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Vorsicht: Diese Schadstoffe sind in Verpackungen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 28. April 2017

Lebensmittelverpackungen sind nicht nur für die zunehmenden Müllberge verantwortlich. Ob in Glasdeckeln, Tüten oder Kartons – überall stecken Chemikalien, welche in die Nahrung gelangen und von uns mitgegessen werden. Mit möglicherweise gesundheitsschädlicher Nachwirkung. Der folgende Beitrag handelt von Schadstoffen in Verpackungen und wie sich diese Verpackungen verhindern lassen können.

Welche Schadstoffe findet man in Verpackungen?

Dreck reinigt bekanntlich den Magen, so eine altbekannte Redewendung. Allerdings nicht, wenn es sich nachweislich um gesundheitsschädlichen Dreck handelt: Die größte Verunreinigung in Lebensmitteln entstehe durch Verpackungen. Kaum ein Kunde ist sich der Gefahr bewusst, dass die Verpackungen gesundheitsschädigende Stoffe beinhalten. Weichmacher, giftige Druckfarben oder Trocknungsbeschleuniger können zum Beispiel in den Verpackungen enthalten sein; ebenso wie der hormonähnliche Stoff BPA, welcher in harten Plastikschalen und Dosen steckt und Herzkrankheiten verursachen sowie das Immunsystem schwächen kann. Das Fatale: Trotz wissenschaftlicher Beweislage existiert in der EU kein Gesetz, welches BPA in Verpackungen verbietet.

Die gefährlichsten Schadstoffe in den Verpackungen sind die Wandergifte

Die meiste Gefahr besteht in den sogenannten Wandergiften, wie Phtalate. Diese machen die Verpackungen schön geschmeidig und weich, flexibel und Nahrungsmittel länger haltbar – unverzichtbar also für die Industrie. Und nebenbei haben diese auch eine hormonähnliche Wirkung mit folgender Konsequenz: immer mehr Männer werden beispielsweise unfruchtbar.

Diese Wandergifte stecken in Nuss-Nougat Cremes, Milch, Öl, Pesto-Soßen, Fertigprodukten und auch in verpacktem Obst sowie Fleisch. Phtalate wurden nicht nur in Verpackungen gefunden: Bei einer Untersuchung von knapp 2000 Kindern hat das Umweltbundesamt in den Körpern der Kinder Phthalate nachweisen können, weshalb man dem Ganzen auf den Grund gegangen ist und mit Erschrecken herausfand, woher diese Phthalate kommen.

Phtalate wirken ähnlich wie weibliche Hormone und stören daher hormonelle Abläufe im Körper, besonders die des männlichen Geschlechts: erforscht wurde, dass der männliche Hormonhaushalt entscheidend verändert wird und immer mehr Männer über Zeugungsunfähigkeit klagen. Die Wandergifte können die Hoden schädigen und die Spermienqualität verringern. Besonders gefährlich sind auch Phtalate für Frauen im gebärfähigen Alter, da es zu schädlichen Wirkungen auf die Kinder im Mutterleib führen kann, sowie bei kleinen Kindern, die sich in der Wachstumsphase befinden.

Das gefährlichste und bedenklichste Phtalat ist DEHP, Abkürzung für Di(2-ethylhexyl)phthalat und eines der am häufigsten verwendeten Weichmacher, welches auch in Nuss-Nougat-Creme enthalten ist – Konzerne behaupten, die Menge sei ungefährlich und man müsse schon viele Nuss-Nougat-Brotaufstriche essen, damit die Phtalate einem schaden. Wissenschaftler sehen das anders! DEHP kann unfruchtbar machen! Aus diesem Grund sind diese Stoffe in Spielzeugen schon lange verboten. Warum dann nicht in den Verpackungen von Lebensmitteln? Nach der EU-Chemikalienverordnung REACH darf DEHP seit 2015 nicht mehr ohne Zulassung für die Herstellung von Verbraucherprodukten verwendet werden. Durch Importprodukte kann der Stoff trotz allem weiterhin eingeführt werden, sodass sich nicht ausschließen lässt, dass nach wie vor Spuren enthalten sind.

Können Schadstoffe auf Lebensmittel übergehen?

Ausgerechnet von den Verpackungen geht eine Gefahr aus, denn eine Vielzahl von Giften kann in unsere Nahrung wandern. Und nicht alle Stoffe sind bisher auf die Gesundheitsgefahren untersucht worden. Hauptsache haltbar?! Lebensmittel reagieren auf Sauerstoff, Feuchtigkeit, Licht und Mikroorganismen – etwa 90 Prozent der Lebensmittel im Supermarkt stehen verpackt zum Verkauf frei. Die Verpackungen aus Kartons, Beutel, Dosen, Bechern, Glas mit Deckeln sollen vor äußerlichen Einflüssen schützen und sind selbst für schädliche Einflüsse verantwortlich. „Vermutlich 100.000 verschiedene Substanzen gehen von Verpackungsmaterialien in Nahrungsmittel über“ so die Schätzung des Schweizer Wissenschaftlers und führenden Verpackungsanalytiker in Europa, Dr. Konrad Grob. Viele dieser Stoffe seien noch nicht identifiziert, geschweige denn auf ihre gesundheitliche (Un)Bedenklichkeit geprüft worden. Die Rechnung von Dr. Grob ist dahingehend erschreckend: die Menge, welche aus Tüten, Kartons und anderen Verpackungen ins Essen wandern sei hundertmal höher als Rückstände von giftigen Pflanzenschutzmitteln in konventionellen Lebensmitteln.

Besteht eine Gefahr, wenn sich Salat in einer Folientüte befindet?

Fertigsalate? Zugegeben: Sehr praktisch, wenn Zeitmangel besteht und man für die Mittagspause „gesund“ essen möchte: Nur den Plastikbeutel öffnen, etwas Dressing dazu schütten und fertig ist das leckere Mittagsessen. Aber: Untersuchungen der Stiftung Warentest haben ergeben, dass jeder zweite Tütensalat zu viele Keime besitzt. Die Begründung: Die Salatblätter werden geputzt, gewaschen und geschleudert, wodurch die Blattstruktur verändert und den Keimen optimale Voraussetzungen gegeben werden, um sich zu vermehren. Das Schutzgas in der Tüte soll die Vermehrung unterbinden – bei mangelnder Kühlung allerdings haben Bakterien und Pilze freie Fahrt sich auszubreiten. Die Tütenverpackung bzw. die sogenannten MAP-Verpackung „modified atmosphere packaging” (Verpackungen mit modifizierter Atmosphäre), welche die Haltbarkeit eines Lebensmittels verlängern sollen, indem beispielsweise Sauerstoff aus der Verpackung entfernt und Kohlendioxid hinzugegeben wird, sorgen dafür, dass Lebensmittel im Hinblick auf Aussehen und Geruch länger frisch erscheinen, sodass ein Produkt fälschlicherweise für gut empfunden wird, obwohl es gar nicht mehr ist. Das heißt: Man merkt aufgrund der MAP-Verpackung gar nicht mehr, ob das Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht.

Handelt es sich allerdings um aufgeblähte Tütenverpackungen, gilt: Finger weg! Ein Hinweis nämlich darauf, dass es sich um ein befallenes Produkt handelt.

Wie kann man diese Verpackungen umgehen?

Ein Gefühl von Hilflosigkeit macht sich als Verbraucher breit, wenn man in Kenntnis genommen hat, wie viele Schadstoffe unsere Lebensmittelverpackungen aufweisen. Die persönliche Belastung mit Verpackungsgiftstoffen kann aber dennoch mit folgenden Tipps so gering wie möglich gehalten werden:

  • ein sichtbares Pfeildreieck mit einer Kodierung auf der Verpackung zeigt an, aus welchem Material die Verpackung besteht: bei der Zahl 03 handelt es sich zum Beispiel um PVC, bei der Zahl 07 der O für „other“ handelt es sich um „alle möglichen Stoffe“: ein kleiner Hinweis, nicht unbedenklich zuzugreifen!
  • mittlerweile existieren Glasdeckel, welche ganz ohne Weichmacher auskommen: es sind sogenannte Blueseal-Deckel von der Firma Pano, die aber erst an der blauen Innenschicht erkennbar sind. Einige Naturkosthersteller haben diese Deckel einführen lassen
  • Haushaltsfolie ist zwar prinzipiell frei von Weichmachern, aber wenn Sie trotz allem auf Nummer sicher gehen wollen, empfiehlt sich gleich nach dem Einkaufen alles umzupacken und auf die altbewährte Käseglocke zu setzen
  • füllen Sie Reis, Pasta und Co. aus den Kartonverpackungen in Gefäße aus Glas, Keramik oder Edelstahl
  • Zweckentfremden Sie Verpackungen nicht, sprich: kein Gurkenglas mit beschichtetem Schraubverschluss verwenden, um fetthaltige Pesto zu lagern – der Übergang von Schadstoffen kann nämlich drastisch erhöht sein
  • ziehen Sie Glasflaschen vor, anstatt Kunststoffflaschen
  • riecht/schmeckt ein Lebensmittel/Getränk nach Plastik, sollte dieses nicht mehr gegessen/getrunken werden

greifen Sie auf frische, regionale Produkte und kaufen Sie nicht auf Vorrat ein, denn je öfter Sie möglichst frisch Nahrung zubereiten, desto geringer ist der Kontakt mit verpackten Lebensmitteln

Phthalate in Verpackungen

Phthalate sind als Kunststoff-Weichmacher eingesetzt weit verbreitet. Weltweit kommt es zu einer Herstellung der Industriechemikalien, die in einer Vielzahl von Produkten enthalten sind und ein hohes Gesundheitsrisiko bergen. In der Umwelt allgegenwärtig erfolgt die Aufnahme der gesundheitsgefährdenden Weichmacher über die Nahrung und über die Atemluft und gelangt auf diesem Weg in den Organismus, wo sie einen negativen Einfluss auf den Hormonhaushalt nehmen. Insbesondere Kinder sind sehr gefährdet.

Phthalate sind in Boden, Wasser und Luft nachweisbar

Allgemein bekannt ist: Zu den Phthalaten zählt eine Gruppe strukturell ähnlicher Verbindungen – pro Jahr werden eine Millionen Tonnen erzeugt, davon werden mehr als 90 Prozent dem Kunststoff PVC als Weichmacher zugesetzt und sind in Kunststoffartikeln enthalten. Zu den fünf am häufigsten verwendeten Phthalaten gehören:

  • DIDP (Di-isodecyl-phthalat)
  • DINP (Di-isononyl-phthalat)
  • DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat)
  • DBP (Dibutylphtha- lat)
  • BBP (Benzylbutylphthalat)

Zu den weiteren Einsatzbereichen gehören Lebensmittelverpackungen, Spielzeug, Arzneimittel, Kosmetikprodukte sowie die Herstellung von Insektiziden. Das Fatale hierbei ist: Phtalate sind chemisch nicht am Kunststoff gebunden, sodass diese leicht entweichen können, aus den Produkten ausdünsten und in die Raumluft sowie in den Hausstaub gelangen und vom Menschen eingeatmet oder über die Nahrung aufgenommen werden. Sogar in den entlegensten Orten, im Boden, im Wasser und Luft, sind Phthalate, die sehr beständig und fettlöslich sind, nachweisbar.

Wie belasten Phthalate den Menschen?

Die Menschen sind aufgrund der vielen verbrauchernahen Anwendungen des Weichmacher-PVC in Form von Tapeten, Bodenbelägen oder Lebensmittelverpackungen einer ständigen Belastung durch Phthalate ausgesetzt, sodass bei fast jedem Menschen Phthalate oder deren Abbauprodukte im Blut oder Urin festzustellen ist. Folgende Phthalate werden von der Europäischen Union als fortpflanzungsgefährdend eingestuft: DEHP, DBP und BBP – in Anwendungsbereichen wie Babyartikeln und Kinderspielzeug ergibt sich ein Risiko für Mensch und Umwelt, sodass in diesem Zusammenhang durch die EU-Kommision mittlerweile ein Anwendungsverbot erteilt worden ist und fortpflanzungsgefährdete Phthalate durch die chemische Industrie ausgetauscht werden. Das Umweltbundesamt möchte durchsetzen, dass fortpflanzungsgefährdende Phtalate nicht nur in Babyartikeln und Kinderspielzeug verboten werden, sondern generell in keinster Weise in die Umwelt gelangen dürfen.

Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff mit Phthalaten belastet?

Phthalate wurden auch in Lebensmittelverpackungen, wie zum Beispiel in Gläsern mit sogenanntem Twist-Off-Deckel oder Folien verwendet, aus welchen diese dann in die Nahrung übergegangen sind und aufgenommen werden konnten. Schon im Jahr 2005 habe das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)empfohlen, den Einsatz von DEHP als Phtalat, welches als fortpflanzungsgefährdend gilt, zu unterbinden. Seit 2007 gelten diese weitreichenden Beschränkungen im Hinblick auf die Herstellung von Lebensmittelverpackungen. DEHP sei nun durch andere Weichmacher oder Phthalate mit weniger gesundheitsschädigenden Eigenschaften ersetzt worden. Wer als Verbraucher Sorge hat, ob in der Lebensmittelverpackung Stoffe enthalten sind, die ein Gesundheitsrisiko bergen, kann zukünftig eigenständig eruieren, ob und was enthalten ist: Die Verbraucher haben nun die Gelegenheit, beim Hersteller, Importeur oder Handel nachzufragen, indem sie ein entsprechendes Formular, das von dem Umweltbundesamt auf der Internetseite zu Verfügung steht, aufrufen und lediglich den Strichcode auf dem Produkt einscannen müssen. Eine Antwort muss innerhalb von 45 Tagen erfolgen. Das Recht auf Information wird durch die EU-Chemikalienverordnung REACH ermöglicht. So habe man immerhin etwas Überblick über die Phthalate-Belastung. Diese allerdings auszulöschen, bleibt bis auf Weiteres leider undenkbar.

Fazit: Der Mensch ist, was er isst?! Oder besser: Woraus er isst! Immer mehr Menschen nehmen Lebensmittel im Hinblick auf Nährwert und Anbau unter die Lupe und wollen gesund leben. Doch vielleicht sollte in erster Linie eher die Verpackung hinterfragt werden...

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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