Tschüss, Make-up – schöne Haut braucht keine Schminke!
Morgens ungeschminkt aus dem Haus gehen? Für viele Frauen ist das absolut unvorstellbar: „Da fühle ich mich ja wie nackt!“ – „Da sehe ich ja unmöglich aus!“ – „Was, wenn ich draußen meinen Traumtypen treffe?“. Weibliches Selbstbewusstsein hört sich anders an, oder? Doch scheint sich da etwas zu tun: Mehr und mehr Frauen haben es satt, ihr natürliches Aussehen hinter Make-up zu verstecken, zeigen ihre kleinen und größeren „Schönheitsfehler“ und tragen damit dazu bei, dass Frauen immer mehr lernen, selbstbewusst zu sich selbst zu stehen – auch dann, wenn sie keine „Naturbeauties“ sind. Wie so oft, machen es uns die Stars vor. Celebrities aus Hollywood und anderswo, aber auch immer mehr bekannte deutsche TV- und Filmfrauen haben einen neuen Trend geschaffen: das „No-make-up-Selfie“. Sängerinnen wie Adele und Alicia Keyes, Filmstars wie Cameron Diaz und Julia Roberts, Models wie Heidi Klum und Gisele Bündchen, deutsche Schauspielerinnen wie Karoline Herfurth und Moderatorinnen wie Katja Burkard und Barbara Schöneberger zeigen sich auf meist selbstgemachten Fotos der Welt so, wie sie nun mal sind – und sind manchmal ohne Make-up kaum zu erkennen. Oder können Sie sich vorstellen, wem Lady Gaga morgens nach dem Aufstehen im Spiegel begegnet?
Die „ungeschminkte Wahrheit“
Als „Natural Beauties“ grüßen diese Frauen von allen möglichen Bild- und Smartphoneschirmen und rufen uns zu: Schaut her, wir sind wie ihr – alles andere als perfekt, mit Makeln und Pusteln und Fältchen und Sommersprossen wie jede Frau. Und sind wir nicht trotzdem wunderschön? Nun ja – bei manchen „Naturschönheiten“ helfen uns gewöhnlichen Sterblichen solche Botschaften wenig, denn manche Stars sehen auch „ganz ohne“ überirdisch schön aus. Böse Zungen behaupten zudem, dass auf einigen angeblich ungeschminkten Gesichtern perfekt aufgetragenes „Nude“-Make-up den Anschein erweckt, als handele es sich da um ein ganz und gar naturbelassenes Antlitz. Doch in vielen Fällen darf man durchaus glauben, was man vor sich hat: eine zwar prominente, doch gänzlich „normal“ aussehende Frau. Eine wie z.B. die Musikerin Alicia Keyes, die sich im vergangenen Jahr sogar auf dem roten Teppich ungeschminkt zeigte. „Ich möchte nichts mehr überdecken. Nicht mein Gesicht, nicht meinen Geist, nicht meine Seele, nicht meine Gedanken, nicht meine Träume, nicht meine Anstrengungen, nicht meine emotionale Entwicklung“, so ihr Kommentar dazu. Schlicht und schön – und nicht zuletzt auch eine Anregung, der Haut eine Gesundheitskur zu gönnen!
Was macht Schminke eigentlich mit der Haut?
Grundierung, Make-up, Puder und Rouge, Lippenstift, Lidschatten und Mascara – viele Frauen greifen Tag für Tag tief in den Farbkasten und tragen dabei gerne auch mal richtig dick auf. Die ungeschminkte Wahrheit lautet hier: Weniger ist mehr – wer´s übertreibt, schadet seiner Haut mit hoher Wahrscheinlichkeit. Und auch auf die Kosmetikprodukte selbst kommt es an, denn viele Inhaltsstoffe stehen zumindest in Verdacht, Schäden in der Haut anzurichten oder vielleicht sogar andere schwere Erkrankungen auszulösen. Eine Menge Frauen, die sich seit vielen Jahren regelmäßig schminken, haben das schon erlebt: Plötzlich erscheinen rote Bläschen im Gesicht, die auch noch unangenehm jucken. Dabei handelt es sich dann oft um die sogenannte „periorale Dermatitis“, also eine Hautentzündung im Bereich von Nase und Mund (perioral = um den Mund herum). Diese Erkrankung wird auch „Stewardessenkrankheit“ genannt, da sie sich besonders häufig bei Frauen zeigt, die sich schon berufsbedingt täglich aufwändig zurechtmachen. Die unangenehmen Pusteln und Entzündungen entstehen durch eine anhaltende „Überpflege“ der Haut, die dazu führt, dass sich die Hautzellen nicht mehr eigenständig regenerieren können. Neben dem Zuviel an Pflege sind auch viele Inhaltsstoffe in Kosmetika weitere Stressfaktoren für die Haut. Bei bis zu 20 verschiedenen Substanzen, die in einem einzigen Produkt stecken können, sind einige potenzielle Übeltäter dabei, vor allem hormonell wirkende Chemikalien wie die bekannten, in Verruf geratenen Parabene. Sie werden in vielen Kosmetika als Konservierungsmittel genutzt. Zwar hat das Institut für Risikobewertung (BfR) Parabene zumindest innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerteals unbedenklich eingestuft. Doch viele Experten und Wissenschaftler sind anderer Ansicht: Ihnen zufolge können Parabene verschiedene Erkrankungen und Funktionsstörungen auslösen. Dass Parabene zumindest „nicht ohne“ sind, darauf weist eine gesetzliche Regelung in unserem Nachbarland Dänemark hin: dort sind die chemischen Wirkstoffe in Produkten für die Kinderpflege verboten.
Viel Schminke - viel Schaden
Nicht wenige Make-up-Produkte enthalten zudem Konservierungsstoffe, die Formaldehyd freisetzen, einen Stoff, der bekanntlich krebserregend wirken kann. Diverse bedenkliche Giftstoffe wurden bereits in Kosmetika gefunden. Von Silikonen und Paraffinen, sehr häufigen Inhaltsstoffen in Schminkprodukten, weiß man, dass sie sich im Organismus anreichern und dort diverse Schäden anrichten können. Belegt ist auch, dass synthetische Farb- und Duftstoffe vielfach Allergien auslösen. Und was noch erschwerend hinzukommt: Die möglicherweise krank machenden Substanzen gelangen beim Schminken über die Schleimhäute besonders leicht in den Körper. Wer trotz dieser Nachteile auf Mascara, Puder und Co. nicht verzichten mag, sollte zumindest die Augen offen halten und sich sehr genau anschauen, welche Stoffe im bevorzugten Produkt stecken. Bei vielen tausend Substanzen, die zum Teil kaum zu identifizierende Namen haben, ist das alles andere als leicht. Viele Inhaltsstoffe sind noch nicht einmal ausreichend erforscht, wieder andere werden erst vom Markt genommen, wenn sich herausgestellt hat, dass sie schon jahrelang von ahnungslosen Verbrauchern benutzt wurden. Um noch mehr auf Nummer Sicher zu gehen, sollte Frau zu zertifizierter Naturkosmetik greifen. Man kann über das Internet oder durch einen Anruf bei der Verbraucherzentrale recht einfach herausfinden, ob ein Naturkosmetik-Siegel auf der Packung seriös ist oder nicht. Echte Naturkosmetik enthält weder Silikone und Paraffine noch hormonell wirkende Parabene. Allergieauslösende Duftstoffe können allerdings auch sie enthalten. Die sicherste Methode ist zweifellos: Gar nicht mehr oder nur noch sehr sparsam schminken.
Also doch lieber auf die Schönheit der Natur setzen?
Wer sich gerne dem täglichen Schminkdiktat verweigern will, aber dennoch glaubt, dass die Natur nicht freigebig genug war und die eigene Schönheit für ein Make-up-freies Leben nicht ausreicht, kann es auch mit einigen kosmetischen Tricks und Kniffen versuchen. Es gibt sehr einfache und dennoch wirkungsvolle Methoden, die die natürliche Ausstrahlung stärken, für einen frischen Teint und ein insgesamt ansprechendes Gesicht sorgen. Eine tägliche gute Feuchtigkeitspflege ist natürlich das A und O. Dazu braucht die Haut auch reichlich Feuchtigkeit von innen – also ausreichend trinken: mindestens 1,5 Liter am Tag, bei Hitze auch mehr. Morgens sollte man das Gesicht mit eiskaltem Wasser abwaschen, das ist nicht nur ein effektiver Wachmacher, sondern regt auch die Durchblutung an. Kombiniert man diese Basis-Maßnahmen dann noch mit einem wöchentlichen Peeling, hat man schon das Wesentliche für eine glatte und gut durchblutete Gesichtshaut getan, sodass der Hautton immer frisch, rosig und gesund aussieht. Viele Frauen schwören zusätzlich auf einen Hauch Selbstbräuner im Gesicht, der schnell und unkompliziert für einen gesunden Natural-Look sorgt. Alternativ kann auch ein leichter Mineralpuder einen „sonnigen“ Teint zaubern.
Strahlende Augen ganz ohne Mascara
Ganz elementar für ein ansprechendes Gesicht sind gut geformte und nicht zu buschige Augenbrauen. Wer´s nicht alleine hinbekommt, findet Hilfe bei der Kosmetikerin. Sie weiß, welche Brauenform sich am besten eignet und kann die Augenbrauen schmerzfrei in die gewünschte Form bringen. Perfekt geschwungen, konturieren die Brauen das ganze Gesicht und lassen die Augen größer und ausdrucksvoller wirken. Besonders strahlende Augen hat man, wenn man das Weiße in den Augen mit speziellen Tropfen aufhellt. Sie enthalten sogenannte Weißmacher, die kleine Rötungen verschwinden lassen. Allerdings sollten diese Augentropfen nur selten und wenn, dann auch nur in akuten „Notfällen“ verwendet werden, da sie sonst leicht zu einer Bindehautentzündung führen können. Letzte Hürden: Augenringe und geschwollene Augen. Den dunklen Ringen rückt man mit einer aufhellenden Creme zu Leibe, bei Augenschwellungen greift man am besten zu Großmutters Hausmittel: Einfach einen Beutel schwarzen Tee oder Kamillentee in heißes Wasser und danach für einige Minuten ins Gefrierfach geben, anschließend auf die geschlossenen Lider legen. Die im Tee enthaltenen Gerbstoffe und die Kühle haben einen zusammenziehenden Effekt auf die Gefäße, sodass Schwellungen und Augenringe gemindert werden. Nicht zu unterschätzen für eine natürlich schöne Erscheinung sind auch die Zähne! Sind sie gerade und schön weiß, sehen wir beim Lächeln gleich viel gesünder, jünger, strahlender und sympathischer aus. Also immer auf optimale Zahnhygiene achten!
Micro Needling – kleine Nadelstiche für die Schönheit
Wem das alles nicht genügt, der könnte es mit Micro Needling probieren – das geht auch zu Hause. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Verjüngung der Haut und zur Bekämpfung einiger ästhetischer Hautprobleme. Ein sogenannter Dermo-Roller, auf dem feinste Nädelchen befestigt sind, wird über die Problemzonen der Haut geführt. Dadurch entstehen in den tiefen Hautschichten winzige Löcher, wodurch Pflegeprodukte besser in die Haut eindringen und ihre Wirkung entfalten können. Zudem stimuliert Micro Needling die Zellen; das regt die Durchblutung an, fördert die Regeneration der Haut und aktiviert die Erneuerung der Hautzellen. Außerdem werden dadurch Kollagen und körpereigene Hyaluronsäure neu gebildet. So kann Micro Needling für ein besseres Hautbild durch straffe, glatte Haut und feinere Poren sorgen. Im Gegensatz zum Effekt bei anderen Verfahren wird die Haut durch Micro Needling nicht dünner, sodass der Schutz vor schädigenden Einflüssen von außen bestehen bleibt und es nicht zu Rötungen und Reizungen der Haut kommt. Auch werden bei dieser Methode keine künstlichen Stoffe in die Haut eingebracht, vielmehr verändert und erfrischt sich die Haut durch das stimulierende Einwirken der feinen Nädelchen quasi von selbst. Da die Nadeln für die Anwendung zuhause nur 0,2 mm bis maximal 1,5 mm lang sind, gilt Micro Needling zum Selbermachen als ungefährlich. Nur wer unter starker Akne oder sehr empfindlicher Haut leidet, sollte sich nicht eigenständig an die Nadeln heranwagen. Unser Fazit: Frauen können auch ganz ohne Kosmetiktöpfchen, -tiegelchen und -tuben viel für ein gutes Aussehen tun. Manche Frauen brauchen vielleicht eine Weile, bis sie sich ganz selbstverständlich ungeschminkt in die Öffentlichkeit „wagen“ – und ihre natürliche Schönheit allen zeigen. Nicht wenigen Männern gefallen „naturbelassene“ Frauen übrigens grundsätzlich besser. Also: nur Mut zur ungeschminkten Wahrheit!
Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.