Sind Sie auch frühjahrsmüde? Das hilft!
Rund 60 Prozent der Deutschen leidet unter Frühjahrsmüdigkeit. Zwischen März und Mai trifft es also jeden Dritten. Die gute Nachricht: Nach wenigen Wochen ist der Spuk oft automatisch vorbei. Man kann aber auch selbst eine Menge dagegen tun, nicht mehr so müde und schlapp zu sein. Denn je aktiver Sie sind, desto schneller können Sie der Frühjahrsmüdigkeit „tschüss“ sagen.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist man im Frühling manchmal so müde?
Welche Ursache hat die Frühjahrsmüdigkeit?
Wie äußert sich eine Frühjahrsmüdigkeit? Welche Rolle spielen die Hormone?
Was hilft bei Frühjahrsmüdigkeit?
Gibt es Vitamine oder Mineralstoffe, die helfen können?
Warum ist man im Frühling manchmal so müde?
Viele Menschen berichten nach den ersten warmen Tage, dass sie besonders schlapp sind. Daher der Name Frühjahrsmüdigkeit. Aber Frühjahrsmüdigkeit ist medizinisch keine eigene Diagnose und auch nicht zu messen. Daher gibt es auch kaum Studien dazu. Es handelt sich eher um das Aufeinandertreffen spezieller Umstände, die unser Körper nicht so leicht wegstecken kann. Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen. Daran muss sich der Körper nach dem langen, dunklen Winter erstmal wieder gewöhnen. Viele Menschen möchten nun so schnell wie möglich wieder auf Hochtouren kommen. Wenn das aber nicht gleich klappt, wird das ruckzuck als Frühjahrsmüdigkeit abgestempelt. Man braucht einfach etwas Zeit und ein paar Tricks, um aus dem Tief zu kommen. Auch der veränderter Hormoncocktail im Körper führt einmal zu mehr Aktivität, aber dann auch zu mehr Müdigkeit. Vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck, Wetterfühligkeit, kranke und ältere Menschen leiden darunter.
Welche Ursache hat die Frühjahrsmüdigkeit? Welche Rolle spielen die Hormone?
In den kalten Monaten geht es uns wie manchen Tieren. Wir fallen in einen kleinen Winterschlaf. Das hängt mit dem über Millionen Jahre genetisch verankertem System zusammen, denn früher gab es im Winter weniger Nahrung, also musste auch der Kalorienverbrauch gedrosselt werden. Zusätzlich hat man sich wegen der Kälte ruhig verhalten. Doch auch wenn das heute alles ganz anders ist, der Körper erinnert sich daran. Wenn es wieder heller und wärmer wird, müssen wir uns erstmal umstellen. Man kann sich das so vorstellen: Werden die Tage wieder länger und wärmer, drosselt unser Körper die Produktion des Schlafhormons Melatonin, das müde macht. Dafür schüttet er mehr vom Wach-Hormon Serotonin aus. Denn Melatonin wird im Dunkeln ausgeschüttet, bei Helligkeit wird es abgebaut und man wird wieder fit. Serotonin, das sogenannte Wohlfühlhormon, dagegen braucht für seine Produktion Lichtreize, die man über die Augen aufnehmen muss.
Das Gleichgewicht der beiden Hormone muss wieder geschaffen werden. Während man früher oft dachte, die Frühjahrsmüdigkeit liege an dem Mangel an Vitaminen und Nährstoffen, die man im Winter nicht bekommen hat, weiß man heute, dass die Veränderung dieses Hormonspiegels eine viel größere Rolle spielt. Zusätzlich wird auch der Kreislauf wieder hochgefahren. Durch die Wärme weiten sich die Blutgefäße aus, mehr Blut kann zu den Organen und anderen Körpersystemen transportiert werden. Damit fällt aber auch der Blutdruck ab, wir werden müde. Hinzu kommt, dass wir im Winter überwiegend fettreich mit viel Fleisch und Milchprodukten gegessen haben. Genau dadurch kann unser Säure-Basen-Haushalt ins Ungleichgewicht geraten. Und das hat ebenfalls Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Ein Überschuss an Säuren wirkt sich nämlich auf die Energiegewinnung in den Zellen aus – und ohne Energie haben wir selbst keinen Elan und Schwung.
Wie äußert sich eine Frühjahrsmüdigkeit?
Die meisten Menschen klagen vor allem über Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Bei manchen kommen aber auch Kreislaufbeschwerden, sogar mit Schwindel, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsschwäche hinzu. Viele leiden dazu unter erhöhter Anfälligkeit für Erkältungen, Schlaflosigkeit und Wetterfühligkeit.
Was hilft bei Frühjahrsmüdigkeit?
Um den Ausgleich für die Hormonumstellung zu sichern, ist es besonders wichtig, viel Licht in freier Natur zu tanken. Denn der Neurotransmitter Serotonin wird nur unter Lichteinfluss produziert. Gehen Sie also am besten jeden Tag an die frische Luft, idealerweise 15 bis 30 Minuten. Tragen Sie dabei wenn möglich keine Sonnenbrille, denn das Licht wird über die Netzhaut im Auge aufgenommen, so bildet der Körper viel Serotonin. Das ist auch der Grund, warum die Sonnenbank keine Alternative ist. Außerdem bringen Sie durch die Bewegung Ihren Kreislauf auf Trab. Sport zu treiben ist nämlich ganz wichtig. Mindestens zweimal die Woche sollten es schon 30 Minuten sein. Die Alternative zu einem strammen Spaziergang sind Nordic Walking, Joggen oder Radfahren. Nutzen Sie auch Ihre Mittagspause für einen Ausflug ins Grüne! Selbst ein kleines Sonnenbad hilft. Dazu vor allem Gesicht, Dekolletee und Arme 20 Minuten der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen – dabei das Eincremen mit Sonnenschutz nicht vergessen.
Auch Pfarrer Sebastian Kneipp hatte schon die perfekte Idee, wie man bereits morgens in die Gänge kommt: die Wechseldusche. Das abwechselnde Weiten und Verengen der Blutgefäße hat verschiedene Effekte auf den Körper: Wechselduschen wirken positiv auf Immunsystem, Stoffwechsel, Kreislauf, Wärmeregulierung, das Herz und unsere Laune. Somit sind sie gesund und schenken uns positive Energie. So gehts: Erst warm duschen, danach auf Kalt stellen. Den Strahl erst am rechten Fuß ansetzen, dann langsam vom rechten Bein bis hoch zur Hüfte bewegen. Erst auf der Außen- , dann auf der Innenseite. Dann folgt das rechte Bein, dann die Arme von den Händen bis zur Schulter. Nun nochmal warm, kalt, warm und kalt kurz abbrausen. In der Regel machen wir Wechselduschen zweimal. Die Wechseldusche endet mit kaltem Wasser, also: warm/kalt, warm/kalt. Der Abschluss mit kaltem Wasser sorgt dafür, dass sich die Blutgefässe wieder verengen. Wichtig: Danach für schnelle Wiedererwärmung sorgen, beispielsweise nochmal zehn Minuten ins Bett legen. Bei Herzproblemen bitte aufpassen und die Wassertemperatur nicht zu heiß und zu kalt stellen. Auch das Gesicht nicht vergessen, hier macht kaltes Wasser extra wach. Ein Besuch in der Sauna nutzt diesen Kalt-Warm-Effekt zusätzlich positiv.
Vielleicht schaffen Sie sich auch eine Tageslichtlampe an. Am besten direkt am Morgen nach dem Aufstehen benutzen und idealerweise immer zur gleichen Zeit. Das stabilisiert Ihren Schlaf-Wach-Rhythmus.
In der Naturheilkunde wird das Heilfasten empfohlen. Denn auch ein Organ steht in der Traditionellen Chinesischen Medizin für den Frühling: die Leber. Fließt das Qi der Leber frei, fühlen wir uns fit und ausgeglichen, wenn die Leberenergie stagniert, sind wir müde und antriebslos. Deshalb ist es gut, Schadstoffe, die sich in der Leber befinden, aus dem Körper zu schleusen. Die Leber ist schließlich unser größtes Entgiftungsorgan. Im Prinzip ist der Ablauf einfach. Es gibt 1-3 Entlastungstage, an denen man Gemüse, Reis und Obst isst. Dann folgen die eigentlichen Fastentage, an denen man nur Flüssigkeiten in Form von Tees, Wasser, Gemüse- und verdünnten Obstsäften oder Gemüsebrühen trinkt. Während dieser Zeit werden sämtliche Giftstoffe frei, die unbedingt abgeführt werden müssen, entweder als Einlauf oder durch Abführmittel. Nach 5-7 Tagen ohne feste Nahrung wird das Fasten mit dem traditionellen Apfelessen gebrochen. Wichtig ist, gut und langsam zu kauen. Danach folgen mindestens fünf Aufbautage, die vegetarisch-basisch und ohne Genussmittel wie Kaffee oder Alkohol sein sollten. Fasten sollte man unbedingt in Begleitung des Hausarztes oder nach den Leitlinien der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V. machen. Grundsätzlich helfen aber auch schon kleine Schritte: Allein der Verzicht auf Zucker und Alkohol macht Sie aktiver und fitter.
Gibt es Vitamine oder Mineralstoffe, die helfen können?
Die richtige Ernährung ist bei Frühjahrsmüdigkeit ausschlaggebend. Versorgen Sie Ihren Körper vor allem mit den Vitaminen B, C, D und E. Vitamin B in Vollkornprodukten, Kohl, Pastinaken. Vitamin D in Hering, Lachs, Makrele, Ei, Champignons, Margarine, Goudakäse und Pilzen. Vitamin C finden Sie vor allem in Erdbeeren, Paprika, Zitrusfrüchten und Cramberries. Vitamin E in Oliven-, Raps-, Walnuss und Leinöl. Aber auch Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Kalzium machen fit. Fehlen sie, fühlen wir uns ganz schnell schlapp und fertig. Eisen fördert die Blutbildung, wodurch der Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und man sich fit fühlt. Es steckt vor allem in Spinat, Brokkoli, Kürbiskernen oder Rindfleisch. Fehlendes Magnesium kann dagegen zu Unruhe, Erschöpfung und Kopfschmerzen führen. Deshalb sollten Sie ausreichend Haferflocken, Mandeln, Sonnenblumenkerne, Kartoffeln und Kohlrabi essen. Zink, der das Immunsystem auf Vordermann bringt, steckt vor allem in rotem Fleisch, Kürbiskernen, Fisch und Käse.
Wer zu wenig trinkt, kann sich schlechter konzentrieren, das Blut verliert an Fließgeschwindigkeit, Nährstoffe und Sauerstoff werden schlechter transportiert und man wird müde. Grüner Tee ist übrigens ein perfekter Wachmacher. Er ist nicht nur gesund, das Koffein im Tee hält auch länger an als das im Kaffee.
Wie lange dauert die Frühjahrsmüdigkeit?
Der Körper braucht etwa zwei bis vier Wochen, um sich umzustellen. Dann sollte auch die Müdigkeit verschwunden sein.
Wie kann ich vorbeugen?
Wichtig ist auch Ihre positive mentale Einstellung. Je mehr Sie versuchen, die Abgeschlagenheit zu unterdrücken, mehr Leistung zu bringen, desto größer wird der Druck. Das schadet Ihrem Selbstwertgefühl. Für mehr innere Ausgeglichenheit sorgen regelmäßige Meditationen, Atemübungen und Yoga. Versuchen Sie auch, viel zu lächeln – unterwegs, oder wenn Sie sich im Spiegel anschauen. Denken Sie daran, der Kopf spielt eine wichtige Rolle. Und: Wer das ganze Jahr über für ein hohes Fitnesslevel und ein gesundes Herz-Kreislauf-System sorgt, ist kaum davon betroffen.
Wann handelt es sich um eine Frühjahrsdepression?
Der wesentliche Unterschied ist die Intensität und Dauer. Geht die Frühjahrsmüdigkeit länger als vier Wochen, sollte man einen Arzt aufsuchen und auch mal eine Frühjahrsdepression ansprechen. Die Symptome wie Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Gereiztheit, Schlafstörungen und Selbstzweifel sind dabei viel intensiver. Bekommen alle anderen im Frühjahr bessere Laune und man selbst ist immer noch niedergeschlagen und dauerhaft schlapp, sollte man zumindest mal hellhörig werden. Auch eine echte Depression oder Schilddrüsenfunktionsstörung kann dahinter stecken.
Andrea Rodat ist seit 30 Jahren als Journalistin mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Psychologie tätig. Sie war auch für verschiedene Magazine als Chefredakteurin und Stellvertretende Chefredakteurin verantwortlich. Seit zwei Jahren arbeitet sie als freie Autorin sowie Life und Business Coach. Sie unterstützt seit 2022 auch die Apomio-Redaktion als freie Autorin.