Schwanger und übergewichtig - Was ist normal?
Mit der Schwangerschaft beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt im Leben der Frau. Obwohl es sich dabei um einen völlig normalen, biologischen Vorgang handelt, stellt eine Schwangerschaft doch erhöhte Anforderungen an den Organismus, denen eine Frau umso besser gewachsen ist, je stabiler ihr Gesundheitszustand ist. Welche Komplikationen und Risiken sind bei Schwangerschaft mit Übergewicht zu befürchten? Ist eine Schwangerschaftsvorsorge mit Übergewicht nötig? Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.
Schwangerschaft und Gesundheit
Die Schwangerschaft ist ein Zeitabschnitt im Leben der Frau, in der sich eine befruchtete Eizelle in ihrem Körper zum Kind entwickelt, das nach entsprechendem Wachstum und Reifung geboren wird. Die Schwangerschaft stellt so lediglich die Realisierung eines von der Natur vorgegeben, physiologischen Entwicklungsabschnittes im Leben der Frau dar, der den weiblichen Körper allerdings stärker belastet. Die Organe und Organsysteme des weiblichen Körpers sind dabei jedoch so angelegt, dass sie in der Regel die erhöhten Anforderungen ohne Überforderungsreaktionen erfüllen können. Besonders gefordert werden dabei die hormonellen Systeme, das Herz-Kreislauf-System, die Blutbildungsstätten, das Nervensystem und die wichtigen Stoffwechselorgane wie Leber und Niere.
Aus diesem Grund ist es erstrebenswert, dass sich die Frau bei Eintritt der Schwangerschaft in einer guten gesundheitlichen Verfassung befindet.
Schwangerschaft mit Übergewicht
Geht eine Frau schon mit Übergewicht in eine Schwangerschaft, kann manches doch anders verlaufen als bei normalgewichtigen schwangeren Frauen.
Gemeint ist hierbei nicht etwas Hüftgold, denn ein paar Pölsterchen schaden sicherlich nicht. Auch wenn bei übergewichtigen Frauen der Babybauch erst später sichtbar wird und die Bewegungen des Ungeborenen nicht so schnell wahrgenommen werden, kann auch diese Schwangerschaft ganz normal verlaufen ohne dass dabei Komplikationen für das Baby entstehen.
Starkes Übergewicht, das heißt ein Body-Mass-Index von über 30, kann allerdings zum Einen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen und zum Anderen den Verlauf der Schwangerschaft erschweren.
Erschwerte Sicht auf das Baby
Nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes macht die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) darauf aufmerksam, dass die Ultraschallbilder bei adipösen schwangeren Frauen weniger aussagekräftig sein können als die von normalgewichtigen schwangeren Frauen. Der Grund: die Ultraschallsignale können aufgrund der Bauchmaße nicht tief genug in den Bauchraum eindringen. Das Risiko, dass Fehlbildungen des Kindes, nicht erkannt werden bzw. unerkannt bleiben, die für gewöhnlich bei Normalgewichtigen mittels Ultraschalldiagnostik sichtbar gemacht werden können, steigt bei adipösen Schwangeren. Hilfreich ist es, dass die Ultraschalluntersuchung bei übergewichtigen Frauen im Sitzen oder in Seitenlage durchgeführt wird, sodass eine kürzere Distanz entsteht und ein besserer Blick auf das Baby ermöglicht werden kann.
Der vorstehende Bauch bleibt aus
Wie bereits erwähnt, müssen sich schwangere Frauen mit Übergewicht in Geduld üben, um den ersehnten Babybauch sehen zu können. Im Vergleich zu schwangeren Frauen, die einen kleinen, tiefen und vorstehenden Babybauch aufweisen, kann bei übergewichtigen Frauen, die Schwangerschaft erst wesentlich später sichtbar werden. Der Grund: Übergewichtige Frauen weisen einen größeren Bauchraum auf als schlanke Frauen, sodass das Baby ohnehin schon genügend Platz erhält sich in dem großen Bauch entwickeln zu können. Ein vorstehender Bauch kann dann lange Zeit ausbleiben.
Wann kommen die Kindsbewegungen?
Auch in Hinsicht auf das Verspüren von Kindsbewegungen heißt es: Geduld! Die ersten zaghaften Bewegungen, die zwischen der 18. Und 20. Schwangerschaftswoche zu spüren sind, können möglicherweise bei übergewichtigen Schwangeren nicht empfunden werden. Im Verlauf der Schwangerschaft mit zunehmender Schwangerschaftswoche werden aber auch diese wahrgenommen: um die 24. Schwangerschaftswoche herum, werden Bewegungen spürbar.
Wünschenswerte Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt, dass eine durchschnittliche Gewichtszunahme von zehn bis 14 Kilogramm normal ist, richtet sich die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bei der Empfehlung nach der wünschenswerten Gewichtszunahme während der Schwangerschaft nach der Berechnung des Body-Mass-Index. Das bedeutet:
- BMI unter 18,5 (Untergewicht): Eine Zunahme von 12 bis 18 kg wird empfohlen
- BMI 18,5 bis 25 (Normalgewicht): Eine Zunahme von 11 bis 16 kg wird empfohlen
- BMI 25 bis 30 (Übergewicht): Eine Zunahme von 7 bis 11 kg wird empfohlen
Da eine Unterernährung der werdenden Mutter hierzulande im Allgemeinen recht selten vorkommen und viel häufiger eine Fehl- und Überernährung festzustellen ist, sollte der tägliche Kalorienbedarf der Schwangeren gegenüber dem der Nichtschwangeren um ca. 300 Kilokalorien erhöht sein; demnach beträgt er insgesamt 2300 bis 2500 Kilokalorien. Empfehlenswert und erforderlich ist jedoch vor allem eine den Erfordernissen der Schwangerschaft gerecht werdenden Ernährung. Sehr wichtig ist die vermehrte Aufnahme von Eiweißen und Vitaminen während der Schwangerschaft.
Während einer Schwangerschaft sind Diäten tabu! Das bedeutet, wenn übergewichtige Schwangere der Meinung sind, jetzt abnehmen zu müssen, damit sie ihrem ungeborenen Kind etwas Gutes tun, sollte dies unbedingt vermieden werden. Eine Diät kann schnell in eine Reduktion der Nährstoffzufuhr münden, die dem Baby schadet. Aus diesem Grund ist es ratsam, darauf zu achten – ob normalgewichtig oder übergewichtig – sich gesund und ausgewogen zu ernähren.
Das altbekannte Sprichwort: „Schwangere müssen für zwei essen“ ist auch nicht zu beherzigen: Denn anstatt die Nahrungsaufnahme zu erhöhen, sollten nun mehr Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe eingenommen werden.
Risiken bei starkem Übergewicht
Eine Schwangerschaft stellt erhöhte Anforderungen an den Organismus dar. Da übergewichtige Frauen einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind, sollten übergewichtige schwangere Frauen einer strengen Kontrolle ausgesetzt werden. Es besteht zum Beispiel die Gefahr an einem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, sodass die Notwendigkeit besteht um die 24. Schwangerschaftswoche herum einen sogenannten Zuckerbelastungstest durchzuführen. Der Schwangerschaftsdiabetes kann vorübergehender Art sein, um erst bei der nächsten Schwangerschaft erneut aufzutreten, oder er kann unmittelbar im Anschluss an die Schwangerschaft in einem anhaltenden Diabetes übergehen. Es bedarf in der Schwangerschaft einer besonders sorgfältigen Überwachung, ständiger Kontrollen von Blut- und Harnzucker, eventuelle stationäre Einstellung des Insulins, Überprüfung des Blutdrucks und Überprüfung der kindlichen Entwicklung. Übergewichtige Frauen leiden oft an zu hohen Blutdruck, das Risiko einer Präklampsie, das Auftreten von zu hohem Blutdruck und zu hoher Ausscheidung von Protein im Urin, besteht, Frühgeburten und Fehlgeburten können drohen.
Verhalten in der Schwangerschaft
Jede Frau sollte ein bestimmtes Maß an Grundkenntnissen über den normalen Verlauf der Schwangerschaft besitzen, um sich durch eine entsprechende Lebensgestaltung vor vermeidbaren Überbelastungen zu schützen. Bei bestehendem Kinderwunsch ist übergewichtigen Frauen zu empfehlen, zunächst eine Reduktion des Körpergewichtes bzw. Normalisierung des Körpergewichtes zu erzielen, damit keine unnötigen vermeidbaren gesundheitlichen Komplikationen und Risiken für Mutter und Kind während der Schwangerschaft entstehen. Die Schwangerschaft ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Vorgang im Leben einer Frau. Eine gute Lebensweise während der Schwangerschaft ist möglich: Langes Sitzen oder Stehen sind zu vermeiden. Reichlich Bewegung in der frischen Luft wird zudem besonders empfohlen, wodurch die Muskeln trainiert, die Atmung verstärkt und die Herztätigkeit angeregt, einem Stuhlverhalt entgegengewirkt und ein gesundes Schlafbedürfnis hervorgerufen werden kann.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.