© © artmim - Fotolia.com

Warum scheitern Diäten?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 06. Mai 2016

Über 80 % der Deutschen ab 16 Jahre haben in den letzten zwei Jahren eine Diät gemacht. Ziel: sich gesünder und schöner zu fühlen. Nur gut 10 % schränken ihre Kalorien ein, weil der Arzt es geraten hat. Erfolg: die meisten brechen die Radikalkur wieder ab. Warum scheitern so häufig Diäten?

Hauptursache ist unsere evolutionäre Prägung. Überleben hieß bis vor 50 Jahren, Vorratsspeck anzusammeln und auf unnötige Bewegung zu verzichten. Außerdem sind wir Gewohnheitstiere. Nur ungern ändern wir eingefleischtes Essverhalten. Der dritte wichtige Punkt ist die Ungeduld: Abnehmen bitte in kürzester Zeit und möglichst ohne lästigen Sport. Bei dieser Grundhaltung kann Diät nicht funktionieren. Kritisch wird es, wenn sie nicht nur ihren Zweck verfehlt, sondern die Gesundheit schädigt.

Was bedeutet eigentlich Diät?

Diät kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt Lebensführung. Die muss auch geändert werden, wenn das Gewicht gesenkt und gehalten werden soll. Heute versteht man unter Diät lediglich eine Schlankheitskur. Sie soll in einem meist kurzen Zeitfenster dazu beitragen, die Wunschfigur zu erreichen. Danach geht man wieder zur gewohnten Tagesordnung im Essverhalten über.

Wie ist das Diätverhalten in Deutschland?

Schon mit 11 machen 16 % der Mädchen und 8 % der Jungs ihre erste Diät. Mit 17 haben fast die Hälfte der Mädchen und 11 % der Buben Diäterfahrung. Mit dem Einhalten der Diät sieht es nicht rosig aus: von den 14 – 18-Jährigen brechen 90 % der Mädchen und 96 % der Jungs die Diät ab. Diese Durchschnittswerte ziehen sich durch bis zu den 50-Jährigen, von denen immerhin beide Geschlechter ungefähr 15 % ihrer Diätversuche durchhalten. Ab 65 werden Schlankheitskuren von 20 % der Abnehmwilligen zu Ende geführt.

Was sind die Hauptgründe für das Scheitern von Diäten?

Unrealistische Ziele Meist werden völlig unrealistische Ziele gesetzt, wie 5 Kilo pro Woche. Die Diät wird frustriert abgebrochen. Zu strenge Regeln Der zweite Diätkiller sind rigide Regeln: Keine Schokolade, kein Fett, nie mehr Chips usw. Strikte Gebote und Verbote, was gegessen werden darf. Es braucht nicht viel, diese Grenzen zu überschreiten. Dann kommt das Gefühl, dass man wieder versagt hat und dass es jetzt auch egal ist, was man isst. Fressattacken nach all den Entbehrungen und Vorschriften sind unvermeidlich. Das Essverhalten bleibt unverändert Diäten hebeln kurz das bisherige Essverhalten aus. Sie ändern es aber nicht. Sollte man tatsächlich etwas abgenommen haben, ist man froh, dass die Rosskur vorüber ist, und die gewohnten Essrituale endlich wieder gelebt werden können. Der Hungerstoffwechsel und Jojo-Effekt Was dann kommt, wird heute schon fast mit Diät gleichgesetzt: der Jojo-Effekt. Ursache liegt in unserer Evolution. Unser Überlebenssystem kennt nur den Mangel als Gefahr, nicht das Übermaß. Mangel sind Hungersnöte. Wird künstlich eine Reduktionskost angesetzt, reagiert der Körper wie in Notzeiten und passt sich an. Er senkt den Grundumsatz. Das ist die Energie, die er braucht, um die Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Das geschieht, wenig Bewegung vorausgesetzt, bei der Frau bei einer Aufnahme von unter 1000 kcal, beim Mann unter 1200 kcal am Tag. Wird nach der Diät wieder normal gegessen, braucht der Körper weiterhin weniger Energie und setzt die restlichen Kalorien als Vorrat an. Besonders bei häufigen Diäten nutzt er jede Gelegenheit, Fett anzusetzen, um für diese ständigen „Hungersnöte“ gerüstet zu sein. Dazu kommt, dass er Muskelmasse statt Fett abbaut. Das gehört zu seinem Sparprogramm. Denn Muskeln verbrauchen auch in Ruhe Energie. Das will er verhindern. Und Muskeln baut er auch ab bei Proteindiäten und wenn man Sport treibt. Lust auf Genuss und das Belohnungsprinzip Gesundheit und die schlanke Linie sind ein Anliegen, das Bedürfnis nach Genuss und leckeren Geschmack ein wichtigeres. Es wird sich bald gegen die einseitige Kost durchsetzen. Zudem ist man es gewöhnt, sich mit einer Tüte Chips auf dem Sofa gemütlich zu machen. Das hat man sich nach dem stressigen Tag verdient. Wie lange wird sich wohl der Vorsatz halten, dass Gurkensticks zum Krimi doch auch etwas Schönes sind Welche Diäten sind besonders sinnlos und schaden dem Körper? Bei der Baumwolldiät werden Wattebäusche in Kaffee oder Orangensaft getunkt und verspeist. Bei der Red-Bull-Diät ernährt man sich nur von diesem Energy Drink. Richtig gefährlich kann die Bandwurm-Diät werden. Ein Bandwurm entwickelt sich durch den Verzehr von durch die Larven verdorbenes Fleisch. Nicht durch die Einnahme von Bandwurm-Eiern in Pillenform wie in der Diät. Diese entwickeln sich im Körper zu Larven und gelangen über die Muskulatur auch ins Gehirn. Dort können sie Entzündungen, Verkalkungen und Krämpfe hervorrufen. Bei der Bier-Diät wird ab 16 Uhr nur noch kaltes Bier getrunken. Von einer Asthmaspray-Diät, der Wodka-Bockwurst-Diät oder dem Missbrauch von Abführmitteln, die den Wasser- und Elektrolythaushalt empfindlich stören und zum Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen führen, kann auch nur dringend abgeraten werden.

Wie sieht der gesunde und realistische Weg zum Abnehmen aus?

Langsam und stetig. Realistische Ziele setzen und sich nur ein Mal wöchentlich wiegen. Neuerungen in das bisherige Essverhalten Schritt für Schritt einplanen. Keine strengen Verbote und Gebote. Etwas dunkle Schokolade täglich, ein Glas Sekt auf der Fete sind in Ordnung. Regelmäßige Bewegung sollte in den Alltag eingebaut werden. Besser täglich etwas mehr Bewegung als selten ein langes Training. Aber ohne Sport geht es nicht. Wählen Sie eine Bewegungsform, die Ihnen langfristig Spaß macht. Suchen Sie sich Mitstreiter für die gegenseitige Motivation. Verzichten Sie auf Dickmacher wie Light-Produkte und auf Süßstoff, der Heißhungerattacken auslöst. Überlegen Sie sich seelisch nährende Belohnungen, die nichts mit Essen zu tun haben, und gönnen Sie sie sich auch verlässlich. Legen Sie jede Woche 2 Tage ein, in denen Sie viel Eiweiß und Kohlenhydrate essen, um den Hungerstoffwechsel zu vermeiden. Führen Sie ein Ernährungstagebuch, in dem Sie Übersicht über Ihr Essverhalten bekommen: In welcher Situation essen Sie was und warum? Was gibt es für Alternativen, die auch den Stress herunterregeln und trösten. Geben Sie sich die Zeit, die Ihr Gehirn braucht, um diese Alternativen anzunehmen. Das dauert. Ansonsten orientieren Sie sich an den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für vollwertiges Essen. Lassen Sie sich kleine Freiräume, um aus dem Regelwerk auch mal auszusteigen. Viel Erfolg!

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.