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Strukturelle Veränderungen im Gehirn als Ursache für Borderline?

2 Kommentare Aktualisiert am 12. Mai 2016

Wenn die innere Anspannung nicht auszuhalten ist: Das Borderline-Syndrom treibt Betroffene an den Rande des Abgrunds. Gefühlschaos und Ängste entladen sich häufig in selbstverletzendem Verhalten und aggressiven Episoden. Forscher glauben nun, eine Ursache für die Persönlichkeitsstörung ausgemacht zu haben. Das Gehirn eines Menschen mit dem Borderline-Syndrom weißt Abweichungen im limbischen System auf. 

„Borderline ist für mich eine Reise ohne Fahrschein und der Kontrolleur naht“, „Borderline bedeutet für mich, dass ich die, die ich liebe verletzen muss“, „Borderline bedeutet ein Kind zu sein, das verzweifelt nach seiner Mutter sucht“ – so beschreiben Betroffene auf der Borderline-Plattform ihr inneres Gefühlsleben. Das Borderline Syndrom gehört zu den Persönlichkeitsstörungen, die durch starke Impulsivität, instabile Emotionen, Stimmungsschwankungen, Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und einer Störung der eigenen Identität einhergeht.

Borderline-Syndrom: Mehrere Faktoren als Ursache

Bei der Entstehung der Persönlichkeitsstörung spielen mehrere Faktoren zusammen. 60% der Betroffenen haben in ihrer Kindheit körperlichen oder sexuellen Missbrauch erfahren. Dadurch „lernt“ der Organismus seine innere Gefühlswelt quasi auszuschalten. Dieser Automatismus bleibt bis ins Jugend- und Erwachsenenalter bestehen und sorgt dann für ein deutlich vermindertes Schmerzempfinden. Erst durch tiefe Schnitte in die Haut oder Brandverletzungen können die Betroffenen überhaupt wieder etwas spüren. Außerdem entlädt sich so die unerträgliche innere Anspannung.

Erfährt ein Kind körperliche oder sexuelle Gewalt, Vernachlässigung oder Verlust eines Elternteils, hat das körperliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns. Durch permanenten Stress verändern sich die Strukturen und die Informationsvermittlung zeigt im Vergleich zu einem „normalen“ Gehirn Abweichungen.

Hirnareale für Emotionsregulation verändert

Bildgebende Verfahren zeigten, dass vor allem die Areale des Gehirns, die für die Regulation von Emotionen verantwortlich sind, bei Borderline-Patienten deutlich verkleinert sind. Dazu gehören die sogenannte Amygdala (auch Mandelkern genannt) und der Hippocampus. Der Mandelkernkomplex wirkt als emotionaler Verstärker. Umgekehrt: Fehlt der Mandelkern, fehlt dem Individuum jegliche Aggressivität, Angst und sämtliche Emotionen sind stark abgeschwächt – ähnlich wie die Empfindungslosigkeit bei vielen Borderline-Patienten.

Auch das Volumen des Hippocampus ist bei Borderline-Patienten vermindert. Diese strukturelle Veränderung kommt auch bei Personen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung vor. Der Hippocampus ist die Schaltzentrale des limbischen Systems. Hier laufen die Informationen verschiedener körperlicher Strukturen zusammen. Der Hippocampus spielt bei der Umwandlung vom Kurz- zum Langzeitgedächtnis eine wichtige Rolle. Bei einem Borderliner ist der Hippocampus um bis zu 16% verkleinert.

Strukturveränderung Ursache oder Folge?

Ob es sich bei den strukturellen Veränderungen im Gehirn um die ursprüngliche Ursache der Persönlichkeitsstörung oder eine ihrer Folgen handelt ist bislang noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass im Gehirn eines Borderliners emotionale Prozesse anders vonstattengehen. Damit lassen sich eventuell die emotionale Überlastung und die extreme innere Anspannung der Betroffenen erklären.

Therapieformen des Borderline-Syndroms

Die gute Nachricht ist, dass eine Therapie vielen Betroffenen hilft den Alltag zu meistern und mit dem emotionalen Chaos zurecht zu kommen. Vor allem zwei Therapieansätze haben sich in den vergangenen Jahren auch dank positiver Studienergebnisse durchgesetzt: Die dialektische behavoriale Therapie (DBT) und die schemafokussierte Therapie (SFT).

Bei der dialektische behavorialen Therapie werden verschiedene Therapieformen kombiniert. Es kommen Einzelgespräche und Gruppensitzungen vor. Im Vordergrund steht die Verhaltenskontrolle des Patienten. Er soll lernen mit seinen Gefühlsausbrüchen, emotionalem Stress und sozialen Fähigkeiten umzugehen. Dabei soll die Stresstoleranz gesteigert werden, sodass es seltener zu Ausbrüchen und Stimmungsschwankungen kommt.

Schematherapie stellt Kindheitserlebnisse ins Zentrum

Bei der schemafokussierten Therapie geht der behandelnde Arzt des gegebenenfalls traumatischen Ereignisses in der Kindheit des Patienten nach. Er versucht mit seinem Patienten das Erlebte zu verarbeiten und in die Lebensgeschichte zu integrieren. Laut dieser Therapie-Theorie hat das misshandelte oder vernachlässigte Kind ein Verhaltens-Schema entwickelt und reagiert dann auch als Erwachsener auf auslösende Situationen mit dem erlernten Schema. Dieses Schema sitzt auf einer tief verborgenen Ebene des Unterbewusstseins und ist nur schwer zugänglich.

Ziel der Therapie ist es, dieses Schema so zu verändern, dass der Betroffene wie ein gesunder Erwachsener auf Situationen reagieren kann, ohne in einem Verhaltensmuster gefangen zu sein.

Therapie bei Borderline ist langwierig

Eine Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung dauert mindestens ein bis 3 Jahre. Zusätzlich zur Psychotherapie können verschriebene Medikamente den Prozess unterstützen und die Symptome der Störung mildern. Die Erfolgsaussichten einer Therapie bei einer rechtzeitig erkannten Borderline Störung sind gut. Nach etwa 10 Jahren gehen die Symptome deutlich zurück und ein Leben mit der Krankheit ist vielen Betroffenen möglich.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

2 Kommentare

Lisa Vogel – Montag, 08. Januar 2018
Liebe Leserin, vielen Dank für Ihren ausführlichen und persönlichen Erfahrungsbericht über das Leben mit dieser psychischen Erkrankung. Wenn Sie merken, dass Sie sich in einer Abwärtsspirale befinden, sollten Sie den Rat eines Experten einholen. In einer Therapie können Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens oder anderen Betroffenen einen individuellen Ansatz erarbeiten und sich austauschen. Für Ihre berufliche und private Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute. Lisa Vogel
Oregano – Freitag, 05. Januar 2018
Guten Tag, ich könnte über mein Leben bereits ein Buch schreiben. Seit über 10 Jahren kämpfe ich mit der Krankheit Borderline, manisch depressiv. Mittlerweile bin ich 50 und habe letzten Sommer, beziehungsweise bereits im Herbst 2016 meinen Lotto 6 er gewonnen. Nach über 15 Jahren bekam ich die Chance einer Festanstellung im Kindergarten. Nun kann ich meinen geliebten Beruf endlich wieder nach meinen Vorstellungen ausüben. Dauernd stehe ich unter Strom und gebe alles. Mache mein Möglichstes. Im Dezember 2017 holte mich meine Überforderung ein und ich musste frühzeitig meinen Schuldienst für das alte Jahr quittieren. Das SVV ist sehr hoch. Ich spüre kaum etwas und möchte mich und meine Umgebung mit gesundem Verstand wahrnehmen. Ab 8.1.18 werde ich wieder als Kindergärtnerin arbeiten. Ich freue mich darauf, obwohl ich enormen Respekt habe, mich wiederum in Schwierigkeiten zu bringen. Ich will meinen Job nicht verlieren. Nun wo ich endlich beruflich angekommen bin. Glücklicherweise habe ich einen sehr verständnisvollen Schulleiter, der mich unterstützt. Nur bis wann?? 10 Jahre habe ich mich in therapeutische Behandlung gegeben, bekam Unterstützung von der Psychiatrie-Spitex, übernahm kleine und grössere Stellvertretungen, hatte Rückschläge, Suizidgedanken, raffte mich wieder auf und bin nun nach einem Jahr der Stellvertretung an demselben Ort seit August 2017 in einer Festanstellung meiner Träume. Ich will mein Glück nicht aufs Spiel setzen; merke aber, dass ich mich unaufhaltsam in eine gefährliche und unwiederkehrende Abwärtsspirale bewege. Medikamentös bin ich gut eingestellt. Nehme diese auch regelmässig, weil ich spüre, dass ich diese momentan brauche. Fluoxetin und Truxal 15 und 50. Was kann ich machen, damit ich meinen geliebten Beruf als Kindergärtnerin nicht endgültig aufgeben muss.? In der Vergangenheit musste ich bereits im Winter 2007 auf Grund eines Burnouts meinen Beruf aufgeben. In der Folge bekam ich über mehrere Jahre keine Anstellung mehr. Im Jahr 1996 verlor ich meine Anstellung in einem kleinen Dorf wegen Umstrukturierung des Kindergartens und Schulsystems. Ich wurde damals genötigt, zu kündigen. Im Vorfeld waren bereits Schwierigkeiten vorausgegangen. Dabei musste ich mir eine Beraterin der PH -Bern zuziehen lassen. leider verlor ich meinen Job trotzdem. Der Verlust der damaligen Stelle war nicht durch mein Verschulden entstanden. Das jeweilige Ausmass danach traf mich psychisch wie physisch besonders hart. Insbesondere ich vorher 6 Jahre erfolgreich und ohne nennenswerten Schwierigkeiten an einem Wirkungsort sehr beliebt war. Mittlerweile kenne ich mich und meinen Körper sehr gut. Ich kenne die Anzeichen der Überforderung. Leider bin ich nach wie vor nicht in der Lage, rechtzeitig STOPP zu sagen. Mein Gefühlsgewitter entfacht sich, ich bekomme Ohrensausen, mir wird es jeden Morgen spei übel, sehe meine Umwelt wie durch einen Nebel, bekomme Schwindelanfälle und der grösste Killer ist die Schlaflosigkeit. Zudem versuche ich durch Alkohol und SVV meine Spannungen zu lösen. Mir ist es voll bewusst, dass ich all dies unterlassen sollte. Ich weiss auch, dass das alles eindeutige Anzeichen eines Burnouts sind und dass ich mich mitten in meiner Krankheit wieder finde. Leider drehe ich mich im Kreis und versuche verzweifelt einen Ausweg zu finden. Ich bin um jede Hilfeleistung dankbar. Herzliche Grüsse eine 50-jährige Kindergärtnerin aus Leidenschaft.

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