Schluckauf: Wie das lästige Hicksen entsteht und wie es schneller verschwindet
Ein Schluckauf ist zwar lästig, aber meist harmlos. Nach wenigen Minuten ist er wieder vorbei. Warum das Zwerchfell verrücktspielt, weiß man nicht genau. Es beginnt schon im Mutterleib. Da macht es noch Sinn als Schutzreflex oder Vorübung auf das Atmen. Bei Erwachsenen erkennt man allerdings keinen Nutzen mehr. Es gibt verschiedenste Auslöser für den Hicks und gute Hausmittel, um ihn schnell zu beenden. In seltenen Fällen kann ein Schluckauf chronisch werden. Dann sollte man zum Arzt. Neben Stress können z.B. Sodbrennen, Magen-Darm- oder Stoffwechselerkrankungen dahinter stecken. Erfahren Sie hier, welche Ursachen ein Schluckauf haben kann, und was Sie tun können, um ihn wieder loszuwerden.
Was passiert im Körper bei einem Schluckauf?
Das Zwerchfell ist ein Muskel. Er liegt quer zwischen Brust- und Bauchraum und trennt die beiden Bereiche voneinander ab. Beim normalen Atemvorgang spannt sich das Zwerchfell an und bewegt sich nach unten. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der Brustraum öffnet sich, Luft wird eingeatmet. Dann entspannt sich das Zwerchfell und kehrt in seine Ausgangslage wie eine Kuppel nach oben in den Brustkorb zurück. Dabei wird die verbrauchte Luft ausgeatmet. Beim Schluckauf spannt sich das Zwerchfell nicht langsam an, sondern verkrampft sich plötzlich und außerhalb des normalen Atemrhythmus. Der Unterdruck in der Lunge saugt Luft an. Um das Eindringen von Fremdkörpern zu verhindern, schließt der Körper die Stimmritze. Die Luft, die eigentlich in die Lunge „wollte“, prallt an dem verschlossenen Eingang nach unten ab und es kommt zu dem Hicks-Geräusch.
Warum haben Babys im Mutterleib und in den ersten Lebenswochen oft Schluckauf?
Hicksen beginnt im Bauch der Mutter. Der Schluckauf soll verhindern, dass Fruchtwasser in die Lunge gerät. Andere Wissenschaftler vertreten die Ansicht, dass Hicksen das Zwerchfell für die Atmung vortrainiert. Schluckauf bei Säuglingen soll eine ähnliche Funktion wie Rülpsen haben: Es schafft die Luft aus dem Magen und damit Platz, um leichter und mehr Milch aufnehmen zu können. Nach dem Stillen wird durch den Schluckauf verhindert, dass Muttermilch vom Magen zurück in die Speiseröhre fließt und in die Lunge gelangt. Er fungiert auch hier als Schutzreflex.
Was können die Eltern tun?
Falls der Schluckauf nicht aufhören will, kann man das Baby nach dem Trinken zum Bäuerchen machen über die Schulter legen und ihm sanft auf den Rücken klopfen. Auch eine sanfte Massage der Fußsohlen beruhigt und entspannt das Kleine, ebenso wie das Auflegen eines warmen Dinkel- oder Kirschkernkissens auf den Bauch.
Was löst bei Erwachsenen einen Schluckauf aus?
Häufige Auslöser sind hastiges Schlucken beim Essen und Trinken, vor allem, wenn es sich um heiße oder kalte Nahrung und beides in schnellem Wechsel handelt. Auch ein plötzliche Änderung der Umgebungstemperatur, wenn man ins Kalte hinausgeht oder aus der Kälte in die warme Stube kommt, kann einen Hicks provozieren. Alkohol, Rauchen und kohlensäurehaltige Getränke sind auch oft Grund für einen Hickser, wie auch Druck auf das Zwerchfell von unten durch Übergewicht oder in der Spätschwangerschaft. Psychische Faktoren wie Stress, Angst und Erschrecken können durch den unregelmäßigen Atemrhythmus einen Schluckauf auslösen.
Da der Reflex durch die Reizung des Zwerchfell-Nervs (Nervus phrenicus) oder des Nervus vagus verursacht wird, können Reize und Schädigungen im gesamten Verlauf der Nerven einen Schluckauf hervorrufen. Beide Nerven beginnen im Stammhirn. Der Zwerchfell-Nerv verläuft bis zum Zwerchfell, der Vagus innerviert den Mund- und Rachenraum, Speise- und Luftröhre, die Lunge, den Verdauungstrakt, Leber und Nieren. So können z.B. eine Reizung des Kehlkopfs durch eine Magenspiegelung oder eine OP in den benannten Bereichen zu einem Schluckauf führen. Auch manche Medikamente rufen einen Hickser hervor.
Ab wann ist ein Schluckauf chronisch?
In seltenen Fällen kann ein Schluckauf chronisch werden. Das ist dann der Fall, wenn er zwei Tage oder länger anhält. Betroffen sind in erster Linie Männer. Warum, weiß man nicht. Die Ursache können psychische Belastungen oder zum Teil schwerwiegende Grunderkrankungen sein. Manchmal ist auch keine konkrete Ursache auffindbar. Die Patienten können nicht richtig essen, sprechen noch schlafen. Folge sind Erschöpfung, Müdigkeit und oft Depressionen. Als Medikamente werden muskelentspannende Präparate eingesetzt, z.B. Anti-Epileptika. Akupunktur, Hypnose, Atem- und Verhaltenstherapie sollen auch helfen.
Welche Erkrankungen können einen Schluckauf als Begleitsymptom haben?
Da bei geschädigtem Gewebe auch der Zwerchfell- oder Vagus-Nerv mit betroffen sein können, haben viele Erkrankungen einen Schluckauf als Begleitsymptom. Möglich sind Entzündungen im Rachen- und Magen-Darm-Bereich, von Bauchspeicheldrüse, Herzbeutel, Rippenfell, Hirnhaut oder Gehirn. Außerdem können Schädigungen des Zwerchfells, ein Herzinfarkt, Schlaganfall, eine Refluxkrankheit (Sodbrennen), Struma (Kropf), Leber- und Nierenerkrankung, Hirnblutung sowie Diabetes und Multiple Sklerose zu einem chronischen Schluckauf führen. Weitere Ursachen sind Tumore im Gehirn, in Speiseröhre, Brust- und Bauchraum und Lymphknotenschwellungen im Brust- und Bauchbereich.
Wann sollte man zum Arzt?
Tritt ein Schluckauf plötzlich häufig und regelmäßig auf oder dauert er ein oder zwei Tage und länger, muss ein Arzt konsultiert werden. Bei zusätzlichen Beschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen, Schwellungen in der Halsregion, Gelbsucht oder Gewichtsverlust ist eine ärztliche Untersuchung dringend notwendig. Sofortiger Handlungsbedarf besteht, wenn neben dem Schluckauf Kopfschmerzen, Schwindel, Sprach- und Sehstörungen oder Lähmungserscheinungen auftreten. Dann besteht die Gefahr eines Schlaganfalls und es sollte sofort unter 112 der Rettungsdienst gerufen werden.
Was hilft gegen den akuten Hicks?
Als besonders effektiv gelten, die Luft anzuhalten oder eiskaltes Wasser in schnellen, kleinen Schlucken zu trinken. Beim Luftanhalten wird das Zwerchfell entlastet. Und es wird der Gehalt an Kohlendioxid im Blut erhöht. Das soll den Abstand zwischen den Hicksern verlängern. Man kann dafür auch in eine Tüte atmen. Andere schwören darauf, Zitronensaft oder Essig auf einem Stück Zucker im Mund zergehen zu lassen oder mit Wasser zu gurgeln. Bei den Aktionen handelt es sich um einen Gegenreiz. Und es geht um Ablenkung. Das ist die nächste wirkungsvolle Methode. Einfach an etwas völlig anderes, Lustiges, den letzten Urlaub, das Date von gestern oder was auch immer denken. Hier noch eine Erkenntnis von drei Forschern, die dafür mit dem Ignoble Nobelpreis (für skurrile Forschung) ausgezeichnet wurden: Bei einem Patienten mit chronischem Schluckauf erreichten sie sofortige Erlösung durch digitale rektale Massage. Ein Forscher empfahl Sex als Gegenmittel, was vielleicht nicht in jeder Hicks-Situation machbar ist, jedoch auf jeden Fall ablenkt.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.