Rotaviren als Ursache für Magen-Darm-Infektionen
Rotaviren sind eine der häufigsten Auslöser für Magen-Darm-Infektionen im Kindesalter. Sie sind hochansteckend und weltweit verbreitet. In Entwicklungsländern sind Rotaviren sogar eine Hauptursache für die hohe Kindersterblichkeit. Was sind Rotaviren? Wie werden sie übertragen? Ist ein Infektionsschutz möglich? Mehr zum Thema Durchfallerkrankung durch Rotaviren im folgenden Beitrag.
Was sind Rotaviren?
Rotaviren sind unbehüllte RNA-Viren und werden eingeteilt in die Subfamilie der Reoviridiae. Die Besonderheiten des Genoms von Rotaviren sind zum Einen die doppelsträngige RNA und zum Anderen ein segmentiertes Genom, das bedeutet: ein Austausch von einzelnen RNA-Segmenten ist zwischen den Rotaviren möglich, das führt dazu, dass es viele verschiedene Rotavirusvarianten gibt.
Neben den Menschen zählen auch Kälber und Schweine zum Reservoir der Rotaviren. Rotaviren verursachen die Rotavirus-Durchfall-In, dessen Übertragung vor allem fäkal oral erfolgt.
Rotaviren gehören mit ca. 60% zum häufigsten Erreger aller akuten Magen-Darm-Infektionen im Kindesalter. Aufgrund der hohen Infektiosität haben fast alle Kinder bis zum Alter von fünf Jahren schon eine Infektion erlebt. Die kurze Inkubationszeit von ein bis drei Tagen kann zudem auch schnell Epidemien auslösen. Das epidemische Risiko besteht vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen, wie beispielsweise Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser.
In Entwicklungsländern sind Rotaviren sogar eine Hauptursache für die hohe Kindersterblichkeit: Schätzungsweise 100 Millionen Kinder erkranken in Afrika, Asien und Lateinamerika und ungefähr 350.000 bis 600.000 Kinder im Alter unter fünf Jahren durch die Rotavirusinfektion versterben.
Wer wird der Virus verbreitet?
Der Altersgipfel der Erkrankung liegt bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren und bei älteren Patienten, die als weitere gefährdete Personengruppe zählen, bei über 60 Jahren.
Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfänglich für das Rotavirus, da ihnen die Immunität fehlt – das erklärt auch die Hauptursache für die Durchfallerkrankung in dieser Altersklasse. 90 Prozent der Kinder über drei Jahre haben schon einmal eine Rotavirus-Infektion durchgemacht, bei Kindern über fünf Jahren sind es 100 Prozent.
Beim zweiten Altersgipfel, der die älteren Menschen betrifft, müssen von den über 60 Jahre alten Patienten, die an der Rotavirus-Infektion erkrankt sind, 35% stationär behandelt werden.
Im Hinblick auf die Immunität ist zu erwähnen, dass wiederholte Infektionen in allen Altersgruppen möglich sind. Im Erwachsenenalter haben die Durchfallerkrankungen durch die Rotaviren einen milderen Krankheitsverlauf und treten vor allem als Reisediarrhoe auf. Nach Ablauf einer Infektion besteht zwar eine serotypspezifische (siehe Rotavirusvariante), humorale Immunität, aber keine anhaltende, lebenslange Immunität. Die ständige Impfkommission (STIKO) spricht die Empfehlung aus, Säuglinge ab der 6. Lebenswoche gegen Rotaviren mittels Schluckimpfung zu impfen. Abhängig vom Impfstoff sind mehrere Dosen in zeitlichen Mindestabständen nötig.
Welche Symptome treten auf?
Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage, mit akut einsetzenden Krankheitszeichen. Zu den Symptomen zählen unter anderem
- wässriger Durchfall, oft mit Schleimbeimengungen
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Fieber
- unspezifische respiratorische Symptome wie Husten und Schnupfen (50%)
Im Vergleich zu anderen Durchfallerkrankungen ist der Krankheitsverlauf bei Säuglingen und Kleinkindern schwerwiegender. Die Komplikation ist der schnelle Verlust von Körperflüssigkeit aufgrund des wässrigen Durchfalls und des Erbrechens mit der Folge einer Dehydration. Schwindel und Kreislaufprobleme können dann in Erscheinung treten. Der Flüssigkeitsverlust sollte unbedingt ausgeglichen werden, unbehandelt kann die Dehydration nämlich tödlich enden.
Es sind auch leichte Krankheitsverläufe möglich. Die Symptome klingen in der Regel nach zwei bis sechs Tagen ab, die Erreger können jedoch noch auch nach Abklingen der Beschwerden bis zu 8 Tage mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Es besteht weiterhin eine hohe Infektiosität: bereits 10 Viruspartikel reichen aus, um ein Kind zu infizieren. Bei akut Infizierten werden 109–1011 Viren pro g Stuhl ausgeschieden.
Wie wird das Rotavirus übertragen?
Der Infektionsweg von Rotaviren ist überwiegend fäkal-oral über eine Kontakt- und Schmierinfektion durch direkten Kontakt zu Stuhl oder Erbrochenem, kontaminierten Flächen wie Toiletten, Griffe, Armaturen. Von der Hand gelangen die Erreger dann in den Mund und anschließend in den Magen-Darm-Trakt.
Auch ist eine Ansteckung über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel möglich, aber eher selten. Rotaviren sind sehr umweltresistent. Sie können im Wasser über mehrere Wochen überlegen und im eingetrockneten Stuhl über mehrere Tage ansteckend bleiben.
Welche Hygienemaßnahmen sind zu treffen?
Es sollte ein großer Wert auf die Einhaltung hygienischer Standards gelegt werden: Die Hände sollten gründlich mit Seife und Wasser gewaschen werden und das Händewaschen nach jedem Toilettengang, vor Zubereitung von Speisen, vor dem Essen und nach dem Windelwechsel von erkrankten Kindern durchgeführt werden, um eine Infektion zu vermeiden. Weitere Hygienemaßnahmen sind das Reinigen von Flächen und Türgriffen sowie Armaturen und das Waschen von Handtüchern, Waschlappen und Bettwäsche bei mindestens 60°C
Welche Therapie ist hilfreich?
Die Behandlung von Rotaviren erfolgt rein symptomatisch, da eine direkte Bekämpfung der Rotaviren mit Arzneimitteln, wie Virostatika, nicht möglich ist. Der Betroffene sollte darauf achten, ausreichend zu trinken, damit der hohe Flüssigkeitsverlust aufgrund der Durchfälle und des Erbrechens ausgeglichen werden kann. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen eignen sind insbesondere stilles Wasser und Tee.
Quellen:
www.infektionsschutz.de – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.