Nudeln: generelle Dickmacher?
Sie sind eines der liebsten Gerichte der Deutschen aber in den letzten Jahren immer mehr als Dickmacher in Verruf geraten – die Nudeln. Doch ist das negative Image der italienischen Beilage gerechtfertigt? Eine Studie aus dem Sommer 2016 scheint das Gegenteil zu belegen. Ein Freifahrtschein zum Pasta-Schlemmen ist das allerdings nicht. Wir klären auf.
Egal ob mit Bolognese, Tomatensoße oder als Beilage zu deutschen Spezialitäten wie Braten oder einem Gulasch: Pro Jahr isst jeder Bundesbürger etwa acht Kilogramm Nudeln. Damit rangiert das Teigprodukt unter den beliebtesten Lebensmitteln. Doch in den vergangenen Jahren boomten Low-Carb-Diäten und bewusste Ernährungsmethoden und die Nudel hat sich als Dickmacher in unser Hirn gebrannt. Doch ist das tatsächlich wahr?
Nudeln: Hartweizengrieß und Wasser machen nicht lange satt
Die Nudel besteht klassischerweise aus Hartweizengrieß und Wasser. Je nach Sorte können noch Gewürze, Eier oder Farbstoffe hinzugefügt werden. Doch egal welche Ausführung: Auf 100 Gramm ungekochte Nudeln kommen etwa 350 Kilokalorien. Sie enthalten Kaum Fett, allerdings reichlich Kohlenhydrate. Und genau deshalb haftet ihnen der schlechte Ruf an.
Denn: normale Nudeln haben durch die Kohlenhydrate einen hohen Glykämischen Index. Das bedeutet, dass der Zucker der Nudeln nach dem Verzehr sehr schnell in die Blutbahn über geht und der Insulinspiegel rasch ansteigt. Fällt er nach einer Portion Nudeln wieder ab, kommt es zu Heißhunger und damit verbundenen Fressattacken. Für eine Diät sind Nudeln also kaum geeignet.
Studie: Kein Zusammenhang zwischen Nudeln und Übergewicht?
Doch in einer aktuellen Studie haben italienische Forscher nun den Zusammenhang von Nudelverzehr und Übergewicht vermeintlich widerlegt. Sie haben etwa 24.000 Italiener nach ihren Essgewohnheiten befragt und ihre Körpermaße genommen. Das Ergebnis: Die Personen, die angaben regelmäßig Nudeln zu verzehren, hatten einen günstigeren Body-Mass-Index.
Allerdings sei die Studie zum Teil vom Nudelproduzenten Barilla mitfinanziert worden und die Datenerhebung beruhe auf einer telefonischen Befragung, schreiben verschiedene deutsche Tageszeitungen. Die Forscher lassen den Zusammenhang zwischen grundsätzlicher Ernährungsweise und Übergewicht außer Acht.
Mediterrane Ernährung allgemein gesünder
Denn die Studie ergab auch, dass die Menschen, die regelmäßig Pasta aßen, sich allgemein gesünder ernährten. Auf dem Teller landet im Mittelmeerraum viel Fisch, Olivenöl und vor allem Gemüse. Fettiges Fleisch und Fertiggerichte oder Softdrinks sind hier eher die Seltenheit. Diese Form der Ernährung ist auch als Mittelmeer-Diät aus diversen Frauenmagazinen bekannt.
Hier kommen Nudeln natürlich auch im Speiseplan vor. Im Gegensatz zu uns Deutschen landet neben der Pasta aber eher Gemüse und magerer Fisch auf der der Gabel und nicht die Schinken-Sahne-Soße. Den Hauptanteil der Kalorien aus einer Portion Nudeln trägt meist ohnehin die Soße. Eine selbstgemachte Tomatensoße ist figurfreundlicher als die sahnehaltige Carbonara-Variante.
Italiener essen kleinere Portionen
Auch ein Faktor für das Ergebnis der Studie dürften die verschiedenen Portionsgrößen sein. In Italien wird Pasta meist als „primo piatto“ serviert. Das bedeutet, nach einem Gericht aus Gemüse, dem sogenannten „anti pasti“, folgt eine kleine Portion Nudeln, meist mit wieder Gemüse oder Fisch. Danach folgt als zweiter Gang eine kleine Fleischspeise. Im Anschluss gibt es oftmals frisches Obst.
Die einzelnen Gänge sind kleine Portionen. In deutschen Küchen machen Nudeln oft das Hauptgericht aus. Dazu gibt es viel Soße und obendrauf Parmesan oder anderen Käse. Insgesamt hat hier eine Portion Pasta an die 800 Kilokalorien und ist eine sehr gehaltvolle Mahlzeit. Hinzu kommt, dass die Soßen oft sehr fettig sind und das in Kombination mit den Kohlenhydraten aus den Nudeln schon mal auf die Hüften schlägt.
Nudeln: die Menge macht‘s!
In kleinen Portionen und mit der richtigen Soße ist nichts gegen Pasta einzuwenden. Wer eine gesunde Gemüsesoße selbst kocht, kann Nudelgerichte getrost in den Diätplan aufnehmen. In Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung mit viel frischen Gemüse und Obst, ist nichts gegen Nudeln einzuwenden. Von Nudeln als Beilage zu fettigen Fleischgerichten sollte bei einer bewussten Ernährung abgesehen werden. Die Kombination aus Kohlenhydraten und Fett sorgt für eine schnellere Einlagerung der Fettzellen.
Kalorienärmere Alternative zu Nudeln
Wer nicht auf seine Nudeln verzichten möchte kann auf die gesünderen Vollkornnudeln zurückgreifen. Sie enthalten viele Ballaststoffe und mehr langkettige Kohlenhydrate. Diese machen länger satt und lassen den Insulinspiegel nicht zu sehr in die Höhe schnellen. Neben Vollkornnudeln gibt es auch Pasta, die aus Bohnen, Wurzeln oder anderen pflanzlichen Stoffen hergestellt wird.
Dazu gehören etwa die kalorienarmen Konjak-Nudeln. Diese bestehen aus der Knolle der Teufelszunge (Konjak-Wurzel). Auf 100 Gramm der Nudeln kommen lediglich 10 Kilokalorien. Die Nudeln quellen durch die enthaltenen Ballaststoffe im Magen auf und sättigen nachhaltig. Allerdings haben die Nudeln keinen Eigengeschmack und die Konsistenz ist anders als bei klassischen Nudeln. Doch wer abnehmen möchte und trotzdem Pasta essen will, muss eben Abstriche machen.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.