Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Die Erkennung einer Nahrungsmittelunverträglichkeit stellt die Mediziner wie den Patienten vor eine Herausforderung. Dies zumal die Problematik gerade in den westlichen Industrieländern offensichtlich zunimmt. Man geht heute von einem Anteil von 20 bis 25 Prozent in der Bevölkerung aus, welche unter einer Unverträglichkeit gegenüber Nahrungsmitteln leiden. Demgegenüber stehen nur knapp fünf Prozent klinisch bewiesener Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Beschwerden gestalten sich individuell unterschiedlich und sind vielfach unspezifisch.
Inhaltsverzeichnis
- Wie unterscheidet sich eine Nahrungsmittel-Intoleranz von einer Allergie?
- Laktoseintoleranz
- Fruktoseintoleranz
- Sorbit-Intoleranz
- Welche Bedeutung besitzen die FODMAPS?
- Ernährungstagebuch – Ihre persönliche Diagnosestellung
- Worauf muss beim H2-Atemtest geachtet werden?
- Ist eine Kohlenhydratunverträglichkeit heilbar?
- Histamin-Intoleranz
- Salicylat-Intoleranz
- Nahrungsmittel-Allergien
- Kliniken und Zentren im Bereich Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Wie unterscheidet sich eine Nahrungsmittel-Intoleranz von einer Allergie?
Die Bezeichnung Nahrungsmittelunverträglichkeit wird vielfach uneinheitlich verwendet! Daher soll vorab Klarheit hinsichtlich der Begrifflichkeiten geschaffen werden. Unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit werden alle Krankheitsbilder verstanden, welche durch Bestandteile oder Zusätze von Lebensmitteln verursacht werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese in Intoleranzen und Allergien unterteilt. Um ein genaueres Verständnis der Problematik zu erhalten, erfolgt eine weitergehende Klassifizierung.
Giftige Substanzen
Lebensmittelsubstanzen, welche für den Menschen giftig sind, dienen Pflanzen häufig, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Giftig können sich auch Substanzen auswirken, welche unserer Nahrung künstlich beigemengt werden. Gleichfalls toxisch ist die Kontamination mit verschiedenen Chemikalien oder Schwermetallen. Lebensmittel, welche uns aufgrund des begonnenen Fäulnisprozesses durch Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährlich sind, werden in vielen Fällen durch deren Konsistenz, Geruch oder Geschmack von uns erkannt. Dieser Überlebensmechanismus schützt uns vor der Aufnahme schädlicher Mengen.
Nicht-toxische Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Unverträglichkeiten dieses Typs sind in einer immunologischen oder nicht immunologischen Reaktion begründet.
Unser Immunsystem soll uns vor krankmachenden Eindringlingen schützen. Eintrittspforten für fremde Substanzen sind im Wesentlichen die Körperoberflächen. Dazu gehört unsere Haut sowie die Schleimhäute der Atemwege und des Verdauungstraktes, welche gleichzeitig die erste Schutzbarriere bilden. Fresszellen und neutrophile Granulozyten zählen zur unspezifischen, angeborenen Abwehr. Die erworbene Abwehr dagegen entsteht nach dem Erstkontakt mit einem spezifischen Eindringling.
Sogenannte B-Lymphozyten können sich die genaue Eigenschaft dieser Erreger merken und bilden maßgeschneiderte Antikörper. Auf diese Weise können die Fresszellen den Eindringling leichter erkennen und ihn vernichten. Zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten, an welchen das Immunsystem beteiligt ist, zählen neben den IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien (gastrointestinal vermittelte Allergien) die Zöliakie oder Mastzellerkrankungen.1
Nahrungsmittelunverträglichkeiten können auch ohne eine Beteiligung des Immunsystems auftreten. Verursacht werden diese Nahrungsmittelintoleranzen durch biogene Amine, deren bekanntester Vertreter das Histamin darstellt. Einen hohen Anteil stellen Störungen im Bereich der Darmwand oder ein angeborener Enzymmangel. Ebenso spielen funktionelle Erkrankungen, wie sie bei einer Störung der Bauchspeicheldrüse vorkommen, oder das Reizdarmsyndrom eine Rolle.
Nicht immunologisch bedingte Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Wesentliches Merkmal dieser Gruppe ist, dass das Immunsystem an der Reaktion nicht beteiligt ist. Dieser Aspekt grenzt sie klar von den Nahrungsmittelallergien ab.2 Nahrungsmittelintoleranzen zählen zu den häufigsten Beschwerdebildern innerhalb der Gruppe der Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Aus diesem Grund sollte vor der Abklärung der selteneren gastrointestinal vermittelten Allergien eine Diagnostik hinsichtlich nicht-immunologischer Ursachen erfolgen.
Malabsorption oder Maldigestion?
Enzyme zerlegen Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette in kleine Verbindungen, welche so durch die Darmwand in die Blutbahn abgegeben werden können. Auf diese Weise entstehen für unseren Stoffwechsel lebensnotwendige Bausteine. Wie beim Schlüssel-Schloss-Prinzip wandeln Enzyme spezifisch eine bestimmte Substanz um.
Kann die Nahrung nicht verdaut werden, spricht man von einer Malassimilation. Ist dabei die Funktion eines Enzyms betroffen, wird dies als Maldigestion (verdauen = lateinisch: digestio) bezeichnet. Bei einer Störung der Passage durch die Darmwand ins Blut spricht man von Malabsorption (aufnehmen = lateinisch: absorbere).
Laktoseintoleranz
Laktose ist der Zucker in der Milch von Säugetieren. Bei diesen Kohlenhydraten handelt es sich um einen Zweifachzucker. Solche Disaccharide können von unserem Organismus nicht verwertet werden, sondern müssen vorab in Einfachzucker umgewandelt werden. Beim Menschen erfüllt diese Aufgabe das Enzym Laktase, welches in den Bürstenzellen unseres Dünndarmes gebildet wird. Bei einem Mangel an Laktase kann der Milchzucker nicht aufgespalten werden. Die Laktose gelangt daher unverdaut in den Dickdarm, wo er von Laktase produzierenden Bakterien zersetzt wird. Der dabei entstehende Gärungsprozess ist für die Bildung von Darmgasen, heftigen krampfartigen Blähungen und Durchfällen verantwortlich.3
Die Produktion von Laktase beginnt bei Säuglingen mit dem Stillen. Im Verlauf des Abstillens sinkt diese wieder, bleibt jedoch auf einem ausreichend hohes Niveau bestehen.4 Bei der Laktose-Intoleranz unterscheidet man zwischen einem erworbenen Mangel und einer erblichen Veranlagung. Während bei den meisten Menschen in Deutschland die Laktaseaktivität ausreicht, stellt sich bei 15 bis 20 Prozent ein Enzymmangel ein. Darüber hinaus besteht das seltene Risiko eines genetischen Enzymdefektes. Ursächlich kann eine Schädigung des Bürstensaumes sein, welche durch Infektionen, chronische Darmerkrankungen (Morbus Crohn) oder Zöliakie verursacht wird. Operationen, welche mit der Entfernung großer Teile des Dünndarms (Kurzdarmsyndrom) einhergehen, können ebenfalls einen Mangel an Laktase nach sich ziehen.
Fruktoseintoleranz
Im Gegensatz zur Laktose handelt es sich bei der Fruktose um einen Einfachzucker, welcher nicht umgebaut werden muss. Für die Überführung des Fruchtzuckers in die Darmzellen und weiter in das Blut werden jedoch Transporter benötigt. Das Eiweißmolekül Glut-5 erfüllt dabei eine wichtige Aufgabe.
Für die Fruktoseintoleranz kommen unterschiedliche Erklärungsansätze zum Tragen. Schon bei mehr als 35 bis 50 Gramm Fruktose ist die Aufnahmekapazität eingeschränkt. Zwei große Orangen oder zwei Bananen (200 bis 300 Gramm) können bereits einen solchen Fruktoseüberhang herbeiführen.
Ebenso kann ein Defekt des Glut-5-Transportersystems zu einer Malabsorption führen. Stehen nicht genügend funktionstüchtige Glut-5 Moleküle zur Verfügung, wird die Fruktose in den Dickdarm weitertransportiert. Dort verstoffwechseln die Bakterien der Darmflora den Zucker.5
Das Beschwerdebild umfasst Blähungen, Bauchschmerzen sowie Durchfälle, ist allerdings ähnlich der Laktoseintoleranz wenig spezifisch.
Eine völlig andere Form der Fruktoseintoleranz besteht in einem erblich bedingten Enzymmangel, bei dem die Fruktose in der Leber nicht vollständig gespalten werden kann (Hereditäre Fruktoseintoleranz). Die Fruktose verbleibt somit in der Zelle, reichert sich an und führt zu einer Unterzuckerung im Blut.5 Diese seltene Erkrankung bewirkt neben den oben erwähnten gastrointestinalen Beschwerden eine Störung der Gerinnung sowie Funktionseinbußen der Leber und Nieren.
Sorbit-Intoleranz
Eine Unverträglichkeit gegenüber Sorbit gleicht hinsichtlich der Krankheitszeichen und Funktionsweise der Fruktoseintoleranz. Sorbit zählt zu den Zuckeraustauschstoffen und wird als Lebensmittelzusatzstoff unter der Bezeichnung E 420 geführt. In früheren Jahren wurde Sorbit aus den Früchten der Vogelbeere hergestellt, wogegen die Industrie heute auf die Verzuckerung von Stärke aus Mais und Weizen setzt.6
Chemisch gehört Sorbit zu den natürlich vorkommenden Zuckeralkoholen, und ist in vielen Obst- und Gemüsesorten zu finden. Besonders Trocken- und Steinobst sind reich an Sorbit. In der Lebensmittelindustrie wird Sorbit zum Süßen diätischer Lebensmittel sowie als Feuchthalte- und Konservierungsmittel eingesetzt. Zugang hat Sorbit auch bei der Herstellung vor allem zahnmedizinischer Pflegeprodukte gefunden. Das Verschlucken größerer Mengen sorbithaltiger Zahnpasta kann bei Kindern bedenklich werden. Der Sorbitunverträglichkeit liegt eine Störung bei der Verwertung im Dünndarm zugrunde. Die Verstoffwechselung wird dann von Sorbitol fermentierenden Bakterien im Dickdarm übernommen. Die dabei entstehenden Gase sind für Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall verantwortlich.
Welche Bedeutung besitzen die FODMAPS?
Das Reizdarm-Syndrom kennzeichnet sich vor allem durch Blähungen, das Entweichen unangenehm riechender Darmgase (Flatulenz) und schmerzhaften Krämpfen. Bei 50 bis 70 Prozent aller Patienten kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nachgewiesen werden. Hierbei spielen die sogenannten FODMAPs eine wichtige Rolle. FODMAP steht für „Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols“, also für Kohlenhydrate, welche durch Enzyme verstoffwechselt werden. Die bereits erwähnte Fruktose, die Laktose sowie die Zuckeralkohole Sorbit und Mannit zählen zu den bekanntesten Vertretern.
Ernährungstagebuch – Ihre persönliche Diagnosestellung
Die Diagnostik einer Kohlenhydrat-Intoleranz erfolgt anhand der klinischen Symptome. Eine sinnvolle Ergänzung zur ärztlichen Anamnese ist das Führen eines Symptom- und Ernährungstagebuches. Dieses ist als Vorlage in analoger Form sowie als Applikation für Smartphones erhältlich.7 Wichtig sind das Auflisten des Zeitpunktes der Nahrungsaufnahme, sowie die Menge und Art der Lebensmittel. Zusätzlich sollten Zeitpunkt sowie Art und Schweregrad der Symptome notiert werden. Von Interesse können zudem Informationen über körperliche Aktivitäten, die Einnahme von Medikamenten oder Drogen (Nikotin) sein.
Worauf muss beim H2-Atemtest geachtet werden?
Bestätigt wird eine Kohlenhydratunverträglichkeit mittels des Wasserstoff (H2)-Atemtests. Bei einer Intoleranz gelangen Kohlenhydrate unverdaut in den Dickdarm. Dort entsteht durch bakterielle Vergärung Wasserstoff, welcher in das Blut aufgenommen und über die Lungen abgeatmet wird. Die Durchführung ist für den Patienten unkompliziert. Im Vorfeld dürfen keine kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittel (Laktose, Fruktose, Sorbit) eingenommen werden.
Darüber hinaus soll das Zähneputzen (sorbithaltige Zahncreme/Kaugummi) sowie Rauchen unterbleiben. Ebenfalls darf keine antibiotische Therapie oder Darmspiegelung stattgefunden haben. Zu Beginn des Testes wird die entsprechende Zuckerlösung verabreicht. Nach 30 Minuten wird der Patient aufgefordert, im halbstündigen Abstand in ein Gerät zu pusten, welches den Wasserstoffgehalt der Ausatemluft misst.
Ist eine Kohlenhydratunverträglichkeit heilbar?
Die Betroffenen können ein symptomloses Leben führen, sofern sie die Produkte meiden, welche ihre Beschwerden verursachen. Eine Intoleranz ist meist abhängig von der verzehrten Menge. Hier hilft es, das Nahrungsmittel für einige Tage aus dem Speiseplan zu streichen und sich dann allmählich an die persönliche Toleranzgrenze heranzuarbeiten (Aufbaukost). Viele Supermärkte bieten seit langem laktosefreie Produkte an. Manche Milchprodukte, wie einige Käsesorten sind an sich laktosefrei oder werden als laktosefreie Alternative verkauft.
Histamin-Intoleranz
Der Histamin-Intoleranz wird seit einigen Jahren in den Medien und der breiten Öffentlichkeit eine zunehmende Bedeutung zugeschrieben. Doch sollten bei der Diskussion neben den krankmachenden Faktoren, die für den Körper wichtigen Funktionen nicht vergessen werden.
Funktion und Vorkommen von Histamin
Histamin zählt zu den biogenen Aminen und ist sowohl im menschlichen und tierischen Organismus als auch in der Pflanzenwelt weit verbreitet. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Immunabwehr sowie den meisten allergischen Reaktionen.
Über Histamin (H1) Rezeptoren können die Blutgefäße weiter gestellt werden, was eine Rötung der Haut und eine Erhöhung der Körpertemperatur nach sich zieht. In den Bronchien führt Histamin zu einer Verkrampfung (Asthma bronchiale), verursacht Juckreiz und eine Bläschenbildung auf der Haut.
Im Magen greift Histamin über den H2-Rezeptor in die Produktion der Magensäure ein und nimmt Einfluss auf den Verdauungsvorgang. Neben seiner Funktion als Gewebshormon fungiert Histamin zudem als Botenstoff zwischen den Nerven (Neurotransmitter).8
Woher stammt das Histamin im Menschen?
Histamin ist Bestandteil in vielen unserer Nahrungsmittel. Pflanzen benötigen Histamin für ihre Reifung und es ist in Fleisch und Fisch enthalten, wenn dieser durch Bakterien zersetzt wird. Histamin ist außerdem bei vielen Gärungsprozessen von Lebensmitteln beteiligt. Tatsächlich findet sich Histamin in Sauerkraut, gereiftem Käse, geräucherten Wurstwaren, in vielen Fischprodukten sowie Kakao oder Rotwein. Andere Nahrungsmittel wirken als Histamin-Liberatoren, wobei sie Histamin aus den körpereigenen Mastzellen freisetzen. Wer gerne zu einem Glas Rotwein Schokolade nascht, wird gleich auf mehrfache Weise mit dem Histamin konfrontiert. Zum einen beinhalten diese Produkte selbst Histamin, sie wirken als Histaminliberatoren und blockieren zudem den Histamin Abbau.
Mastzellen und Bakterien – die körpereigenen Lieferanden für Histamin
In den Mastzellen, bestimmten Zellen der Oberhaut sowie in der Schleimhaut des Magens und den Nervenzellen wird Histamin vom Körper selbst produziert. Weiterhin vermögen manche Bakterien unserer Darmflora Histamin herzustellen. Diese sind zwar überwiegend für den Menschen unschädlich, können jedoch bei einem Ungleichgewicht der Darmflora zu einer übermäßigen Produktion von Histamin führen.
Was versteht man unter einer Histaminose?
Ein Überschuss an Histamin kann zu mannigfaltigen Beschwerden führen. Die Toleranzgrenze, ab welcher eine Histaminose auftritt, ist individuell verschieden.
Typisch sind Probleme des Magen-Darm-Traktes, Kopfschmerzen, ein niedriger Blutdruck und Beschwerden der Atemwege. Eine Histaminose zeigt sich auch an der Haut, wo sie unter anderem als Juckreiz oder Bläschenbildung (Urticaria) in Erscheinung tritt.
Eine plötzliche Ausschüttung massiver Mengen an Histamin kann das Flush-Syndrom hervorrufen. Dabei kommt es zu einer plötzlichen Erweiterung von Blutgefäßen und in der Folge zu einer starken Rötung vorwiegend im Bereich von Gesicht, Hals und der oberen Extremitäten.
Wie wird Histamin im Körper abgebaut?
Um den Organismus vor einem Histaminüberschuss zu schützen, wird das Histamin durch zwei Enzyme abgebaut.
Die Diamin¬oxidase (DAO) wird vorwiegend in der Darmschleimhaut produziert und in das Darminnere abgegeben, wo es das dort vorhandene Histamin abbaut. Der zweite Abbauweg verläuft über das Enzym Histamin-N-Methyl¬transfe¬rase (HNMT). Dieses wirkt insbesondere in den Bronchien sowie der Haut. Im Zentralen Nervensystem ist allein die HNMT für den Abbau von Histamin verantwortlich.9
Diaminoxidase und seine vielfältigen Gegenspieler
Eine verminderte Aktivität der DAO kann sowohl erworben als auch angeboren sein. Da dieses Enzym im Darminneren wirkt, ist es dort möglichen Störfaktoren besonders ausgesetzt. DAO - Inhibitoren können Gifte, wie Alkohol, Nikotin sowie verschiedene Medikamente sein. Den Hormonen, vor allem dem weiblichen Sexualhormon Östrogen kommt sowohl im Rahmen des weiblichen Zyklus als auch bei östrogenhaltigen Empfängnisverhütungsmitteln eine wichtige Bedeutung zu.
Infektionen der Magenschleimhaut, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn) oder die Zöliakie können die Produktion der Diaminoxidase vermindern.
Wie wird eine Histaminintoleranz festgestellt?
Ein einheitliches Vorgehen zur Diagnose der Histaminintoleranz besteht aktuell noch nicht. Vorwiegend handelt es sich um einen Verdacht, welcher anhand der typischen Beschwerden vom Arzt als Verdachtsdiagnose festgelegt wird.
Im Labor kann neben dem Histamin auch das Enzym Diaminoxidase aus dem Blut bestimmt werden. Der Aussagewert der Histaminbestimmung im Blut bleibt aktuell jedoch umstritten. Die Bestimmung von Stuhlhistamin muss ebenfalls kritisch betrachtet werden, da Histamin in bedeutsamen Konzentrationen gleichfalls von der Darmflora produziert wird. Auch die Bestimmung der DAO im Blut bietet wenig Anhalt, da kein Rückschluss auf die Aktivität im Darm gezogen werden kann.
Das Verfahren der Wahl zur Sicherung der Diagnose Histaminintoleranz ist die orale Provokation durch die Verabreichung einer Dosis Histamin sowie einem Placebo. Die Untersuchung ist für eine Anwendung im Routinebetrieb eines Krankenhauses jedoch kaum geeignet, sodass sie nur von wenigen Zentren angeboten wird.
Therapie einer Histaminose
Die Linderung allein der Beschwerden ist bei einer Histaminintoleranz nicht zielführend. Liegt eine funktionelle Störung der Darmschleimhaut vor, muss versucht werden den Darm zu sanieren. In einigen Fällen kann die Einnahme der Diaminoxidase in Tablettenform sinnvoll werden. Bei dieser Therapie wird der vorhandene Histaminüberschuss im Darm abgebaut. Einen anderen Ansatz verfolgt die Gabe sogenannter Mastzellstabilisatoren. Ziel ist es hierbei, die Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen zu verhindern.
Wie hilfreich ist der Verzicht?
Der Verzicht auf histaminhaltige oder histaminfreisetzende Nahrungsmittel wird in vielen Fällen eine Besserung der Beschwerden herbeiführen. Inwiefern eine Diät zum Ziel führt, hängt von der aufgenommenen Menge sowie der eigenen Disziplin ab. In selbem Maße müssen nicht nahrungsabhängige Faktoren, wie Stress oder Hormone bei der Behandlung bedacht werden.
Salicylat-Intoleranz
Salicylate sind in der Natur in zahlreichen Pflanzen anzutreffen und dienen der Abwehr von Fressfeinden. Bekannt ist vor allem die Acetylsalicylsäure im Aspirin welche Salicylate in hoher Konzentration beinhaltet. Aus diesem Grund wird die Salicylat-Intoleranz auch Schmerzmittelintoleranz genannt.
Menschen mit einer Salicylat-Intoleranz sollten salicylathaltige Pflanzen und Medikamente mit Vorsicht verwenden. Da die Angaben der in Listen aufgeführten Verdächtigen stets Konzentrationsangaben sind, kommt der wahren Verzehrmenge eine entscheidende Bedeutung zu. So muss Früchten (Rote Johannisbeeren 5,06 g/100g, Orangen 2,39mg/100g, Ananas 2,10mg/100g) eine größere Beachtung zukommen als den teils sehr hohen Konzentrationen einiger Gewürze (Thymian 183mg/100g, Chili 203mg/100g oder Curry 218mg/100g). Demgegenüber stehen verhältnismäßig niedrige Konzentrationen bei den meisten gängigen Gemüsesorten. Ebenso gibt es, wie bei Äpfeln oder Tomaten, große Unterschiede zwischen verschiedenen Sorten.10 In ihrer pathologischen Wirkung weichen natürliche nicht von chemisch hergestellten Salicylaten ab.
Welche Folgen hat eine Salicylat-Intoleranz?
Zu den klassischen Symptomen einer Salicylatunverträglichkeit zählen Entzündungen der Nasennebenhöhlen, Polypen der Nase bis hin zu Asthma bronchiale. Da vielfach Ähnlichkeiten der Symptomatik mit anderen Unverträglichkeiten bestehen, wird eine Salicylat-Intoleranz häufig spät oder gar nicht erkannt. Dies kann bei Magen-Darm-Erkrankungen oder einer Beteiligung der Haut (Urtikaria) zu chronischen Verläufen führen.11
Diagnostik und Therapie der Salicylat-Intoleranz
Treten Symptome unmittelbar nach der Einnahme salicylathaltiger Medikamente auf, ist die Diagnose für den Arzt einfach zu stellen. Häufig kann jedoch ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Einnahme salicylathaltiger Nahrungsmittel und entsprechenden Symptomen schwer hergestellt werden. Wie bei der Therapie der Histaminintoleranz ist auch hier ein Provokationstest der Goldene Standard. Daneben haben sich einige funktionelle Tests etabliert. Diese Testmethoden sind sehr komplex, können indes eine Salicylat-Intoleranz „ex vivo“, also ohne Provokation am Menschen ermöglichen.11
Der Verzicht salizylathaltiger Nahrungsmittel und Medikamente ist nach wie vor die zuverlässigste Therapie. Bei einer massiven Vermehrung von Polypen in der Nase kann eine Operation die Atemwege wieder frei machen. Diskutiert wird zudem der Einsatz kortisonhaltiger Mittel.
Nahrungsmittel-Allergien
Eine Allergie stellt stets eine durch unser Immunsystem vermittelte Reaktion dar. Wenngleich Nahrungsmittelallergien scheinbar zunehmen, beträgt die Anzahl erkrankter Personen nur zwei bis fünf Prozent. Bei Kindern liegt die Häufigkeit mit fünf bis zehn Prozent etwas höher.2 Grundsätzlich können beinahe alle Lebensmittel eine allergische Reaktion auslösen. Gesundheitlich relevant sind dagegen nur wenige Allergene.
Zu den Hauptauslösern bei Kindern zählen Milch- und Hühnereiweiß sowie Erdnüsse, Soja und Weizen. Erwachsene sind insbesondere gegen Apfelallergene, Sellerie, Karotten und Weizen allergisch. Nahrungsmittelallergien, welche bereits im Kindesalter auftreten können später wieder verschwinden (Milcheiweißallergie). Umgekehrt können Allergien auch erst in fortgeschrittenem Alter in Erscheinung treten.12
Wie entstehen die allergischen Reaktionen?
Allergene sind Substanzen, welche der Körper als fremd erkennt und abwehren möchte. Die Ursachen für das Entstehen von Allergien sind noch nicht vollständig geklärt. Unser Immunsystem kennt verschiedene Abwehrmechanismen, welche die Unterteilung der Nahrungsmittelallergien in vier Typen ermöglicht. Mit über 85 Prozent werden Allergien durch den Typ-1 (Soforttyp) ausgelöst.
Zugrunde liegt stets ein Erstkontakt mit einem Nahrungsmittel. Das Immunsystem bildet in der Folge IgE-Antikörper. Zur allergischen Reaktion kommt es indes erst beim erneuten Kontakt mit dem Allergen. Die IgE-Antikörper setzen sich auf die Mastzellen, beispielsweise im Darm oder der Haut, welche daraufhin Histamin und andere Botenstoffe freisetzen. Diese Freisetzung bedingt die allergischen Hauterscheinungen, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege.
Wie wird die Diagnose gesichert?
Zwischen 20 und 45 Prozent der Bevölkerung würden ihre Beschwerden ohne eine ausführliche Diagnostik als eine Nahrungsmittelallergie einschätzen.2 Wie bei allen Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann das Führen eines Ernährungstagebuches die Diagnosestellung erleichtern. Insbesondere Allergien vom Soforttyp können auf diesem Weg vom Patienten selbst rasch erkannt werden. Vielfach wird anhand der Ergebnisse des Ernährungstagebuches eine Enthaltsamkeit bezüglich der möglichen Nahrungsmittel empfohlen.
Wie bei den nicht-immunlogischen Unverträglichkeiten gilt bei den Allergien die orale Provokation als die Methode der Wahl. Da diese jedoch nur stationär erfolgen kann, kommt der Bestimmung spezifischer IgE-Antikörper im Blut oder dem Hauttest eine hohe diagnostische Bedeutung zu. Sind die bisherigen Hinweise nicht ausreichend, kann die Bestimmung von Methylhistamin im Sammelurin einen näheren Aufschluss bieten.13
Zur Absicherung kann weiterhin die Bestimmung von IgE-Antikörpern im Darm beitragen. Die Methode der endoskopisch gesteuerten segmentalen Darmlavage ist im Vergleich zum Nachweis von IgE-Ak im Stuhl weniger anfällig für falsch negative Ergebnisse.14
Kliniken und Zentren im Bereich Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Viele größere Kliniken mit dem Fachbereich Dermatologie, Pneumologie oder Gastroenterologie bieten eine entsprechende Sprechstunde für Intoleranzen und Allergien an.
Quellen anzeigen
Sein beruflicher Werdegang hat sich in letzter Zeit mit persönlichen Vorlieben verbunden. Als Medizinisch technischer Assistent haben sich die Erfahrung und Ehrgeiz zu einem ganz ordentlichen Wissen auf einigen Gebieten entwickeln können. Fachlich ist er vor allem im Bereich der Allergologie (insbesondere Nahrungsmittelallergien), Endokrinologie (allgemein und Kinderwunsch) und Gastrologie versiert. Seine letzten Berufsjahre als MTA hat er in einem Notfalllabor eines großen Krankenhauses eingebracht.