Schockdiagnose - Magenkrebs!
Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr 17.000 Personen an Magenkrebs. Männer sind häufiger betroffen. Trotz rückläufiger Inzidenz zählt Magenkrebs dennoch zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Welche Symptome treten bei Magenkrebs auf? Warum wird die Diagnose häufig erst spät gestellt? Welche Faktoren können das Risiko an Magenkrebs zu erkranken erhöhen? Mehr zum Thema Magenkrebs im folgenden Beitrag.
Diagnose Magenkrebs - Männer häufiger betroffen als Frauen!
Magenkrebs wird mit verschieden Risikofaktoren in Verbindung gebracht und ist, während in Teilen Südamerikas und Südostasien (China, Japan, Südkorea) ein gehäuftes Vorkommen zu beobachten ist, in Europa epidemiologisch eher rückläufig.1
Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr 17.000 Personen an Magenkrebs.2
Männer sind im Vergleich zu Frauen häufiger betroffen; der Häufigkeitsgipfel liegt jenseits des 50. Lebensjahres und das mittlere Erkrankungsalter bei 70-75 Jahren.3
Die Diagnosesicherung Magenkrebs ist nur durch eine direkte Biopsieentnahme im Rahmen einer Gastroskopie möglich.4
Nach WHO-Klassifikation unterscheidet man folgende drei Typen einer Magenkrebserkrankung:
- Adenokarzinom = Karzinom der Drüsen. Der intestinale Typ des Adenokarzinoms wächst ins Mageninnere. Mit 90 Prozent ist ein Adenokarzinom sehr häufig.
- Diffuser Typ: Wachstum in die Magenwand und ggf. auch Nachbarorgane und Lymphkoten mit schlechter Prognose
- Plattenepithelkarzinom: selten 5
Welche Symptome treten bei Magenkrebs auf - Wieso stummer Tumor?
Die Beschwerden bei Magenkrebs sind oft unspezifisch, weshalb man von einem „stummen“ Tumor spricht und die Diagnosestellung demzufolge auch nicht selten erst spät erfolgt.6
In späteren Stadien können sich folgende Symptome äußern und wegweisend sein:
- Oberbauchbeschwerden (Druck und Völlegefühl, Nüchternschmerz)
- Bluterbrechen und Teerstühle (schwarzer, klebriger, übelriechender Stuhl, nach Teer ausschauend)
- Übelkeit, Aufstoßen, Brechreiz und Erbrechen
- Gewichtsverlust
- Leistungsminderung und Schwäche
- chronische Eisenmangelanämie
- Abneigung gegen Fleisch
- neu aufgetretene Unverträglichkeiten, zum Beispiel Kaffee, Obst, Alkohol
Bei fortgeschrittenem Stadium sind unter anderem folgende Symptome zu beobachten:
- eventuell tasbarer Tumor im Oberbauch
- Vergrößerung der Leber (Hepatomegalie)
- Bauchwassersucht (Aszites: vermehrte intraperitoneale Flüssigkeitsansammlung)
- Tast oder sichtbare Virchow-Drüse (Virchow-Lymphknoten): Lymphknoten, der links oberhalb des Schlüsselbeins liegt, vergrößert, tastbar oder sichtbar kann ein Hinweis für ein lymphogen metastasiertes Magenkarzimon sein) 7
Welche Faktoren erhöhen das Risiko an Magenkrebs zu erkranken?
Es gibt Risikofaktoren, die zur Entstehung von Magenkrebs beitragen können und in exogene und endogene Risikofaktoren eingeteilt werden.8
Zu den exogenen, also von außen zugeführten, Risikofaktoren zählen unter anderem:
- hoher Nitratgehalt in der Nahrung (getrocknete, gesalzene, gepökelte, geräucherte Speisen)
- Alkoholabusus
- Nikotinabusus: die krebserregenden Stoffe des Zigaretten und Tabakrauchs gelangen mit dem Speichel in den Magen. Schätzungen zufolge haben Raucher ein dreifach erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken
- häufiger Verzehr von frittierten Lebensmitteln und verarbeiteten Fleischprodukten
- geringer Konsum von frischem Gemüse und Obst
Bei der Entstehung von Magenkrebs sind Ernährungsgewohnheiten entscheidend, bis zu 30 Prozent der Magenkrebserkrankungen sind auf eine einseitige Ernährung zurück zu führen.9
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung spiegelt sich auch im gesunden Körpergewicht wider, während bereits bei einem Body-Mass-Index von 25 ein erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, besteht.10
Da das Bewusstsein der Menschen für eine gesunde Ernährung wächst und sich die Ernährungsgewohnheiten größtenteils verändert haben, insbesondere durch die allgemeine Verbreitung von Kühl- und Gefrierschränken und die verbesserte Versorgung mit frischen Obst und Gemüse, sind auch die Erkrankungszahlen von Magenkrebs in den vergangenen zwanzig Jahren vermutlich deshalb rückläufig geworden.11
Endogene Risikofaktoren sind unter anderem:
- TypB-Gastritis bzw. die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter-pylori
- TypA-Gastritis (Autoimmunerkrankung)
- Ulcus ventriculi
- Zustand nach Magenteilresektion
- adenomatöse Magenpolypen
- Morbus Ménétrier (seltene Erkrankung des Magens, geht einher mit einer Hyperplasie der Magenschleimhaut und grober Faltenbildung)
- hereditäre Faktoren: positive Familienanamnese, CDH1-Genmutation, HNPCC (Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom mit Assoziation zum Endometriumkarzinum, Ovarialkarzinom und Magenkarzinom)
- Blutgruppe A: Bei Menschen mit Blutgruppe A tritt die Magenkrebserkrankung häufiger auf als bei anderen Blutgruppen
Weitere Risikofaktoren, die insbesondere den gastroösophagealen Übergang, also den Bereich des Magens zur Speiseröhre hin, betreffen, sind:
- Übergewicht
- gastroösophageale Refluxerkrankung 12
Wie sind die Heilungschancen bei Magenkrebs? - 60 Prozent der Fälle werden zu spät erkannt!
Da sich im Frühstadium von Magenkrebs nur unspezifische Symptome zeigen, wird die Diagnose Magenkrebs in 60 Prozent der Fälle erst dann gestellt, wenn bereits ein fortgeschrittenes Stadium vorliegt und eine Heilung nicht mehr möglich ist.13
Die beste Prognose liegt vor, wenn es sich um ein T1-Stadium handelt ohne Befall regionärer Lymphknoten (N0) und ohne Metastasierung (M0).14
Eine 5-Jahresüberlebensrate von 90-95 Prozent ist möglich.15
Liegt eine Fernmetastasierung vor, ist der Krankheitsverlauf in der Regel letal: bei einem Krebsstadium III beträgt die 5-Jahresüberlebensrate nur noch 30 Prozent und im Stadium IV nur noch 5 Prozent.16
Je nach Ausbreitung des Tumors kommen bestimmte Behandlungsmethoden in Frage:
- Operation: Ziel ist die vollständige Tumorentfernung, sofern eine Operabilität und Resektabilität möglich ist, es erfolgt eine Magenresektion (Gastrektomie) oder abhängig von der Lage des Tumors auch nur eine MagenTeilresektion (subtotale Gastrektomie)
- Chemotherapie (ab Stadium T3 empfohlen, kann aber auch in niedrigeren Stadien interdisziplinär beschlossen werden)
- Antikörpertherapie: 20% aller Magenkarzinome haben vermehrte HER2-Rezeptoren, die das Wachstum der Zelle beeinflussen („Her2-positiver Magenkrebs“). Antikörper, die sich gegen HER2 richten, werden beim metastasierten Magenkrebs als Standardtherapie eingesetzt, um das Fortschreiten der Erkrankung und somit die Lebenszeit des Patienten zu verlängern.
- Strahlentherapie: die Strahlentherapie findet gelegentlich Anwendung bei Inoperabilität und Nichtansprechen der Chemotherapie
- Schmerztherapie
- Palliativtherapie: Wenn ein kurativer Therapieansatz nicht mehr möglich ist, versucht man die tumorbedingten Beschwerden, wie Schmerzen, Schluckstörungen, Schwäche, Übelkeit, etc. zu behandeln, damit das Tumorleiden so gut es geht, zu lindern. 17
Welche Folgen hat eine OP mit vollständiger Entfernung des Magens?
Eine vollständige Entfernung des Magens kann verschiedene Folgen, die unter anderem den Nahrungstransport und die Verdauung der Nahrungsbestandteile betreffen, mit sich bringen und individuell verschieden sind.18
Es gibt Patienten, die bei vollständiger Magenentfernung beschwerdefrei sind, während andere unter folgenden Beschwerden leiden:
- Unverträglichkeit von Speisen
- Sodbrennen
- Erbrechen von Flüssigkeiten und Nahrung
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsabnahme
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Fettstühle
- Anämie
- Osteoporose 19
Als häufige Folgeerscheinung, insbesondere bei einer vollständigen Magenresektion, wird das sogenannte „Dumping-Syndrom“, die Sturzentleerung in den Dünndarm, erwähnt.
Ein Frühdumping tritt ungefähr 20 Minuten nach Nahrungsaufnahme ein und äußert sich in abdominelle Schmerzen, Übelkeit, Durchfall, Hypovolämie mit Schocksymptomatik, aufgrund zu schneller, unverdünnter Nahrungspassage in den Dünndarm.20
Ein Spätdumping tritt ungefähr eine bis drei Stunden nach Nahrungsaufnahme mit Kaltschweißigkeit, Übelkeit und ggf. Schock ein. Der Grund dafür: Die fehlende Pylorusportionierung. Da es keinen Magenpförtner mehr gibt, gelangt der glucosehaltige Nahrungsbrei direkt in den Dünndarm, sodass Glucose schnell resorbiert wird und es zu eine Hyperglykämie zu einer folglich überschießenden Freisetzung von Insulin führt und es dann zur Hypoglykämie und Katecholaminfreisetzung kommt.21
Ein Dumping-Syndrom kann unter Umständen verhindert werden, wenn über den Tag verteilt viele kleine Mahlzeiten eingenommen werden und bevorzugt nur komplexe Kohlenhydrate verzehrt werden.22
Auch sollten unverträgliche Speisen gemieden werden die Umstellung der Lebenswiese erfolgen, wie beispielsweise vor dem Essen bewegen, nach dem Essen hinlegen und dabei den Oberkörper hochgelagert haben.23
Darüber hinaus ist die lebenslange Einnahme von Vitamin B12 in einem Abstand von drei Monaten mittels intramuskulärer Spritzentzufuhr erforderlich, da Vitamin B12 durch die vollständige Entfernung des Magens nicht mehr aus der Nahrung aufgenommen werden kann und sich ohne regelmäßiger Einnahme ein Vitamin B12 Mangel einstellen würde.24
Wie kann ich Magenkrebs vorbeugen?
Neben der genetischen Prädisposition (genetisch bedingte Krankheitsanfälligkeit), spielen im Hinblick auf die Entstehung von Magenkrebs die Ernährung und die Infektion mit Helicobacter pylori (Stäbchenbakterium) eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, Risikofaktoren zu vermeiden.
Zu den Präventionsmaßnahmen gilt, eine bestehende Helicobacter pylori Infektion auszuheilen.25
Außerdem sollte der Nikotinkonsum, welcher ebenfalls Risikofaktor für Magenkrebs ist, eingestellt werden.26
Quellenangaben (Stand 09.05.2019):
1 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
3 vgl. vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
4 vgl. vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
5 vgl. https://www.phytodoc.de/erkrankungen/magenkrebs/die-erkrankung-verstehen
6 vgl. vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
7 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c,
vgl. https://www.phytodoc.de/erkrankungen/magenkrebs/die-erkrankung-verstehen
8 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
12 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c,
13- 16 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
20 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c,
21 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
22 vgl. https://www.amboss.com/de/library#xid=-g0DB2&anker=Zf18bb30a341434b1c51ade75e22d831c
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.