Schönheit, die weh tut: hohe Absätze & Co.
Wer schön sein will, muss leiden. Muss das sein? Und wer bestimmt, was schön ist? Einig sind sich sicher alle, dass High Heels Hingucker sind und sexy machen. Zumindest wenn Frau sich gut darauf bewegen kann. Quält sie sich nur für die Oper oder den Besuch in einem edlen Restaurant in die Stöckelschuhe, erfüllen sie ihren Zweck und werden danach wieder durch bequemes Schuhwerk ersetzt. Müssen jedoch Füße und der Körper sie den ganzen Tag ertragen, ist der Schmerz groß und früher oder später leidet die Gesundheit darunter.
Noch mehr Leid bringt der Hype um den Thigh Gap. Das ist amerikanisch für die Lücke zwischen den Innenseiten der Oberschenkel beim Stehen mit geschlossenen Beinen. Dafür hungern und trainieren sich vor allem junge Mädchen die Seele aus dem Leib. Da erscheint das Herausreißen der ungewollten Körperbehaarung mit Wachs oder Sugaring fast schon harmlos dagegen.
Mehr Sexappeal durch hohe Absätze
Warum trägt Frau Stöckelschuhe? Sie verlängern ihre Beine, strecken den ganzen Körper und bringen Weiblichkeit, Verführungskraft und Eleganz zum Ausdruck. Es ist einfach erhebend und Frau steht und geht über den Dingen. Außerdem verändert sich die Körperhaltung. Der Rücken geht ins Hohlkreuz, der Busen wird nach vorne gestreckt und präsentiert, während das Becken nach hinten kippt. Der mit nach hinten bewegte Po signalisiert in der Tier- und vielleicht auch der Menschenwelt Paarungsbereitschaft. Auch das sexy Po-Wackeln ergibt sich auf hohem Schuh ganz von selbst. All das mag unbewusst ablaufen, tut aber auf jeden Fall seine Wirkung in der Männerwelt. Ab und zu kann Frau sich das auch schadlos gönnen. Problematisch wird es erst, wenn sie sich tagtäglich für die Schönheit auf Pumps durch den Tag bewegt.
Wirkung von hohen Absätzen auf Füße und Körper
Bei einer Absatzhöhe von 6 cm werden 75 % des Körpergewichts von den Zehen getragen, bei einem High Heel von 10 cm sogar 90 %. Das kann nicht gut gehen. Die unausgeglichene Verteilung des Gewichts wirkt sich auf die gesamte Körperhaltung aus. Für den Knöchel besteht ständig die Gefahr des Umknickens und damit von Verstauchungen und Bänderrissen. Durch die erhöhte sind die Wadenmuskeln und Achillessehne stark angespannt und verkürzen sich. Die Gewichtsverteilung kann zu Zehverformungen, Überbeinen und Spreizfüßen führen. Eine langjährige Überlastung des Knies kann eine Arthrose hervorrufen. Die Wirbelsäule steht im Hohlkreuz, was die gesamte Statik des Körpers ändert, die Hüftgelenke sind versetzt. Neben Rückenschmerzen kann es auch hier zur Schädigung der Gelenke kommen.
Stöckelschuhe wirken sich außerdem negativ auf die Venen aus. Da die Beugung des Sprunggelenks behindert ist, kommt die Muskelpumpe nicht richtig in Gang, die für den Rückfluss des Bluts notwendig ist. Das Blut staut sich in den Beinen. Kombiniert mit einem schwachen Bindegewebe sind Krampfadern vorprogrammiert. Wenn das Tragen von hohen Absätzen im Beruf unvermeidlich ist, empfiehlt sich, wenigstens auf dem Weg dorthin und in der Freizeit den Füßen eine Verschnaufpause zu verschaffen und bequeme Schuhe zu tragen.
Thigh Gap: Der Wahn der Oberschenkellücke
Dieser neue Hype besonders bei jungen Mädchen strebt eine möglichst große Lücke zwischen den Innenseiten der Oberschenkel bei geschlossenen Beinen an. Vorbilder sind spindeldürre Models, die mit storchartigem Gang und vorzeigbarer Oberschenkellücke über den Laufsteg stolzieren. Die Jugendlichen wollen diesen Gap auch, und zwar um jeden Preis. Sie quälen sich mit Hungerkuren, extremem Fitnesstraining und Workouts, die selbstzerstörerische Züge annehmen können.
Oft genug ohne Erfolg, der auch gar nicht immer möglich ist. Ein Thigh Gap hängt vom Körperbau und den Muskeln ab. Frauen mit breitem Becken fällt der ersehnte Gap auch bei normalem Gewicht vielleicht in den Schoß. Für andere mit sehr schmalem Becken und Frauen mit sehr athletischem Körper wird die begehrte Lücke für immer unerreichbar sein. Das nützt auch alles Hungern und Trainieren nichts. Die größte Gefahr der extremen Diäten und Fitnesstrainings ist der nahtlose Übergang in eine Essstörung, besonders der Magersucht.
Die Oberschenkel gemäßigt zu trainieren und überschüssiges Fett durch entsprechende Ernährung zu vermeiden, modellieren tolle Oberschenkel, die sich auch im ultrakurzen Minirock sehen lassen können. Der Gap spielt dabei als vorübergehender Trend eine untergeordnete Rolle. Er ist es sicher nicht wert, seine Gesundheit und sein Essverhalten zu ruinieren.
Glatt und haarlos um jeden Preis: Enthaarung mit Wachs und Sugaring im Trend
Das Entfernen unerwünschter Körperhaare mit Wachs war schon im alten Ägypten bekannt. Heute gibt es fertige Wachsstreifen für den Hausgebrauch. Eine professionelle Alternative stellen die Kosmetikerin oder ein Enthaarungsstudio dar. Hier wird Warmwachs mit einem Spatel aufgestrichen, ein Streifen aufgelegt und dann mit einem Ruck gegen die Haarwuchsrichtung abgezogen. Die schmerzhafte Prozedur verschafft glatte Haut für 3-4 Wochen. Nach mehrmaliger Haarentfernung soll ein Gewöhnungseffekt in Punkto Schmerz entstehen. Die Haare sollen immer feiner und damit "unstacheliger" nachwachsen. Alles Vorteile gegenüber der schnellen, einfachen und vor allem schmerzfreien Nassrasur am Morgen. Nachteil: Die Haare müssen mindestens 0,5 cm lang sein und die Haut ist nach dem Wachsen sehr empfindlich. Es sollte für 3 Tage auf Sonne, Sauna und Sport verzichtet werden. Dann ist da noch der Kostenpunkt: Achsen ca. 12 Euro, Beine komplett und Bikinizone komplett jeweils ca. 30 Euro.
Auch das Sugaring hat seine Wurzeln im Orient. Es gilt als weniger schmerzhaft, ist aber dennoch kein Honiglecken. Die Paste aus Zucker, Wasser und Zitronensaft, die man sich auch selbst zusammenmischen kann, läuft unter dem Namen Halawa. Sie wird kurz mit den Händen warm und geschmeidig geknetet und dann entgegen der Wuchsrichtung mit den Fingern auf die Haut gestrichen und eingearbeitet. Dann wird sie in Wuchsrichtung abgezogen. Daher ist der Schmerz nicht ganz so groß. Die Haarfollikel werden weniger gereizt. Eingewachsene Haare und kleine Pickel treten seltener auf als beim Wachsen. Sugaring dauert länger als das Warmwachsen, eignet sich aber besser für empfindliche Haut, besonders in der Bikinizone. Die Kosten sind etwas höher: Achseln ca. 20 Euro, Bikinizone und Beine komplett, jeweils ca. 45 Euro.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.