Schielen - Strabismus bei Kindern
Schielen, im medizinischen Sprachgebrauch Strabismus genannt, ist die Abweichung der Blickrichtig eines Auges beim Blick in die die Ferne – die Blickrichtung beider Augen ist nicht auf dasselbe Objekt gerichtet. In den ersten Lebensmonaten kann die Abweichung eines Auges von der normalen Sehachse noch toleriert werden. Doch dauerndes offensichtliches Schielen ist nicht physiologisch. Die Gefahr einer Schwachsichtigkeit eines Auges besteht dann. Warum schielt man? Wie häufig kommt Schielen vor? Welche Behandlungsmethoden gibt es? Kann die dauerhafte Handynutzung Schielen hervorrufen? Mehr dazu im folgenden Beitrag.
Wieso schielt man?
Die richtige Entwicklung der Augenmuskeln und die Fähigkeit des Gehirns, die gesehenen Gegenstände auf den beiden Stellen des schärfsten Sehens zu vereinigen, sind die Voraussetzung für eine normale Zusammenarbeit der Augen, d.h. für eine parallele Stellung der Augen beim Blick in die Ferne.
Es gibt viele Ursachen für das Schielen. Vermutet wird, dass auch eine genetische Prädisposition vorliegt, da Schielen in einigen Familien gehäuft in Erscheinung tritt. In einigen Fällen ist Schielen demnach erblich bedingt. Insbesondere wenn ein Elternteil schielt oder geschielt hat, sollte das Kind innerhalb des ersten Lebensjahres augenärztlich untersucht werden.
Eine Ursache des Schielens kann eine defekte Ausbildung der Augenmuskeln sein. Einwärtsschielen, nach innen Schielen, kommt bei etwa drei bis vier Prozent aller Menschen vor. Hinter einem einseitigen Schielen kann nicht nur eine Schielschwachsichtigkeit vorliegen (der Begriff wird im Verlauf des Artikels näher erklärt), sondern für das Schielen kann auch eine Erkrankung des Auges verantwortlich sein, wie zum Beispiel einem bösartigen Netzhauttumor.
Eine häufige Ursache ist beispielsweise auch die Weitsichtigkeit bei Kindern. Um ferne Gegenstände zu sehen, muss das Auge auch beim Blick in die Ferne akkomodieren (anpassen).
Damit ist eine Konvergenzbewegung der Augen, eine Ausrichtung der Sehachsen auf einen nahegelegenen Punkt, gekoppelt. Lässt es sich nicht unterdrücken, kommt es zum sogenannten Einwärtsschielen – nach innen.
Was ist Schielen?
Schielen, im medizinischen Sprachgebrauch Strabismus genannt, ist die Abweichung der Blickrichtung eines Auges beim Blick in die die Ferne – die Blickrichtung beider Augen ist nicht auf dasselbe Objekt gerichtet. Oft liegt auch eine Unfähigkeit vor, die Bilder, die von den beiden Augen kommen, im Gehirn zur Deckung zu bringen. Dann übernimmt ein Auge die Scharfeinstellung und das Bild vom anderen Auge wird „unterdrückt“ – dieses Auge „schielt“ dann, da es „nicht mitmacht“. Durch die Abweichung eines Auges von der normalen Sehachse führt es dazu, dass das die Bilder beider Augen nicht miteinander fusionieren können. Zwei Hauptursachen können hierfür zugrunde liegen: das Begleitschielen oder das Lähmungsschielen kann vorliegen.
Begleitschielen:
Von Begleitschielen spricht man, wenn das schielende Auge das führende Auge in alle Blickrichtungen „begleitet“
Lähmungsschielen:
Beim Lähmungsschielen liegt eine Augenmuskellähmung vor, je nach Blickrichtung verändert sich auch der Schielwinkel. Zu beobachten ist, dass oft eine kompensatorische Kopfhaltung angenommen wird.
Schielen bei Neugeborenen und im Kleinkindalter
Dem Schielen von Neugeborenen liegt in den meisten Fällen kein Defekt zugrunde. Etwa mit sechs Lebenswochen verfolgt ein Kind einen sich bewegenden Gegenstand mit beiden Augen – es fixiert. Beim Neugeborenen ist die Zusammenarbeit beider Augen noch nicht entwickelt. Auch erweist sich die Angabe der Mutter, das Kind schiele auf beiden Augen, häufig als falsch. Es weicht meist nur ein Auge ab, nur sieht die Mutter einmal das eine, dann wieder das andere Auge fixiert. Das nicht fixierende Auge steht dabei in Schielstellung.
Man bezeichnet das als wechselseitiges Begleitschielen. In den ersten Lebensmonaten spielt sich die Zusammenarbeit der Augen noch ein und ein gelegentliches „Entgleisen“ ist in dem Zeitraum noch kein Grund zur Sorge.
Sofern allerdings eine ständige einseitige Schielstellung vorhanden ist, wenn das Kind also immer mit demselben Auge fixiert, besteht die Gefahr des Eintritts der sogenannten Schielschwachsichtigkeit, auch Ambylopie oder Schwachsichtigkeit genannt.
Eigentlich müsste ein solches Schielen zu Doppelbildern führen. Weil aber das Gehirn in der Lage ist, das Bild des nicht scharf einstellenden Auges zu unterdrücken, stellt sich die Schwachsichtigkeit auf diesem Auge ein. Der Zustand bleibt auf Dauer bestehen, wenn er nicht behandelt wird.
Experten zufolge schielen etwa drei bis vier Prozent der Kinder und Jugendlichen, eingesetzt habe das Schielen bereits vor Erreichen des dritten Lebensjahres. Alarmzeichen für ein Schielen bei Kleinkindern können unter anderem folgende sein:
- vermehrtes Zukneifen eines Auges
- Auffällige Lichtempfindlichkeit
- Augenzittern
- Augentränen
- Augenbrennen
- chronische Lidrandentzündung
- dichtes Herangehen an Dinge
- häufiges Vorbeigreifen
- ungeschickte Bewegungen
- Stolpern
- Kopfschmerzen
- Schiefe Kopfhaltung
Was bedeutet die Schwachsichtigkeit (Amblyopie) eines Auges?
Bei der sogenannten Schwachsichtigkeit liegt eine ständige Störung der Sehschärfe auf einem Auge vor, die von dem Betroffen zunächst nicht bemerkt wird. Die Krankheit entwickelt sich schon im Säuglingsalter bzw. in der frühen Kindheit. Oft liegt eine frühkindliche Entwicklungsstörung ohne erkennbaren pathologischen Augenbefund. Ausgelöst wird die einseitige Schwachsichtigkeit durch unkorrigiertes Schielen, durch Liderkrankungen oder eine angeborene Linsentrübung, grauer Star. Seltener sind Verletzungen der Netzhaut oder des Sehnervs die Ursache. Die Behandlung der Schwachsichtigkeit richtet sich auf die Störung oder Erkrankung, welche die Schwachsichtigkeit auslöst. Entscheidend ist, dass die Amblyopie vor dem achten Lebensjahr erkannt und behandelt wird, da sich später meist nicht mehr heilbar ist. Deshalb sollten Eltern unbedingt die regelmäßigen medizinischen Vorsorgeuntersuchungen für Kinder wahrnehmen und bei Auffälligkeiten im Verhalten des Kindes, wie Schielen, häufiges Danebengreifen oder scheinbar unmotiviertes Stolpern unbedingt einen Augenarzt zu Rate ziehen.
Behandlung und Vorhersage
Ein schielendes Kind gehört frühzeitig in die Behandlung eines Augenarztes. Es geht darum, die Schwachsichtigkeit zu verhindern, die Psyche des Kindes zu schonen und seltene schwerwiegende Grunderkrankungen, die in Frage kommen könnten, auszuschließen.
Die Behandlung sollte so früh wie möglich, spätestens zwischen dem dritten Lebensjahr und dem Schuleintritt, bevor das Kind in eine neue Umgebung kommt, begonnen werden.
Ob eine Brille als Therapiemaßnahme infrage kommt und inwieweit Augengläser normale Sehverhältnisse herstellen können, vermag nur ein Augenarzt zu entscheiden.
Bei einer Schwachsichtigkeit ist stets eine Behandlung erforderlich.
Bei einer einseitigen Schielstellung kann man durch Abdecken des normal sehenden Auges das schwachsichtige Auge „schulen“ und quasi wieder zum korrekten Sehen zwingen.
Lange waren die Meinungen darüber geteilt, ob man das Schielen durch Übungen mit Spezialgeräten - stereoskopischen Übungen, beseitigen kann und ob es durch Behandlung des schwachsichtigen Auges mit einem besonderen Augenspiegel gelingt, die Schwachsichtigkeit zu behandeln.
Heute weiß man, dass eine frühe Abdeckbehandlung sehr wichtig ist.
Es ist darauf zu achten, dass die Abdeckung des Auges niemals zu lange andauert, da dies nämlich dann zur Schwachsichtigkeit des abgedeckten, also des gesunden, „intakten“ Auges führen kann.
Die Dauer der Abdeckung hängt von dem Alter des Kindes ab: bei sehr jungen Kindern ist nur eine stundenweise Abdeckung empfohlen.
Im weiteren Verlauf entspricht das Lebensalter des Kindes der Abdeckungsdauer, sprich bei einem vierjährigen Kind wird das führende Auge vier Tage lang abgedeckt, damit das schwächere Auge „geschult“ wird. Nach den vier Tagen wird eine Pause von 24h eingelegt und beide Augen werden offengelassen. Anschließend folgt dann wieder die Abdeckung des Auges für vier Tage.
Wenn mit einfachen Maßnahmen kein Erfolg zu erzielen ist, ist die sogenannte Schieloperation durchzuführen: durch eine Operation an den Augenmuskeln kann die Schielstellung der Augen beseitig werden; es wird eine Lockerung des zu stark wirkenden Augenmuskels angestrebt und eine Kürzung der Gegenseite.
Vor und nach operativen Eingriffen ist eine genaue Erwägung darüber erforderlich, ob eine Brille zusätzlich helfen kann, die Schielstellung aufzuheben.
Wichtig ist es, dass das Schielen frühzeitig und konsequent behandelt wird. Leider gibt es nicht selten Eltern, die der Meinung sind, dass sich das Schielen noch „verwächst“.
Dem ist aber leider nicht so. Schielen verwächst sich nicht und sollte niemals bagatellisiert werden. Aus diesem Grund ist eine frühzeitige Behandlung wichtig, um eine bleibende Sehbehinderung zu verhindern. Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto besser ist die Aussicht auf eine Heilung.
Schielen durch die häufige Handynutzung
Eine Untersuchung an Kindern und Jugendlichen in einem Alter zwischen sieben und sechszehn Jahren, die zu schielen begonnen hatten, hat zeigen können, dass die Nutzung des Smartphones Einfluss auf die Entstehung des Schielens haben könne. Folgendes ist bei der Handynutzung der Probanden beobachtet worden:
- der Abstand des Geräts zum Gesicht bzw. zu den Augen lag bei etwa nur dreißig Zentimetern
- die tägliche Handynutzung betrug zwischen vier bis acht Stunden
- das Display wurde schräg gehalten
- durch die kleinen Buchstaben auf dem Display und dem schlecht aufgelösten Bild tendiert man, beim Betrachten auf das Handy zu schielen
Anschließend ist ein Verzicht der Handynutzung für zwei Monate erteilt worden. Der Verzicht der Handynutzung beendete das Schielen. Daraus lässt sich schließen, dass ein Zusammenhang zwischen einer zu häufigen Handynutzung und Schielen existiere. Kinder sollten nicht länger als dreißig Minuten auf ihr Handy schauen und bei den ersten Anzeichen für das Schielen, von einer Handynutzung zunächst absehen. Zudem gibt es auch weitere ähnliche Studien, die belegen, dass Kinder und Jugendliche, die zu viel Zeit vor dem Fernseher, dem Computer, der Playstation-, Nintendo-Spielkonsole verbringen, ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit aufweisen.
Hin und wieder eine Auszeit ohne Computer und Technik tut also nicht nur der Seele gut, sondern auch den Augen.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.