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Vorhautverengung: Symptome und Behandlung der Phimose

1 Kommentar Aktualisiert am 21. Februar 2017

Was bei Jungen bis zur Pubertät normal ist, kann einem erwachsenen Mann durchaus Beschwerden bereiten. Mit steigendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Vorhautverengung. Sie kann zu schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Probleme beim Wasserlassen und zu Infektionen des Penis führen. Lesen Sie hier, wann eine Vorhautverengung behandelt werden muss und welche Möglichkeiten der Patient hat.  Die Vorhaut (Präputium) ist die Haut über der Peniseichel. In der Embryonalphase sind Vorhaut und Eichel miteinander verklebt. Die Vorhaut verhindert so, dass Keime an die empfindliche Hautpartie gelangen. Bereits kurz vor der Geburt beginnt sich die Vorhaut zu lösen. Allerdings braucht dieser Vorgang seine Zeit und kann bis mehrere Jahre nach der Geburt noch nicht vollständig abgeschlossen sein. Daher ist eine Vorhautverengung (Phimose) – genauer gesagt eine nicht restlose Lösung des Präputiums von der Eichel – bei Jungen bis zum Ende der Pubertät völlig normal und bereitet meist keine Probleme (primäre Phimose). Lässt sich die Haut bei Kindern – etwa beim Waschen oder beim Gang auf die Toilette – nicht vollständig über die Eichel schieben, besteht kein Grund zur Sorge. Nur wenn der Junge dabei Schmerzen empfindet oder das Wasserlassen unangenehm ist, kann ein medizinisches Problem vorliegen.

Vorhautverengung beim Mann: Schmerzen beim Sex

Erst wenn Mann sexuell aktiv wird, kann es durch die Verklebung zu Behinderungen und schmerzen kommen. Ist die Vorhaut verengt, kann sie beim erigierten Penis nicht ganz (relative Phimose) oder gar nicht (absolute Phimose) über die Eichel geschoben werden. Schmerzen sind die Folge. Dies ist oft das erste Symptom, das bemerkt wird. Außerdem kann es beim Wasserlassen zu einer Anstauung des Urins kommen. Dadurch kann sich die Vorhaut wie ein Ballon aufblähen und es dauer lange, bis die Flüssigkeit komplett abgelassen wird. Der Strahl ist dadurch sehr schwach und kann durch die enge Vorhaut seitlich abgehen. Außerdem kann es zu Juckreiz und Infektionen an der Penisspitze kommen. Denn durch die verengte Vorhaut lässt sich der Penis nur schwer waschen und pflegen. Infektionen können eine Folge sein. Die richtige Intimhygiene ist wichtig. Sollten diese Symptome auftreten, darf die Vorhaut keinesfalls gewaltsam über die Eichel geschoben werden. Dadurch können Verletzungen entstehen und die daraus resultierenden Vernarbungen können die Phimose weiter verstärken.

Phimose Ursachen: Vernarbungen nach Entzündungen

Die erworbene (sekundäre) Phimose entsteht vor allem durch Vernarbungen am Gewebe des Penis. Sie entstehen in Folge von Entzündungen und kleinen Verletzungen an Eichel und Vorhaut. Bei etwa 80% der Betroffenen liegt eine Hautkrankheit vor, der sogenannte Lichen sclerosus. Hierbei richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und die Hautzellen im Bereich der genitalen Schleimhäute verhärten sich. Bei einer Vernarbung ist manchmal ein weißlicher Ring um die Vorhautöffnung zu erkennen. Sollten obengenannte Symptome auftreten ist ein Urologe der richtige Ansprechpartner. Er kann mittels Patientengespräch (Anamnese) und körperlicher Untersuchung die Vorhautverengung diagnostizieren. Er wird versuchen die Vorhaut von der Eichel zu lösen. So kann er die richtige Therapie veranlassen.

Therapie der Vorhautverengung: Kortison oder OP?

Bis zum Abschluss der Pubertät ist eine Phimose meist nicht krankhaft und muss nur dann behandelt werden, wenn Schmerzen oder Komplikationen auftreten. Im Erwachsenenalter muss die Vorhautverengung behandelt werden. Eine nicht-operative Methode ist die Behandlung mit Kortison-Salbe. Vor allem bei leichten Vernarbungen oder Verklebungen kann sie ohne Nebenwirkungen oder Komplikationen angewandt werden. Die Salbe wird zweimal täglich auf die Vorhaut aufgetragen. Nach und nach kann versucht werden, die Vorhaut leicht zurück zu schieben – allerdings nur so weit es ohne Schmerzen und Gewalt möglich ist. Bis zu acht Wochen lang kann die Salbe angewendet werden. Etwa 75 % der Patienten berichten von einer Verbesserung der Symptome. Allerdings kann die Phimose bei dieser Art der Behandlung wiederkehren. Eine Vorhautverengung kann auch operativ behandelt werden. Dabei wird der Penis des Betroffenen beschnitten. Die Vorhaut kann durch den operativen Eingriff entweder komplett oder zum Teil entfernt werden. Wird die Vorhaut komplett entfernt, liegt die Eichel frei und die Phimose kann nicht wieder auftreten. Allerdings birgt der Eingriff Risiken (siehe unten). Wir das Präputium nur teilweise entfernt, kann gegebenenfalls wieder eine Phimose auftreten. Außerdem kann die Vorhaut auch eingeschnitten und anschließend gedehnt werden. Dabei bleibt das Gewebe komplett erhalten. Die Risiken und der Erfolg der verschiedenen OPs sind je nach Patienten unterschiedlich. Betroffene sollten sich deshalb eingehend mit dem behandelnden Urologen über alle Möglichkeiten unterhalten.

Paraphimose: Vorhaut schnürt der Eichel Blut ab

Eine spezielle Form der Vorhautverengung ist die Paraphimose. Sie bezeichnet den Zustand, wenn eine verengte Vorhaut über die Eichel geschoben wurde und nicht wieder in die Ausgangssituation zurück gebracht werden kann. Dadurch drückt die Vorhaut das Blut ab und die Eichel schwillt an. Dies geschieht vor allem beim Waschen oder dem Geschlechtsverkehr. Es muss sofort versucht werden die Vorhaut wieder über die Eichel zu schieben. Funktioniert das nicht, handelt es sich um einen urologischen Notfall der sofort ärztlich behandelt werden muss. Wird dieser Zustand nicht rechtzeitig behoben, kann das Gewebe absterben. Der Urologe wird versuchen die Schwellung aus dem Penis auszumassieren sodass die Vorhaut wieder in die ursprüngliche Position gebracht werden kann. Ist dies nicht möglich, ist eine operative Entfernung des Präputiums meist der nächste Schritt. Die Vorhaut kann auch eingeschnitten oder nur teilweise entfernt werden. Auch hier ist eine genau Absprache der Risiken und der Erfolgsaussichten mit dem behandelnden Arzt nötig.

Phimose-Operation: Risiken

Bei der Operation der Phimose gibt es einige Risiken, die nicht missachtet werden sollten. Eine gesamte Entfernung der Vorhaut (Zirkumzision) kann zu Blutungen, der Bildung von Geschwüren und einer Verengung der Harnröhrenmündung kommen. Außerdem kann es wie bei jeder Operation zu Infektionen kommen. Eine teilweise Entfernung der Vorhaut (Präputiumsplastik) ist weniger gefährlich, da weniger Gewebe entfernt wird. Der Eingriff gilt als weniger schwierig und weniger schmerzhaft. Wie viel der Vorhaut dabei entfernt wird, obliegt meist dem Operateur. Dennoch sollte es möglich sein, persönliche Wünsche vorzubringen – es handelt sich immerhin um einen Eingriff am männlichen Geschlechtsorgan. Vor allem bei Kindern sollte von einer Operation aufgrund einer Phimose abgesehen werden. Mit der Zeit kann sich die Vorhaut selbst lösen. Prinzipiell sollte bei nicht akuten Fällen erst eine konservative Behandlung ausprobiert werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

1 Kommentare

David – Montag, 19. April 2021
Danke für diesen Artikel. Bei den Behandlungsmöglichkeiten könnte womöglich noch auf die Triple Inzision eingegangen werden. Diese ist eine, zu unrecht, oft außer acht gelassene operative Behandlungsmöglichkeit, die unbedingt noch vor einer Amputation (Beschneidung) angewendet werden sollte. Das Gewebe wird hier an drei Stellen der Verengung längs eingeschnitten und dann quer vernäht um die verengte Stelle zu weiten. Diese Methode ist enorm Risikoarm und erhält das gesamte Praeputium, einschliesslich des hochsensiblen gefurchten Bandes, welches eine Art Schließmuskel darstellt.

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