© 123

Nasenbluten: manchmal heftig, oft harmlos, immer erschreckend

Kommentar schreiben Aktualisiert am 14. November 2016

Oft kommt es ganz plötzlich und kann den Betroffenen ganz schön erschrecken: Nasenbluten. Manchmal zeigt es sich nur beim Schnäuzen als roter Fleck auf dem Taschentuch, in anderen Fällen kommt plötzlich ein roter Schwall aus der Nase und führt dann meist zu regelrechter Panik.

Diese ist aber oft unbegründet: So unangenehm vor allem starkes Nasenbluten auch ist – in vielen Fällen hat man es dabei mit einer harmlosen Erscheinung zu tun, die normalerweise nach ein paar Minuten von selbst wieder vorbeigeht. Ärztliche Hilfe ist im Akutfall nur bei stärkeren Verletzungen oder sehr heftigen Blutungen nötig; auch sehr häufig auftretendes Nasenbluten mit unklarer Ursache ist ein Fall für den Facharzt.

Die Nase ist besonders stark durchblutet; dafür ist ein dichtes Gefäßnetz auf der Nasenscheidewand im vorderen Nasenbereich verantwortlich. Dieses Netz aus feinen Adern und Venen liegt oberflächlich in der dünnen Schleimhaut und ist sehr verletzlich. So ist es nicht verwunderlich, dass es gerade in der Nase recht häufig zu Blutungen kommt, die auch in den meisten Fällen aus dem vorderen Nasenbereich stammen. Es gibt allerdings auch Nasenbluten, dessen Quelle in der hinteren Nasenhöhle liegt. Diese sind dann in der Regel weit stärker und können nicht mehr so leicht gestoppt werden, weil die Gefäße im hinteren Nasenbereich weniger fein sind als vorne und ein auftretendes „Leck“ deswegen ganz einfach größer ist.

Die meisten Gründe für Nasenbluten liegen in der Nase selbst

Manchmal sind die Ursachen für Nasenbluten – medizinisch Epistaxis genannt – ganz offensichtlich: Vielleicht hat man schlicht zu stark in der Nase herumgebohrt, sich zu heftig geschnäuzt oder geniest, man hat einen Stoß oder Schlag auf die Nase abbekommen oder ist buchstäblich „auf die Nase gefallen“. Bei solchen Unfällen wird oft das Nasenbein oder die Nasenscheidewand verletzt, Gefäße in der Nasenschleimhaut reißen, sodass es zu einer mehr oder weniger starken Blutung kommt. Die meisten wissen auch, dass die vor allem im Winter oft ausgetrockneten Nasenschleimhäute und generell Erkältungen nicht selten zu einer „blutigen Nase“ führen.

Geschwollenen Nasenschleimhäuten bei Erkältungen, Allergien und Entzündungen, die zu einer verstopften Nase führen, rückt man oft mit abschwellenden Nasensprays zu Leibe. Diese bringen zwar schnell Linderung, sind aber mit Vorsicht zu genießen: Wenn man sie zu häufig anwendet, trocknen sie die Nasenschleimhaut aus und schädigen sie somit – u.a. mit der Folge, dass die Nase leicht blutet. Abschwellende Nasentropfen und -sprays sollte man daher nie länger als eine Woche anwenden. Auch antiallergische Mittel wie Antihistaminika oder Kortison, die man z.B. bei Heuschnupfen oder anderen Allergien einsetzt, haben mitunter die unerwünschte Nebenwirkung, dass sie die Nase reizen und in der Folge wiederum zu Nasenbluten führen.

Auch manche Fehlbildungen der Nasenscheidewand, z.B. im Zusammenhang mit einer Verkrümmung oder einem vorstehenden Knochensporn, ein Loch in der Nasenscheidewand, das z.B. entstehen kann, wenn die Schleimhaut dauerhaft geschädigt wird, oder – in seltenen Fällen – ein (gut- oder bösartiger) Nasentumor können Nasenbluten verursachen.

Auch innere Erkrankungen können hinter Nasenbluten stecken

Manchmal wiederum hat die Nase selbst mit dem Nasenbluten gar nichts zu tun. Auch innere Erkrankung können dafür die Ursache sein. Oft stecken z.B. Störungen der Blutgerinnung dahinter, die durch bestimmte Krankheiten, Chemotherapien und Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Antibiotika und Psychopharmaka ausgelöst werden. Bei einer solchen Störung kommt es im ganzen Körper, also auch in der Nase, schnell und leicht zu  Blutungen.

Daneben führen auch Gefäßerkrankungen, z.B. die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und allen voran der Bluthochdruck, mitunter zu Nasenbluten. Zu hoher Blutdruck hat auf Dauer nicht nur eine schädigende Wirkung auf große Arterien, sondern auch auf kleine, besonders empfindliche Gefäße. Diese verlieren ihre Elastizität und reißen dadurch leichter ein. Nasenbluten kann deswegen ein frühes Alarmzeichen für chronischen Bluthochdruck sein.

Auch als Symptom bestimmter Autoimmunerkrankungen, bei denen das körpereigene Abwehrsystem die Gefäße angreift, kommt Nasenbluten in Frage. Zu diesen Erkrankungen gehören etwa die Wegener-Granulomatose, die zunächst Bronchien, Lunge und die Nasenschleimhaut, später dann auch andere Organe befällt und unter anderem Nasenbluten auslösen kann, die meist bei Kindern und oft nach Atemwegsinfekten auftretende Purpura Schönlein-Henoch und der Morbus Osler, eine Erbkrankheit, bei der fast alle Betroffenen sehr häufig unter Nasenbluten leiden.

Was vielen unbekannt sein dürfte: Sehr selten kann auch ein Mangel an Vitamin C (bekannt als Skorbut) der Auslöser von Nasenbluten sein. Fehlt es dem Körper an Vitamin C, wird nach und nach das Bindegewebe immer schwächer und die feinsten Gefäße immer brüchiger. Zu den Folgen gehören neben Zahnfleischbluten, Zahnausfall und Entzündungen der Mundschleimhaut auch kleine Blutungen in verschiedenen Körperbereichen, u.a. auch in der Nase. Allerdings kommt Skorbut in unseren Breiten kaum noch vor, da wir hierzulande ganzjährig gut mit Vitamin-C-Lieferanten versorgt sind.

Oh Schreck, es blutet! Was jetzt zu tun ist

Ganz klar: Wenn plötzlich Blut aus der Nase fließt oder sogar schießt, ist der Schreck groß. Vor allem Kinder geraten dann häufig in Panik. Bei ihnen ist es besonders wichtig, dass man sie in den Arm nimmt, sie beruhigt und ihnen versichert, dass hier nichts Schlimmes passiert und es schnell vorbeigehen wird. Darüber hinaus helfen in den allermeisten Fällen  – bei Kindern wie bei Erwachsenen – die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen, um das Nasenbluten schnell zum Stillstand zu bringen.

Regel Nr. 1: Nie den Kopf in den Nacken legen! Das ist zwar der nachvollziehbare erste Reflex, um das Herausfließen des Blutes zu stoppen, jedoch genau die falsche Reaktion. Fließt nämlich das Blut nicht aus der Nase, sondern den Rachen hinunter, wird es leicht verschluckt und kann dann zu starker Übelkeit bis hin zum Erbrechen führen. Stattdessen sollte man sich aufrecht hinsetzen und den Kopf nach vorne beugen. Das Blut kann man mit einem Tuch oder in einer Schüssel auffangen.

Die Nase sollte ein paar Minuten lang mit Daumen und Zeigefinger zusammengepresst werden, ggf auch mehrere Male. Gut ist es auch, den Nacken oder die Nasenwurzel mit einem feuchten Tuch oder einer Eispackung zu kühlen. Die Gefäße ziehen sich dadurch zusammen, sodass die Blutung schnell eingedämmt wird.

Wann ist Nasenbluten ein Fall für den Arzt?

Mit akutem Nasenbluten sollte man dann einen HNO-Arzt aufsuchen, wenn die Blutung trotz der richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen anhält und nach etwa 20 Minuten immer noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Bei Kindern sollte man nur maximal zehn Minuten warten. Der HNO-Arzt wird das betroffene Gefäß dann in der Regel veröden und so für schnelle Abhilfe sorgen. Bei extrem starkem Nasenbluten, das sich nicht unter Kontrolle bringen lässt, muss der Notarzt gerufen werden: Der starke Blutverlust ist gefährlich, und es könnte eine ernsthafte Erkrankung hinter der Blutung stecken.

Wer häufig unter Nasenbluten leidet und keine plausible harmlose Erklärung dafür findet, sollte ebenfalls zu einem Facharzt damit gehen. Dieser kann eine genaue Diagnose stellen und dann – entsprechend der Ursache – die richtige Therapie einleiten.

Wie man Nasenbluten am besten vorbeugt

Wer eine empfindliche Nasenschleimhaut hat und zu Nasenbluten neigt, kann durch die richtige Pflege einiges tun, um zumindest die Häufigkeit der Blutungen zu vermindern.

  • Für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen: Die Raumluft zu Hause sollte immer zwischen 40 und 60 Prozent Feuchtigkeit enthalten. Kann man dies nicht mit Lüften und anderen Maßnahmen erreichen, hilft unter Umständen ein Luftbefeuchter.
  • Viel an die Luft gehen: Regelmäßige Spaziergänge auch im Winter tun nicht nur der Nasenschleimhaut, sondern dem gesamten Körper und nicht zuletzt der Seele gut.
  • Nasenschleimhäute gezielt pflegen: Eine regelmäßig angewendete Nasendusche lässt die Nasenschleimhaut abschwellen und kann sogar helfen, Erkältungskrankheiten vorzubeugen. Auch pflegende Meerwasser-Sprays oder Nasensalben, z.B. mit dem Wirkstoff Dexpanthenol, können sehr hilfreich sein.
  • Gesund leben: Im Allgemeinen empfiehlt sich eine vitaminreiche, fett- und fleischarme Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Tabak – auch Schnupftabak! – und allenfalls mäßiger Alkoholgenuss, um für eine gute Durchblutung zu sorgen und die Blutgefäße auch in der Nase zu schonen.
  • Vorsicht bei mehreren Medikamenten gleichzeitig: Wer regelmäßig blutverdünnende Medikamente einnimmt, sollte bei Fieber, Schmerzen etc. nicht zu Aspirin greifen, da der darin enthaltene Wirkstoff Acetylsalicylsäure ebenfalls die Blutgerinnung hemmt. Damit summiert sich die Wirkung und führt u.a. zu erhöhter Nasenblutungsneigung.
Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.