Gedächtnis - Ist man im Alter vergesslicher als in jüngeren Jahren?
Stress macht vergesslich. Junkfood beeinflusst die kognitiven Fähigkeiten und geistigen Leistungen. Vitamin B12 kann Gedächtnisverlust vorbeugen. Aussagen, die man immer wieder zu hören bekommt. Was beeinflusst unser Gedächtnis? Ist man im Alter vergesslicher als in jüngeren Jahren? Lässt sich die Merkfähigkeit stärken? Kann Vergesslichkeit vorgebeugt werden? Wissenswertes rund um das Thema Gedächtnis im folgenden Beitrag.
Wie sieht es mit der Gedächtnis- und Intelligenzleistung im Alter aus?
Normales Altern bringt keinen wesentlichen Abbau von Gedächtnis- und Intelligenzleistung, sondern nur eine mäßige Verlangsamung von Reaktionen und Lernvorgängen. Gedächtnisschwund und Persönlichkeitsveränderungen im Alter, welche häufig als Alterserscheinungen bezeichnet werden, sind demnach nicht Folge normaler Alterungsprozesse, sondern eher Folge einer diagnostizierbaren Hirnkrankheit. Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung und Auffassung, Verarmung des Denkens, Kritikschwäche, Neigung zu raschem Wechsel der Stimmung mit Weinen oder Lachen ohne sichtbare Ursache können möglicherweise auf eine Störung der allgemeinen Hirndurchblutung hinweisen oder auf eine Demenzerkrankung.
Im Allgemeinen steht nämlich fest: Während des normalen Alterungsprozesses des menschlichen Gehirns, sprich ohne Pathogenese, bleibt die Anzahl von Nervenzellen in der Hirnrinde nahezu unverändert. Durch Nutzung der Nervenverbindungen durch die täglichen Anforderungen im Berufsleben (Konzentration, Umstellung auf unterschiedliche geistige Aufgaben) werden die Funktionen und auch die Strukturen der Hirnrinde beeinflusst und trainiert. Jeder Mensch kann wesentlich dazu beitragen, dass er nicht vorzeitig oder krankhaft altert.
Vergesslichkeit ist bis zu einem gewissen Maß durchaus normal und nicht zwangsläufig mit einer möglichen Erkrankung in Verbindung zu bringen.
Wenn der Abschied vom Berufsleben naht, wenn nicht bewusst geistige Anregungen täglich gesucht werden, tritt eine nachweisbare Verminderung von Nervenzellen in den basalen Frontalhirnstrukturen ein.
Noch vor ungefähr 30 Jahren war man der Auffassung, dass die Intelligenzleistungen und die Gedächtnisleistungen bereits ab Mitte des dritten Lebensjahrzehnts abnehmen würden. Diese Annahme ist widerlegt worden: heute weiß man, dass die Befunde durch eine fehlerhafte Untersuchungsmethodik zustande gekommen sind, weil übersehen worden ist, dass die Bedingungen der Testpersonen, im Alter von 30, 50 und 70 Jahren nicht übereingestimmt haben und diese unterschiedlich aufwuchsen. Im Laufe der Jahrzehnte sind die Leistungsanforderungen und die Lernmöglichkeiten der Schüler gestiegen. Heute verfügt ein 30jähriger Mensch über einen Lern- und Übungsvorsprung gegenüber seinen Eltern und noch mehr gegenüber seinen Großeltern.
Normales Altern darf also nicht automatisch mit dem Nachlassen der geistigen Fähigkeiten gleichgesetzt werden.
Geistig Trainierte erhalten länger ihre volle Leistungsbreite.
In zahlreichen Studien konnte belegt werden, dass durchschnittliche Gedächtniseinbußen durch Training und geeignete Strategien wieder behoben werden können.
Wenn das Gedächtnis streikt: Stress macht vergesslich
Warum vergessen wir? Tatsächlich gibt es viele verschiedene Gründe, die für einen Gedächtnisverlust verantwortlich sind. Der häufigste Grund Stress. Eine Ursache, die durchaus vermeidbar sein könnte. Schuld für die scheinbare Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses, der ständige Kampf gegen das Vergessen, die Alltagsvergesslichkeit - sei es eine Telefonnummer oder ein Name, an welchen man sich nicht mehr erinnern kann – ist unsere Lebensweise. Der größte Risikofaktor für Vergesslichkeit ist Stress. Wer im Dauerstress ist, andauernd zu viele Eindrücke aufnehmen muss und unter Druck steht, diese zu speichern und zu verarbeiten, der läuft Gefahr, anfälliger dafür zu sein, auch einiges davon zu vergessen. Eine weitere Erklärung für die Vergesslichkeit ist wohl auch die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol infolge hoher Konzentrationen, die wahrscheinlich auch Nervenzellen im Gehirn schädigen können. So kann Dauerstress negative Auswirkungen auf das Gedächtnis haben. Vor allem Menschen mit Depressionen haben sehr hohe Stresswerte und einen erhöhten Cortisolspiegel im Gehirn als normal.
Dass Stress wirklich zu Vergesslichkeit führt ist am Max-Planck-Institut für Psychiatrie an Mäusen erforscht worden: In einem runden Becken mit Wasser gefüllt wurde an eine ganz bestimmte Stelle eine Plattform gestellt. Ein Gedächtnistest wurde durchgeführt. Zwei Gruppen von Mäusen wurden in das Becken mit Wasser geworfen, die sich auf die Plattform „retten“ sollten. Gruppe 1: Normale Mäuse und Gruppe 2 „Stress-Mäuse“, die durch einen genetischen Eingriff eine im Gehirn ausgefallene Stressregulation aufwiesen. Normale Mäuse haben sich bereits nach einigen Trainingsrunden erinnern können, wo sich die Plattform im Wasserbecken befindet und konnten sofort darauf schwimmen. Die Stress-Mäuse fanden auch nach vielen Übungsrunden die Plattform nicht oder nur durch Zufall.
Was beeinflusst das Gedächtnis?
Weitere Ursachen für Vergesslichkeit können Drogen, Medikamente und Alkohol sein, die die Speicher- und Erinnerungsfähigkeiten angreifen. Auch die Ernährungsgewohnheiten können Einfluss auf die Gedächtnisleistung sein, so die Annahme von Wissenschaftlern. Insbesondere eine Mangelernährung, so die Auffassung, kann sich negativ auf das Gedächtnis auswirken. Man glaubt, dass Mangelernährung die Gedächtnisleistungen auf ähnliche Weise mindern, wie es Stress tut. Erstaunlicherweise sollen auch Nervosität und die Sorge um ein schlechtes Gedächtnis zur Vergesslichkeit führen.
Ein Ergebnis zur Ernährung: Die Qualität des Essens könnte möglicherweise die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. Kinder im Alter von acht Jahren, welche nicht gestillt worden sind und als Kleinkinder stark verarbeitetes, fett- und zuckerreiches Essen zu sich nahmen, waren im Vergleich zu ihren Zeitgenossen, die Muttermilch tranken und sich von frischen und selbst gekochten Speisen ernährten, etwas weniger intelligent. Dass sich Junkfood negativ auf das Gehirn auswirkt ist auch in einer Untersuchung von 245 iranischen Grundschülern getestet worden. Kinder, die viel Junkfood zu sich nahmen erzielten in bestimmten Intelligenztests schlechtere Ergebnisse. Auch wenn weniger gesunde Ernährung nicht gerade die Denkleistung fördert, könne nicht pauschalisiert werden, dass es zwingend Ursache für eine geringere Intelligenz ist. Das gesunde Ernährung vor Vergesslichkeit schützt ist ebenfalls bekannt: Vitamine gegen Vergesslichkeit, mit Vitamin B12 dem Gedächtnisverlust vorbeugen oder mit Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und Pflanzenölen das Gedächtnis verbessern. In einer englischen Studie konnte gezeigt werden, dass Kinder, die mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, besser lernen und im Gegensatz zu den Kindern der Vergleichsgruppe seltener Verhaltensstörungen aufweisen. Folgende Nahrungsmittel sind reich an Omega-3-Fettsäuren: Fettreiche Fischsorten, wie Lachs, Thunfisch oder Makrele sowie Lein-, Hanf-, Raps- und Walnussöl.
Wie kann man das Gehirn trainieren?
Regelmäßiges Gedächtnistraining kann dem Gehirn auf die Sprünge verhelfen. Wissenswert ist: Wer im mittleren Alter einen trägen Lebensstil pflegt und sich kaum geistigen Aufgaben stellt, weist ein dreifach erhöhtes Risiko auf, später an Alzheimer oder anderen Formen der Demenz zu erkranken.
Der Verlust der Merkfähigkeit lässt sich durch Training ausgleichen. Dies wurde im Rahmen einer Studie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin gezeigt: Versuchspersonen mussten sich 30 Begriffe merken, beispielsweise Hahn, Salami, Kellner oder Hund, die den Versuchspersonen in Zwei-Sekunden- Abständen genannt wurden. Ungeübte ältere Teilnehmer waren nicht in der Lage, mehr als drei Begriffe in der richtigen Reihenfolge zu nennen. Doch nach nur einigen Trainingsstunden konnten sie fast ein Dutzend Begriffe richtig wiedergeben.
Geistiges Training schafft weniger Vergesslichkeit! Und das vorzeitige geistige Altern kann vorgebeugt werden.
Summa summarum: Viele Gedächtnisprobleme sind durchaus vermeidbar bzw. behebbar.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.