Walken, Schwimmen, Yoga – diese Sportarten sind nach einem Bandscheibenvorfall geeignet
Etwa 80 Prozent der Deutschen sind mindestens einmal in ihrem Leben wegen Rückenbeschwerden in ärztlicher Behandlung. Häufig kann ein Bandscheibenvorfall die Ursache für die Schmerzen sein. Über Definition, Häufigkeit und verschiedenen Therapieformen informieren wir im Folgenden. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob Sport bei einem Bandscheibenvorfall erlaubt ist.
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Inhaltsverzeichnis:
- Definition Bandscheibe und dessen Funktion
- Definition Bandscheibenvorfall
- Bandscheibenvorfall: Welche Altergruppe ist besonders gefährdet?
- Was sind die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls?
- Risikofaktoren - Wer ist am häufigsten gefährdet?
- Was sind die Symptome eines Bandscheibenvorfalls?
- Wie kann man einen Bandscheibenvorfall vorbeugen?
- Wie lässt sich ein Bandscheibenvorfall behandeln?
- Ist Sport erlaubt?
- Wann kann wieder Sport betrieben werden?
Definition Bandscheibe und dessen Funktion
Eine Bandscheibe (lateinisch Discus intervetrebralis), ist eine sogenannte Zwischenwirbelscheibe und die Bezeichnung für die knorpelige Verbindung zwischen zwei Wirbelkörpern.1
Bandscheiben verbinden die Wirbelkörper flexibel miteinander und tragen zu ihrer Beweglichkeit bei.2 Darüber hinaus übernehmen Bandscheiben die Funktion eines elastischen Puffers.3
Eine Bandscheibe besteht aus einem bindegewebigen und knorpeligem äußeren Ring (Anulus fibrosus) und einem inneren Gallertkern (Nucleus pulposus). 4
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Definition Bandscheibenvorfall
Abnutzung und Altersvorgänge an der Wirbelsäule können sich in vielfältigen Erscheinungsformen äußern: akuter Rückenschmerz (Hexenschuss), chronischer Rückenschmerz und Bandscheibenvorfall.5
Unter einem Bandscheibenvorfall versteht man die plötzlich oder langsam auftretende Verlagerung des gallertartigen Kerngewebes der Bandscheibe durch Risse in deren Faserring.6 Diese Verlagerung kann dazu führen, dass Druck auf das Rückenmark (Spinalkanaleinengung) oder auf die austretenden Nerven des Rückenmarks (Spinalnerven) ausgeübt wird und Schmerzen verursacht werden.7
Manchmal ist ein Bandscheibenvorfall so gering ausgeprägt, dass dieser über Jahre unbemerkt und stumm bleibt, weshalb eine Vielzahl von Menschen beschwerdefrei leben kann.8
Bandscheibenvorfall: Welche Altersgruppe ist besonders gefährdet?
Ein Bandscheibenvorfall ist am häufigsten im Bereich der Lendenwirbelsäule (90%) lokalisiert und kommt zwischen dem 30. Und 50. Lebensjahr besonders oft vor.9 Deutlich seltener tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule, zwischen dem 40. und 60. Lebensalter, auf (9,8 %) und in noch weniger Fällen in der Brustwirbelsäule. 10
Was sind die Ursachen eines Bandscheibenvorfalls?
Ein Bandscheibenvorfall wird durch viele Faktoren begünstigt: Bewegungsarmut einerseits und dauernde Fehlhaltungen andererseits fördern die Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben. Lang andauernde Zwangshaltung am Arbeitsplatz, zum Beispiel an Bildschirmarbeitsplätzen und bei Berufskraftfahrern oder häufiges schweres Heben, führen zu einer Fehl- oder Überbelastung der Wirbelsäule. 11 Sobald der Faserring der Bandscheibe den dauerhaften Belastungen nicht mehr stand hält, reißt dieser ein und der Gallertkern (Nucleus pulposus) drängt hindurch. 12
Risikofaktoren – Wer ist am häufigsten gefährdet?
Besonders anfällig für einen Bandscheibenvorfall sind übergewichtige Menschen und Personen, die hauptsächlich sitzende Tätigkeiten ausüben. 13 Eine weitere Risikogruppe sind Schwangere. 14 Auch sind häufig Menschen mit einer nicht trainierten Rückenmuskulatur betroffen.15
Was sind die Symptome eines Bandscheibenvorfalls?
Der Grad der auftretenden Symptome wird in der Regel durch die Größe und Lokalisation der Bandscheibenverlagerung bestimmt: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule geht typischerweise mit blitzartigen Kreuzschmerzen (auch Lumbago genannt) einher, welche vor allem nach schwerem Heben oder abrupter Bewegung zustande kommen können. 16 Diese Schmerzen können sich durch Husten, Niesen oder Pressen verschlimmern. Der sogenannte Ischiasschmerz ist ein akuter, vom Rücken über das Gesäß bis zum Fuß ausstrahlender Schmerz, der sich beim Anheben des gestreckten Beines aus der Rückenlage verstärken kann. 17 Man spricht vom Laségueschem Zeichen. 18 Zusätzlich können Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribben, Ameisenlaufen) und Reflexausfälle nachgewiesen werden. 19 Bei sehr starkem Druck auf die Nervenwurzeln sind auch Lähmungserscheinungen im Versorgungsgebiet der betroffenen Nerven möglich; in diesem Fall kann zum Beispiel der Fuß nicht mehr aktiv angehoben werden. 20 Selten kann auch eine Lähmung der Blase auftreten, bei der die Harnentleerung gestört ist. 21
Unter ungünstigen Umständen können bei einem Bandscheibenvorfall unter anderem Komplikationen auftreten, wodurch eine irreversible Druckschädigung von Nervenwurzeln (sogenannter Wurzeltod) zu einer Querschnittslähmung führen kann. 22
Wie kann man einen Bandscheibenvorfall vorbeugen?
Grundsätzlich gibt es kein wirksames Mittel, welches uns davor bewahren kann, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Durch ein Training der Rücken, -sowie Bauchmuskulatur kann das Risiko jedoch gemindert werden. 23 Ebenfalls ist eine richtige Haltung bei Tätigkeiten im Berufsleben sowie in der Freizeit von besonders großer Wichtigkeit. 24 Schwere Gegenstände sollten zum Beispiel immer aus der Hocke mit gestrecktem Rücken angehoben werden, um den Rücken nicht unnötig zu belasten. 25
Wie lässt sich ein Bandscheibenvorfall behandeln?
Bei einem Bandscheibenvorfall können verschiedene konservative Therapieformen zum Einsatz kommen. Zunächst ist Ruhigstellung und Bettruhe wichtig. Die Gabe von schmerzlindernden, entzündungshemmenden und muskelentspannenden Medikamenten kann Abhilfe schaffen, auch ist eine Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln in der Nähe der Nervenwurzeln möglich. 26 Darüber hinaus werden zur akuten Schmerzlinderung Entspannungs-und Atemübungen angewendet und schmerzfreie Lagerungen, wie der sogenannten Stufenbettlagerung (Lagerung mit angebeugten Hüft- und Kniegelenken), kombiniert mit Wärmeanwendungen durchgeführt. 27 Die konservative Therapie setzt eine aktive Mitwirkung des Patienten voraus: Dieser sollte nach der akuten Phase bestrebt sein, die Bauch-und Rückenmuskulatur zu stärken und in Rückenschulen zu lernen, sich rückenfreundlich im Alltag zu bewegen, um einen Rückfall ausschließen zu können.
Ist Sport erlaubt?
Bewegung ist bei der Therapie von Bandscheibenvorfällen ein wichtiger Bestandteil!31 Die Betroffenen sollten sich bewegen, denn Bewegung hält im Allgemeinen die Wirbelsäule mobil, fördert die Versorgung der Bandscheiben und hält den Organismus fit. Aber Sport ist nicht gleich Sport. Sportarten, die Stoßbelastungen auf die Wirbelsäule hervorrufen, sollten zunächst gemieden werden: Laufen, Spielsportarten sowie Reiten gehören zu den Sportarten, die nach Möglichkeit nach einem Bandscheibenvorfall nicht ausgeübt werden sollten.32
Auch Sportarten, wie Tennis, Golf oder Skifahren, welche mit Belastungsspitzen und starken Rotationen in Kombination mit Seitneigungen einhergehen, sollten nur dann ausgeübt werden, wenn diese gut beherrscht werden – vom „Neulernen“ dieser Sportarten wird abgeraten. 33 Zu den Sportarten, die nach einem Bandscheibenvorfall geeignet sind, zählen: Pilates, Yoga, Nordic-Walking, Radfahren und Rückenschwimmen.34
Wann kann wieder Sport betrieben werden?
Sofern eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall durchgeführt worden ist, ist die aller erste Sportart, die Sie aufnehmen können, das Gehen. Dabei müssen keine Einschränkungen gemacht werden; zügig mit mittellangen Schritten in festem Schuhwerk ist erlaubt. Auch mit dem Treppensteigen kann unmittelbar nach einer Operation begonnen werden. Gehen ist die beste Therapie. Als weitere Instanz sind die oben genannte Sportarten erlaubt: Ab der vierten Woche können Sie mit rückenfreundlichem Sport durchstarten.
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Pilates und Yoga
Pilates und Yoga zählen zum Entspannungstraining und dienen darüber hinaus noch der aktiven Meditation. Besonders zur Vorbeugung als auch nach einem Bandscheibenvorfall sind diese Pilates- sowie Yogaübungen zu empfehlen, um die Muskulatur dauerhaft aufzubauen und den Abbau von psychischem Stress zu erzielen.35 Von ruckartigen Bewegungen wird hier abgesehen, die Übungen werden sanft durchgeführt, ohne sich dabei zu überfordern. Gerade bei einem Bandscheibenvorfall oder nach einer durchgeführten Bandscheibenoperation eignen sich diese Sportarten besonders gut, weil sie von weichen und fließenden Bewegungen geprägt sind. 36
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Nordic-Walking
Mit Nordic-Walking fällt der Einstieg leicht, wieder Sport auszuüben: Im Vergleich zu den gesundheitlichen Vorteilen und dem möglichen Verletzungsrisiko oder der Gefahr, die Gelenke zu belasten, schneidet Nordic-Walking besonders gut ab.27 Es gibt wohl kaum eine Sportart, die derart rückenfreundlich ist. Durch den Einsatz von 90 Prozent der Gesamtmuskulatur gilt die Sportart als ein wirksames und dazu sanftes Ganzkörpertraining.28 Die Nordic-Walking Technik sollte, um eine fehlerhafte Körperhaltung zu verhindern, beherrscht werden und kann in Kursen erlernt werden.39 Passendes Schuhwerk, eine geeignete Trainingsstrecke und der Einklang mit der Natur werden Ihnen Wohlbefinden bereiten und zudem die Rückenmuskulatur kräftigen.40
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Radfahren
Radfahren kann ab der sechsten Woche nach einer Bandscheibenoperation ausgeübt werden.41 Im Hinblick auf diese Sportart ist ebenerdiges Radfahren mit Sattel- und Lenkradfederung in aufrechter Haltung gemeint, da eine Sportausübung ohne Stöße auf den Bewegungsapparat erfolgt; das Radfahren über Stock und Stein ist nicht rückenfreundlich.42 Um Unebenheiten zu vermeiden, bietet sich auch das Indoor-Radfahren auf einem Heimtrainer an.43
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Schwimmen
Schwimmen leistet einen wichtigen Beitrag zum Erstrecken der Muskulatur und kann in der vierten Woche nach einer Operation ausgeübt werden. Sollten Sie kein sportlicher Schwimmer sein, gilt das Brustschwimmen allerdings anfänglich als nicht so günstig, da die Schwimmlage mit Hohlkreuzbildung eine Belastung für den Rücken darstellt.44 Von Kraulschwimmen sollte wegen der starken Körperdrehung und der daraus resultierenden Rückenbelastung ebenfalls zunächst abgesehen werden.45 Am besten eignet sich Rückenschwimmen mit dem Kraulbeinschlag (Paddeln).46
Egal welche Sportart ausgeübt wird: Zu frühe Mobilisation und Aktivität ist nicht zu empfehlen, denn je größer die Aktivität, desto höher das Risiko der Narbenbildung und eines eventuellen erneuten Bandscheibenvorfalls. In den ersten drei bis vier Wochen sollte das OP-Gebiet möglichst narbenarm abheilen können.
Quellen anzeigen
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.