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Raus aus der Nasenspray-Falle: Wege zur Entwöhnung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 17. Oktober 2024

Viele Menschen greifen bei einer verstopften Nase zu abschwellenden Nasensprays – und das oft länger als empfohlen. Doch was schnelle Linderung verspricht, kann zu einem Teufelskreis führen: Die Nase bleibt dauerhaft verstopft und der Griff zum Spray wird zur Gewohnheit. Im Folgenden erfahren Sie, warum es wichtig ist, aus dieser „Nasenspray-Falle“ auszubrechen, welche Risiken eine langfristige Nutzung birgt und wie Sie Ihre Nase Schritt für Schritt wieder freibekommen.

 


Was sind sogenannte „Abschweller“?

Nasensprays zur Behandlung von Schnupfen enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der α-Sympathomimetika. Am häufigsten kommen hierbei Naphazolin, Xylometazolin und Oxymetazolin zum Einsatz. Diese „Abschweller“ sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammenziehen. Dadurch schwillt die Schleimhaut ab und die Nase wird wieder frei. Der Effekt ist schnell spürbar und hält einige Stunden an. Allerdings kann die regelmäßige Anwendung über längere Zeit zu einer Gewöhnung führen, bei der die Nase ohne Spray nicht mehr frei wird.

 

Daher sollten abschwellende Nasensprays und auch Tropfen in der Selbstmedikation nicht öfter als dreimal pro Tag und nicht länger als 7 Tage am Stück angewendet werden!

Warum führen Abschweller zur Gewöhnung?

 

Konservierungsmittel in Nasensprays
In Nasensprays ist häufig das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid enthalten. Es kann die Nasenschleimhaut zusätzlich reizen und insbesondere bei längerer Anwendung eine Schwellung der Nasenschleimhaut hervorrufen. Besteht der Verdacht auf eine derartige Reaktion sollte – so weit möglich - ein Arzneimittel zur Anwendung in der Nase ohne Konservierungsstoff verwendet werden.
 

 

Mittlerweile sind aber auch Nasensprays ohne dieses Konservierungsmittel erhältlich. 

 

Ärzteund Apotheker warnen regelmäßig, abschwellende Nasensprays nach einer Woche wieder abzusetzen. In Deutschland sind schätzungsweise 100.000 bis 120.000 Menschen von einer Nasenspray-Abhängigkeit betroffen. Denn bei häufigem Gebrauch lässt die abschwellende Wirkung der chemischen Substanzen nach. Die Zahl der Sprühstöße und die Dosis werden kontinuierlich erhöht, um weiterhin Luft zu bekommen. Langfristig kann die dauerhafte Verengung der Blutgefäße die Nasenschleimhaut schädigen. Sie trocknet aus, wird gereizt und kann dauerhaft anschwellen. In Folge leiden Betroffene unter dem stetigen Gefühl, ohne Nasenspray nicht mehr atmen zu können.

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     1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Die in diesem Artikel verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich - sofern nicht anders kenntlich gemacht - auf alle Geschlechter.

10 Anzeichen für eine Nasenspray-Abhängigkeit

Eine Abhängigkeit von Nasensprays kann schleichend entstehen und bleibt oft lange unbemerkt. Die folgenden 10 Anzeichen können darauf hindeuten, dass sich die Nase bereits an die Abschweller gewöhnt hat:

 

1. Verwendung des Sprays länger als eine Woche

2. Sofortige Verstopfung der Nase nach Abklingen der Wirkung

3. Steigerung der Dosierung über die Zeit

4. Nasenspray wird häufiger als empfohlen verwendet

5. Schwierigkeiten beim Einschlafen ohne Nasenspray

6. Ständige Mitnahme des Sprays im Alltag

7. Trockene oder gereizte Nasenschleimhaut

8. Häufig auftretendes Nasenbluten oder Krustenbildung

9. Lang anhaltende Erkältungen oder häufige Infekte

10. Verlust des Geruchssinns oder ein unangenehmer Geruch in der Nase

 

Unter welchen gesundheitlichen Folgen leiden Betroffene?

Seit den 1960er Jahren hat die Abhängigkeit von Nasensprays einen Namen: „Rhinitis medicamentosa“. Neben dem oben beschriebenen Teufelskreis kann die dauerhafte Anwendung die Nasenschleimhaut austrocknen und reizen. In schweren Fällen kann dies zu kleinen Rissen, Entzündungen oder einer dauerhaften Schädigung führen. Dabei wird die Schleimhaut dünner und die normale Nasenfunktion beeinträchtigt.

Durch die ständige Schädigung der Schleimhaut wird auch die Nasenatmung gestört. Das Atmen durch die Nase fällt schwerer, was dazu führt, dass Betroffene immer häufiger zum Spray greifen, um wieder frei atmen zu können.

In einigen Fällen kann die ständige Reizung der Nasenschleimhaut sogar den Geruchssinn beeinträchtigen oder zu einem vollständigen Verlust des Geruchs führen.

 

Unangenehmer Nebeneffekt 
Eine "Stinknase" (medizinisch Ozaena) ist eine Erkrankung der Nasenschleimhaut, bei der es zu einem unangenehmen, fauligen Geruch aus der Nase kommt. Dieser Geruch entsteht, weil die Schleimhaut der Nase stark geschädigt ist – beispielsweise durch den unsachgemäßen Gebrauch von abschwellenden Nasensprays. Das geht oft mit einer chronischen Entzündung und dem Abbau der Nasenschleimhaut und des darunterliegenden Gewebes einher. Die Nasenhöhle wird dabei trocken und es bilden sich dicke Krusten, die ebenfalls stark riechen. Betroffene nehmen diesen Geruch oft selbst nicht wahr, aber für Menschen in ihrer Umgebung ist er deutlich bemerkbar.

 

Außerdem neigt eine stark ausgetrocknete und gereizte Schleimhaut zu Nasenbluten und kann die Bildung von Krusten in der Nase begünstigen. Zusätzlich steigt das Infektionsrisiko. Die beschädigte Nasenschleimhaut kann ihre Schutzfunktion gegen Keime und Viren verlieren, was die Gefahr für Infektionen in der Nase oder den Atemwegen erhöht.

 

Wege aus der Sucht: 

Um den Teufelskreis zu durchbrechen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

 

1.  „Ein-Loch-Methode“

Diese Methode ist sehr verbreitet. Dabei wird das Nasenspray nur noch in ein Nasenloch gesprüht. So kann sich die Schleimhaut in dem unbehandelten Nasenloch erholen, und die Abhängigkeit wird schrittweise reduziert. Sobald das unbehandelte Nasenloch wieder normal funktioniert, kann das Spray auch auf der anderen Seite weggelassen werden.

 

2.  Schrittweises Verringern auf weniger starke Nasensprays

Ein weiterer Ansatz zur Entwöhnung besteht darin, die Dosis über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen schrittweise zu reduzieren. Man beginnt mit einem Erwachsenenpräparat, wechselt dann zu einem Spray für Kinder, gefolgt von der Dosierung für Säuglinge. Es ist wichtig, das Spray dabei nicht häufiger zu verwenden, um den Erfolg der Entwöhnung zu fördern. 

 

Doch Achtung: Auch die Konzentration für Säuglinge reicht aus, um bei Erwachsenen zu einer Gewöhnung zu führen. Man sollte sich also nicht in falscher Sicherheit wähnen und auch die Anwendungsdauer von niedrig dosierten Nasensprays bei Erwachsenen einschränken.

 

3.  Reduzierung der Sprühstöße

Die Anwendungshäufigkeit von abschwellenden Nasensprays kann schrittweise reduziert werden. Wer das Mittel beispielsweise bisher zehnmal täglich genutzt hat, sollte die Dosis zunächst auf acht, dann auf sechs und schließlich auf vier Anwendungen verringern, bis das Spray ganz weggelassen werden kann. Diese Methode erfordert allerdings viel Disziplin. Es kann helfen, die geplante Dosisreduktion im Kalender festzuhalten. Zudem kann es motivierend sein, sich für erreichte Ziele mit einer kleinen Belohnung zu gratulieren. Solche positiven Verstärkungen können den Entwöhnungsprozess unterstützen.

 

4.  Medizinische Hilfe

In hartnäckigen Fällen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Er kann spezielle

Ursachenforschung
Eine anhaltend verstopfte Nase kann verschiedene Ursachen haben. Daher sollte im Vorfeld abgeklärt werden, ob beispielsweise eine Allergie, Polypen oder Krümmungen der Nasenscheidewand vorliegen. Letztere können sich mit der Zeit entwickeln, denn die Nase wächst ein Leben lang!

Kortison-Nasensprays verschreiben, die die Entwöhnung unterstützen. Sie wirken entzündungshemmend und begünstigen die Regeneration der Schleimhaut. Wenn eine Allergie die Ursache für die verstopfte Nase und den häufigen Gebrauch des Sprays ist, sollte diese behandelt werden. So kann vermieden werden, dass der Teufelskreis nach der Entwöhnung erneut beginnt.

 

5.  Kalter Entzug

Für manche Betroffene funktioniert der „kalte Entzug“. Hierbei wird das Nasenspray von einem Tag auf den anderen komplett weggelassen. Zwar kann es anfangs zu einer stark verstopften Nase kommen, aber nach einigen Tagen gewöhnt sich die Nasenschleimhaut von selbst wieder an den Normalzustand. Das erfordert allerdings Durchhaltevermögen. 

Salben mit pflegenden Inhaltsstoffen wie Dexpanthenol, sowie Inhalationen mit Meerwasser oder Kräutern, können den mehrwöchigen Entzugsprozess erleichtern. Diese Produkte unterstützen die Regeneration der Nasenschleimhaut und bieten Linderung während der Entwöhnung.


Mögliche Alternativen

Wer den Weg aus dem Teufelskreis geschafft hat, sollte in Zukunft auf Xylometazolin und ähnliche Wirkstoffe verzichten. Selbst nach einer einjährigen Pause kann der medikamentöse Schnupfen erneut auftreten – auch wenn das Nasenspray nur für ein paar Tage verwendet wird!

Bewährte Hausmittel

Es gibt zahlreiche Hausmittel, die sich bei einer Schnupfennase bewährt haben. 

Das Inhalieren von Wasserdampf kann die Nasenschleimhäute befeuchten und die Atmung erleichtern. Warme Kompressen auf der Nase fördern die Durchblutung und lindern die Beschwerden. Gleiches gilt für Rotlicht, das täglich für 10 bis 15 Minuten angewendet wird. Honig wirkt entzündungshemmend und beruhigt die Schleimhäute, während Kräutertees das Wohlbefinden steigern können. Außerdem ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu trinken, um den Schleim zu lösen. 

Eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen lässt die Nasenschleimhaut weniger austrocknen. Hierzu können elektrische Luftbefeuchter zum Einsatz kommen. Alternativ können Schalen oder Töpfe mit Wasser auf Heizkörper oder in den Raum gestellt werden. 

Die altbewährte Zwiebel ist ebenfalls ein wirksames Hausmittel gegen verstopfte Nasen. Zerkleinert in einem Tuch können sie durch ihren intensiven Duft die Nase befreien – gelegentlich begleitet von Tränen, aber dennoch effektiv. Auch Zwiebeltee und die klassischen Zwiebelsocken gelten als bewährte Methoden zur Linderung von Schnupfen.

Scharfes Essen regt die Durchblutung an und sorgt für eine wärmende Wirkung. Steigen die intensiven Aromen in die Nase, kann auch dort die Durchblutung gefördert werden. Dies kann bei Schnupfen hilfreich sein. Rettich, Wasabi und Radieschen sind daher eine gute Wahl – allerdings sollte bei Fieber darauf verzichtet werden, da dies zu Kreislaufproblemen führen kann.

Ätherische Öle

Ätherische Öle können bei verstopfter Nase ebenfalls Linderung bringen. Produkte mit Pfefferminz- oder Eukalyptusöl erzeugen ein Frischegefühl und wirken befreiend. Pfefferminzöl sorgt für einen kühlenden Effekt auf Haut und Schleimhaut, ohne die Körpertemperatur zu beeinflussen. Dieser Effekt entsteht bereits bei niedrigen Konzentrationen, wie sie in Nasensprays und Erkältungsbalsamen verwendet werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten entsprechende Präparate jedoch nicht eingesetzt werden, da es zu gefährlichen Atemproblemen führen kann. Auch Schwangere und Stillende sollten darauf verzichten.

Eukalyptusöl hat schleimlösende, antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften. Ähnlich wie Pfefferminzöl vermittelt es ein Gefühl der Erfrischung und Erleichterung, sollte aber ebenfalls nicht bei kleinen Kindern in der Nähe von Nase und Mund angewendet werden, da es ebenfalls Atemnot auslösen kann. 

Ätherische Öle sind außerdem in der Lage, allergische Reaktionen auszulösen, besonders bei empfindlichen Personen. Dies kann zu Atembeschwerden bis hin zu Atemnot führen. Asthmatiker sollten entsprechende Produkte meiden, da die Öle die Bronchien reizen und einen Asthmaanfall verursachen können.


Hypertone Salzlösungen

Nasensprays oder Tropfen mit einer stark konzentrierten Koch- oder Meersalzlösung bewirken eine milde Abschwellung der Nasenschleimhaut. Die hypertone Lösung enthält mehr Salz als in den Körperzellen üblich. Beim Auftragen auf die Nasenschleimhaut zieht das Salz Wasser aus den Zellen, wodurch die Schleimhaut schrumpft und weniger geschwollen ist. Der Effekt ist weniger intensiv und kürzer anhaltend als bei den klassischen Abschwellern, aber dafür sanfter. Entsprechenden Präparate können daher auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden.

Manche Salzlösungen enthalten zusätzliche Wirkstoffe. Dexpanthenol regeneriert und pflegt die Schleimhaut. Chitosan hilft dabei den Schleim zu verflüssigen, sodass er leichter abläuft. Ectoin, das Feuchtigkeit bindet, sorgt für einen schützenden Film auf der Schleimhaut. Er verhindert das Austrocknen und unterstützt die Barrierefunktion der Schleimhaut.

Nasenduschen

Nasenduschen haben eine lange Tradition. Sie wurden schon vor über 2000 Jahren in ayurvedischen und chinesischen Heilmethoden verwendet, um Schleim aus der Nase zu entfernen. Die wichtigste Grundlage ist die verwendete Spüllösung. Diese kann selbst hergestellt oder in Form von portionierten Salzbeutelchen oder Konzentraten im Handel erworben werden. 

Durch das Spülen wird die Nasenschleimhaut befeuchtet und gereinigt, wodurch Schwellungen auf natürliche Weise reduziert werden können. 

Nasenduschen gibt es in verschiedenen Ausführungen: Manuelle Nasenduschen bestehen aus Glas-, Keramik- oder Kunststoffbehältern mit einem Nasenaufsatz. Einige Kunststoffmodelle erlauben die Druckregulierung während der Spülung. Gebrauchsfertige Nasenduschen enthalten eine vorgefertigte Spüllösung in einem Sprühsystem. Sie sind sofort einsatzbereit, hygienisch und für alle Altersgruppen geeignet. Elektrische Nasenduschen beinhalten eine Pumpe, um die Lösung in die Nase zu spülen. Sie bieten meist verschiedene Druckmodi und sind als kabelgebundene oder batteriebetriebene Modelle erhältlich. 

 

Spüllösung selbst herstellen
Eine Spüllösung lässt sich einfach aus abgekochtem Wasser und Salz selbst herstellen. Das verwendete Salz sollte frei von Fluor, Jod und Rieselhilfen sein. Oft wird eine isotone Lösung empfohlen, die dem Salzgehalt der menschlichen Zellen entspricht. Dafür mischt man 4,5 Gramm Salz mit 500 Millilitern Wasser. Eine höhere Salzmenge führt zu einer hypertonen Lösung, die in der Nase brennen kann, während zu wenig Salz ebenfalls unangenehme Reizungen verursacht.

 

Liegt eine Schädigung der Schleimhäute durch die Verwendung von abschwellenden Nasensprays oder anderen Medikamenten vor, sind Nasenspülungen allerdings kontraindiziert.

 

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Quellen anzeigen

Linda Künzig
Autor: Linda Künzig

Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.

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