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Nicht zu unterschätzen: Die Nierenbeckenentzündung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 18. November 2015

Mit der Winterzeit beginnt auch die Hochsaison für Harnwegsinfekte. Neben Infekten der Atemwege kommen Harnwegsinfekte am häufigsten vor – sämtliche Abschnitte der Harnwege, wie Harnröhre, Harnblase, Harnleiter bis hin zu den Nieren können sich entzünden. Warum sollte eine Blasenentzündung nicht unterschätzt werden? Und was hat es mit der Komplikation Nierenbeckenentzündung auf sich?

Verschiedene Arten von Harnwegsinfekten

Zu den häufigsten Erkrankungen der ableitenden Harnwege gehören die Harnröhrenentzündung, die Blasenentzündung und die Nierenbeckenentzündung. Während die Erkrankungen der Niere sowie das Steinleiden meist innere, im Körper gelegene Ursachen haben, treten die Blasen- und Nierenbeckenentzündung oft im Anschluss an eine Infektion von außen auf, häufig begünstigt durch Erkältungen oder Unterkühlung. Im Folgenden werden die drei Arten von Harnwegsinfektionen näher erläutert.

Urethritis – Harnröhrenentzündung

Bei einer Harnröhrenentzündung ist die Entzündung auf die vorderen Abschnitte der Harnröhre beschränkt; sowohl Männer als auch Frauen sind gleichermaßen betroffen. Zu den Krankheitszeichen, welche in der Regel nur schwach ausgeprägt und kaum spürbar sind, gehören gesteigerter Harndrang, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie Juckreiz und Rötung an der Austrittsstelle der Harnröhre.

Cystitis – Blasenentzündung

Sofern die Keime aus der Harnröhre bis in die Harnblase gelangen, handelt es sich um eine Blasentzündung, einer Entzündung der Harnblase. Bakterien, viel seltener auch Viren oder Pilze sind dafür verantwortlich. Männer erkranken wegen ihrer längeren Harnröhre von rund 20 Zentimetern, seltener an einer Blasenentzündung als Frauen, deren Harnröhre nur bis zu 4 Zentimeter lang ist – Keime können dadurch schneller in die Harnblase gelangen. Anfällig für Blasenentzündungen sind darüber hinaus Schwangere und Diabetiker. Symptome für eine Blasenentzündung sind häufiger Harndrang, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen sowie Schmerzen und Krämpfe im Unterleib

Pyelonephritis – Nierenbeckenentzündung

Eine Blasenentzündung bleibt selten allein. Durch das Aufsteigen von Krankheitserregern aus der Harnblase in den Harnleiter kann eine Infektion des Nierenbeckens und des Nierenbindegewebe entstehen. Eine Nierenbeckenentzündung ist häufig eine Komplikation eines nicht ausreichend behandelten Infekts der unteren Harnwege, weswegen eine Blasenentzündung, die länger andauert und mit den üblichen Hausmitteln wie viel Blasentee trinken, häufige Blasenleerung und eine Wärmflasche auf dem Unterbauch nicht abheilt, unbedingt von einem Arzt untersucht werden sollte. Symptome wie Blut im Urin oder ein übler Geruch im Urin, Flanken-oder Rückenschmerzen oder Fieber können ein Indiz für eine mögliche Nierenbeckenentzündung sein.

Komplikationen einer Nierenbeckenentzündung

Nachdem der Arzt eine sichere Diagnose gestellt hat, indem er eine anamnestische Befragung und körperliche Untersuchung mit Ultraschallermittlung durchgeführt hat, ist eine Antibiotikabehandlung erforderlich. Auch die auslösenden Harnwegsentzündungen müssen auf jeden Fall mitbehandelt werden. Häufig ist sicherheitshalber eine Einweisung in ein Krankenhaus zu empfehlen. Darüber hinaus sollte Bettruhe und reichliche Flüssigkeitszufuhr eingehalten werden. Bei Antibiotikabehandlung heilt die akute Nierenbeckenentzündung nach etwa zwei Wochen ab. Unbehandelt können sich die Krankheitserscheinungen leicht wiederholen und schließlich in eine chronische Nierenbeckenentzündung übergehen, wobei dauernde Nierenschäden nicht ausgeschlossen sind: Häufige Nierenbeckenentzündungen können die Nieren schädigen, sodass deren Funktion gestört wird. In ganz seltenen Fällen können sich Eiterherde in der Niere entwickeln und im allerschlimmsten Fall eine operative Entfernung der betroffenen Niere erforderlich machen.

Häufigkeit wiederkehrender Harnwegsinfekte

Harnwegsinfektionen zählen zur weiblichen Volkskrankheit Nummer 1 – mehr als 50 Prozent aller Frauen erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung, bei etwa 25 Prozent der Frauen sind diese sogar wiederkehrend . Frauen in den Wechseljahren sind aufgrund ihrer veränderten vaginalen Mikroflora durch Östrogenmangel sowie durch unzureichende Blasenleerung, bedingt durch eine schwache Beckenmuskulatur, am häufigsten betroffen.

Risikofaktoren bei jungen Frauen sind

  • Häufigkeit der Sexualkontakte, vor allem wechselnde Sexualpartner
  • Östrogenmangel
  • Östrogenüberschuss
  • Verwendung eines Scheidendiaphragmas
  • Antibiotikagebrauch
  • Mutter mit Harnwegsinfektionen (genetische Bedingtheit)

Wie kann man eine Blasenentzündung vorbeugen, damit die Komplikation einer Nierenbeckenentzündung nicht auftreten kann?

Zu dünne oder nasse Kleidung, Kälte im Allgemeinen oder zu wenig Flüssigkeitszufuhr sind optimale Bedingungen für die Entstehung einer Blasenentzündung. Auch eine falsche Intimpflege, bei welcher durch Intimlotion die körpereigene Harnwegsflora zerstört wird und dadurch Keime ungehindert eindringen können, kann Auslöser für eine Blasenentzündung sein. Wer kalte Füße bekommt oder häufig auf einem kalten Untergrund sitzt kann ebenfalls eine Blasenentzündung riskieren. Aus diesem Grund ist eine Blasenentzündung folgendermaßen vorzubeugen: Nicht auf kaltem Untergrund sitzen, warme Unterwäsche sowie warme Socken und wintertaugliche Schuhe tragen und auf Intimpflegeprodukte weitestgehend verzichten.

Zudem werden weitere vorbeugende Maßnahmen empfohlen:

  • regelmäßig zwei bis drei Liter Wasser pro Tag trinken
  • regelmäßige Blasenleerung, vor allem nach dem Geschlechtsverkehr, damit mögliche Krankheitserreger mit dem Urin ausgeschwemmt werden können
  • Kälte meiden
  • nasse Kleidung, z.B. nach dem Schwimmen oder bei Regenwetter ausziehen
  • Cranberry-Saft trinken (in einer Untersuchung von Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen ist bestätig worden, dass mit Hilfe von Cranberry-Saft die Zahl der Infektionen gesenkt werden konnte)
  • Intimpflegeprodukte meiden
  • nur ausgewählte pflanzliche Blasen-Nieren-Tees trinken, denn nur ein Teil dieser Tees wurde auf seine Wirkung untersucht und kann bei Harnwegsinfektionen empfohlen werden

Nie wieder eine Harnwegsinfektion. Wählen Sie den natürlichen Weg, um Ursachen für eine Infektion der unteren Harnwege zu stoppen, um Komplikationen wie eine Nierenbeckenentzündung erst gar nicht entstehen zu lassen. Dann können auch Sie einer kalten Jahreszeit entspannt entgegen treten.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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