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Neuer Trend: Pflanzliche Haarfarbe

Kommentar schreiben Aktualisiert am 23. Mai 2016

Der Trend zu mehr Natur setzt sich auch beim Haare färben immer mehr durch. Nachrichten über krebserregende Inhaltsstoffe in chemischen Produkten schrecken den Kunden zunehmend ab, sich und die Umwelt weiter zu schädigen. Auf der anderen Seite halten sich hartnäckig die Vorurteile, dass Pflanzenfarben nicht lange halten und graue Haare nicht richtig abdecken können. Also doch der Griff zur Chemiekeule?

Die Frage ist, was wichtiger ist: Jeden Monat von Blond nach Schwarz und wieder zurück oder ein dunklerer, satter Farbton, der die Haare nicht nur schont, sondern auch pflegt. Muss es immer schnell gehen oder nutzt man den Färbenachmittag, den die Naturvariante einnimmt, um zu entspannen und mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen? Ist die Entscheidung für das Naturprodukt gefallen, aufgepasst! Nicht überall, wo pflanzlich draufsteht, ist auch nur pflanzlich drin. Es lohnt sich, die Brille aufzusetzen und die klein gedruckten Inhaltsstoffe genau zu studieren.

Was ist der Unterschied zwischen chemischen und pflanzlichen Haarfärbemittel?

Chemische Substanzen brechen die Haarstruktur auf, ziehen die Farbe heraus und ersetzen sie durch künstliche Farbpigmente. Deshalb werden die Haare mit der Zeit brüchig und stumpf. Pflanzliche Stoffe verändern die Farbe, indem sie sich in die äußerste Schuppenschicht der Haare ablagern. Die Haare werden dadurch geschont. Verstärken kann man den Farb-Effekt, indem man nach ein paar Tagen noch einmal färbt. Farbsubstanzen wie Henna pflegen zusätzlich das Haar. Manche Pflanzenfarben enthalten zusätzlich natürliche, pflegende Komponenten.

Welche Inhaltsstoffe stecken in chemischen und natürlichen Haarfarben?

Nachdem 2001 ein Zusammenhang zwischen Haarfärbemitteln und Blasenkrebs bekannt wurde, gab die EU-Kommission eine Positivliste mit den Substanzen in Auftrag, die unbedenklich angewendet werden können. Von 381 Färbechemikalien wurden fast 200 Stoffe verboten. Die Positivliste besteht derzeit aus ca. 70 Substanzen. Dazu gehören immer noch die extrem Allergien auslösenden Amine sowie halogenorganische Substanzen und Formaldehyde als Konservierungsstoffe. Sie wirken stark sensibilisierend für Allergien und sollen z.T. krebserregend sein. Pflanzliche Haarfarben werden aus rotem Henna, Walnussschalen und Kaffee für die Brauntöne, Kamille, Weizen und Kurkuma für Blond- und Goldtöne, Indigo für bläuliches Rot wie Burgunder sowie Salbei, Oregano, Hibiskus, Roter Beete und schwarzem Tee hergestellt. Sie enthalten keine synthetischen Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe und selbstredend kein Wasserstoffperoxid, Ammoniak noch andere chemische Substanzen.

Welche Vor- und Nachteile haben Pflanzenfarben?

Die Vorteile liegen auf der Hand. Haare und Kopfhaut werden nicht nur von Chemiekeulen verschont. Sie werden auch gepflegt. Auch die Umwelt kann gut auf weitere Chemikalien verzichten. Ein Nachteil liegt in der Anwendung. Bis auf wenige gebrauchsfertige Color Creme-Produkte, muss die Paste selbst angerührt werden. Das Pulver wird mit heißem oder lauwarmem Wasser angerührt. Bei manchen Produkten muss es bis zur Anwendung erst noch eine Weile stehen. Der Färbebrei sollte nicht zu dünn und nicht zu dick sein. Vorteil: Man kann sich aus verschiedenen Farben eine eigene, individuelle Komposition zusammenstellen. Dann wird die Masse aufgetragen. Die Einwirkzeit liegt bei 30 Minuten bis mehreren Stunden. Je länger die Naturfarbe Zeit hat, sich an das Haar anzulagern, umso intensiver das Ergebnis. Wenn man sich schon die ganze Arbeit macht, soll es sich auch lohnen. Naturfarben können keine Wunder vollbringen. Sie färben gesichert einen Ton dunkler oder bringen eine lebendige Rotnuance ins Haar. Das Ergebnis hängt von der Haarbeschaffenheit ab. Je feiner und heller die Haare, umso so besser die Wirkung. Die Farbe hält ca. 4 Wochen. Blondieren kann sie definitiv nicht. Da geht kein Weg an Wasserstoffperoxid vorbei. Helle Haare können aber mehr Frische oder einen Goldton erhalten. Was ist mit der Grauhaarabdeckung? Bei früheren Pflanzenfarben kam es zu einem Grün- oder Rosastich. Das soll heute nicht mehr so sein. Am besten sammelt man einen Büschel Haare aus Kamm und Bürste und testet die Wirkung der Farbe vorher aus. Namhafte und erfahrene Hersteller erklären ganz klar, dass Pflanzenfarben das weiße Haar nicht vollständig überdecken. Es nimmt Farbe an, aber wird nicht braun oder schwarz. Andere Hersteller werben mit einer guten Grau-Abdeckung. Ein Selbsttest wird es am besten zeigen.

Worauf muss beim Einkauf geachtet werden?

Neben den echten Naturprodukten, die meist als solche zertifiziert sind, gibt es auch einige Mogelpackungen auf dem Markt. Eine Bio-Zertifizierung kann sich jeder selbst ausstellen, ohne geprüft worden zu sein. Echte Siegel heißen: Kontrollierte Natur-Kosmetik BDIH (Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel) und Natrue. Nur weil Natur, Bio, Henna, auf pflanzlicher Basis, mit pflanzlichen aktiven Inhaltsstoffen oder Haarfarbe mit Goldhirse und Kräuterextrakten draufsteht, muss lange nicht nur Natur drin sein. Ökotest hat das Kleingedruckte gelesen und in diesen Produkten, die sich so natürlich geben, Wasserstoffperoxide, Amine, umstrittene Konservierungsmittel bis hin zu Substanzen gefunden, die gar nicht mehr erlaubt sind. Deshalb noch einmal der Tipp: Lesen Sie genau die Inhaltsstoffe. Spitzenreiter ist ein Produkt mit Henna im Namen, ohne dass auch nur eine Spur der pflanzlichen Substanz gefunden werden konnte.

Was kosten pflanzliche Haarfarben?

Die Preise sind geringfügig höher als bei chemischen Produkten. Sie liegen bei 6-10 Euro. Gebrauchsfertige Pflanzenhaarfarben sind für 12-15 Euro erhältlich.

Wie wendet man die natürlichen Haarfarben am besten an?

Am Tag vorher sollte man ein Probesträhnchen mit etwas angerührtem Pulver machen. Das empfiehlt sich vor allem bei grauem oder mit chemischen Mitteln gefärbtem Haar. Für das Anmischen eine Schale und eine Gabel bereit legen. Bei Bedarf kann die Farbe mit einem Pinsel aufgetragen werden. Es funktioniert aber auch mit den Händen. Alte Handtücher zum Schutz der Kleidung und für die Haare während der Einwirkzeit parat legen. Dann werden die Haare mit einem silikonfreien Shampoo gewaschen. Silikon umhüllt das Haar und stört den Färbeprozess. Silikone enden in der Inhaltsliste mit der Silbe –cone. Danach wird die Packung mit Wasser oder noch besser mit Rotwein oder schwarzem Tee angerührt. Vor dem Färben um den Haaransatz herum und auf die Ohren eine fettreiche Creme auftragen, um ihre Färbung zu vermeiden. Dann kann es losgehen. Die Farbe wird wie bei herkömmlichen Produkten strähnchenweise aufgetragen. Die neue Haarfarbe kann in den nächsten Tagen noch nachdunkeln. Deshalb erst das endgültige Ergebnis abwarten, bevor bei Bedarf noch einmal nachgefärbt wird.

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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