Verhütung für den Mann: Vasalgel besteht erste Tests
Verhütung ist Frauensache. Das ist sowohl bei Paaren als auch bei Singles zum größten Teil so. Doch nun soll eine neue Methode der Empfängnisverhütung auf den Markt kommen, die für Männer eine hormonfreie Langzeitverhütung möglich macht: Das Vasalgel. Arm an Nebenwirkungen und für mehrere Jahre anwendbar könnte die Methode Pille, Spirale und Co ablösen und Männern mehr Eigenbestimmung in Sachen Verhütung bescheren. Keine einzige ungewollte Schwangerschaft und kaum Nebenwirkungen: Das ergab eine zweijährige Studie der University of California und der Parsemus Foundation über ein neues Verhütungsmittel. Die Besonderheit: Das Vasalgel ist eine hormonfreie Langzeitverhütung für den Mann. Pille, Spirale und Co sind darauf ausgerichtet eine Empfängnis bei der Frau zu verhindern. Dem starken Geschlecht stand neben dem Gebrauch von Kondomen bislang nur die Vasektomie als zuverlässige Verhütungsmethode zur Verfügung.
Ohne Sperma keine Befruchtung
Wo kein Sperma, da keine Befruchtung. Auf diesem Prinzip basiert die Verhütung mittels Vasalgel. Sperma besteht aus Abermillionen Spermien (Samenzellen), Eiweißen, Fructose und Hormonen. Die Bestandteile des Spermas werden in der Samenblase, der Prostata, den Cowper-Drüsen und den Nebenhoden produziert. Die fruchtbaren Samenzellen stammen vor allem aus Samenblase (ca 70 Prozent), aus der Prostata (ca 20 Prozent) und aus den erbsengroßen Cowper-Drüsen (ca 10 Prozent). Über den Samenleiter gelangen die fruchtbaren Zellen in den Penis und werden beim Orgasmus (Ejakulation) abgegeben. Etwa die Hälfte der bis zu 40 Million Spermien erreicht bei einem Erguss die Gebärmutter – ist ein reifes Ei vorhanden, findet die Befruchtung statt und neues Leben entsteht.
Verhütung mit Vasalgel: Polymer verschließt Samenleiter für Spermien
Das Prinzip der neuartigen Methode ist simpel: Das Gel (ein Polymer) wird mittels Injektion in den Samenleiter gespritzt. Dort setzt es sich an die Wände des Leiters an und verschließt ihn. Das Gebilde funktioniert dabei wie ein Sieb: Flüssigkeiten können passieren, die Spermien finden keinen Durchlass. Dadurch bleibt die Fähigkeit zu ejakulieren erhalten, die fruchtbaren Spermien finden allerdings keinen Weg in den weiblichen Körper. Die Samenzellen bleiben an der künstlichen Barriere zurück und werden anschließend vom Körper nach und nach abgebaut. Dadurch entstehen kaum Nebenwirkungen. Wie lange genau die Wirkung des Vasalgels anhält, ist noch nicht klar. Die Forscher vermuten, dass das Polymer bis zu zehn Jahre lang im Körper verbleiben kann und so ungewollte Schwangerschaften verhindert. Entscheidet sich der Mann doch dazu Nachwuchs zu zeugen, kann ihm ein Lösungsmittel aus Bikarbonat in den Samenleiter injiziert werden. Die Barriere löst sich auf und wird ausgeschieden. Nach etwa drei bis acht Monaten ist die Fruchtbarkeit wieder voll umfänglich hergestellt.
Männer und Verhütung: Kondome und Vasektomie
Bisher hatten Männer nur zwei Möglichkeiten der Verhütung: Kondome oder eine Vasektomie. Beim Gebrauch von Kondomen passieren häufig Anwendungsfehler, sodass es immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften kommt. Bei einer Vasektomie wird der Samenleiter durchtrennt und der Patient wir unfruchtbar. Dieser Eingriff ist in den meisten Fällen nicht umkehrbar und kommt daher nur in Frage, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Alle anderen Verhütungsmittel richten sich an Frauen. Sie sind dafür konzipiert eine Befruchtung im weiblichen Körper zu verhindern. Die Pille ist das meist genutzte Verhütungsmittel. Es wird geschätzt, dass bis zu 70 Prozent der jungen Frauen zwischen 20 und 30 Jahren mit der Anti-Baby-Pille verhüten. Dabei haben die Präparate zum Teil gravierende Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Akne, Depressionen und Stimmungsschwankungen kommen vor.
Pille für den Mann kam nicht auf den Markt
Seit Jahren wird daher an einer Methode der Verhütung für Männer geforscht. Sie ermöglicht Männern einen größeren Einfluss auf die Verhütung und die Familienplanung. In einer Partnerschaft könnte die Frage, wer sich um die Verhütung kümmert zumindest diskutiert werden. Doch alle bisherigen Versuche sind gescheitert. Zuletzt testeten Forscher eine Verhütungsspritze für Männer. Durch die enthaltenen Hormone traten Nebenwirkungen wie Akne, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme auf. Die Studie wurde daraufhin abgebrochen – die Nebenwirkungen seien nicht vertretbar.
Vasalgel in einigen Jahren erhätlich?
Das Vasalgel könnte Abhilfe schaffen. Die Tests der Verhütungsmethode an Kaninchen und Affen waren erfolgreich. Der nächste Schritt ist der Versuch an menschlichen Probanden. Die US-amerikanische Non-Profit Organisation will die Methode in drei bis fünf Jahren einem breiten Markt zugänglich machen. Finanziert wird das Projekt durch Spenden und Sponsoren. Ob eine Einführung flächendeckend erfolgen wird ist fraglich. Seit Jahrzehnten verdienen die Pharmaunternehmen an dem Vertrieb von Pille und Co. Die neue Methode verspricht durch die langjährige Wirkung kostengünstig und effektiv zu sein. Die Forschung der Industrie in diese Richtung hält sich daher stark in Grenzen.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.