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Stechender Schmerz im Gesicht: Die Trigeminusneuralgie

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. Mai 2017

Plötzliche, stechende und nahezu unerträgliche Schmerzen im Gesicht: Die Trigeminusneuralgie soll mit die schmerzhafteste Erkrankung sein. Dabei leitet ein Hirnnerv falsche Signale weiter und es kommt zu den Beschwerden. Eine Behandlung mit Medikamenten oder ein operativer Eingriff kann den Betroffenen helfen – oft sind psychische Probleme ein Resultat des plötzlichen Schmerzes.  Sie kommen plötzlich, heftig und ohne Vorwarnung: Bei einer Trigeminusneuralgie kommt es zu blitzartigen Schmerzattacken im Gesicht. Sie halten wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten lang an und klingen wieder ab. Bis zum nächsten Anfall können Stunden, Tage, Monate oder auch Jahre vergehen. Ursache für die unangenehme Empfindung ist der sogenannte Trigeminusnerv. Die Symptome treten meist ab dem 40. Lebensjahr auf – Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.

Trigeminusneuralgie: Betroffen sind meist Wangen, Kiefer und Zunge

Der Nervus trigeminus (deutsch: Drillingsnerv) ist der fünfte der zwölf Hirnnerven und entspringt im Gehirn am seitlichen Rand der Brücke. Es gibt einen rechten und einen linken Trigeminus. Jeder teilt sich in drei Äste auf. Der erste Ast führt zu Schläfe, Augenhöhle und Stirn, der zweite zu Oberkiefer und Zunge und der dritte zum Unterkiefer. Der Nerv ist für die Weiterleitung von Empfindungen auf der Hautoberfläche an das Gehirn verantwortlich. Vor allem der zweite und dritte Ast sind meist bei einer Trigeminusneuralgie betroffen. In der Regel treten die Beschwerden nur einseitig auf, lediglich bei etwa fünf Prozent der Fälle ist die Neuralgie beidseitig. Prinzipiell unterscheidet man zwei Formen: die klassische Trigeminusneuralgie und die symptomatische Trigeminusneuralgie.

Klassische und symptomatische Trigeminusneuralgie: Ursachen

Bei der klassischen Trigeminusneuralgie ist ein krankhafter Kontakt zwischen Blutgefäß und Nerv die Ursache für die fehlerhaften Schmerzimpulse. Das Blutgefäß drückt mechanisch auf den Nerv und beschädigt so die Ummantelung (Myelinscheide). Durch den Druck kommt es zu den fehlerhaften Impulsen – das Gehirn geht von einer Schmerzsituation aus und schüttet entsprechende Botenstoffe aus. Die symptomatische Trigeminusneuralgie wird durch eine andere Grunderkrankung verursacht. Etwa bei Multipler Sklerose oder aufgrund von Tumoren im Gehirn kann es zu dem Krankheitsbild kommen. Hier liegt dementsprechend kein Kontakt zwischen dem Blutgefäß und dem Nerv vor – die Anatomie ist an dieser Stelle unauffällig. Die symptomatische Trigeminusneuralgie ist seltener, dafür klagen die Patienten hier oft über Probleme

Symptome: Stechende Schmerzen nach Trigger

Das typische Symptom für diese neurologische Erkrankung sind die blitzartigen und stechenden Schmerzen der Hautoberfläche, in den Kiefern, in den Zähen oder der in der Zunge. Der Schmerz kann in die Wange, die Nase oder die Schläfe ausstrahlen. Die Attacken dauern wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten lang an. In schwerwiegenden Fällen kommen sie bis zu hundert Mal am Tag vor. Zwischen den Schmerzepisoden gibt es meist keine Beschwerden. Bestimmte Auslöser (Trigger) können den Schmerz hervorrufen. Dazu können kalte Lebensmittel im Mund, Kauen, Sprechen, Schlucken oder lediglich eine Berührung der Wange oder ein Windzug ausreichen. Das führt dazu, dass die Betroffenen diese Handlungen aus Angst vor dem Schmerz mehr und mehr meiden. Es kann zu sozialer Isolation, Gewichtsverlust und psychischen Problemen kommen. Depressionen sind häufige Begleiterkrankung der Trigeminusneuralgie.

Behandlung und Diagnose der neurologischen Störung

Sollten die oben beschriebenen Symptome auftreten – auch bei einem einmaligen Vorkommen – sollte ein Arzt aufgesucht werden. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt, liegt bereits der Verdacht einer Trigeminusneuralgie vor, übernimmt ein Neurologe die Untersuchung. Meist kann der Verdacht bereits nach einer gründlichen Anamnese gestellt werden. Im MRT oder einem Schädel CT kann die Struktur des Nervs sowie der Blutgefäße im Schädel überprüft werden. Die klassische Trigeminusneuralgie kann so diagnostiziert werden. Liegt keine anatomische Veränderung vor, wird der behandelnde Arzt Nervenwasser entnehmen und untersuchen um Multiple Sklerose als Ursache der Schmerzattacken auszuschließen. Auch mehrere Scans des Gehirns werden angefertigt, um mögliche Tumore zu entdecken. Die Behandlung der Trigeminusneuralgie richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.

Epilepsie-Medikamente und Operation lindern Schmerzen

Liegt die symptomatische Form vor, muss die Grunderkrankung behandelt werden, damit die Beschwerden nachlassen. Die klassische Form kann entweder medikamentös oder mit einem operativen Eingriff behandelt werden. Welche Behandlung in Frage kommt ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Die Operation birgt – wie jede Operation  - gesundheitliche Risiken. Die medikamentöse Therapie kann dagegen Nebenwirkungen aufzeigen. Zur medikamentösen Behandlung der Trigeminusneuralgie kommen Antiepileptika zum Einsatz. Sie verhindert, dass der fehlerhafte Schmerzimpuls an das Gehirn weitergeleitet wird. Die Dosierung und die Wahl des Mittels sind bei jedem Patienten individuell zu treffen. Dabei wird die Dosierung so hoch gewählt, dass die Nebenwirkungen begrenzt sind aber die Schmerzen ausbleiben. Kommt die Behandlung mit Medikamenetn nicht in Frage (aufgrund von Unverträglichkeiten oder zu großen Nebenwirkungen) kann eine Operation helfen die Schmerzen zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Vorgehensweisen.

Operation: Zerstörung des Nervs oder Dekompression möglich

Die sogenannten perkutanen Verfahren zerstören den Nerv. Dabei wird eine Nadel durch die Haut eingeführt und geht mittels chemischem Präparat, Hitze oder mechanisch den Nerv an. Der Erfolg des Eingriffs liegt bei etwa 90 Prozent. Die Wirkung der Operation kann mit der Zeit nachlassen – nach 10 Jahren sind allerdings noch 60 bis 70 Prozent der Patienten schmerzfrei. Bei der Dekompression wird der Kontaktpunkt von Trigeminusnerv und Blutgefäß gelöst. Dazu muss der Arzt den Nerv freilegen und ein Kunststoffschwämmchen oder ähnliches einführen. Es dient als Puffer zwischen den anatomischen Strukturen. Auch hier lässt die Wirkung nach – zehn Jahre nach dem Eingriff sind noch etwa 70 Prozent der Behandelten schmerzfrei. Auch mittels Strahlung kann der Trigeminusnerv behandelt werden. Vor allem bei Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko ist die radiochirurgische Methode eine gute Alternative. Die Erfolgsaussichten liegen bei 86 Prozent, nach zehn Jahren sind etwa dreiviertle der Patienten beschwerdefrei. Welche Methode in Frage kommt ist individuell mit dem Spezialisten zu besprechen. Eventuell kann begleitend zur ursächlichen Therapie eine psychotherapeutische Maßnahme sinnvoll sein. Denn: Durch die immer wieder auftretenden Schmerzen können sich ein Vermeidungsverhalten und Depressionen entwickeln, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten.

Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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