaufen. Eine Mykotherapie erhalten Sie bei Heilpraktikern und TCM-Therapeuten. Zu Mykotherapeuten in Ihrer Nähe informiert Sie die Gesellschaft für Medizinalpilz- und Mykomolekulare Therapie1.
Reishi (Ganoderma lucidum, Glänzender Lackporling): „Pilz des ewigen Lebens“ – bei Entzündungen und Allergien, zur Stärkung von Herz, Leber und Lunge
Reishi hat einen hohen Gehalt an Triterpenen. Sie hemmen die Ausschüttung von Botenstoffen2, die für die Symptome von Entzündungen und Allergien3,4 verantwortlich sind. Reishi wirkt antientzündlich bei Hepatitis und Lebertuberkulose und antifibrotisch bei Leberzirrhose5. Der Heilpilz zeigt auch eine antivirale Wirkung bei Herpes simplex6 und Herpes zoster und lindert den Schmerz7.
Er trägt zur Senkung des Cholesterins bei. Reishi verbessert die Sauerstoffversorgung, was sich förderlich auf Erkrankungen der Atemwege und auf das Herz auswirken kann. Seine blutreinigenden, entgiftenden Eigenschaften können einen positiven Effekt bei Hautkrankheiten zeigen. In der TCM wird er außerdem als Tonikum und Sedativum eingesetzt.8
Shiitake (Lentinula edodes): König der Heilpilze – Tonikum – zur Senkung von Blutdruck und Cholesterin, gegen Krebs
Shiitake wird seit Jahrhunderten in der chinesischen Medizin als Tonikum verwendet. Der Wirkstoff Eritadenin wirkt blutverdünnend und entzündungshemmend und reduziert das Cholesterin.9-11 Das Enzym Tyrosinase hat blutdrucksenkende Eigenschaften. Shiitake schützt die Leber11,12, reduziert oxidativen Stress und Entzündungen der Haut.13
Der Wirkstoff Letinan aktiviert das Immunsystem, wirkt antientzündlich und hemmt das Wachstum von Tumoren.14-16 In der westlichen Mykotherapie steht der Einsatz von Shiitake bei Arteriosklerose, Durchblutungsstörungen, Migräne, Tinnitus, Arthritis, Gicht und Rheuma im Vordergrund. Mit seinen B-Vitaminen hilft er gegen Müdigkeit und Erschöpfung.17
Agaricus blazei murrill (ABM, Mandelpilz) – Zur Stärkung des Immunsystems
Der Mandelpilz aus dem brasilianischen Regenwald hat unter den Heilpilzen den höchsten Gehalt an immunstimulierenden Faktoren: Beta-Glucane steigern die Abwehrkraft, z.B. gegen Viruserkrankungen (Hepatitis, HIV) und hemmen das Wachstum von Tumoren.18-20 Außerdem senken sie das „schlechte“ LDL-Cholesterin. ABM kann Krebszellen zerstören, regt ihren programmierten „Selbstmord“ an und stört die Bildung ihres versorgenden Blutsystems.
ABM bindet zellschädigende freie Radikale, vermindert krebsbegünstigende Veränderungen des Erbguts und reduziert die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie. ABM kann auch gegen Allergien helfen21,22.
Maitake (Grifola frondosa, Klapperschwamm): Zur Senkung von Cholesterin und Blutzucker – zur Stärkung des Immunsystems
Der japanische Maitake senkt den Cholesterin-, Triglycerid- und Blutzuckerspiegel sowie den Blutdruck.23-26 Er wirkt gegen Gewichtszunahme und Fettleber. Die Aufnahme von Calcium in die Knochen wird verbessert. Maitake hat nach dem Heilpilz ABM die höchste Konzentration an immunstimulierenden, krebshemmenden Polysacchariden.27
Cordyceps sinensis (Chinesischer Raupenpilz) – zur Stärkung der Lebenskraft und des Abwehrsystems gegen Krankheitserreger und Krebs
Der chinesische Raupenpilz stärkt die Lebenskraft und Leistungsfähigkeit. Es liegen positive Studienergebnisse bei Lungenverletzungen28, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)29 und Tuberkulose30 vor. Der chinesische Raupenpilz mobilisiert das Immunsystem31, auch im Kampf gegen Krebs.32-34
Er bekämpft als natürliches Antibiotikum pathogene Keime, ohne die guten Bakterien im Darm zu schädigen. In der TCM wird er z.B. bei Erkrankungen der Nieren35, Lungen und Geschlechtsorgane verordnet.36
Coriolus versicolor (Schmetterlingstramete) – zur Mobilisierung der Abwehrkraft
Auch die Schmetterlingstramete stärkt das Immunsystem. Sie bekämpft Bakterien, Viren, z.B. Herpes Zoster, HIV, Hepatitis und Grippe, Pilze und Tumorzellen.37,38 Sie soll außerdem die Bildung von Metastasen hemmen. Als starkes Antioxidans kann sie die Schädigungen, die bei Chemo- und Strahlentherapie auftreten, vermindern.39
Hericium erinaceum (Igelstachelbart, Affenkopfpilz) – zur Stärkung der Magen- und Darmschleimhaut, Krebsbekämpfung und als Nerventonikum
Der Igelstachelbart stärkt die Schleimhaut von Magen und Darm. So wird die Schutzbarriere gegen Umweltgifte, Krankheitserreger und allergieauslösende Stoffe aus Nahrungsmitteln stabilisiert und das Abwehrsystem positiv beeinflusst. Der Igelstachelbart wirkt antientzündlich und beruhigend auf die Magen-Darm-Schleimhaut.
Er hilft bei Sodbrennen, Reflux und Gastritis und bei chronischen Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa. Tumorhemmend wirkt er bei Speiseröhren-, Magen- und Dickdarmkrebs und Sarkomen.40 Außerdem bindet er freie Radikale und kann Osteoporose entgegenwirken.41,42 Er ist ein stärkendes Tonikum bei Stress, Ängsten, Unruhe, Schlaflosigkeit sowie Reizdarm und Reizmagen40 und hat nervenschützende und –regenerierende Eigenschaften.43
Pleurotus ostreatus (Austernpilz): Quelle für B-Vitamine – Förderung einer gesunden Darmflora
Der Austernpilz ist reich an B-Vitaminen. Sie sind für die Energiegewinnung aus der Nahrung und die Funktionen der Muskeln und Nervenzellen notwendig. Vitamin B6, B12 und Folsäure reduzieren das gefäßschädigende Homocystein. Austernpilze fördern das Wachstum probiotischer Bakterien und somit eine gesunde Darmflora. Der Inhaltsstoff Beta-Glucan bindet freie Radikale, wirkt senkend auf den Cholesterinspiegel und kann die Ausbreitung von Metastasen hemmen. Austernpilze haben insgesamt eine senkende Wirkung auf Blutfett und Blutzucker.44,45
Agaricus bisporus (Zweisporiger Egerling) – Zur Krebsprävention und unterstützenden Therapie hormonabhängiger Tumore
Agaricus bisporus ist der bekannteste Pilz: der Kulturchampignon. Mit seinem Gehalt an Linolsäuren und Lektinen wird ihm ein Wirkpotenzial in der Vorbeugung von Krebs zugeschrieben. Er kann eine hemmende Wirkung zeigen auf das Enzym Aromatase, das den Östrogenspiegel erhöht und Brustkrebs begünstigt, und auf das Enzym 5-Alpha-Reduktase, das zum Wachstum bei der gutartigen Prostatavergrößerung beiträgt. Auch bei Gicht und Akne kann der Champignon in der Aufbereitung zu einem Pulver oder Extrakt positive Effekte zeigen.46
Auricularia polytricha (Judasohr) – Zur Förderung der Durchblutung und zur Blutverdünnung
Das Judasohr oder chinesische Morchel oder Mu-Err ist weltweit verbreitet und wurde in Europa schon im Mittelalter zur Wundheilung und Abwehrstärkung angewendet. Heute steht der Heilpilz wegen seiner blutverdünnenden und cholesterinsenkenden Wirkung im Fokus. Er enthält Adenosin, das Gefäße erweitert, die Durchblutung fördert und den Blutdruck senkt, hilfreich bei Migräne, Tinnitus und peripherer arterieller Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“).
In der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kinderwunsch und der Neigung zu Durchfällen soll das Judasohr nicht angewendet werden.47
Chaga (Inonotus obliquus, Schiefer Schillerporling) - zur begleitenden Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen und Krebs
In der russischen und finnischen Volksmedizin wird der Chaga aufgrund seiner entzündungs- und tumorhemmenden, immunregulierenden, antioxidativen, antibakteriellen, antiviralen und schmerzlindernden Wirkung genutzt. In der TCM dient er als Tonikum, das die Lebensenergie Qi, Magen und Nieren stärkt. Wichtige Inhaltsstoffe sind Triterpene wie das entzündungshemmende Betulin, das auch bei uns für die Krebsbehandlung diskutiert wird,48 Polysaccharide und Flavonoide.49
Coprinus comatus (Schopftintling) – zur Erhöhung der Insulinausschüttung bei Diabetes
Wirkstoff im Schopftintling ist das Vanadium. Es trägt zum Schutz und zur Regeneration der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse und zur Sensibilisierung der Körperzellen für Insulin bei. Eine regulierte Verwertung von Zucker erleichtert die Gewichtsabnahme. In der Volksmedizin wird der Schopftintling auch bei Verstopfung und Hämorrhoiden angewendet.50
Polyporus umbellatus (Eichhase): Zur Entwässerung bei Ödemen und Lymphstau
Der Eichhase entwässert, ohne Kalium auszuschwemmen, und senkt den Blutdruck. Durch die Entstauung im Lymphsystem können Giftstoffe besser abtransportiert und über Leber und Nieren ausgeschieden werden. Wassereinlagerungen werden reduziert. Der Eichhase regt die Abwehrkräfte an.51
Poria cocos (Kiefernschwamm): Zur Regulation des Wasserhaushalts
Auch der Kiefernschwamm reguliert den Wasserhaushalt. Er unterstützt die Ausleitung von gestauter Flüssigkeit und Schleim. Dabei kommt es nicht zur Ausscheidung von Kalium oder Austrocknung, wie es bei sonst üblichen Entwässerungsmitteln der Fall sein kann. Der Kiefernschwamm kann den Blutzucker senken und beruhigt das Herz und den Geist.52
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Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.