Schlafapnoe: Wenn nachts die Atmung aussetzt
Lautes Schnarchen und Atemaussetzer in der Nacht: Schlafapnoe wird meist erst vom Partner bemerkt und kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Wenn die Atemwege nachts regelmäßig blockiert sind und die Atmung aussetzt kann es zu Herzproblemen, Bluthochdruck und Konzentrationsschwäche am Tag kommen. Wir erklären, woran man eine Schlafapnoe erkennt und welche Schritte der Arzt nach der Diagnose einleitet, um die Gesundheit zu erhalten.
Schnarchen wie ein Sägewerk: Vor allem Männer sägen häufig nachts in einer beachtlichen Lautstärke. Prinzipiell ist Schnarchen nicht gefährlich, es kommt vor allem bei einer temporären Verengung der oberen Atemwege – wie einer Erkältung, Allergie oder körperlicher Anlagen – vor. Vor allem der Partner bemerkt das Schnarchen oft und empfindet es als störend.
Problematisch wird es allerdings, wenn zusätzlich zum Schnarchen Atemaussetzer den nächtlichen Schlaf stören. Bei einer Schlafapnoe verschließen die oberen Atemwege und es kommt zu einem Atemstillstand von mehreren Sekunden bis zu über einer Minute. Davon merkt der Betroffene nicht zwingender Maßen etwas.
Schlafapnoe: Obere Atemwege verschließen
Man unterscheidet die Obstruktive Schlafapnoe (OSA) von der Zentralen Schlafapnoe. Die obstruktive Form kommt häufiger vor und betrifft vor allem Männer über 60 Jahre. Auch Frauen erkranken nach der Menopause vermehrt an dieser Form. Dabei erschlaffen während des Schlafes die Muskeln in Mund- und Rachenraum, sodass die Zunge zurückfällt. Sie verschließt die oberen Atemwege und es kommt nur noch wenig bis gar keine Luft in die Lunge. Durch die ausbleibende Atmung erhält der Körper nicht genug Sauerstoff und das Kohlenstoffdioxid kann nicht abgeatmet werden. Durch diese Unterversorgung fährt der Körper hoch – der Blutdruck steigt, die Herzfrequenz erhöht sich und die Muskelspannung wird forciert. Diese „Aufwachreaktion“ holt den Betroffenen aus seiner tiefen Schlafphase und weckt ihn auf. Es folgen einige sehr tiefe Atemzüge um die Mangelversorgung auszugleichen. Davon bekommt der Betroffene meist nichts mit. Dieser Atemstillstand kann mehrmals pro Stunde und bis zu 100 Mal pro Nacht auftreten.
Die Zentrale Schlafapnoe unterscheidet sich lediglich in der Ursache von der obstruktiven Form. Hier fehlt der Reiz vom Gehirn, der die automatische Atmung während des Schlafes verursacht. Kommt es dadurch zu einem Sauerstoffmangel, startet auch hier die Weckreaktion um das Defizit auszugleichen. Die gesundheitlichen Folgen sind die gleichen. Die Zentrale Schlafapnoe erfordert allerdings eine andere Behandlung.
Symptome der Atemaussetzer im Schlaf
Neben dem charakteristischen Schnarchen fallen die Atemaussetzer und das folgende „Ringen nach Luft“ vor allem dem Partner auf. Betroffene sind durch die häufigen Unterbrechungen des Tiefschlafes tagsüber abgeschlagen und müde. Sie neigen zu regelmäßigem Wegnicken und Sekundenschlaf. Außerdem leiden Konzentrations- und Leistungsfähigkeit und auch die Stimmung kann durch die Schlafapnoe beeinflusst sein. Bei vielen Patienten treten Depressionen auf. Morgendliche Kopfschmerzen und auch Impotenz zählen zu den Symptomen.
Sollten diese Symptome auftreten, ist der Gang zum Arzt ratsam. Der Hausarzt kann mittels Anamnese und einer ersten körperlichen Untersuchung die Verdachtsdiagnose stellen und an einen Spezialisten überweisen.
Schlafapnoe: Betroffen sind vor allem Übergewichtige
Rund 80 Prozent der Betroffenen sind stark übergewichtig. Denn bei Adipositas lagert der Körper Fettzellen im Hals- und Rachenbereich ein. Dieses Fett trägt enorm dazu bei die oberen Atemwege nachts bei Muskelentspannung zu verschließen. Der Konsum von Alkohol oder Medikamenten kann die Muskelentspannung weiter fördern und zur Entstehung der Apnoe beitragen.
Auch das Rauchen kann die bestehenden Symptome verschlimmern. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Obstruktive Schlafapnoe. Männer über 60 Jahren und Frauen nach den Wechseljahren sind vorrangig betroffen. Doch auch Kinder und jüngere Erwachsene können an einer Schlafapnoe leiden. Hier kann eine strukturelle Besonderheit des Nasen-, Mund- und Rachenraums Grund dafür sein. Eine Fehlstellung des Kiefers, eine besonders große Zunge oder ausgeprägte Mandeln und Polypen können die oberen Atemwege in der Nacht verschließen.
Diagnose Schlafapnoe: Schlaflabor bringt Aufschluss
Besteht der Verdacht auf eine Schlafapnoe kann ein Besuch im Schlaflabor Aufschluss bringen. Unter ärztlicher Überwachung verbringt der Patient dort ein bis zwei Nächte und es werden Körperfunktionen wie mittels EKG, EEG und Sauerstoffgehalt im Blut während des Schlafes ermittelt. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt auf, ob eine Schlafapnoe vorliegt und wie häufig die Atemaussetzer stattfinden.
Folgen der Atemaussetzer: Lebenszeit deutlich vermindert
Die Schlafapnoe wirkt sich nicht nur negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus, sie kann gravierende medizinische Folgen nach sich ziehen. Patienten, die an einer Schlafapnoe leiden und diese nicht behandelt haben eine um bis zu 10 Jahre verringerte Lebenszeit. Dies ist die Folge der Auswirkungen auf das Herz-, Kreislaufsystem. Denn durch die gesteigerte Belastung des Herzens während der Aufweckphasen kann es zu einer Herzinsuffizienz und Bluthochdruck kommen. Diese Folgen wiederum sind Indikatoren für weitere Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes mellitus und eine Niereninsuffizienz.
Eine ärztliche Abklärung ist deshalb dringend erforderlich. Mit der geeigneten Behandlung können die Atemaussetzer stark reduziert oder gar ganz verhindert werden.
Behandlung der Schlafapnoe: Beatmungsgerät bringt Besserung
Nachdem eine Schlafapnoe im Schlaflabor oder mittels eines tragbaren Geräts aus der Apotheke festgestellt wurde, gilt es vor allem die Risikofaktoren für die Atemaussetzer zu minimieren. In manchen Fällen reicht es bereits aus, das Übergewicht abzubauen und für eine gute Schlafhygiene zu sorgen. Das bedeutet: Regelmäßige Schlafzeiten, die richtige Matratze und vor allem ausreichend Schlaf. Bei manchen Patienten treten die Atemstillstände nur in einer bestimmten Schlafposition auf. Spezielle Kissen, Rucksäcke oder ein eingenähter Tennisball im Schlafanzug-Rücken, können das Schlafen auf dem Rücken verhindern und gegebenenfalls die Probleme minimieren.
Bei den meisten obstruktiven Schlafapnoe-Patienten kommt nachts ein Beatmungsgerät zum Einsatz, Mit dieser CPAP-Therapie (continuous positive airway pressure) wird durch einen leichten Überdruck die Atemfunktion unterstützt. Der Betroffene muss jede Nacht eine Atemmaske tragen, die durch die Aufrechterhaltung des Luftdruckes einen Verschluss der Atemwege verhindert. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kommen die meisten Patienten gut mit dieser Methode klar. Die Kosten für die Therapie trägt meist die Krankenkasse.
Operation: Korrektur von Fehlstellungen kann Schlafapnoe bessern
Bei einigen Patienten verursachen Fehlstellungen eine unregelmäßige Atmung. Eine Nasenscheidewandverkrümmung oder eine Kiefer-Gaumen-Spalte kann mit einem einfachen operativen Eingriff behoben werden und gegebenenfalls die Schlafapnoe verbessern. Auch der Unterkiefer kann operativ „nach vorne geholt“ werden, sodass ein Verschluss der Atemwege durch die körperlichen Strukturen nicht mehr vorkommt.
Allerdings ist nur bei wenigen Patienten eine Operation die geeignete Therapie und nur bei etwa 50 Prozent der Eingriffe wird eine deutliche Besserung erzielt.
Behandlung der Zentralen Schlafapnoe
Liegt die Ursache für die Atemaussetzer nicht in der Struktur der Atemwege sondern am fehlenden Reiz des Gehirns, ist eine andere Therapie notwendig. Hier gilt es mit einem Neurologen herauszufinden, wieso das Gehirn den Atemreflex nicht verursacht. Medikamente können diesen Missstand ausgleichen und so die Atemstillstände verhindern.
Schlafapnoe präventiv verhindern
Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist ein gesunder Lebensstil empfehlenswert. Normalgewicht, eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und ein gesunder Schlafrhythmus sind die beste Prävention. Sollten dennoch Schnarchen und darauffolgende hechelnde Geräusche auftreten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.