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Neuropathie: Wenn die Nerven schmerzen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 26. Januar 2018

Neuropathie. Ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen und keine traumatische Ursache haben. Was ist der Auslöser einer Neuropathie? Wie äußern sich Neuropathien klinisch? Und welche Therapieansätze sind gegeben? Mehr zum Thema Neuropathie im folgenden Beitrag.

Definition Neuropathie

Die Bezeichnung Neuropathie ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen und keine traumatische Ursache haben. Betroffen können sowohl einzelne Nerven sein, als auch verteilt mehrere Nerven; man spricht dann von Mononeuropathie oder Polyneuropathie. Bei einer Mononeuropathie liegt die Schädigung eines einzelnen peripheren Nervs vor mit vollständigem Verlust einer motorischen, sensiblen oder autonomen Funktion. Bei der Polyneuropathie handelt es sich um eine Erkrankung, bei welcher mehrere Nerven, meist peripher gelegen, bedingt durch eine systemische Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden und deren Ursachen hierfür vielfältig sind. Der folgende Artikel beinhaltet vorwiegend nähere Informationen zur Polyneuropathie.

Ursachen einer Neuropathie

Polyneuropathien können durch verschiedene Ursachen entstehen. Die häufigsten Ursachen für eine Polyneuropathie, in den westlichen Ländern, sind unter anderem Diabetes mellitus und der Alkoholkonsum. Weiterhin kann eine Einteilung in toxische, entzündliche und infektiöse Ursachen erfolgen. Toxische Ursachen: endogen:

  • metabolisch/endokrin: Diabetes mellitus, Akromegalie, Schwangerschaft
  • hereditär: hereditäre motorisch-sensible Neuropathien (HMSN), hereditäre sensible Neuropathien (HSN), Amyloidose, Porphyrie

exogen:

  • Alkohol
  • Schwermetalle (Blei, Arsen, Thallium)
  • Lösungsmittel (z.B. Trichlorethylen)
  • Medikamente (z.B. Chemotherapeutika)
  • Mangelernährung/ Resorptionsstörungen

Entzündliche Ursachen:

  • Vaskulitiden
  • Kollagenosen
  • Granulomatosen
  • nach Bestrahlung

Infektiöse Ursachen:

  • bakteriell: Borreliose, Diphterie, Lepra u.a.
  • viral: HIV, CMV, VZV, Influenza, u.a.

Wenn Nerven schmerzen: die Symptome

Klinisch äußert sich die Polyneuropathie meistens als distal betonte, symmetrische Form. Das symmetrische Verteilungsmuster äußert sich im Folgenden in:

  • Sensibilitätsausfälle und Missempfindungen: meist distal symmetrisch und schmerzhaft
  • Parästhesien: Patienten empfinden Kribbeln und „Ameisenlaufen“, insbesondere an Fußsohlen
  • brennende Schmerzen
  • Pelzigkeit oder Taubheit in der betroffenen Region
  • Störung des Vibrationsempfindens (Pallästhesie)
  • Störung der Temperaturwahrnehmung
  • herabgesetzte Eigenreflexe gehen häufig den Parästhesien voraus
  • verminderte Wahrnehmung sensibler Informationen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Unsicherheit beim Gehen
  • Muskelschwäche bis hin zum Muskelschwund

Auch bei bestimmten Krankheitsbildern kann es zu Sensibilitätsstörungen und Schmerzen kommen, die an eine Polyneuropathie erinnern. Zu diesen zählen unter anderem

  • Gürtelrose: neben dem reduzierten Allgemeinzustand und Fieber treten starke Schmerzen infolge einer akuten Neuritis auf und Schmerzen bei Berührung, man spricht von Parästhesien und Allodnie, einer Schmerzempfindung bei einem eigentlich nicht schmerzhaften Reiz. Seltener sind motorische Ausfälle zu erwarten.
  • Multiple Sklerose: bei der Multiplen Sklerose treten Sensibilitätsstörungen wie Parästhesien, insbesondere Kribbeln und Brennen, Hypästhesien, Pallhypästhesien und selten Thermhypästhesien auf. Motorische Störungen sind zentrale Paresen, in der Regel distal betont; von diskreten Befunden bis hin zur Para- oder Tetraparese. Auch ist eine spastische Tonuserhöhung im Verlauft, gegebenenfalls auch nur intermittierend als einschießende Spastik zu beobachten.
  • Bandscheibenvorfall: Auch Nervenschmerzen infolge eines Bandscheibenvorfalls sind möglich. Durch die Konstruktion der gallertartigen Bandscheibe werden wichtige Nervenbahnen geschützt, welche im Rückenmarkskanal der Wirbelsäule verlaufen. Durch einen Bandscheibenvorfall auch Prolaps genannt, wird Druck auf die Nerven oder das Rückenmark ausgeübt. Durch die Quetschung können betroffene Nerven geschädigt werden. Nervenschmerzen können auftreten, die in Abhängigkeit des Vorfalls in die Arme oder in die Beine ausstrahlen können.
  • Phantomschmerzen: Auch Phantomschmerzen gehören zu einer weiteren Art der Nervenschmerzen. Phantomschmerzen sind Beschwerden in einem nicht mehr vorhandenen Körperteil, die außerhalb des Körpers projiziert und bzw. dort empfunden werden. Phantomschmerzen können nach jeder chirurgischen oder unfallbedingten Entfernung eines Körperteils in Erscheinung treten.

Diagnostik: Wie wird eine Neuropathie festgestellt?

Die diagnostische Untersuchung einer Polyneuropathie umfasst die neurologische Untersuchung, die Labordiagnostik, die apparative Diagnostik. In der neurologischen Untersuchung erfolgt die Sensibilitätsprüfung, die Prüfung der Motorik, die Koordinations- und Gleichgewichtsprüfung und die Prüfung des Reflexstatus. Zu der labordiagnostische Untersuchungen zählen:

  • Blutbild
  • Entzündungsparameter
  • Diabetischer Status
  • Elektrophorese
  • Bestimmung von Vitamin B12 und Folsäure-Level
  • Nachweis von Giftstoffen (Blei, Thallium, Arsen)

In der apparativen Diagnostik erfolgt die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit am Nervus suralis, da dieser ein gut zugänglicher und früh geschädigter Nerv ist; gegebenenfalls kann auch eine Nerven- und Muskelbiopsie oder molekulargenetische Diagnostik durchgeführt werden.

Therapie: Was kann eine Neuropathie behandelt werden?

Bei deutlichen und länger andauernden Sensibilitätsstörungen und Nervenschmerzen sowie möglicherweise auch Muskelatrophie sollte man sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen. Oft sind die Symptome zwar harmlos, aber sie könne auch erste Anzeichen einer ernstzunehmenden Erkrankung sein. Je früher eine Diagnose erfolgt, desto früher kann eine gezielte Behandlung erfolgen, um auch langfristige, dauerhafte Folgeschäden zu verhindern. Eine kurative Therapie besteht in erster Linie in der Behandlung der Grunderkrankung. Die Wichtigkeit bei der Behandlung von Nervenschmerzen besteht darin, dass eine multimodale Therapie angestrebt wird, in der unter anderem auch mehrere Medikamente kombiniert eingesetzt werden. Die Behandlung richtet sich danach, die gestörte Empfindlichkeit als auch den Schmerz selbst zu therapieren. Sogenannte Antikonvulsiva kommen zum Einsatz, welche die Weiterleitung von Schmerzen unterbinden sollen. Auch ist die Einnahme von Antidepressiva und Schmerzmitteln indiziert, da Patienten mit Nervenschmerzen auch häufig unter Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen leiden. Auch kann bei Schmerzen eine auf den Patienten individuell abgestimmte Schmerztherapie erforderlich sein. Hilfe ohne Medikamente kann auch durch Akupunktur möglich sein: Akupunktur lindert die Symptome und kann ergänzend zur Schmerztherapie als alternative Medizin-Methode zum Einsatz kommen. Bei einer alkoholischen Polyneuropathie ist eine Behandlung mit Vitamin B1 und Vitamin B12 durchzuführen. Eine diabetische Polyneuropathie wird mit alpha-Liponsäure behandelt.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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