Salzgrotten-Therapie: Hilfe bei Atemwegs- und Hauterkrankungen?
In den vergangenen Jahren sprossen sie in vielen Städten aus dem Boden: Salzgrotten. Die Betreiber versprechen, dass sich ein Besuch „wie ein Tag am Meer“ anfühle und positive Auswirkungen auf physische und psychische Erkrankungen habe. Dabei gibt es bislang kaum wissenschaftliche Belege für die Wirkung. Und trotzdem fühlen sich viele Besucher nach einem erholsamen Besuch in einem Salzstudio erholt und besser. Was ist dran am Mythos: Gesund durch Salz?
Inhaltsverzeichnis:
- Natürliche oder künstliche Salzgrotte: Salze gelangen in die Luft
- Salz-Luft gegen Asthma und Neurodermitis?
- Heilendes Salz bei hoher Luftfeuchte und Konzentration
- Der Besuch einer Salzgrotte
„Die heilende Wirkung des Meeres in ihrer Nähe“, „45 Minuten in maritimem Klima entspannen“ oder „Heilend wie ein Tag am Meer“. So, oder so ähnlich beschreiben viele Salzgrotten-Betreiber die Wirkung ihrer Stätten und bewerben die Vorteile für Körper und Geist. Dass die salzige Meeresluft gut für den Organismus ist, ist lange wissenschaftlich bewiesen, doch ob die künstlichen Salzgrotten ähnliches vollbringen können, ist noch nicht klar. Bislang haben sich kaum wissenschaftliche Studien mit der Thematik befasst. Dennoch berichten Tester von einer heilenden Wirkung durch regelmäßige Besuche.
Natürliche oder künstliche Salzgrotte: Salze gelangen in die Luft
Man unterscheidet zwei Arten von Salzgrotten: natürliche und künstliche. Eine natürliche Salzgrotte kann etwa in einem ehemaligen Salzwerk entstehen. Mehrere Meter unter der Erde, umgeben von meterdicken salzigen Wänden entsteht in ihr ein eigenes Klima. Die Temperatur ist niedrig und die Luft salzig. Ein polnischer Arzt konnte Mitte des 19. Jahrhunderts beobachten, dass Arbeiter in den Salzbergwerken seltener unter Atemwegserkrankungen leiden als ihre Kollegen in anderen Stollen. In einem kleinen Salzbergwerkstädtchen gründete er das erste Therapiezentrum, das die heilende Wirkung der salzhaltigen Luft nutzte. Bei einer künstlichen Salzgrotte sind Wände und Fußboden mit Himalaya-Salz oder dem Salz des Toten Meeres ausgekleidet.
Egal ob natürlich oder künstlich – Salzgrotten funktionieren nach demselben Prinzip. Über die Salzblöcke in Wänden oder Fußboden gelangen Salzione in die Raumluft. Zusätzlich wird häufig Salz verdampft und zugeführt. Welche Menge Salz zugeführt wird, ist in Deutschland bislang nicht reglementiert. Daher unterscheiden sich die Grotten je nach Anbieter.
Salz-Luft gegen Asthma und Neurodermitis?
Die salzige Luft kann bei einigen Erkrankungen Linderung verschaffen. So reagieren Menschen mit Atemwegserkrankungen oft positiv auf einen hohen Salzgehalt in der Umgebungsluft. Sie werden oft zur Kur ans Meer geschickt. Auch gegen Hauterkrankungen wie Neurodermitis kann Salz helfen. So wird das Mineral etwa traditionell zum Austrocknen von Wunden verwendet. Ein Bad in salzigem Wasser (dem Toten Meer oder einem Solebecken) kann bei juckenden Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Gürtelrose eine Besserung verschaffen.
Heilendes Salz bei hoher Luftfeuchte und Konzentration
Entscheidend für die heilende Wirkung von Salz sind äußere Umstände. Gegen Schuppenflechte und Neurodermitis ist ein salziger Nebel – also eine hohe Luftfeuchtigkeit – Voraussetzung. Bei Atemwegserkrankungen wird häufig vom Arzt eine Inhalation mit Salzwasser empfohlen. Diese Inhalationen sind allerdings hoch konzentriert, damit sie ihre Wirkung entfalten.
In den Salzgrotten ist die Konzentration des Salzes in der Raumluft in der Regel nicht hoch genug, um diese Wirkung sicher zu erzielen. Auch die Luftfeuchtigkeit entspricht nicht der einer Solekabine und ist daher zu gering. Dennoch tut Betroffenen der Aufenthalt gut. Dabei spielt oft auch die entspannende Umgebung, das meditative Umfeld und das Abschalten vom Alltag eine Rolle.
Der Besuch einer Salzgrotte
In künstlichen Salzgrotten herrscht meist eine Raumtemperatur um die 20 Grad. Eine Sitzung dauert 45 bis 60 Minuten. Wer sich in der Salzgrotte entspannt, tut dies in seiner normalen Alltagskleidung. Damit die Besucher nicht frieren, bekommen sie Decken und bei Bedarf Wärmflaschen oder Socken. Die Schuhe werden ausgezogen oder mit Plastiküberzügen versehen. Dann dürfen die Besucher in bequemen Liegen Platz nehmen und bei entspannender Musik und leichten Lichteffekten die Umgebung auf sich wirken lassen.
Die Betreiber empfehlen die Prozedur ein bis zweimal die Woche und das über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder auch Monaten. Die Krankenkassen tragen die Kosten der Behandlung nicht. Je nach Anbieter fallen für jede Stunde etwa 10 Euro für einen Erwachsenen an.
Gutachten bestätigt leichte Wirkung
Auch wenn für einen medizinischen Effekt die Salzkonzentration und die Luftfeuchtigkeit nicht hoch genug sind, bestätigt ein Gutachten die positive Wirkung der Behandlung bei 117 Testpersonen. Darunter waren gesunde Menschen, sowie Menschen mit Lungenproblemen. Nach 30 Therapiesitzungen waren der systolische und der diastolische Blutdruck bei den Probanden leicht zurückgegangen. Während einer Therapiesitzung ging die Herzfrequenz kontinuierlich zurück, was allerdings auf die halb liegende und entspannte Position auf der Liege und die ruhige Situation zurück zu führen sein könnte. Bei der exspiratorischen Funktion gab es nach 30 Therapiesitzungen weder bei den gesunden noch bei den lungenkranken Probanden eine Verbesserung.
Aber die Stimmung der Tester hat sich durch die Anwendungen deutlich gebessert. Mit dem Voranschreiten der Behandlung beschreiben die Probanden ihr Wohlbefinden als immer besser. Sie sind nach den Sitzungen entspannt und auch die Verträglichkeit der Salzgrotten-Therapie wird durchweg als gut oder sehr gut eingestuft. Die Linderung der Gesamtbeschwerden wird subjektiv als gut oder sehr gut bezeichnet.
Salzgrotte: Wirkung als Gesamtpaket
Durch das Gutachten wird deutlich, dass der regelmäßige Besuch einer Salzgrotte zwar keine gravierenden nachweisbaren Effekte auf den Körper hat und sich das subjektive Befinden trotzdem verbessert. Durch die Kombination aus Entspannung, Ruhe und der salzigen Umgebung kommen die Besucher zur Ruhe und können dem Alltagsstress entfliehen. Musik und Lichteffekte tragen zur Entspannung bei und sorgen so gemeinsam mit der salzhaltigen Luft für einen angenehmen Aufenthalt und bei dem einen oder anderen Besucher für eine Linderung seiner Beschwerden.
Damit Salzgrotten als Therapie anerkannt werden, müssen sich in Zukunft wissenschaftliche Studien mit der Wirkung auseinandersetzen. Erst dann kann an eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen gedacht werden. Doch wem der Besuch hilft, kann bis dahin im maritimen Klima abschalten und entspannen.
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Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.