Selftracking – Wie gesund ist es wirklich?
Selbstoptimierung durch Fitness-Apps, Trackerarmband, Schrittzähler und Co.? Das Messen sowie Auswerten jeder körperlichen Aktivität liegt im Trend und soll zur Selbsteinschätzung eines Jeden beitragen und Antwort auf die Frage geben: „Wer bin ich eigentlich?“. Was ist Selftracking? Welche Ziele können verfolgt werden und wo lauern mögliche Gefahren? Informationen im folgenden Beitrag.
Was ist Selftracking?
Täglich werden zahlreiche Informationen produziert, die gemessen werden können – Beispiele hierfür sind: Wie hoch ist mein Pulsschlag, mein Blutdruck, meine Blutzuckerwerte? Wie viele Kilometer bin ich gejoggt? Wie viele Kalorien habe ich zu mir genommen? Wie war meine Laune? Wie ist mein Schlafverhalten? Wie viele Zigaretten habe ich heute geraucht? Unser eigener Körper wird zur Datenquelle; eigene Körperdaten werden in regelmäßigen Abständen erhoben, gesammelt, ausgewertet: Das nennt sich Selftracking! In sozialen Netzwerken können die Ergebnisse mit anderen sogenannten Selftrackern geteilt werden.
Hilfsmittel für das technische Auswerten von Körperdaten sind Smartphones, zahlreiche Apps, die sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig aufs Handy runter geladen werden können, und sogenannte Gadgets oder Wearables, kleine technische Apparate wie Fitnessarmbänder, Uhren, Brillen oder Gürtel, mit immensem Datenspeicher. Mit dieser Grundausstattung kann der Self-Tracker sein Leben erfassen, näher beleuchten und möglicherweise auch hinterfragen, um dann eine Veränderung der Lebensgewohnheiten anzustreben. Das Motto der Selbstvermesser lautet „self knowledge through numbers“, das heißt die Selbsterkenntnis durch Zahlen. Im Jahr 2007 ist diese Idee durch einen amerikanischen Journalisten, namens Gary Wolf und dessen Kollege Kevin Kerry ins Leben gerufen worden und seither nicht mehr wegzudenken. Weltweit gibt es immer mehr Anhänger, die sich für die Messungen begeistern können; darunter sind besonders junge und gesundheitsbewusste Menschen.
Gründe für Selftracking
Self-Tracker verfolgen das Ziel, ihre täglichen Gewohnheiten zu erfassen, um folglich unbeachtete Zusammenhänge zu erkennen und zu verändern: die Auskunft über schlechte Angewohnheiten oder ungesunde Ernährungsweisen sind ein Spiegel des Selbst und sollen verändert bzw. optimiert werden. Der eigene Anspruch ist: „Wer sein Verhalten kennt, kann es ändern und sich zu dem Menschen entwickeln, der er sein möchte“. Da es meistens schwer fällt, sich selbst einzuschätzen, bietet das Selftracking Hilfestellung. So lässt sich zum Beispiel besser das Gewicht reduzieren, den Marathon laufen und Stress abbauen. Der Wunsch eines jeden Self-Trackers ist es mehr Fitness und Gesundheit zu erlangen.
Studie zum Tracking-Verhalten
Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts YouGov mit Sitz in Köln hat ergeben, dass jeder dritte Deutsche sich bereit erklären würde, die Messergebnisse des Selftrackings mit der Krankenkasse grundsätzlich zu teilen. In dieser Studie namens „Quantified Health“, welche im Dezember 2014 veröffentlicht worden ist, habe man 1000 Deutsche ab einem Lebensalter von 18 Jahren in einem Online-Interview zu folgenden Themen befragt: Motivation, Nutzungsverhalten sowie Befürchtungen bezüglich der Vermessung der eigenen Gesundheit und die Weitergabe der Daten an die Krankenkasse. Aus der Umfrage hat sich ergeben, dass für 32 Prozent der Deutschen grundsätzlich die Bereitschaft der Daten an die Krankenkasse besteht, sofern mit eigenen Vorteilen wie zum Beispiel Beitragsersparnissen, Gutscheinen für privatärztliche Leisungen, Fitness- und Wellness-Wochenenden oder Punktegutschriften nach dem Prinzip des Payback-Systems gerechnet werden kann. Die Mehrheit der Befragten fürchtet allerdings, dass die Beiträge für die Krankenversicherung in die Höhe steigen könnten, sofern die Krankenkasse den wahren Gesundheitszustand des Mitglieds kennt. Prinzipiell sind Gesundheits-Apps von Krankenkassen für die Deutschen vertrauensvoller als Apps von Sportartikelherstellern oder Internetunternehmen, so die Angaben von YouGov.
Vorteile und Nachteile des neuen Trends
Die Vorteile des Selftrackings sind Selbstkontrolle und Motivation. Diese Meinung teilt auch die Bewegungs-und Sportexpertin Simone Rohkohl von der DAK-Gesundheit. Dazu äußert sie sich im Folgenden: „Alle wichtigen Körperfunktionen und Gesundheitsaspekte können kontrolliert werden. Pulsschlag, Blutdruck, Kalorienzufuhr und -verbrauch sind abrufbar und geben Auskunft über die körperliche Verfassung.“ Motivation erhält ein Self-Tracker dadurch, dass er daran erinnert sowie unterstützt wird, sein selbst gestecktes Ziel zu erreichen.
Zusammenfassend sind unter anderem folgende Vorteile aufgeführt:
- Motivation durch einen virtuellen Self-Tracking-Trainer (bei einigen Apps) oder durch Beifall von Freunden, die die Ergebnisse im sozialen Netzwerk verfolgen können
- Austausch mit Gleichgesinnten
- Austausch mit Sportlern sorgt für Wettkampfcharakter
- spielerische Motivation durch das Aufzeichnen kleiner Erfolge
- ständiges Update des Leistungsstandards
- Krankheiten können vorgebeugt und die Gesundheit gefördert werden
Aber auch Nachteile sind festzustellen, weshalb das ständige Aufzeichnen sämtlicher Körperaktivitäten und Vitalwerte kritisch betrachtet werden sollte: der ständige Drang sich von einem Gerät kontrollieren zu lassen, kann zum Verlust des eigenen Körpergefühls und der Selbsteinschätzung führen. Die Fähigkeit, auf seinen Körper zu hören und die eigenen Signale zu achten, kann verlernt werden. Daher warnt die Bewegungs-und Sportexpertin: „Unser Körper weiß sehr gut, was er leisten kann. Wir müssen nur genau hinhören. Frei nach dem Motto: Laufen ohne zu schnaufen.“ Daher der Ratschlag: „Achten Sie also vor allem auf sich selbst statt auf den Tracker.“
Gefahren und Probleme beim Datenschutz
Die Nutzer sollten zudem Apps, die runtergeladen werden, stets mit Vorsicht behandeln, da die Datengrundlage nicht immer eindeutig ist. In den meisten Apps ist unklar, wer alles auf die übermittelten Daten zugreifen kann. Denn beim Selftracking werden persönliche Daten erfasst, die sensibel behandelt werden sollten. Darüber hinaus ist häufig nicht eindeutig, welche Annahmen und Daten den Auswertungen zugrunde liegen. Können beispielsweise medizinische Daten von Laien richtig interpretiert werden? Fragen, die sich Nutzer häufig zu selten stellen und der Gesundheit und Selbstoptimierung zuliebe wahllos Apps runterladen.
Das vermessene Ich – Selbsterkenntnis durch Zahlen
Lebst du schon oder misst du noch? Diese Frage könnte von Jemandem gestellt werden, der nicht zum Selftracking-Anhänger gehört. Fazit: Selbstkontrolle durch Apps und kleinen Geräten kann hilfreich sein, das Messen und Auswerten sämtlicher körperlicher Aktivitäten sollte aber nicht das gesamte Leben bestimmen müssen!
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.