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Osteopathie – Die Behandlung mit dem richtigen Kniff

Kommentar schreiben Aktualisiert am 21. Mai 2019

Osteopathie ist eine ganzheitliche Form der manuellen Therapie. Sie behandelt Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, indem sie alle Gewebestrukturen wie Knochen, Gelenke, Faszien, Bänder, Membranen, Nerven und Gefäße mit einbezieht. Denn alles ist miteinander verbunden. Nichts kann isoliert und nur an der Stelle der Beschwerden behandelt werden. Schwindel kann z.B. von einer Blockade im Halswirbelbereich herrühren. Kopfschmerzen können ihre Ursache in einer Störung im Fuß haben.

 

Eine effektive, nachhaltige Therapie ist nur durch das Erkennen und Behandeln der ursächlichen Störung möglich. Der Osteopath arbeitet ausschließlich mit seinen Händen und seinem geschulten Auge. Er sieht Fehlstellungen und tastet und spürt dadurch genau, wo Blockaden vorliegen, die er dank seiner mehrjährigen Ausbildung und Erfahrung mit verschiedenen Methoden lösen kann. Seine Eingriffe lindern direkt die Beschwerden und lösen gleichzeitig Selbstheilungsprozesse aus. Erfahren Sie hier, welche Formen von Osteopathie es gibt, wie eine Behandlung abläuft, wann sie angewendet wird, wo Sie einen Therapeuten in Ihrer Nähe finden und inwieweit die Krankenkasse die Kosten erstattet.

 

Woher kommt die Osteopathie?

 

Die Geschichte der Osteopathie begann mit ihrem Begründer, dem amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917). Sein Ziel war, nur mit den Händen Bewegungseinschränkungen im Gewebe festzustellen, zu beseitigen und durch die verbesserte innere Beweglichkeit mit optimaler Ver- und Entsorgung durch Blut und Lymphe die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Trotz großer Beliebtheit und Erfolge seiner Methode kämpften die konventionellen Ärzte gegen die neue Therapie.

 

Erst in den 1960er Jahren gelang es, Osteopathie als Studiengang an Universitäten anzubieten. Ein Schüler Dr. Stills, Dr. Littlejohn, brachte die Osteopathie 1917 nach England, wo sie seit 1993 ein anerkanntes Berufsfeld ist. In Deutschland verbreitete sich die manuelle Therapieform erst Ende der 80er Jahre. Die präzisen Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Pathologie, Embryologie, Biomechanik usw. werden in Privatschulen gelehrt. 2011 wurde an der Hochschule Fresenius in Idstein und München ein Bachelor- und Masterstudiengang Osteopathie eingerichtet.1

 

Was sind die Grundprinzipien der Osteopathie?

 

Der Mensch ist eine Einheit von Körper, Seele und Geist. Eine kleine Fehlfunktion kann somit Einfluss auf den gesamten Organismus haben. Der Körper verfügt jedoch über Selbstheilungskräfte und Eigenregulationsmechanismen: Die Osteopathie selbst heilt nicht, sie regt die Selbstregulationskräfte des Körpers an. Struktur und Funktion bedingen einander: Die Struktur eines Gewebes definiert ihre Funktion. Ist die Beweglichkeit der Struktur eingeschränkt, bedeutet das auch einen Verlust der Funktion. Gewebsflüssigkeiten wie Blut und Lymphe müssen frei fließen, d.h. durch die osteopathische Behandlung wieder in einen freien Fluss gebracht werden, um die Versorgung des Gewebes zu optimieren und seine Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.2

 

Welche Formen der Osteopathie gibt es?

 

Die Osteopathie wurde immer weiterentwickelt und durch neue Methoden ergänzt. Die Basisbehandlung mit dem Schwerpunkt auf Knochen, Gelenke, Muskeln und Faszien wird parietale Osteopathie genannt. Die Gelenke werden auf ihre Funktion und Beweglichkeit hin untersucht und durch einmaliges Einrenken oder sanfte Techniken behandelt. Grundsätzlich wird in der Osteopathie nie über den Schmerzpunkt hinausgegangen. Es darf und muss wohl etwas ziehen, aber bei Unwohlsein oder zu starkem Schmerz wird die Behandlung sofort an die Befindlichkeit des Patienten angepasst.3

 

Die viszerale Osteopathie wurde von den französischen Osteopathen Barral und Weischenck entwickelt und behandelt Bewegungseinschränkungen der inneren Organe (Viszera). Dazu wird die Beweglichkeit der Organe zueinander und zu dem sie einhüllenden oder stützenden Muskel- und Bindegewebe gefördert. Verklebungen werden gelöst, gestaute Gewebe drainiert und die Vitalität der Organe angeregt.4

 

Die sanfteste Methode, die tief entspannt und dabei hochwirksam ist, ist die kraniosakrale Osteopathie. Sie wurde von William Garner Sutherland in den 1930er Jahre entwickelt. Er entdeckte in langjährigen Untersuchungen und sensiblem Fühlen einen Rhythmus, der von der Atmung und dem Herzschlag unabhängig ist. Er beruht auf der Eigenbewegung des Gehirns, der Hirn- und Rückenmarkshäute- und -flüssigkeit sowie der Schädelknochen (cranio) und des Kreuzbeins (sacrum). Die sanfte Methode der Osteopathie hat zum Ziel, diesen kaum wahrnehmbaren Bewegungsrhythmus zu fühlen und zu harmonisieren.5

 

Was sind die wichtigsten Indikationen für Osteopathie? 

 

Schmerzen im Bewegungsapparat und anderen Strukturen nach ärztlicher Abklärung, ob anderweitiger Behandlungsbedarf besteht, können mithilfe der Osteopathie ursächlich therapiert werden. Viszerale Osteopathie ist besonders ratsam bei Senkungen von Nieren, Gebärmutter und Blase mit den Folgen wie Zyklus- und Menstruationsbeschwerden sowie relative Inkontinenz. Kraniosakrale Osteopathie kann z.B. bei Kopfschmerzen, Zähneknirschen, Tinnitus, Schwindel, Nacken- und Rückenschmerzen, HWS-Schleudertrauma, Muskel- und Gelenkerkrankungen sowie bei der Behandlung von Säuglingen helfen.

 

Osteopathie ist auch präventiv und als Therapie bei Sportlern geeignet. Da der Mensch ganzheitlich betrachtet wird, werden bestimmte Beschwerden nicht streng einer Methode zugeordnet, sondern mit allen Möglichkeiten je nach individuellem Bedarf behandelt.

 

Wann wird Osteopathie bei Säuglingen und Kindern eingesetzt?

 

Säuglinge und Kinder können ebenfalls von einer osteopathischen Behandlung profitieren. Kinderosteopathie eignet sich zur sanften Therapie von Säuglingen bei Blähungen, Bauchschmerzen und KISS-Syndrom, von Schreibabys sowie von Kindern mit Konzentrationsproblemen, Wachstumsstörungen und starker Unruhe (ADHS).6 

 

Wie sieht eine osteopathische Behandlung aus? 

 

Nach einer ausführlichen Befragung (Anamnese) wird die Körperhaltung im Stehen und Sitzen genau analysiert und danach die weitere Diagnose und die Behandlung im Liegen durchgeführt. Die Haut und das Gewebe darunter werden schichtweise abgetastet und auf ihre Beschaffenheit untersucht. Der Druck auf bestimmte schmerzsensible Punkte (Trigger) zeigt, wo eine Blockade vorliegt und inwieweit sie durch die Behandlung gelöst werden konnte.

 

Diese besteht aus Massagegriffen, Ziehen und Dehnen des Gewebes, leichten ruckartigen Bewegungen und sanftem Halten, Dehnen und Drücken im Schädelbereich (kraniosakrale Osteopathie). Auswahl und Kombination der Methoden werden individuell auf den Patienten abgestimmt. Bei Bedarf werden auch Übungen für zu Hause vermittelt.

 

Wer darf in Deutschland Osteopathie durchführen?

 

Osteopathie gilt als Heilkunde und darf nur von Ärzten und Heilpraktikern durchgeführt werden. Physiotherapeuten dürfen bei entsprechender Weiterbildung auf Rezept (ärztliche Verordnung) osteopathisch behandeln.

 

Wo gibt es Therapeuten in Ihrer Nähe?

 

Therapeutenlisten finden Sie auf der Website des Verbands der Osteopathen Deutschlands und des Bundesverbands Osteopathie.

 

Was kostet eine osteopathische Behandlung?

 

Eine osteopathische Behandlung mit Anamnese, Untersuchung und Behandlung dauert etwa 50 Minuten und kostet zwischen 60 und 150 Euro.

 

Wird Osteopathie von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet? 

 

Osteopathie ist keine Kassenleistung und darf nur auf Privatrezept verordnet werden. Seit Anfang 2012 wird von über 100 gesetzlichen Krankenkassen der Großteil der Kosten für 4-6 Behandlungen im Jahr übernommen. Die Krankenkassen und die Höhe der Kostenübernahme finden Sie auf der Seite für Osteopathie.

 

 

 

 

 

Quellenangaben (Stand 14.05.2019)

 

1 https://www.osteopathie.de/geschichte

2 Leitfaden Naturheilkunde, 5. Auflage, Tempelhof und Weingart, S. 423

3 https://bv-osteopathie.de/fuer-therapeuten/parietale-osteopathie/

4 https://bv-osteopathie.de/fuer-therapeuten/viszerale-osteopathie/

5 https://bv-osteopathie.de/fuer-therapeuten/kraniosakrale-osteopathie/

6 https://bv-osteopathie.de/kinderosteopathie/

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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