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Bore-Out - das Gegenteil von Burn-Out

Kommentar schreiben Aktualisiert am 01. September 2015

In dem Buch „Diagnose Boreout“, welches im Jahr 2007 erschienen ist, wird eine Theorie aufgestellt, in welcher der Zustand der Unzufriedenheit am Arbeitsplatz mit dem Vorhandensein von Langeweile in einen Zusammenhang gebracht wird. Unterforderung? Desinteresse? Lustlosigkeit? Boreout - das Gegenstück zu Burn-out?

Definition Boreout

Das Krankheitsbild Burn-out, das Ausbrennen und die Überbelastung, dürfte dem Großteil der Menschen ein Begriff sein. Ständiger Stress im Beruf führt zur emotionalen Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Aber auch Langeweile und Unterforderung im Arbeitsleben können krank machen: Das im März 2007 veröffentlichte Buch „Diagnose Boreout“ von den Autoren Phillipe Rothlin und Peter Werder beschreibt das Gegenteil von Burnout, nämlich Boreout, welches aus dem Englischen „boredom“ Langeweile, abgeleitet wird.

In Deutschland fühlt sich fast jeder siebte Mitarbeiter im Hinblick auf seine Qualifikation unterfordert. Die drei Elemente Unterforderung, Langeweile und Desinteresse charakterisieren den Zustand der Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, welchen man als Boreout bezeichnet. Im Folgenden werden die Elemente Unterforderung, Langeweile und Desinteresse näher erläutert:

 

  • Unterforderung: Das Gefühl, mehr leisten zu können, als was von einem gefordert wird
  • Langeweile: Lustlosigkeit und Ratlosigkeit entstehen, weil man nicht weiß, was man tun soll
  • Desinteresse: Mit dem Vorhandensein von Desinteresse entsteht die fehlende Identifikation mit der Arbeit

 

Nicht nur Burn-Out, sondern auch Boreout gilt für die Arbeitswelt als ein Extrem, welches ernst genommen werden sollte. Was zunächst absurd klingt, ist tatsächlich möglich: Langeweile im Job kann krank machen!

Ständig das Gefühl haben, man könne mehr leisten, als gefordert wird? Das Gefühl haben, man sei fehl am Platz? Den Eindruck haben, es gäbe keinen Sinn in der Arbeit? Wer unterfordert ist, wird unglücklich, da der Wunsch gehegt wird, mehr zu leisten, dies aber nicht umgesetzt werden kann, weil es nicht vom Unternehmen verlangt wird oder die Möglichkeiten begrenzt sind. Das Absitzen von Stunden in denen man kaum etwas zu tun hat und das damit verbundene dauerhafte Warten auf den Feierabend prägen den Arbeitstag und lassen in dem Arbeitnehmer die Empfindung von Unzufriedenheit entstehen.

Symptome Boreout

Die Symptome von Boreout ähneln den Symptomen von Burnout sehr. Folgende Krankheitszeichen werden beobachtet:

 

  • Müdigkeit
  • Schlechte Laune
  • Desinteresse
  • Motivationslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Antriebslosigkeit
  • Infektionsanfälligkeit
  • Magenbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühle

 

Darüber hinaus äußert sich Boreout in Langeweile aufgrund von Unterforderung sowie in Stress trotz Langeweile, denn der Arbeitnehmer versucht den Eindruck zu erwecken, hart zu arbeiten, obwohl er dies nicht tut bzw. nicht tun kann. Dieser Versuch kostet Kraft, sogar mehr Kraft als das Nichtstun, weswegen Boreout-Betroffene meist gestresst sind, obwohl ihr Arbeitstag von Langeweile bestimmt wird. Beschäftigt wirken raubt nämlich mehr Energie als wirklich beschäftigt zu sein.

Boreout sollte irrtümlicherweise aber nicht mit Faulheit in Verbindung gebracht werden. Denn wer faul ist, möchte nicht arbeiten, obwohl er sich in der Arbeit entfalten könnte. Wer allerdings unterfordert ist, möchte arbeiten, aber das Unternehmen lässt ihn nicht.

Wie kommt Boreout zustande?

Die Ursachen für Boreout sind vielfältig: Zum Einen können Arbeitnehmer beginnen, sich auf der Arbeit zu langweilen, wenn zu wenig Arbeit im jeweiligen Bereich vorhanden ist. Das Arbeitspensum kann durch Maschinen ersetzt bzw. minimiert werden, sodass Mitarbeiter nicht mehr voll belastet werden, anspruchsvolle Aufgabenbereiche werden gestrichen und durch langweilige Routinearbeiten ersetzt. Zum Anderen kann Boreout auch entstehen, wenn der Betroffene überqualifiziert ist und sich in seinem Tun langweilt bzw. nicht ausgelastet genug fühlt. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation nimmt man einen Job an, bei dem eine geringe Qualifikation genügt, um nicht arbeitslos zu werden, obwohl man eigentlich viel mehr leisten könnte, aber es eventuell keine Stellenangebote mit einer höheren Qualifikation gibt. Der Arbeitnehmer fühlt sich dadurch frustriert, weil er sein Wissen nicht anwenden kann und die Anerkennung seiner Kollegen fehlt.

Bore-Out vorbeugen

Das ganze Herzblut in die Arbeit stecken? Boreout-Betroffene sehnen sich danach und können sich diesen Wunsch nicht erfüllen. Sie haben das Gefühl auf einer Stelle zu stehen, ihr Berufsleben wird als „ein Tag wie jeder andere“ beschrieben. Aber es gibt Möglichkeiten, sich vor einem Boreout zu schützen:

  • Versuchen Sie eine Tätigkeit auszuüben, die Ihnen Freude bereitet und Ihnen nicht das Gefühl gibt, zur Arbeit gehen zu müssen, sondern das Privileg haben, zur Arbeit gehen zu dürfen.
  • Üben Sie eine Tätigkeit aus, die weitreichend ist und viele Möglichkeiten bietet, sich zu entfalten und nicht nur festgefahren in nur einem Bereich zu sein – so vermeiden Sie Langeweile und das Aufkommen von Routine.
  • Versuchen Sie eine gesunde Balance zu finden und wählen Sie einen Mittelweg zwischen Überlastung, was sich zu einem Burn-out entwickeln könnte und Unterforderung, was zu Boreout führen könnte. Bewältigen Sie Aufgaben, denen Sie gewachsen sind und an denen sie gleichzeitig noch wachsen können.
  • Vermeiden Sie, sich auf der Arbeit vermehrt ihrem Privatleben zu beschäftigen, sondern widmen Sie sich herausfordernden Aufgaben
  • Stellen Sie Ihren Beruf in Frage und versuchen Sie sich mit Ihrem Beruf zu identifizieren. Gelingt Ihnen dies nicht und Sie wissen nicht, warum Sie noch in diesem Unternehmen beschäftigt sind, wäre eventuell ein Neustart angebracht, um zu verhindern, dass Ihre Gesundheit Schaden annimmt.

 

Stress gehört in der heutigen Gesellschaft zum guten Ton und signalisiert einem, man sei unentbehrlich und müsse zahlreiche Aufgaben meistern, die einem eventuell sogar zu Kopf steigen, um anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Etwas schaffen, um wertgeschätzt werden, fehlt bei Boreout-Betroffenen. Selbsterkenntnis und Eigeninitiative sind die ersten beiden Schritte in die richtige Richtung, um eine Besserung zu erzielen. Nur im Gespräch mit dem Vorgesetzten kann die Arbeitssituation verändert werden und durch klare Worte könne eine berufliche Umorientierung erfolgen. Sich über neue Aufgaben und über eine neue Herausforderung freuen, sind Ansätze für eine Veränderung.

 

Die Empfehlung der Autoren des Buches „Diagnose Boreout“ ist: Stellen Sie sich frühzeitig in Ihrem Leben die Frage, ob Sie das, was Sie tun wollen, auch wirklich interessiert.“ Nehmen Sie keine unbefriedigende Situation hin, sondern versuchen Sie Ihre individuellen Bedürfnisse zu erfüllen.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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