Palmöl: Der umstrittene Rohstoff
Kaum ein Rohstoff ist so umstritten wie Palmöl. Es ist fester Bestandteil unseres Kraftstoffes, unserer Nahrung und ist in fast allen Kosmetikprodukten zu finden. Doch für die Gewinnung von Palmöl werden Monokulturen angelegt und Regenwald abgeholzt. Gibt es eine Alternative? Seit Jahren ist der Begriff „Palmöl“ negativ belastet und geht immer wieder durch die Medien. Palmöl ist mit 66 Millionen Tonnen das meist produzierte Pflanzenöl weltweit und hat eigentlich gute Eigenschaften zu verzeichnen: Pro Hektar Palmölplantage können vier Tonnen des Rohstoffes jedes Jahr gewonnen werden. Das ist mehr als bei Raps-, Kokos- oder Sonnenblumenöl. Das Palmöl wird aus der Furcht des Elaeis guineensis – der Ölpalme – gewonnen. Der Baum wird bis zu 30 Meter hoch, die Krone besteht aus Palmwedeln und eine Pflanze kann bis zu 4.000 etwa pflaumengroße Früchte tragen. Ursprünglich stammt das Gewächs aus Afrika, inzwischen ist es aber auch in Indonesien, Malaysia und Südamerika verbreitet. Die klimatischen Bedingungen rund um den Äquator sind für die Pflanze ideal. Die Frucht der Ölpalme wird gepresst, um das Palmöl zu gewinnen. Presst man zusätzlich die Kerne der Früchte, erhält man Palmkernöl.
Palmöl: Warum steckt so viel davon in unseren Lebensmitteln?
Für die europäische Lebensmittelindustrie ist Palmöl aufgrund seiner Eigenschaften beliebt und gefragt. Denn bei hohen Temperaturen jenseits der 30 bis 35 Grad Celsius ist das Öl flüssig, drunter ist es zwar fest, aber dennoch streichfähig. Daher steckt Palmöl in Margarine, Brotaufstrichen und in Nuss-Nougat-Aufstrichen. Auch in vielen Fertiggerichten ist Palmöl enthalten, es stabilisiert die Produkte. Inzwischen muss die Lebensmittelindustrie auf die Etiketten schreiben, in welchen Produkten Palmöl enthalten ist. Es versteckt sich allerdings manchmal hinter Umschreibungen. 100 Gramm Palmöl bestehen aus 46 Gramm gesättigten Fettsäuren, 39 Gramm ungesättigten Fettsäuren und 10 Gramm mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die 900 Kalorien haben es also in sich. Verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Verzehr von Palmöl ungünstig auf die Blutfettwerte und den Cholesterinspiegel auswirken könnte und Fettleibigkeit verursachen kann. Allerdings enthält das Pflanzenöl auch gesunde Bausteine: Carotin verleiht dem Öl seine orangerote Farbe und ist wichtig für den menschlichen Stoffwechsel. Der Körper wandelt Carotin in Vitamin A um, das ist gut für Haut, Augen und Immunsystem. Andere Untersuchungen machen deutlich: Vor allem das wiederholte Erwärmen des Palmöls führt zu negativen Auswirkungen auf den Organismus. Damit haben vor allem verarbeitete Lebensmittel und Fertigprodukte einen schlechten Stand.
Palmöl in Kosmetik, Putzmitteln und Treibstoff
Auch in der Kosmetikindustrie kommt Palmöl zum Einsatz: Es steckt in Zahnpasta, Gesichtscremes und auch Putz- und Reinigungsmittel enthalten das Öl. Hier versteckt sich der Rohstoff hinter chemischen Bezeichnungen und ist oft für den Verbraucher nicht zu identifizieren. Experten schätzen, dass etwa jedes zweite Produkt in unseren Supermärkten Palmöl enthält. Doch der Großteil des Palmöls geht an die Energiebranche: 44 Prozent der Palmölimporte gehen in Deutschland in die Energiegewinnung. Das meiste wird zur Herstellung von Biodiesel verbraucht. Denn trotz der Bemühungen den umstrittenen Rohstoff aus der Dieselproduktion zu verbannen, ist Palmöl bis 2030 als „Bioenergie“ zugelassen.
Schattenseiten der Palmölgewinnung: Monokulturen sorgen für Artensterben
Doch warum steht Palmöl als Rohstoff so in der Kritik? Um Platz für Palmölplantagen zu machen wird in den produzierenden Ländern der Regenwald gerodet. Das führt dazu, dass viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten der Lebensraum genommen wird. Außerdem stehen die Regenwälder zum Teil auf kohlenstoffdioxidhaltigen Torfmoorböden. Wird der Regenwald gerodet, gelangt das CO2 in die Umwelt und kann nicht mehr verstoffwechselt werden. Die Folge: Die Emissionen steigen drastisch an. Damit ist der Bio-Aspekt im „Biodiesel“ sehr fragwürdig. Neben Tieren und Pflanzen werden in vielen Fällen auch die indigenen Völker in den Regionen vertrieben, in denen das Palmöl angebaut wird. Daher wird im Zusammenhang mit der Palmöl-Produktion auch immer wieder über Menschenrechtsverletzungen berichtet.
Plantagen bieten Arbeitsplätze
Doch in dieser Diskussion darf nicht alles nur schwarz und weiß gesehen werden: Durch die hohe Nachfrage aus Europa und China ist eine florierende Branche und damit tausende Arbeitsplätze entstanden. Vor allem die arme Bevölkerungsschicht in Malaysia, Indonesien oder anderen Ländern in Südostasien verdienen mit dem Anbau von Ölpalmen und dem umstrittenen Rohstoff ihr Geld. Würde die EU die Verwendung von Palmöl für Kraftstoffe verbieten, verlören sie alle ihren Job und stünden wieder vor Armut und Arbeitslosigkeit. Außerdem kann der Rohstoff nicht ohne geeignete Alterative aus unseren Produkten verschwinden – und die ist bislang nicht in Sicht. Denn andere Pflanzenöle wären ähnlich schlecht für die Umwelt und würden die globale Erwärmung ähnlich antreiben.
Verbrauch reduzieren: Darauf können Sie achten
Viel sinnvoller als ein Verbot des Öls wäre es, den Verbrauch drastisch zu reduzieren. Es ist zwar mit Umständen verbunden, doch jeder Verbraucher kann seinen Beitrag dazu leisten, dass Palmöl nicht mehr zwingend in jedem Produkt enthalten sein muss. Wer sich Zeit nimmt und die Inhaltsangaben von verarbeiteten Lebensmitteln liest, kann gezielt Produkte ohne Palmöl verwenden und so seinen persönlichen Verbrauch senken. Wer ausschließlich mit frischen Zutaten kocht und Fertiggerichte aus der Küche verbannt, der kann sich sicher sein, dass seine Mahlzeit kein Palmöl enthält. Auch für Kosmetik- oder Reinigungsprodukte gibt es mittlerweile palmölfreie Varianten. Man muss sie nur etwas suchen oder gegebenenfalls im Internet bestellen. Beim Kraftstoff hat der Verbraucher keine Wahl. Wer hier seinen Palmölverbrauch und damit auch seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren möchte, sollte so häufig wie möglich auf das Auto verzichten. Kurze Strecken kann man zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Netter Nebeneffekt: Man tut nicht nur der Umwelt, sondern auch seiner Figur einen Gefallen und hält sich fit. Auch der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel verringert den pro Kopf Verbrauch von Palmöl sowie die Emissionen.
Palmöl bleibt der umstrittene Rohstoff
Die Diskussion um Palmöl und die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Anbaus werden auch in den nächsten Jahren noch anhalten. Ob nach 2030 Palmöl immer noch als Bestandteil von Biodiesel erlaubt ist, ist fraglich. Eine Alternative, bei der weder Tiere, noch Umwelt noch Menschen in den produzierenden Gebieten leiden gibt es derzeit nicht. Die einzige Möglichkeit verantwortungsbewusst mit dem Thema umzugehen ist den eigenen Konsum zu Überdenken und im Blick zu behalten.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.