Träume - Was sie bedeuten und warum sie so wichtig sind
Träume sind notwendig für unser seelisches Gleichgewicht. Das Gehirn braucht sie für seine Aufräumarbeiten: Die wichtigen Erfahrungen kommen ins Langzeitgedächtnis, unsere Festplatte im Gehirn. Der Rest wird gelöscht. Geträumt wird nur, was uns bewegt. Träume zeigen, wie es uns geht, was uns belastet, wie wir mit etwas umgehen, was wir uns wünschen – ein Kopfkino mit hohem Informationswert. Luzide oder Klarträumer sind Traum-Spezialisten. Sie spüren, wann sie träumen. Sie können sich in den Traum einmischen, schwierige Bewegungsabläufe, z.B. im Sport, üben oder neu mit einem Problem umgehen. Klarträumen kann gelernt werden! Was passiert beim Träumen? Was sagt uns ein Traum? Wie können wir uns Träume besser merken? Wie können wir Klarträume nutzen?
Wann träumt man?
Jede Nacht! Auch wenn man sich nicht erinnert. In der Nacht wechseln sich 4-6-mal Tiefschlaf- und Traumphasen ab. Die Traum- oder REM-Phasen nehmen zum Morgen hin zu. Deshalb träumen wir in den frühen Morgenstunden am meisten.
Was macht der Körper während wir träumen?
Um beim Kopfkino nicht wild um sich zu schlagen, wird der Bewegungsapparat in den Ruhemodus versetzt. Das Einzige, was sich beim Träumen bewegt, sind die zuckenden Augen. Daraus leitet sich das REM ab: Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegung. Bei intensiven Träumen können Puls und Blutdruck ansteigen, die Atmung stärker oder unregelmäßig werden und der Energieverbrauch steigen.
Wo findet Träumen im Gehirn statt?
Um das herauszufinden, wurden Versuchspersonen in Schlaflabors verkabelt oder gebeten, im Kernspintomographen zu schlafen. Manche schliefen tatsächlich ein und ihre Gehirne konnten gescannt werden. Ergebnis war, dass beim Träumen besonders die Hirnareale aktiv sind, die für Gefühle, Sehen und Bewegung zuständig sind. So ist bewiesen, was jeder schon lange weiß: Unsere Träume werden von der Gefühlswelt gespeist. Die Hirnbereiche für geistige Leistungen bleiben weitgehend unbeteiligt.
Was träumen wir?
Für Sigmund Freund, dem Urvater der Psychoanalyse, waren Träume Botschaften aus dem Unbewussten. Die heutige Schlafmedizin misst Träumen dagegen keine Bedeutung als Information aus den unbekannten Tiefen der Seele zu. Für den Traumforscher Dr. Michael Schredl sind Träume Fortsetzung des Alltagslebens. Wir fühlen, denken und erleben im Traum das weiter, was wir tagsüber erleben. Schlafforscher Dr. Björn Walther bekräftigt die These. Seinen Studien zufolge kann man Trauminhalte durch äußere Einflüsse hervorrufen. Badagiert man z.B. den Arm, erhöht es die Wahrscheinlichkeit, von einem gebrochenen oder schweren Arm zu träumen.
Das heißt, dass man auch angenehme Träume erzeugen kann. Vorteilhaft dafür ist eine gute Schlafhygiene, indem z.B. negative Erfahrungen des Tages vor dem Schlafengehen verarbeitet werden: Sei es durch ein Gespräch, die Abreaktion beim Sport oder eine Entspannungsübung. Geträumt wird das, was tief beeindruckt, negativ oder positiv.
Welche Funktionen haben Träume?
Träume haben eine reinigende Wirkung. Das Gehirn kann die Tagesereignisse in Wichtig und Unwichtig sortieren. Wesentliches wird abgespeichert, Unnötiges gelöscht. Es entsteht Platz für neue Erfahrungen. Aus psychoanalytischer Sicht kommen durch die Bilder im Traum verdrängte Seeleninhalte ans Licht und können verarbeitet werden. Ohne Träume leidet unsere seelische Gesundheit. Studien zeigen, dass Störungen in der Traumphase zu Nervosität, Depression und Aggression führen, und zwar schon nach 2 Nächten, wenn man jedes Mal zu Beginn der Traumphase geweckt wird. Wurden die Probanden 2 Wochen lang am Träumen gehindert, zeigten sich eine ausgeprägte Reizbarkeit und Ängste.
Was sagt uns ein Traum?
Auch wenn es ganz spannend erscheint, was die unzähligen Traumdeutungsbücher erklären, letztendlich muss jeder Traum individuell von dem Träumer aus seiner Persönlichkeit und gegenwärtigen Lebenssituation heraus betrachtet und bewertet werden. Dennoch hat der Traumforscher Dr. Michael Schredl 7 Grundmuster und ihre Bedeutungen herausgearbeitet:
Eine Prüfung im Traum soll zeigen, dass man sich nicht ausreichend auf eine Situation vorbereitet fühlt. Fällt man im Traum, kann es ein Zeichen für die Angst sein, alles zu verlieren. Eine Verfolgungsjagd kann auf die Angst vor etwas hinweisen, mit dem man sich nicht auseinandersetzen möchte. Ist man nackt im Traum, fühlt man sich der Situation nicht angemessen und ungeschützt. Zuspätkommen kann die Angst bedeuten, die derzeitigen Aufgaben nicht zu schaffen. Sucht man eine Toilette, kann es heißen, etwas dringend zu wollen, dessen Befriedigung vom Umfeld und den Umständen jedoch erschwert wird. Stirbt im Traum eine nahestehende Person, soll es die Angst bedeuten, ohne diesen Menschen nicht klar zu kommen.
Wie sollten wir bei der Deutung unsrer Träume vorgehen?
Intuitiv und spontan! Keine logischen Verknüpfungen oder Analysen! Wichtig ist, wie man sich im Traum fühlt, z.B. ängstlich, stark, machtlos, angriffslustig usw. Wo kommt dieses Gefühl im wahren Leben vor? Welche Assoziationen gibt es zwischen Traum und Realität? Welche neuen Informationen oder Hinweise gibt der Traum? Kann man Lösungen oder andere Strategien entdecken, mit einer Situation umzugehen? Oder funktioniert im Traum etwas partout nicht, so dass auch in der Wirklichkeit nach Alternativen gesucht werden sollte?
Was hilft, um sich besser an seine Träume zu erinnern?
Ein Traumtagebuch! Es sollte mit einem Stift neben dem Bett bereitliegen. So kann das, was von dem Traum noch in Erinnerung ist, gleich nach dem Aufwachen festgehalten werden.
Was sind luzide oder Klarträume und wie kann man sie nutzen?
In Klarträumen weiß der Träumer, dass er träumt. Er kann sich in das Geschehen einschalten. Menschen mit Alpträumen können hilfreiche Strategien und Verhaltensweisen in ihrem Traum entwickeln und dem beängstigenden Geschehen durch klares Träumen eine positive Wendung geben. Sportler können komplexe Bewegungsabläufe im Klartraum üben und in der Wirklichkeit anwenden. Auch Kondition und Koordination können durch das nächtliche „Training“ verbessert werden.
Wie lernt man Klarträumen?
Der Neurowissenschaftler Martin Dresler rät dazu, ein Traumtagebuch zu führen und grundlegende Motive herauszufinden. Tagsüber stellt man sich das Motiv vor und sagt: „Ich träume jetzt.“ So soll der Schlafende das Motiv das nächste Mal als Traum erkennen. In Reality Checks stellt man sich tagsüber immer wieder die Frage: „Träume ich oder bin ich wach.“ Nach ausreichender Übung wird man sich die Frage auch im Traum stellen. Auch Nase zuhalten ist ein geeigneter Reality Check: Im Wachzustand ist die Luft weg, im Traum atmet man weiter. Oder hochspringen: Träumt man gerade, wird man nicht hinfallen. Um direkt in eine REM-Phase zu kommen, stellt man zu später Stunde nach ca. 5 Stunden Schlaf den Wecker, hält sich eine halbe Stunde wach und sinkt dann direkt in die REM-Traumphase.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.