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Was Ihnen Ihr Kind nicht sagt – Körpersprache richtig deuten

Kommentar schreiben Aktualisiert am 20. August 2020

Um Kinder zu verstehen, muss man einfach nur genau hinsehen. Schon bei den Allerkleinsten spiegelt sich die Gefühlslage meist deutlich in der Körpersprache wider. Nonverbale Kommunikation passiert in der Regel unbewusst und gibt mehr Aufschluss über die kindliche Befindlichkeit, als man glauben mag. Wie man unterschiedliche Emotionen bei Kindern erkennen kann, erfahren Sie im folgenden Artikel. Darüber hinaus dürfen praktische Tipps nicht fehlen, um Kinder dabei zu unterstützen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Auf diese Weise können emotionale Kompetenzen bestmöglich ausgebildet werden.

Inhaltsverzeichnis

Kinder zeigen Gefühle häufig nonverbal

Im Jahr 1992 eroberte ein Buch den Markt, das auch heute noch von großer Bedeutung ist, wenn es um nonverbale Kommunikation bei Kindern geht – Samy Molchos „Körpersprache der Kinder“. Darin setzt sich der weltberühmte Pantomime eingehend mit der nonverbalen Kommunikation von Kindern auseinander.

Er betont, wie wichtig die Deutung von Körpersprache ist, um die Kleinsten zu verstehen und entsprechend mit ihnen kommunizieren zu können. Gleichsam vermittelt das Werk des Künstlers Grundlagen der emotionalen Entwicklung von Kindern. Schon die Allerkleinsten transportieren durch ihre Körpersprache Gefühle und möchten vor allem eines: verstanden werden.1

Je jünger Kinder sind, desto wichtiger sind nonverbale Aspekte in der Kommunikation. Mimik, Gestik, Körperhaltung oder Verhalten bieten Möglichkeiten, unterschiedliche Gefühle auszuagieren, vor allem, wenn Sprache noch nicht ausreichend vorhanden ist. Doch auch bei guter sprachlicher Kompetenz kommt der nonverbalen Kommunikation große Bedeutung zu. Sie vermag es nämlich, so manches aufzuzeigen, das sonst vielleicht im Verborgenen bliebe.

Gefühle, die man sehen kann

Körpersprache geschieht meist unbewusst. Das macht es ausgesprochen schwierig, sie zu verfälschen. Bis zu einem gewissen Alter sind Kinder auch gar nicht dazu in der Lage, Schwarz-weiß Bild auf dem ein kleines weinendes Mädchen zu sehen ist.nonverbale Verhaltensweisen zu adaptieren. Erst ab der frühen Pubertät ist es ihnen möglich, diese bewusst abzuändern. Das macht umso deutlicher, weshalb nonverbale Kommunikation gerade bei Kindern nicht außer Acht gelassen werden darf. Sie hilft Bezugspersonen nämlich dabei, Gefühle zu verstehen, die (noch) nicht verbalisiert werden können. Erst wenn wir kindliche Emotionen erkennen und entsprechend darauf reagieren, ist es dem Kind möglich, seine Gefühle einzuordnen und zu regulieren. Für seine emotionale Entwicklung ist das von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang sind auch die Forschungstheorien des amerikanischen Psychologen Paul Ekman spannend. Er setzte sich eingehend mit Emotionen und nonverbaler Kommunikation auseinander.

So sieht er eine Reihe verschiedener Gefühle als angeboren an (Basis-Emotionen oder primäre Emotionen). Solche Emotionen sind mit Mimik und körperlichem Verhalten verbunden, die als global und universal gelten dürfen. Überall auf der Welt werden solche nonverbalen Aspekte dementsprechend ähnlich interpretiert. Die Basis-Emotionen sind Angst/Furcht, Glück/Freude, Wut, Traurigkeit, Neugier/Überraschung und Ekel. Von ihnen leiten sich weitere Gefühle ab.2

Von A wie „Angst“ bis Z wie „Zorn“

Unsere Emotionen sind ausgesprochen vielfältig. Kinder müssen die Bandbreite nicht nur kennenlernen, sondern auch lernen, verschiedene Gefühle zu regulieren. Hierzu sind sie auf empathische Erwachsene angewiesen. Grundvoraussetzung ist, dass Bezugspersonen die kindliche Körpersprache richtig deuten. Gerade Kinder zeigen ihre Gefühle vorwiegend in Mimik, Gestik und Verhalten. Je jünger das Kind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Emotion entsprechend verbal kommuniziert wird.

Vor allem in Akutsituationen oder in Situationen, die das Kind vielleicht gar nicht richtig fassen kann. Gefühle – deren Wahrnehmung und Regulation – wirkeEin kleines Mädchen läuft mit gesenktem Kopf einen Schotterweg entlang. In der rechten Hand hält sie ein Kuscheltier das wie ein Löwe aussieht.n sich deutlich auf die menschliche Persönlichkeitsentwicklung aus. Zur Erlangung verschiedener Kompetenzen (Beziehungsfähigkeit, Empathie, Selbstregulation, Bewältigungskompetenz,…) ist es notwendig, mit Emotionen umgehen zu können. Das betrifft positive und negative Gefühle gleichermaßen. Hierbei sind Kinder auf Unterstützung angewiesen.3 Um auf kindliche Bedürfnisse reagieren zu können, Emotionen zu spiegeln und Regulierungsmechanismen in Gang zu setzen, ist es wichtig, Gefühle als solche zu erkennen. Nonverbal kommunizierte Emotionen sind hierbei von großer Bedeutung. Einen entsprechenden Leitfaden, wie Sie Gefühle anhand der kindlichen Körpersprache – Mimik, Gestik sowie Verhalten – deuten können, finden Sie untenstehend. Dieser ist in Grundzügen an die Erkenntnisse der Basisemotion von Ekman angelehnt.4 

So erkennen Sie, dass Ihr Kind Angst hat

Kindliche Ängste sind ein recht komplexes Thema. Sie können real oder abstrakt sein, zeigen sich konkret oder diffus. Von Trennungsängsten über Angst vor Dunkelheit und Monstern bis hin zur Panik vor Einbrechern – die Bandbreite ist groß. Vor allem kleinen Kindern fehlen oftmals die passenden Worte, um zu erklären, was sie in Angst und Schrecken versetzt.

Nonverbale Anzeichen für kindliche Angst:

  • Aufgerissene Augen, geöffneter Mund
  • Die Augenbrauen sind nach oben gerichtet
  • Der Körper ist angespannt/starre Körperhaltung
  • Das Kind atmet schnell
  • Zögerliches, stotterndes und/oder leises Sprechen
  • Zurückweichen oder aber auch sehr anhängliches Verhalten
  • Körperliche Symptome wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme
  • Konzentrationseinbußen
  • Vermeidendes Verhalten
  • Regression in frühere Entwicklungsstadien (Einnässen/Einkoten; wieder nach einem Fläschchen verlangen;…)
  • Beruhigende Verhaltensweisen wie Daumenlutschen, Zusammenrollen, Wippen u. ä.

So erkennen Sie, dass Ihr Kind traurig ist

Traurigkeit zeigt sich bei Kindern ganz unterschiedlich. Häufig ist sie nur von kurzer Dauer, etwa, wenn das Kind gekränkt wurde oder etwas Trauriges gesehen hat. Manchmal zeigt sich Traurigkeit aber auch als Prozess (Todesfall, Scheidung,…). Darüber hinaus können depressive Verstimmungen oder Depressionen schon im Kindesalter auftreten.

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Nonverbale Anzeichen für Traurigkeit bei Kindern:

  • Abgesenkte Mundwinkel
  • Die Augenbrauen richten sich an der Innenseite nach oben
  • Verminderte Mimik und Gestik
  • Gesenkter Kopf, geneigte Körperhaltung
  • Das Kind wirkt energielos und spricht leise
  • Vermehrtes Weinen (auch wenn niemand hinsieht)
  • Rückzugtendenzen, aber auch Anhänglichkeit
  • Aggressionen (gerade bei kleinen Kindern)
  • Psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme
  • Einbußen in der Konzentrationsfähigkeit
  • Vermeidendes Verhalten (gerade auch in Bezug auf Dinge, die früher Freude gemacht haben)
  • Regression in frühere Entwicklungsstadien
  • Auffälliges Essverhalten
  • Beruhigende Verhaltensweisen wie etwa Daumenlutschen

So erkennen Sie, dass Ihr Kind wütend ist

Wut ist eine gängige Emotion bei Kindern – man denke nur an die Trotzphase. Während Erwachsene in der Regel bereits Regulationsmechanismen verinnerlicht haben, um ihren Zorn zu zügeln, müssen Kinder das erst lernen. Auch mit anderen Emotionen steht Wut in engem Zusammenhang, etwa mit Traurigkeit oder Angst.

Nonverbale Anzeichen für kindliche Wut:

  • Die Augen treten hervor, während die Augenbrauen eher abgesenkt werden
  • Die Stirn liegt in Falten
  • Lippen werden stark aufeinander gepresst
  • Angespannte Körperhaltung, geballte Fäuste
  • Körperliche Anzeichen wie Zittern (durch Muskelanspannung) oder Gesichtsröte und Schwitzen (durch stärkere Durchblutung)
  • Stimme wird lauter und kippt mitunter
  • Körperliches Ausagieren (Schlagen, Schreien, am Boden wälzen,…) und Zerstörungswut (auch subtil, wenn niemand hinsieht)

So erkennen Sie, dass Ihr Kind lügt (Nervosität)

Gerade bei kleinen Kindern gehört Lügen zur normalen psychischen Entwicklung dazu. Erst ältere Kinder lügen bewusst. Je jünger das Kind, desto leichter sind Lügengeschichten zu durchschauen. Häufig sind Lügen mit einem nervösen, ängstlichen Verhalten verbunden.

Nonverbale Anzeichen für Lügen:

  • Fahrige Mimik und Gestik
  • Ausweichender und unterbrechender Augenkontakt
  • Häufiges Zwinkern
  • Das Kind wirkt zappelig
  • Zögerndes Verhalten
  • Etwas höhere Stimmlage, zögerliches Sprechen

So erkennen Sie Stress und Überforderung bei Ihrem Kind

SchonEin Mädchen das traurig auf den Boden schaut mit einem Kuscheltier in der Hand. kleine Kinder können vom Alltag und den vielfältigen Eindrücken, die auf sie einprasseln, überfordert sein. Bei älteren Kindern sind Stress und Überforderungen häufig direkt mit Leistungsdruck verbunden. Ob Überforderung nur kurzzeitig auftritt oder aber ein länger andauerndes Problem ist – sie kann eine Vielzahl von Emotionen zur Folge haben. Häufig reagieren Kinder ganz unmittelbar mit Angst oder Wut. Bei langanhaltender Überforderung ist oftmals auch Traurigkeit zu beobachten.

Begleitet werden die Gefühle von entsprechender Mimik, Gestik und Körperhaltung.

Darüber hinaus können sich folgende Verhaltensweisen zeigen:

  • Psychosomatische Problematiken wie Schlafstörungen oder Kopf- sowie Bauchschmerzen
  • Appetitstörungen
  • Einbußen in der Konzentration
  • Nervöses, überdrehtes, unruhiges Verhalten
  • Schlechte Laune
  • Scheinbare Teilnahmslosigkeit (überforderte Kinder machen sprichwörtlich zu)

Emotionale Kompetenzen entwickeln: Kinder brauchen Unterstützung

Das Benennen, Einordnen und Regulieren von Emotionen ist zentrale Entwicklungsaufgabe. Unsere Persönlichkeit sowie verschiedene Kompetenzen bilden sich aus unserem Umgang mit Gefühlswelten heraus. Um Kinder hierbei bestmöglich zu unterstützen, braucht es liebevoll zugewandte, empathische Erwachsene. Es geht hier um Kommunikation, Auffangen, Spiegeln und – nicht zuletzt – darum, Regulationsmöglichkeiten anzubieten.

Verschiedene Tipps für einen guten Umgang mit kindlichen Emotionen haben wir abschließend für Sie auf Lager5:

Offenheit und Empathie

Erziehung sollte stets auf Augenhöhe stattfinden. Das Kind muss sich verstanden und aufgefangen fühlen. Dazu ist es zwingend notwendig, dass es seine Gefühle offen zeigen darf und diese entsprechend ernst genommen werden. Man sollte es unbedingt vermeiden, kindliche Emotionen herunterzuspielen, selbst wenn man es grundsätzlich gut meint. („Da brauchst du dich doch nicht zu fürchten, da ist doch gar nichts!“)

Gefühle benennen und spiegeln

Wenn Erwachsene Emotionen in Worte kleiden und auf diese Weise spiegeln, hilft das dem Kind maßgeblich dabei, Gefühle zu erkennen und einzuordnen. („Ah, vor der Spinne fürchtest du dich, ich verstehe. Ich habe mich selbst auch kurz erschreckt.“) Generell ist es wichtig, über Gefühle zu sprechen, um diese als Teil des Erlebens wahrnehmen zu können. Man sollte Kindern stets ein offenes Ohr schenken, sie dabei aber nicht bedrängen.

Zur Auseinandersetzung mit Gefühlen auch andere Ebenen nutzen

Gerade kleinen Kindern ist die alleinige verbale Auseinandersetzung mit Gefühlen oftmals zu wenig. Hier sollte man kreativ sein und auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen, um Emotionen Raum zu geben. Etwa das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern, Malen, kreatives Gestalten, Theaterspielen oder schlichtweg freies Spiel.

Vorbild sein

Die immense Vorbildwirkung, die Bezugspersonen haben, wird oftmals unterschätzt. So hilft es Kindern ungemein, wenn sie sehen, dass auch „Große“ mitunter mit Gefühlschaos zu kämpfen haben.

Dazu ist es aber natürlich notwendig, möglichst authentisch mit Emotionen umzugehen und positiven wie negativen Gefühlen entsprechend Raum zu geben.

Kontaktmöglichkeiten mit Gleichaltrigen schaffen

Selbstverständlich profitieren Kinder von Erwachsenen. Gerade, was ihre emotionale Entwicklung angeht, ist allerdings auch der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen wesentlich. Im sozialen Miteinander kommt es zu einer Auseinandersetzung mit Emotionen. Verarbeitungs- und Regulationsprozesse finden Raum. Das fördert allerlei Kompetenzen, etwas Empathie oder Konfliktfähigkeit. Außerdem stärkt es Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Regulationsmöglichkeiten finden

Gefühle zu regulieren, das will gelernt sein. Es benötigt dazu nämlich Regulationsmechanismen, über die wir nicht automatisch verfügen. Erwachsene unterstützen Kinder demnach, indem sie ihnen Möglichkeiten aufzeigen, mit unterschiedlichen Gefühlen umzugehen. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Vom Wutkissen über einen schön gestalteten Rückzugsort bis hin zum Tagebuch oder kuscheligen Sorgenfresserchen – passend ist, was hilft!

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Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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