Rheuma – was die Symptome lindert
Rheuma ist bis heute leider nicht heilbar. Doch neben wirksamen Medikamenten gibt es eine ganze Menge, was sie selbst gegen die Schmerzen tun können.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Rheuma und welche Formen gibt es?
Gibt es Medikamente, die helfen?
Wie kann die richtige Ernährung unterstützen?
Naturheilmittel – was können sie?
Wann ist eine Operation notwenig?
Was ist Rheuma und welche Formen gibt es?
Rheuma ist ein Überbegriff für mehr als 100 verschiedene Erkrankungen. Allen sind die chronischen Schmerzen gleich, sie unterscheiden sich nur in den betroffenen Körperteilen. In Deutschland gibt es allein 17 Millionen Patienten, darunter auch Kinder und Jugendliche. Sind die Gelenke mehr als sechs Wochen entzündet, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Rheumaerkrankung handelt. Es gibt vier Hauptgruppen der rheumatischen Erkrankungen:
1. Rheumatoide Arthritis
Hier sind die Gelenke chronisch entzündet. Die Problematik beginnt meist schleichend: Anfangs sind oft nur Zehen- oder Fingergelenke betroffen. Meist schwellen sie an, schmerzen und sind morgens steif. Viele spüren auch eine Art Überwärmung. Der Verdacht auf die Erkrankung erhärtet sich, wenn die Morgensteifigkeit über 60 Minuten anhält und mehr als zwei Gelenke geschwollen sind. Wichtig ist dann schnelles Handeln. Grundsätzlich gilt: Fast dreimal so viele Frauen wie Männer leiden darunter. Meist beginnt die Krankheit in der zweiten Lebenshälfte.
2. Degenerativ-rheumatische Erkrankung
Arthrose ist die häufigsten Gelenkerkrankung. Hier werden Gelenke großflächig geschädigt. Auch die Wirbelsäule kann betroffen sein. Oft verspürt man einen Anlaufschmerz, wenn man morgens aufsteht oder vom Sitzen ins Stehen kommt. Schmerzen in Ruhephasen sind eher weniger wahrnehmbar.
3. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden
Hier zählt vor allem die Osteoporose, also der Knochenschwund, dazu. Die Krankheit kann auch eine Folge der rheumatoiden Arthritis sein. Hierbei ist der Knochenstoffwechsel gestört, die Knochen werden anfälliger für Brüche. Fatal: Meist merkt man nichts davon, es gibt keine schmerzhaften Symptome. Doch es kann ein Rundrücken entstehen, der die Bewegungsfreiheit einschränkt. Frauen in der Menopause sind besonders betroffen.
Zu dieser Gruppe gehört auch die Gicht, bei der der Harnsäure- und Purinstoffwechsel gestört sind. Typisch dafür sind plötzlich auftretende Schmerzen in einem Gelenk mit Schwellungen, Rötung und Überwärmung. Oft ist zuerst der große Zeh betroffen.
4. Chronische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates
Hier handelt es sich um den chronischen Rückenschmerz, der im Alter zunimmt. Auch der Tennis-Ellenbogen und das Karpaltunnelsyndrom gehören dazu. Darüber hinaus ist auch die Fibromyalgie dabei, die chronische Schmerzkrankheit, verbunden mit Müdigkeit und Schlafstörungen.
Grundsätzlich gilt: Je eher Rheuma erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie für ein schmerzfreieres Leben. Denn Rheuma ist derzeit nicht heilbar. Rheuma schädigt nicht nur Gelenke, sondern auch die Gefäße. So kann es zu frühen Herzinfarkten und Schlaganfällen kommen und so unbehandelt insgesamt die Lebenserwartung senken. Die Diagnose verläuft über Bluttest, Ultraschall und MRT.
Welche Ursachen gibt es?
Gesichert ist, dass an der Erkrankung Autoimmunprozesse beteiligt sind. Das Immunsystem bekämpft dabei das körpereigene Gewebe. Fehlgesteuerte Immunzellen gelangen angeregt von Botenstoffen in die Gelenke und verursachen dort Entzündungen. Die Gelenkinnenhaut vernarbt und wuchert immer mehr, auch Knorpel und Bänder werden geschädigt. Im weiteren Stadium entstehen Bewegungseinschränkungen bis hin zur Zerstörung des Gelenks. Ursachen sind meist ein Zusammenspiel verschiedener Dinge wie genetische Veranlagung, eine Störung des Immunsystems, Bakterien oder Viren. Sie können sich meist übers Blut in die Gelenke absetzen. Es folgt eine Reaktion des Abwehrsystems gegen spezielle Gelenkstrukturen. Oft gehen Darm- oder Genitalerkrankungen voraus. Aber auch die Überlastung der Gelenke durch Übergewicht, extremen Sport, Fehlstellungen wie X- oder O-Beine, Nährstoffmangel oder mangelnde Bewegung. Auch körperlich anspruchsvolle Berufe können Auslöser sein. Aber auch Rauchen und andere Umweltgifte.
Welche Symptome treten auf?
Neben den beschriebenen Schmerzen kann es auch zu allgemeiner Schwäche, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme und Fieber kommen.
Gibt es Medikamente, die helfen?
Zur Behandlung werden entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Meist handelt es sich um Immunsuppressiva wie Methotextrakt und Biologika, die überschießende Funktionen des Immunsystems dämpfen.
Aktiv gegen den Schmerz!
Krankengymnastische Übungen können die Mobilität der Gelenke und die umliegende Muskulatur trainieren und so auch Schmerzen lindern. Auch Wärme, Kälte- und Elektrotherapie kommen zum Einsatz. Aber auch Ergotherapie, Wassergymnastik, Tanzgymnastik und Sporttherapie spielen eine große und wichtige Rolle. Bei der manuellen Therapie sind spezielle Grifftechniken wichtig. Dazu zählen Chiropraktik und Osteopathie. Vorsicht, bei aktiven Entzündungen auf manuelle Therapien verzichten. Was Sie selbst zu Hause tun können: Füllen Sie eine Schüssel mit Rapssamen und bewegen Sie Ihre Finger zehn Minuten darin. Am besten kühlschrankkalt, wem Wärme besser tut, der erhitzt sie leicht in der Mikrowelle. Rapssamen bekommen Sie übrigens im Bioladen, Reformhaus oder direkt in Mühlen.
Wie kann die richtige Ernährung unterstützen?
Die Basis der Ernährung bei Rheuma sollte aus Gemüse, gutem Eiweiß, wie es in Nüssen und Hülsenfrüchten steckt, und hochwertigen pflanzlichen Ölen wie Lein- und Weizenkeimöl dazu zuckerarmen Obstsorten bestehen. Die Antioxidantien, die vor allem in Gemüse, Gewürzen und Kräutern aber auch Heidelbeeren, Äpfeln, Paprika, Brokkoli oder Möhren stecken, können die entzündlichen Schübe lindern. Auf Fleisch sollten Sie soweit wie möglich verzichten. Tierische Produkte enthalten Arachidonsäure, aus der sich Entzündungen bilden. Deshalb möglichst auch auf Eier und Milchprodukte verzichten. Dagegen sind Fischsorten mit viel OMEGA3-Fettsäuren wie Lachs, Hering und Makrele ideal, sowie Algenöl und Krillöl. Rheumatikern fehlen oft die Vitamine B1 und B6 sowie Vitamin E, Magnesium, Kupfer und Selen. Diese Vitaltstoffe stecken in grünem Tee, Nüssen, Weizenkeimen, Vollkorngetreide, Linsen und Cashewkernen. Auch zwei Paarnüsse täglich, bitte nicht überdosieren, gleichen den Selenhaushalt aus. Wichtig ist es, wenig zu süßen, denn Zucker wirkt wie Weizenprodukte und Schweinefleisch entzündungsfördernd. Unfermentierte Soja-Produkte wie Sojamilch, -joghurt oder Tofu sind nicht empfehlenswert. Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Fertiggerichte. Je nach Kategorie sollten Sie auch auf Folgendes verzichten:
- Brot, Getreide, Beilagen: Weizenbrot Croissants, Laugengebäck, Hartweizennudeln, geschälter Reis, Pommes frites, Kroketten, Instant-Kartoffelbrei, Kartoffelpuffer.
- Snacks: Süßigkeiten, Backwaren, Milchprodukte, Eiscreme, Chips, Salzgebäck.
- Obst: Gezuckerte Konserven, Obstmus, kandiertes Trockenobst. Nur in Maßen: Ananas, Banane, Birne, Khaki, Mango, Weintrauben, Süßkirsche, Honigmelone.
- Gemüse: Gemüsemischungen mit Butter, Sahne oder einer Fertigsauce.
- Nüsse und Samen: Gesalzene Nüsse.
- Fette und Öle: Schweine- und Gänseschmalz, Butterschmalz, Palmfett, Mayonnaise, Sonnenblumenöl, Distelöl.
- Getränke: Gesüßte Limonaden und Tees, Alkohol.
- Fisch und Meeresfrüchte: Fisch in Mayonnaise oder Sahne eingelegt, panierter Fisch.
- Wurstwaren und Fleisch: Generell in Maßen. Verzichten sollte man auf Schweinefleisch wie Speck, Fleischkäse, Nackenfleisch, Wurstwaren, Brat- oder Bockwurst, paniertes Fleisch.
- Eier, Milchprodukte, Käse: Generell in Maßen. Verzichten sollte man auf gesüßte Fertigprodukte wie Pudding, Milchreis, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Sahnequark, Kakaozubereitungen, Fruchtbuttermilch.
Naturheilmittel – was können sie?
Es gibt viele Varianten aus der Naturheilkunde, mit denen Sie sich Linderung verschaffen können. Doch nicht bei jedem Patienten wirkt alles gleich – oder überhaupt. Aber schaden kann es auf jeden Fall nicht. Hilfreich soll eine Salbe aus Senfmehl sein. Sie kann durch ihre ätherischen Öle Schmerzen lindern und die Durchblutung anregen. Eine Messerspitze Senfmehl (Gewürzladen) mit einer kleinen Dose Trägersalbe aus der Apotheke vermischen und auf die betroffene Stelle auftragen. Zur innerlichen Anwendung kann ein Tee aus Weiderinde und Brennesselblättern helfen. Auch eine Einreibung mit Rosmarin kann mit ihrer durchblutungsfördernden Eigenschaft helfen, Entzündungsstoffe im Gewebe schneller abzutransportieren. Wer mit Wärme behandeln kann, sollte auf regelmäßige Vollbäder mit Heublumen oder ansteigende Arm- und Fußbäder setzen. Dazu 37 Grad warmes Wasser in einen großen Eimer füllen. Er sollte so hoch sein, dass die Beine bis zu den Knien reinpassen. Dann alle zwei Minuten etwas heißes Wasser vorsichtig zugeben, so dass Sie die Erwärmung spüren, es aber nicht zu heiß wird. Die Endtemperatur sollte je nach Befinden zwischen 40 und 42 Grad liegen. Auch die Traditionelle Chinesische Medizin kann helfen – und da vor allem die Akupunktur und das Schröpfen. Aber auch das indische Ayurveda erzielt Therapieerfolge. Die Kombination aus Ernährung, Meditation, Yoga, Atemübungen, Musiktherapie und Aromatherapie erzielt oft Erfolge. Im Rahmen der indischen Studie „Die Effektivität von ayurvedischen Behandlungen bei rheumatoider Arthritis” durch Kumar P.R. Krishna, erfolgte die Untersuchung von 290 Patienten über sieben Jahre hinweg. Hinsichtlich der untersuchten Parameter, wie Laufzeit, Anzahl der geschwollenen und schmerzhaften Gelenke sowie vorhandenem Rheumafaktor, konnte durch die Ayurveda Rheuma Behandlung eine deutliche Verbesserung erreicht werden.
Es gibt fünf wichtige Tipps, wie Ayurveda gegen Rheuma helfen kann.
- Ayurveda Kur: Unterziehen Sie sich beim Fachmann einer Reinigungskur, bei der Stoffwechselschlacken aus dem Körper geschwemmt werden. Das erfolgt durch Abführen aber auch spezielle Massagen.
- Kräuterpräparate: Besonders heilsam wirken Rosskastanie, Ingwer oder Knoblauch. Als Kapseln oder als Tee wirken sie stärkend auf das Immunsystem und anti-entzündlich.
- Die richtige Ernährung: Um langfristig Erfolge zu erzielen, sollte man die Ernährung grundsätzlich umstellen. Das sieht man auch im Ayurveda so. Hier sagt man, dass man auf Milch, Fisch und Fleisch verzichten sollte. Dafür können bittere Nahrungsmittel die Verdauung fördern und so Rheuma lindern.
- Schau nach innen: Die Psyche ist auch hier ausschlaggebend. Seien Sie ehrlich zu sich: Wo haben Sie Probleme, was belastet Sie. Sehen Sie Ihre Krankheit als Chance, etwas zu ändern. Hilfreich sind Entspannungsmethoden wie Meditation. Aber auch eine begleitende Psychotherapie kann helfen.
- Ändern Sie Ihr Leben: Zu wenig Schlaf, mangelnde Bewegung, Rauchen, Alkohol etc. Viele Dinge befeuern das Rheuma nur noch. Ändern Sie deshalb Ihre Verhaltensweisen, damit Sie beispielsweise nachts zu genügend Schlaf kommen. Und legen Sie schlechte Gewohnheiten wie das Rauchen ab.
Ganz wichtig: Die Naturmedizin kann die klassischen Therapieformen nicht ersetzen!
Wickeln Sie sich schmerzfrei
Es hat sich bei Rheuma bewährt: Viele Patienten schwören auf kühlende Quarkwickel und Kohlwickel. Wickel kennt man noch aus Omas Zeiten, aber sie werden momentan immer gefragter. Sie sind ein Teil der bewährten Hydro-Thermotherapie nach Sebastian Kneipp.
Beim Quarkwickel sind es das enthaltene Kasein und die Milchsäure, die Entzündungen hemmen und Schmerzen lindern. Nehmen Sie dazu ein Stück Baumwolle oder Leinen, ein Geschirrtuch geht sehr gut. Geben Sie mittig etwas Quark darauf. Der Fettgehalt spielt dabei eine Rolle. Ist er aber sehr feucht und schwer, lassen Sie ihn am besten eine Weile in einem Sieb abtropfen. Dann den Quark rundum einschlagen und auf die betroffene Stelle legen. Mit einem Verband, Küchenkrepp oder Frischhaltefolie abdecken. Zum Schluss mit einem Handtuch oder einem alten Pullover abdecken. So lange einwirken lassen, bis er nicht mehr kühlt. Die Wickel können mehrmals hintereinander benutzt werden. Zwischendurch immer wieder auskühlen lassen.
Auch ein Kohlwickel wirkt entzündungshemmend und fördert die Durchblutung. Ideal bei Arthrose. Vom Wirsing oder Weißkohl die äußeren Blätter rausbrechen, den harten Strunk herausschneiden und die Blätter mit einer Flasche oder einem Nudelholz in Frischhaltefolie platt walzen. Auf das schmerzende Gelenk legen und wie beim Kohlwickel abdecken und mit einem Außentuch fixieren. Mindestens 1 Stunde, idealerweise über Nacht einziehen lassen. Bei starken Schmerzen zwei Wochen lang zwei- bis dreimal täglich anwenden.
Auch das Gewürz Bockshornklee kann Schmerzen lindern. Aber nur, wenn das betroffene Gelenk Wärme braucht. Für weniger Schmerzen und eine bessere Beweglichkeit sorgen Linol- und Linolensäure, die in ihm stecken. Achtung: Wer an Asthma leidet, sollte darauf verzichten. Das Bockshornkleepulver (Reformhaus oder Apotheke ) mit etwas heißem Wasser zu einer dickflüssigen Paste verrühren. Auf eine Kompresse streichen und mit einer zweiten abdecken. Beide auf das Gelenk legen und mit einer Binde fixieren. Bis zu zwei Stunden einwirken lassen.
Wann ist eine Operation notwenig?
Im fortgeschrittenen Stadium ist bei manchen Patienten eine OP nicht zu umgehen, bei der kranke Gelenke versteift oder zerstörte durch eine Prothese ersetzt werden.
Andrea Rodat ist seit 30 Jahren als Journalistin mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Psychologie tätig. Sie war auch für verschiedene Magazine als Chefredakteurin und Stellvertretende Chefredakteurin verantwortlich. Seit zwei Jahren arbeitet sie als freie Autorin sowie Life und Business Coach. Sie unterstützt seit 2022 auch die Apomio-Redaktion als freie Autorin.