Wann sollte man zu Schmerzmitteln greifen?
Im Alltag greifen Millionen Patienten zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin – sofern die Einnahme gelegentlich bleibt, stellt dies auch noch kein Problem dar. Aber die Nebenwirkungen werden leider häufig immer wieder unterschätzt und die Schmerztabletten wie Nahrungsergänzungsmittel wahllos geschluckt. Die Einnahme von Schmerzmitteln – Fluch oder Segen? Wissenswertes im folgenden Beitrag.
Was sind Schmerzen?
Schmerz wird von der Weltschmerzorganisation International Association for the Study of Pain (IASP) folgendermaßen definiert: „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird."
Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers und sollte beachtet werden. Schmerzen bieten Hinweise auf eine Verletzung oder Gewebsschädigung und dienen dazu, den Körper zu schützen. Die Funktion, das Warnsignal „Vorsicht, hier stimmt etwas nicht!“ ist die Alarmanlage des Organismus und findet immer zuerst im Gehirn statt. Der weltweit anerkannte Schmerzexperte Rolf-Detlef Treede aus Mannheim beschreibt die Schmerzentstehung anhand folgendem Beispiel: „Wenn Nervensignale von Verletzungen das Gehirn erreichen, projiziert das Gehirn den Schmerz in die Körperregion, aus der diese Signale wahrscheinlich stammen. Deshalb kann der Zahnarzt beim Bohren im Mund das Entstehen von Schmerzen verhindern, indem er durch eine örtliche Betäubung dafür sorgt, dass die Nervensignale aus den Zähnen nicht ins Hirn weitergeleitet werden können.“
Der Griff zur Schmerztablette bekämpft den Schmerz. Allerdings sind frei verkäufliche Schmerzmittel für die Behandlung von chronischen Schmerzen wie Gelenk- und Rückenprobleme nicht dauerhaft geeignet und bedürfen einer individuellen ärztlichen Behandlung.
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerzmitteln
Der dauerhafte Gebrauch von Schmerzmitteln kann Kopfschmerzen verursachen; Fachleute sprechen in diesem Fall von Arzneimittelkopfschmerz. Die Patienten befinden sich in einem Teufelskreis: Wer über einen längeren Zeitraum Schmerzmitteln gegen Kopfschmerzen einnimmt, läuft Gefahr noch mehr Kopfschmerzen zu bekommen. Man gilt als gefährdet, sofern man wegen Kopfschmerzen an zehn oder mehr Tagen im Monat Schmerzmittel einnimmt. Es wird empfohlen, sich in professionelle Behandlung zu begeben. Der Chefarzt am Zentrum für Schmerzmedizin, Dr. Holger Kaube: „So ist es beispielsweise bei Kopfschmerzen sehr wichtig, dass eine genaue Diagnose gestellt wird. Denn wenn man weiß, um welche Art von Kopfschmerzen es sich handelt, lassen sich diese zielgerichtet und oft effektiver behandeln.“
Rezeptfreie Schmerzmittel sollten nicht dauerhaft eingenommen werden
Wenn der Schädel brummt, der Rücken mal wieder Beschwerden macht oder das Kniegelenk bei übermäßiger sportlicher Aktivität schmerzt, ist der Griff zum Medizinschrank aus dem eigenen Haushalt schnell getan. Doch die Einnahme sollte die Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden, denn die Eigenbehandlung, auch Selbstmedikation genannt, kann gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Der Vizepräsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, Ulrich Koczian, erwähnt in diesem Zusammenhang ausdrücklich: „Gerade Schmerzmittel, die ohne Rezept erhältlich sind, werden von vielen Patienten häufig zu unkritisch angewendet. Deshalb sollte beachtet werden: Medikamente, auch die, die man ohne Rezept bekommt, sind keine Bonbons – auch wenn sie in der Werbung oft als harmlose und schnelle Problemlöser angepriesen werden.“
Bei der Selbstmedikation lautet die Faustregel „Schmerzmittel nicht an mehr als zehn Tagen pro Monat und nicht länger als drei Tage hintereinander nehmen“ - so die Worte von Koczian.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Professor Dr. Thomas Meinertz, ist der Meinung, dass keine Einwände gegen eine gelegentliche Einnahme von Schmerztabletten bestehen, sondern vielmehr der Dauergebrauch ohne Absprache mit dem Arzt nicht behagt. Besonders ältere Menschen neigen dazu, wochenlang täglich Schmerzmittel gegen Gelenkschmerzen zu schlucken, ohne die Einnahme mit ihrem Arzt besprochen zu haben. Wenn Schmerzen jeglicher Art von Dauer sind, ist der Gang zum Arzt ratsam, um die Ursache abzuklären und Krankheiten nicht zu verschleppen. Der Schmerzmittelkonsum sollte nicht unüberlegt und leichtfertig erfolgen!
Nebenwirkungen von Schmerzmitteln
Wer eine längere Anwendung von Schmerzmitteln ohne ärztliche Aufsicht durchführt, riskiert schwerwiegende gesundheitliche Nebenwirkungen: Paracetamol als weltweit meist verkauftes Schmerzmittel kann bei einer Überdosierung hochgiftig für die Leber sein; es kommt zum Absterben der Leberzellen bis hin zum vollständigen Funktionsverlust. In diesem Fall kann nur noch ein Spenderorgan helfen. Das Problem von Paracetamol ist, dass die therapeutische Dosis (diese entspricht: maximal vier Gramm verteilt auf vier Einzeldosen für einen Erwachsenen) und eine Überdosierung eng beieinander liegen. Wer zum Beispiel ein Grippemittel einnimmt, welches Paracetamol enthält – viele Verbraucher sind sich dessen nämlich nicht bewusst - und dieses Mittel dann auch noch mit Paracetamol kombiniert, läuft Gefahr eine kritische Dosis Paracetamol zu erreichen. Der Abbau von Paracetamol wird zudem durch Alkohol und Übergewicht erschwert und begünstigt Leberschäden. Einen Kater mit Paracetamol zu bekämpfen kann demnach gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac schädigen die Nieren; es kann zu einem akuten Nierenversagen durch Medikamente kommen, eine Dialyse und möglicherweise eine Nierentransplantation können im schlimmsten Fall notwendig sein.
Eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln reizt auch den Magen und kann zu Magenschäden führen; die Entstehung eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs sowie das Blutungsrisiko im Magen-Darm-Trakt sind erhöht: Die Magenwand ist dann so geschädigt, dass es zu einer Magenperforation führen kann. Eine operative Behandlung muss dann notfallmäßig erfolgen.
Schmerzmittelmissbrauch
Fazit: Bei jedem Medikament gilt: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung! Daher wird der Schmerzmittelkonsum zunehmend als kritisch betrachtet. Der Apell: Verantwortungsvoller Umgang mit Schmerzmitteln und das Einhalten der Höchstdosierung und der Anwendungsdauer! Denn rezeptfrei bedeutet nicht risikofrei.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.