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Sechs Monate Corona-Impfung in Deutschland: eine Bestandsaufnahme

Kommentar schreiben Aktualisiert am 30. Juni 2021

Seit genau einem halben Jahr können sich Menschen in Deutschland gegen Covid-19 impfen lassen. Trotz anfänglicher Pannen, wiederkehrender Lieferengpässe und Berichten über zu wenig Impfstoff – die Corona-Impfkampagne der Bundesregierung läuft. Ende Juni verkündete der Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, nun stolz, dass schon Ende Juli alle Erwachsenen in Deutschland ein Impfangebot erhalten haben könnten – bislang hatte dieses Versprechen noch für den Herbstanfang um den 21. September gegolten. Ob nun das Versprechen nun frühzeitig oder überhaupt eingelöst wird, zeigt sich bald. Wir ziehen erst einmal eine Bilanz nach sechs Monaten Impfung und fassen die aktuelle Impfsituation in der Übersicht zusammen.

 

 

Wie viele Menschen sind derzeit geimpft?

Stand 30.6.2021 sind über 30,3 Millionen Personen in Deutschland vollständig geimpft, das entspricht 36,5 % der Bevölkerung. Mindestens eine Dosis haben zu diesem Zeitpunkt bereits 45,3 Millionen Menschen in Deutschland (54,5 % der Gesamtbevölkerung) erhalten.1

Da das Corona-Virus ja bekanntlich weltweit unterwegs ist, lohnt sich ein Blick über die deutschen Grenzen hinaus. Die „Deutsche Welle“ zieht nach sechs Monaten eine europaweite Impfbilanz2. Demnach scheint es z. B. in Frankreich noch etwas schleppender zu laufen als bei uns; ein Viertel der Franzosen ist nach einem halben Jahr zweifach geimpft.

In Italien, dem Land, das die Welt im Frühjahr 2020 mit furchtbaren Pandemie-Bildern schockierte, haben 17 von 60 Millionen (also weniger als 30 %) derzeit einen vollständigen Impfschutz; die Regierung dort versucht aktuell, gegen eine deutlich sinkende Impfbereitschaft in der Bevölkerung anzugehen. In Großbritannien haben rund 80 % eine und 50 % zwei Impfdosen erhalten.

Letzter in der Reihe ist das arme EU-Land Bulgarien, wo erst etwa jeder zehnte der insgesamt sehr skeptischen Bürger vollständig geimpft ist. „The Winner“ unter den EU-Staaten ist der kleine Inselstaat Malta. Bereits Ende Mai verkündete man dort, dass das Impfziel von 70 % Durchgeimpften erreicht wurde.

Und wie sieht es im Rest der Welt aus? Hier ist die Bilanz eher ernüchternd: Weltweit sind erst etwas mehr als 23 % aller Menschen mindestens einmal geimpft; in besonders einkommensschwachen Ländern liegt die Rate knapp unter 1 %.3 Das bedeutet: Bis das Corona-Virus auf unserem Globus seinen Schrecken verliert und alle Menschen davor geschützt sind, wird es wohl noch lange dauern.

 

Wo kann man sich impfen lassen?

In Deutschland haben Impfwillige eine große Auswahl: Nach wie vor gibt es in Städten und Landkreisen die von den Bundesländern eingerichteten und versorgten Impfzentren. Diese sollen nach aktuellem Stand bis mindestens Ende September bestehen bleiben. Seit Anfang April kann man sich außerdem auch beim Haus- oder Facharzt sowie von Betriebsärzten impfen lassen.

Zusätzlich suchen mobile Impfteams Personen auf, die nicht selbstständig zum Impfen gehen können, also z. B. Gehandicapte und Pflegebedürftige in Heimen, Krankenhäusern oder auch zuhause. Auf den Internetseiten des eigenen Bundeslandes, aber auch bei Kommunen oder Stadtverwaltungen finden sich die entsprechenden Informationen. 

 

Welche Impfstoffe werden aktuell verabreicht und worin unterscheiden sie sich?

Derzeit sind EU-weit vier Impfstoffe zugelassen:

zwei mRNA- und zwei vektorbasierte Impfstoffe.

Die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer (Comirnaty) und Moderna (COVID-19 Vaccine Moderna) enthalten eine Art „Bauplan“ des Coronavirus in Form von Boten-RNA (engl. „messenger RNA“ = kurz mRNA). Gelangt dieser in den Körper, regt er dort Muskelzellen dazu an, das sogenannte „Spike-Protein“ des Corona-Virus selbst zu produzieren.

Das körpereigene Immunsystem erkennt dieses Protein als fremd und bildet Antikörper und Immunzellen, die es bekämpfen. Kommt die geimpfte Person anschließend noch einmal von außen mit dem Corona-Virus in Kontakt, wird dieses vom Immunsystem erkannt; die bereits vorhandenen Antikörper schützen dann vor einer schweren Erkrankung.

Die sogenannten „Vektorimpfstoffe“ von AstraZeneca (Vaxzevria) und von Janssen-Cilag International (Johnson & Johnson; COVID-19 Vaccine Janssen) nutzen ein abgeschwächtes Virus, das dem Geimpften nicht mehr gefährlich werden kann, als „Vektor“, also als Transportmittel. Dieses bringt Teile der Erbinformation des Corona-Virus in den Körper und übermittelt dort einigen Zellen die Information, wie sie das Corona-typische Spike-Protein eigenständig nachbauen können.

Das weitere Geschehen im Immunsystem verläuft wie bei den mRNA-Impfstoffen. Im Unterschied zu diesen wurden Vektorimpfstoffe bereits vielfach genutzt, z. B. im Kampf gegen das Ebola-Virus. Zudem genügt beim Johnson & Johnson-Impfstoff eine Dosis für einen vollständigen Schutz.

Die Vektorimpfstoffe werden derzeit in Arztpraxen und vom Betriebsarzt verabreicht, die mRNA-Impfstoffe kommen bevorzugt in den Impfzentren zum Einsatz. Eine Priorisierung der Impfstoffe nach Alter und Gefährdung der Impflinge ist seit Anfang Juni offiziell aufgehoben, allerdings werden die Vektorimpfstoffe vorrangig an Menschen ab 60 Jahren verimpft.

Das Präparat von BioNTech/Pfizer wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) für Personen ab 16 empfohlen, ist aber bereits für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Das Moderna-Vakzin erhalten Personen ab 18 Jahren.  

 

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Wie wird geimpft?

Die STIKO empfiehlt für die beiden mRNA-Impfstoffe zwischen der ersten und zweiten Impfung einen zeitlichen Abstand von sechs Wochen. Nach Rücksprache mit dem impfenden Arzt kann dieser Zeitraum ggf. auch um zwei bis drei Wochen verkürzt werden, viele Experten raten jedoch davon ab. Zwischen der ersten und zweiten Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff sollen nach offizieller Empfehlung 12 Wochen liegen.

Nach einigen unerwünschten, schweren Nebenwirkungen nach Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat können sich laut aktualisierter STIKO-Empfehlung Personen unter 60 Jahren, die dieses Präparat im ersten Schritt erhalten haben, nun im zweiten Schritt mit einem mRNA-Stoff impfen lassen.

 

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen wurden bisher bekannt?

Bei den Reaktionen auf eine Impfung muss zunächst zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen unterschieden werden. Impfreaktionen sind normale, direkte und vorübergehende Reaktionen des Immunsystems auf die Impfung. Um eine Nebenwirkung dagegen handelt es sich, wenn es innerhalb von vier bis 16 Tagen zu ungewöhnlichen und/oder anhaltenden Symptomen kommt, z. B. dauerhafte Kopfschmerzen oder punktuelle Hautblutungen. In diesen Fällen sollte ein Arzt verständigt werden. Unerwünschte Nebenwirkungen können direkt an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) unter https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html gemeldet werden.

Laut STIKO wurden in den Monaten nach dem Beginn der Impfungen vor allem folgende, zumeist mild bis mäßig ausgeprägte und vorübergehende Impfreaktionen4 beobachtet: Nach Verabreichung von Comirnaty von BioNTech/Pfizer und COVID-19 Vaccine Moderna kam es zu verschiedenen Reaktionen, darunter am häufigsten Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost. Zudem wurden mehrere Fälle von allergischen Reaktionen auf Comirnaty gemeldet.

Nach der Impfung mit den vektorbasierten Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson kam es zu vor allem zu Impfreaktionen wie Druckempfindlichkeit und Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und Unwohlsein sowie erhöhte Temperatur und Schüttelfrost. Über die selten aufgetretenen, jedoch sehr schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem AstraZeneca-Impfstoff wird ausführlich in anderen Veröffentlichungen berichtet; sie sollen hier nicht genauer erläutert werden.

 

Wie wirksam sind die Impfstoffe?

Laut offiziellen Stellungnahmen von RKI, Bundesgesundheitsministerium bzw. Bundesregierung und weiterer Experten bieten alle derzeit genutzten Impfstoffe einen hohen Schutz vor COVID-19. „Nach derzeitigem Kenntnisstand“, wie es offiziell immer heißt, bieten die mRNA-Impfstoffe einen Schutz vor Erkrankung mit einer Wirksamkeit von etwa 95 %. Diese Quote haben Studien ergeben; sie besagt, dass etwa sieben bis 14 Tage nach der Verabreichung der zweiten Impfdosis (bei Einhaltung des empfohlenen zeitlichen Abstandes zwischen erster und zweiter Impfung) die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, bei geimpften Personen um etwa 95 % geringer ist als bei ungeimpften Personen.

Der vektorbasierte Impfstoff Vaxzevria von AstraZeneca schützt nach aktueller offizieller Einschätzung mit einer Wirksamkeit von bis zu 80 % vor einer Erkrankung, vorausgesetzt beide Impfdosen wurden im empfohlenen Abstand verabreicht. Der volle Impfschutz gilt hier ab ca. 15 Tage nach der zweiten Impfung als gegeben. Zudem hat eine Studie ergeben, dass die Wirksamkeit in Bezug auf eine Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, noch deutlich höher liegt.

Was den vektorbasierten Impfstoff von Johnson & Johnson angeht, so wird die volle Wirksamkeit des Schutzes vor einer Erkrankung mit etwa 65 % (ab ca. 15 Tage nach der Impfung) angegeben, die Schutzwirkung gegen schwere Verläufe mit notwendiger Hospitalisierung (= Einlieferung ins Krankenhaus) liegt sogar bei etwa 100 %.5

 

Wer gilt als geschützt?

Als vollständig geschützt gilt man in Deutschland, wenn man mit einem der vier genannten COVID-19-Impfstoffe geimpft wurde und nach der zweiten Impfung (bzw. beim Johnson & Johnson-Präparat nach der einmaligen Impfung) mindestens 14 Tage vergangen sind.

Außerdem gelten Personen als geschützt, die vor weniger als sechs Monaten eine Covid-19-Infektion durchgestanden haben, wobei dies mit einem PCR-Test belegt sein muss.

Wer vor mehr als einem halben Jahr PCR-bestätigt von einer Infektion genesen ist, gilt dann als grundimmunisiert, wenn er etwa sechs Monate nach der Erkrankung mindestens einmal mit einem COVID-19-Impfstoff geimpft wurden.

Als geschützt gelten außerdem Personen, die nach einer Erstimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben, die weniger als sechs Monate zurückliegt, ebenso wie Personen, die nach der Erstimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben und sechs Monate später (nach Diagnosestellung bzw. Genesung) ein weiteres Mal geimpft wurden.5

 

Welche Einschränkungen gibt es bei der Schutzwirkung?

Einig sind sich die Experten, dass die eingesetzten Impfstoffe eine Person, die in Kontakt mit dem Corona-Virus kommt, in den meisten Fällen vor einer Covid-19-Erkrankung schützt oder zumindest im Falle einer Erkrankung die Symptome mildert und schwere Verläufe verhindert.

Allerdings weist insbesondere das RKI ausdrücklich darauf hin, dass es auch bei vollständig geimpften Personen noch zu einer COVID-19-Erkrankung kommen kann, da die Impfung zwar einen hohen, aber keinen 100-prozentigen Schutz bietet. Die bekannten Vorsichtsmaßnahmen (Abstand, Hygienemaßnahmen usw.) sollten also auch Geimpfte noch weiter einhalten, vor allem bei vielen Kontakten mit anderen Personen, die möglicherweise nicht immunisiert sind.

Zu einer Infektion mit dem Corona-Virus kann es trotz Impfung insbesondere dann kommen, wenn sich eine Person kurz vor oder kurz nach der Impfung (bevor die Schutzwirkung eingetreten ist) infiziert hat. Zudem betont das RKI, dass in vielen Fällen Atemwegsinfekte, die durch andere Erreger verursacht wurden und nach der Impfung auftreten, irrtümlich für ein Impfversagen gehalten würden. Außerdem könne es durch die Impfung selbst zu (normalen und vorübergehenden) Reaktionen mit Symptomen wie bei einer Infektionskrankheit kommen.

 

Wie lange hält der Impfschutz an?

Eine genaue Aussage über die Dauer des Impfschutzes kann derzeit noch niemand machen, ebenso wenig wie darüber, ob und ggf. wann die Impfung aufgefrischt werden muss, um den Impfschutz aufrechtzuerhalten. Zudem muss in der kommenden Zeit noch beobachtet werden, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, ob und wann ein Impfschutz in der Bevölkerung augenscheinlich nachlässt – und nicht zuletzt, welche Varianten (Mutationen) des Virus in Deutschland künftig vorherrschen werden. In den nächsten Monaten wird hier mit weiteren Erkenntnissen zu rechnen sein.

Zuversicht verbreitet aktuell eine Studie, über die u. a. Spiegel Online berichtet6. Die Ergebnisse der Untersuchung, die Wissenschaftler der Washington University in St. Louis durchführten und im Fachblatt „Nature“ 7 veröffentlichten, weisen darauf hin, dass die in Deutschland genutzten mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna jahrelang vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen könnten. Die beiden Vakzine lösten bei den Probanden eine anhaltende Immunreaktion aus; die Forscher vermuten, dass die damit Immunisierten ohne Auffrischungsimpfungen auskommen – vorausgesetzt, dass sich die Virusvarianten nicht „bedeutend über ihre aktuellen Formen hinaus entwickelten“.

 

Können Geimpfte andere noch anstecken?

Bei Personen, die als „vollständig geschützt“ gelten, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie andere noch anstecken können – ganz ausgeschlossen ist dies aber nicht. Laut RKI ist „auf Basis der bisher vorliegenden Daten (...) davon auszugehen, dass die Viruslast bei Personen, die trotz Impfung mit SARS-CoV-2 infiziert werden, stark reduziert und die Virusausscheidung verkürzt ist. (...) Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass einige Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung (asymptomatisch) PCR-positiv werden und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden.

Dieses Risiko muss durch das Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen zusätzlich reduziert werden. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) weiterhin einzuhalten.“

 

Schützen die Impfstoffe auch vor neuen Varianten des Virus SARS-CoV-2?

Nach Ansicht relevanter Experten haben derzeit wohl alle bei uns zugelassenen Impfstoffe auch gegen Varianten des Corona-Virus eine hohe Schutzwirkung – auch gegen diejenigen Mutationen, die bisher als „besorgniserregend“ klassifiziert wurden. So schützen die Impfstoffe dem RKI zufolge sehr gut gegen eine Erkrankung an der Alpha-Variante (früher als „britische Variante“ bezeichnet).

Auch vor schweren Erkrankungen durch die anderen Varianten sei man, so das RKI, mit den Impfstoffen gut geschützt – immer vorausgesetzt, dass man den vollen Impfschutz erreicht habe. Zur Beta- und zur Gamma-Variante (vormals bekannt als „südafrikanische“ und „brasilianische“ Variante) schreibt das RKI, dass mehrere Studien darauf hindeuteten, dass geimpfte Menschen unter bestimmten Umständen weniger gut vor einer Infektion mit diesen Mutationen geschützt seien.

Gegen die derzeit besonders gefürchtete und sich stark verbreitende Delta-Variante (ehemals bekannt als „indische Variante“) könnte laut RKI – nach ersten Laborexperimenten und Auswertung von Daten aus britischen Beobachtungsstudien – „die Impfstoffwirksamkeit nach vollständiger Impfung geringfügig unterhalb der Wirksamkeit“ gegenüber der Alpha-Variante liegen.

Dabei kommt es offenbar darauf an, welcher Impfstoff gegeben wurde. So kommen einerseits britische Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass man zwei Wochen nach der Zweitimpfung mit Comirnaty von Biontech/Pfizer zu 88 Prozent, nach der AstraZeneca-Impfung jedoch nur zu 60 Prozent vor einer Covid-19-Erkrankung durch Delta geschützt ist.

Die britische regierungseigene Public Health-Behörde dagegen gibt nach einer entsprechenden Untersuchung an, dass die Impfstoffe sehr gut gegen schwere Krankheitsverläufe mit Hospitalisierung durch Delta schützten: BioNTech/Pfizer zu 96 % und AstraZeneca zu 92 %.

Derzeit wird auch untersucht, ob eine „gemischte“ Impfung mit AstraZeneca als erstem und einem der mRNA-Präparate als zweitem Impfstoff besser gegen die Delta-Variante schützen könnte – jüngste Studienergebnisse aus Spanien weisen zumindest darauf hin. Doch belastbare Ergebnisse zu dieser Frage gibt es bisher noch nicht.

 

Wie sicher sind die derzeit angewendeten Impfstoffe?

RKI, Bundesregierung und etliche weitere Experten und Institutionen stimmen darin überein, dass sie die derzeit zugelassenen Impfstoffe für ausreichend sicher halten. Tatsächlich wurden – trotz der ungewöhnlichen Schnelligkeit bei der Entwicklung und Zulassung der Präparate – alle bislang geltenden Schritte, Untersuchungen und Qualitätsstandards eingehalten, die für die Zulassung eines Impfstoffes in Deutschland und ganz Europa vorgeschrieben sind.

Im Zuge der Corona-Pandemie wurde, um das Bewertungs- und Zulassungsverfahren zu beschleunigen, ein sogenanntes „Rolling-Review-Verfahren“ angewendet, wobei alle notwendigen Prozesse parallel und/oder kombiniert statt, wie üblich, nacheinander durchlaufen werden.5

Für die Bewertung der Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit nach der Zulassung von Arzneimitteln ist in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zuständig. Das Institut liefert die entsprechenden Sicherheitsbewertungen an das RKI bzw. die dort angesiedelte STIKO. Diese veröffentlicht auf der Grundlage der PEI-Daten ihre Impfempfehlungen und sorgt somit für den optimalen Einsatz der Impfstoffe.

Individuell auftretende unerwünschte Reaktionen nach Impfungen werden von den Experten des PEI beurteilt; sie verfolgen sämtliche eingegangene Meldungen über solche Fälle nach und veröffentlichen jede Woche einen Sicherheitsbericht zu gemeldeten Verdachtsfällen in Deutschland nach der Impfung gegen COVID-19.8

 

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Wie groß ist aktuell die Impfbereitschaft der Deutschen?

Die Bereitschaft der Bürger, sich impfen zu lassen, wird in aktuellen Befragungen unterschiedlich beurteilt. Darüber berichtet u. a. das „Handelsblatt“ unter dem Titel „Der weite Weg zur Herdenimmunität“9. In dem Artikel werden Ergebnisse mehrerer Befragungen vorgestellt, darunter die sogenannte „Cosmo“(Covid-19 Snapshot Monitoring)-Untersuchung der Universität Erfurt.

Im Rahmen von Cosmo befragt die Universität seit Beginn der Corona-Pandemie regelmäßig je 1.000 Deutsche zwischen 18 und 74 Jahren zu ihrer Impfbereitschaft. Die Daten von Mitte Juni dieses Jahres zeigen diesbezüglich einen deutlichen Rückgang: knapp 30 Prozent der ungeimpften Befragten erklärten, sie würden sich „auf keinen Fall“ impfen lassen, wenn ihnen in der nächsten Woche eine Impfung angeboten würde. Im Mai hatte der Anteil an Impfverweigerern noch bei knapp 23 Prozent gelegen.

Zu einem weit positiveren Schluss kommt dagegen die sogenannte Covimo-Studie des RKI, die erst im Mai 2021 veröffentlicht wurde. Ihr zufolge herrscht in Deutschland alles andere als Impfmüdigkeit – fast 83 Prozent der Befragten gaben an, sich tendenziell impfen zu lassen. Im Vormonat waren es noch rund 81 Prozent. Da vielfach berichtet wurde, dass die Zweitimpfung nicht mehr wahrgenommen wird, hat das RKI auch hiernach gezielt gefragt. Ergebnis: Von den einmalig Geimpften würden sich der RKI-Studie zufolge 99,4 Prozent der Befragten „eher“ oder „auf jeden Fall“ ein zweites Mal impfen lassen.

Ermutigend sind auch die Resultate einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov; demnach sind fast 75 Prozent der über 18-jährigen Deutschen zur Impfung bereit, wobei etwa die Hälfte von ihnen bereits einmal geimpft wurde. Zum Vergleich: Vor einem Jahr, also im Juni 2020, zeigten sich nur 49 Prozent impfbereit. Doch: Gerade bei einer relativ hohen Impfquote sinkt erwiesenermaßen bei Ungeimpften die Bereitschaft, sich selbst auch immunisieren zu lassen – was dann wieder schnell zu höheren Infektionszahlen führen kann.

Vor diesem Hintergrund wird im Handelsblatt-Artikel auch Thomas Mertens, der Vorsitzende der STIKO, zitiert. Er rechnet damit, dass sich viele Bürger bereits 2022 erneut gegen das Corona-Virus impfen lassen müssen, da der Impfschutz bis dahin bei einzelnen Altersgruppen schon wieder abgeschwächt sei. Daher hält Mertens eine längerfristige Impfbereitschaft der Bevölkerung für unerlässlich, um dauerhaft gegen das Virus gewappnet zu sein.

Ob zunächst das Ziel der Bundesregierung erreicht wird, bis Ende September 2021 70 Prozent der Gesamtbevölkerung durchzuimpfen und damit eine sogenannte „Herdenimmunität“ zu erzielen, ist fraglich. Längst ist nicht klar, ob sich alle Personen, die bei Befragungen Impfbereitschaft zeigen, tatsächlich impfen lassen.

In anderen Ländern wurde, teils nach großen Impferfolgen, bereits eine zunehmende „Impfmüdigkeit“ festgestellt – mit der Folge, dass neue Varianten des Corona-Virus dort bereits wieder auf dem Vormarsch sind und sich die Bevölkerung immer weiter von einer Herdenimmunität entfernt. Zumal nicht wenige Wissenschaftler (darunter auch RKI-Präsident Lothar Wieler und die Weltgesundheitsorganisation WHO) davon ausgehen, dass für eine Herdenimmunität nicht nur etwa 70 % der Bevölkerung, sondern vielmehr bis zu 85 % durchgeimpft sein müssten. Eine schwerlich erreichbare Quote, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass bisher Kinder unter 12 Jahren nicht zur Impfung zugelassen werden.

Gleichzeitig ist aber auch davon auszugehen, dass sich die Gesamtsituation schon bei einer deutlich niedrigeren Impfquote entspannt. So steht in einem Papier der WHO, dass vermutlich schon ab einer Impfquote von 50 Prozent bis zu 40 Prozent der Ansteckungen und bis zu 70 Prozent der Krankenhaus- und Todesfälle reduziert werden könnten.10

Übrigens: Die regelmäßigen Befragungen haben laut „Handelsblatt“ auch gezeigt, dass für die Impfbereitschaft wohl nicht zuletzt auch der Impfstoff entscheidend ist: In das AstraZeneca-Präparat haben Umfragen zufolge wohl nur etwa 52 Prozent der Bevölkerung Vertrauen, in mRNA-Impfstoffe dagegen deutlich über 80 Prozent. 

 

Wie wird die Impfung nachgewiesen?

Analog wird die Corona-Impfung, so wie alle anderen Impfungen auch, im bekannten gelben Impfpass festgehalten und mit Datum, Impfstoff-Etikett und der ärztlichen Signatur belegt. Wer keinen Impfpass hat, bekommt eine Ersatzbestätigung; ein neuer gelber Impfpass ist kostenlos in Arztpraxen oder bei Gesundheitsämtern erhältlich. Dazu besteht inzwischen auch die Möglichkeit, die Impfung digital nachzuweisen: mit dem neuesten Update der Corona-Warn-App und der neuen CovPass-App des RKI.

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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