Nachgefragt bei Frau Helm: Innere Kraft stärken
Die Zeiten sind hart. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Zum Teil sind die Herausforderungen existentiell. Die Ereignisse überschlagen sich, sodass kein Raum bleibt, um durchzuatmen und die Dinge zu verarbeiten. Zeit für etwas Optimismus und innere Kraft!
Inhaltsverzeichnis
- Sich auf sich besinnen
- Einen Schutzraum für sich
- Konzentration und innere Ruhe
- Zazen - die stille Meditation zur inneren Sammlung: So wird sie durchgeführt
- Das passiert bei der stillen Meditation
- Und wenn es stört, dass man beim Meditieren zu viel abschweift?
- Eine Energie-Übung im Schutzraum
- Und im Alltag?
- Sich auf eine Tätigkeit konzentrieren
- Sich informieren mit Unterscheidungsvermögen
- Sich seelisch nähren mit Filmen und Musik
- Etwas mit Liebe machen
- Dankbarkeit als Kraftquelle
- Eine realistische Vision, die den Blick nach vorne richtet
Sich auf sich besinnen
Auch wenn viel zu tun ist, sollten wir uns nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zurückziehen. Wir brauchen Zeit, um wieder zu uns zu kommen. Alles ist durcheinandergewirbelt und muss wiederaufgebaut oder neugestaltet werden. Dafür brauchen wir innere Kraft und Klarheit.
Einen Schutzraum für sich
Maßnahmen und Zeit für sich selbst sind kein Luxus in diesen Zeiten. Vielleicht denken Sie, Sie haben ja schließlich noch andere Sorgen. Aber, um schwierigen Zeiten etwas entgegensetzen zu können, müssen wir uns einen Schutzraum schaffen – zeitlich und räumlich. Mit einem stabilen inneren Kern, einer aufrechten Haltung und mehr Abstand zu den Dingen, können wir uns schützen und besser mit der Situation umgehen. Der Schutzraum kann ein geschlossenes Zimmer oder ein kleiner Platz in der Wohnung sein, an dem man sicher ungestört ist. Ablenkungen wie Handy etc. abschalten!
Zeitlich genügen 15 bis 20 Minuten am Tag. Ich muss mich auch überwinden, mir diese Zeit zu nehmen. Schließlich liegt eine lange To-do-Liste auf dem Tisch. Und Ausreden gibt es auch täglich zur Genüge. Aber es lohnt sich immer! Wenn ich nicht für mich da bin, mir Raum und Zeit zugestehe und mich und meine Stärkung wichtig nehme, wer dann? So wie ich mit mir umgehe, behandle ich auch andere und werde auch von anderen behandelt. Also sind die 15-20 Minuten am Tag der Anfang einer längeren Kette, deren Ablauf ich mitbestimme.
Konzentration und innere Ruhe
Im Schutzraum bin ich sicher. Ich kann ich mich wieder einsammeln und auf mich konzentrieren. Die Welt mit ihrem derzeitigen Chaos, den Widersprüchen und Ängsten muss draußen bleiben. Wenigstens für diesen Zeitraum. Die Schreckensbilder der letzten Wochen mit den Särgen und den sich stapelnden Leichensäcken, die unser Energiesystem noch blockieren und bewusst oder unterschwellig Angst verbreiten, tun ihre Wirkung weiter, wenn wir sie verdrängen.
Wir können sie aber z.B. durch Meditation verarbeiten und loslassen. Das heißt jetzt nicht, dass der Ernst der Lage verkannt oder schöngeredet werden soll. Es gilt weiter, mit Vorsicht und Achtsamkeit mit der Situation umzugehen. Aber gleichzeitig wünsche ich mir wieder innere Ruhe, Stärke, Erdung und Klarheit. Eine einfache und hochwirksame Methode, um beides zu erreichen: Konzentration und Entspannung, ist für mich die stille Zen-Meditation.
Zazen - die stille Meditation zur inneren Sammlung: So wird sie durchgeführt
Zazen, die stille Sitzmeditation aus dem Zen-Buddhismus, ist für jeden geeignet, unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit. Denn man verbringt einfach die Zeit in der Stille, ohne sich einzumischen oder auf etwas zu fokussieren. Man beginnt mit 10 Minuten und verlängert die Zeit bis 20 und dann 30 Minuten oder länger. Man legt eine Uhr oder einen Wecker (kein Handy!) vor sich, um das Ende der Meditation zu sehen. Dann setzt man sich aufrecht und entspannt hin: In den Schneidersitz, wer kann in einen Yoga-Sitz, wem diese Sitzarten nicht möglich sind, auf einen Stuhl mit den Füßen auf den Boden. Der Rücken ist aufrecht, ohne sich anzuspannen. Man kann sich vorstellen, dass der Kopf an einem Faden von oben gehalten wird. Das Kinn etwas Richtung Hals, der Kiefer locker, die Augen sind halb geschlossen und blicken entspannt etwa 80-100 cm nach vorne auf den Boden, ohne eine Sache zu fixieren. Den Po etwas nach hinten, damit der Unterleib noch besser entspannt. Und dann ganz natürlich atmen.
Das passiert bei der stillen Meditation
Passieren ist das richtige Wort. Denn getan wird absolut nichts. Stattdessen tauchen Gedanken und Gefühle auf. Das ist normal. Und das dürfen sie auch. Einfach den Kopf reden und das Herz fühlen lassen. Wie bei einem Film, der abläuft. Keine Ziele. Keine Einmischung. Keine Wertung dessen, was passiert. Stiller Beobachter sein. Nach einer Zeit des stillen Sitzens kann es sich anfühlen, als ob immer mehr abfällt von dem Gerede, das sich oft im Kreis dreht im Geist. Je weniger man sich einmischt, umso schneller. Warten Sie aber nicht krampfhaft darauf. Es gibt kein richtig und kein falsch. Es ist, wie es ist. Alles ist willkommen. Alles ist richtig. Mit den Tagen und Wochen entsteht eine Stabilität und Klarheit.
Und wenn es stört, dass man beim Meditieren zu viel abschweift?
Es ist in Ordnung abzuschweifen. Es wird kein Ziel gesetzt, weil beides seine Vorteile hat: Die entstehende Ruhe im Betrachten des inneren Films und die Ruhe ohne Film. Im Leben kommt auch beides vor und es gilt, mit beidem umgehen zu können: Ruhe im Lärm zu finden und Stille auszuhalten. Es gibt aber Möglichkeiten, wieder in den Moment zurückzukehren, wenn man sich zu weit weg hat tragen lassen oder wenn der Kopf immer dasselbe aufwärmt und das wiederholt, was man nicht mehr hören kann. Es gibt zwei bewährte Methoden: Den Atem zu zählen, und zwar das Ausatmen jeweils von 1-10, immer wieder von vorne. Oder die Aufmerksamkeit auf den Atem zu lenken, wie er in die Nase eintritt und beim Ausatmen die Nase wieder verlässt.
Eine Energie-Übung im Schutzraum
Nach der stillen Meditation oder was Sie sonst als innere Stärkung und Nährkraft für sich kennen und in Ihrem Schutzraum durchführen, helfen auch Farbmeditationen schnell und wohltuend in die innere Kraft und grenzen gleichzeitig nach außen ab. Dazu stelle ich mir eine große Blase oder Kugel in einer bestimmten Farbe um mich herum vor: Weiß zur Reinigung und, um sich mit Licht zu füllen, Rosa, um das Herz zu öffnen und von negativen Gefühlen zu reinigen, Grün als allgemeine Heilkraft und Orange oder Rot, um neue Lebensenergie zu bekommen. Beim Einatmen nehme ich die Farbe um mich herum, von der es endlos viel in der Kugel gibt, auf und beim Ausatmen verteile ich sie im Körper oder speziell da, wo sie gebraucht wird. Ich führe die Farbmeditation ein paar Minuten lang aus. Es kann jeder selbst für sich entscheiden, wie lange sie guttut.
Und im Alltag?
Je länger ich den Schutzraum täglich aufsuche und nutze, umso stärker und stabiler fühle ich mich im Alltag. Bei jedem Aufenthalt nehme ich ein Stück mehr Kraft mit in den Tag und kann die Geschehnisse des Tages besser verarbeiten. Die Farbmeditation wende ich spontan auch im Alltag an, wenn ich mich energetisch reinigen, seelisch nähren oder mit Kraft versorgen will. Das geht auch an der Schlange im Supermarkt.
Sich auf eine Tätigkeit konzentrieren
Wenn ich mich im Alltag mehr sammeln möchte, konzentriere ich mich völlig auf die Tätigkeit, die ich gerade ausübe. Sofort bin ich wieder im Moment und verzettle mich nicht in Gedanken und im Tun. Das Zählen von 1 bis 10 mehrmals hintereinander hilft auch im Alltag, die Energie im Augenblick zu sammeln und sich nicht in Grübeleien oder Ängsten zu verlieren. Das Zählen funktioniert auch beim Gehen: Immer eine Zahl weiter beim Schritt rechts.
Sich informieren mit Unterscheidungsvermögen
Online und über Nachrichtensendungen werden wir reichlich über Corona und die übrigen Schrecken der Welt auf dem Laufenden gehalten. Darin kann man sich leicht verfangen und Ängste entwickeln. Etwas bleibt im Unbewussten immer haften und wirkt negativ nach. Deshalb macht es Sinn, sich auf wenige seriöse Quellen zu konzentrieren, anstatt sich von allen Seiten mit Infos zuladen zu lassen.
Sich seelisch nähren mit Filmen und Musik
Wenn ich wieder in meine Kraft kommen möchte, achte ich auch im Unterhaltungssektor auf das, was mir wirklich guttut. Das sind ausgewählte Musik statt Radio-Gebrabbel und ebenso gut sortierte Filme. Und auch hier stärkt es mich, mir bewusst einen Film anzusehen statt einen lärmigen, nervigen Streifen nebenher laufen zu lassen.
Etwas mit Liebe machen
In Zeiten wie diesen hilft es, etwas mit Liebe und Sorgfalt zu tun. Sei es Kuchen für eine geliebte Person, auch für sich selbst, zu backen, einen schönen Blumenstrauß selbst zusammenzustellen oder etwas anderes Kreatives zu gestalten. Auch die Balkonbepflanzung, das Umtopfen von Pflanzen in der Wohnung oder das Buddeln in der Erde im Garten, nähren die Seele und erden den ganzen Menschen.
Dankbarkeit als Kraftquelle
Was ist jetzt aktuell, nach all den Erfahrungen des Verzichts und der Isolation, das Wichtigste? Das Wichtigste, das Sie schon haben und dessen Wert Ihnen noch bewusster geworden ist. Bedanken Sie sich jedes Mal, wenn Sie im Schutzraum sind und auch zwischendurch, wenn es Ihnen einfällt, für dieses große Geschenk.
Eine realistische Vision, die den Blick nach vorne richtet
Und nach Corona oder zumindest der einschränkenden Zeit mit dem Virus? Welches Ziel steht vor Ihren Augen. Was wollen Sie anders machen? Welche positiven Folgen kann die extreme Zeit mit sich bringen? Am besten ein einziges Ziel auswählen und sich darauf konzentrieren. Es wird umso sicherer wahr, wie es realistisch und konzentriert angegangen wird. Eine Vision hilft uns, den Blick nach vorne zu wenden, ins Licht am Ende des Tunnels, das für jeden anders aussieht, und uns in diese Richtung ziehen zu lassen.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.