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Was steckt hinter der Nachtblindheit?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. Dezember 2018

Wer tagsüber gut sieht und im Dunkeln nur noch wenig oder gar nichts mehr erkennen kann, leidet unter Nachtblindheit. Die Ursachen sind vielfältig. Sie können angeboren oder im Laufe des Lebens erworben worden sein. Ein bekannter, aber in unseren Breiten nur seltener Grund ist Vitamin-A-Mangel. Häufiger steckt eine Augenkrankheit oder eine Grunderkrankung wie Diabetes dahinter. Wer nachts Schwierigkeiten mit der Sicht hat, sollte deshalb zum Arzt und einen Augencheck machen lassen. Erfahren Sie hier, was Nachtblindheit ist, welche Ursachen sie hat und wann eine Behandlung möglich ist.

 

Wie sieht der Mensch?

 

In der Retina (Netzhaut) werden die Lichtreize der Außenwelt von Sehpigmenten aufgenommen. Sie befinden sich in zwei Arten von Sehzellen: In Stäbchen, die Hell und Dunkel unterscheiden und das Sehen in der Nacht ermöglichen, und Zapfen, die für das Farb-, Scharf- und Tagessehen zuständig sind. Durch chemische und physikalische Vorgänge werden die Lichtreize in elektrische Nervenimpulse umgewandelt. Diese Impulse gelangen über den Sehnerv in die Sehrinde im Gehirn. Dort werden sie verarbeitet und das Bild in der Außenwelt wird für die bewusste Wahrnehmung wiederhergestellt.

 

Was passiert im Dunkeln?

 

Um sich im Dunkeln orientieren zu können, muss sich das Auge kurz anpassen. Man nennt diesen Vorgang Adaptation. Jeder kennt das: Man betritt einen dunklen Raum und es dauert einen Moment, bis man schemenhaft und dann immer genauer Hell und Dunkel unterscheiden und Umrisse erkennen kann. Dass die Anpassung an die Dunkelheit einen Moment dauert, ist völlig normal. Das hat noch nichts mit Nachtblindheit zu tun.

 

Was ist Nachtblindheit? 

 

Bei der Nachtblindheit ist diese Anpassungsfähigkeit des Auges reduziert oder gar nicht mehr vorhanden. Die Stäbchen, die in der Dämmerung und in der Nacht das Sehen ermöglichen, sind zum Teil defekt oder fehlen ganz. Nachtblindheit tritt immer auf beiden Augen auf.

 

Wie macht sich Nachtblindheit bemerkbar?

 

Man erkennt auch dann noch nichts oder kaum etwas, wenn man sich längere Zeit im Dunkeln aufgehalten hat. Man steht im Dunkeln und es bleibt dunkel. Die Stäbchen sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Das Erkennen von Personen und Gegenständen ist gleichbleibend schwierig oder unmöglich. Lichtquellen erscheinen unscharf und umgeben von Lichtkreisen Der Nachtblinde kann sich schlecht orientieren und ist auch schon in der Dämmerung unsicher in seinen Bewegungen, wenn augengesunde Menschen noch ganz ungehindert unterwegs sind. Nachtblinde Menschen dürfen in Dämmerung und Dunkelheit nicht Auto fahren. Bei starker Ausprägung wird ihnen der Führerschein entzogen.

 

Welche Erkrankungen können zu Nachtblindheit führen? 

 

Diabetes mellitus schädigt die feinen Gefäße im Auge, was zu Sehstörungen und auch zu einer Nachtblindheit führen kann. Grüner Star (Glaukom) schädigt nicht nur den Sehnerv, sondern auch die Stäbchen. Auch eine Trübung der Linse (Grauer Star) oder der Hornhaut wie auch eine Eisenspeicherkrankheit, die zu Eisen-Ablagerungen in der Netzhaut führt, können eine Nachtblindheit begünstigen. Eine hochgradige Kurzsichtigkeit kann Risse und Löcher in der Netzhaut verursachen und Sehzellen zerstören. Ist die Aderhaut, z.B. bei einer Borreliose oder Toxoplasmose, entzündet, geht das auch zu Lasten der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Netzhaut. Außerdem kann die Infektion auf die Netzhaut übergreifen. Beides birgt die Gefahr, dass Stäbchen in ihrer Funktion eingeschränkt oder zerstört werden und die Sehkraft bei Nacht abnimmt.

 

Welche Ursachen für Nachtblindheit sind noch möglich? 

 

Vitamin-A-Mangel kann die Nachtsicht erschweren. Das Vitamin wird für Bildung von Rhodopsin (Sehpurpur) benötigt. Das Sehpigment besteht aus dem Vitamin-A-Abkömmling Retinal und dem Eiweiß Opsin. Rhodopsin kommt in den Stäbchen und Zapfen vor. Ohne das Sehpigment ist Sehen nicht möglich. Vitamin-A-Mangel ist selten bei uns. Er kann durch vitaminarme Ernährung oder Essstörungen entstehen. Aber auch bei ausreichender Zufuhr kann es zu einem Mangelzustand kommen. Ursachen können eine Pankreatitis oder Aufnahmestörungen bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie sein. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf erhöht.
Auch Medikamente wie das Neuroleptikum Thioridazin oder das Malariamittel Chloroquin können an einer Nachtblindheit beteiligt sein.

 

Welche angeborenen Formen der Nachtblindheit gibt es?

 

Häufigste angeborene Erbkrankheit, die zu Nachtblindheit führt, ist Retinopathia pigmentosa. Sie kann auch Folge einer spontanen Erbgutmutation sein. Die langsame Zerstörung der Stäbchen findet schon im Kindesalter statt, wenn das defekte Gen von Vater und Mutter weitergeben wurde. Hat nur ein Elternteil die degenerative Augenerkrankung vererbt, tritt sie erst im 3. Lebensjahrzehnt auf. Die Zerstörung der Stäbchen und später auch der Zapfen beginnt am Rande des Sehfelds und bewegt sich immer mehr in Richtung Mitte. Das Gesichtsfeld wird eingeschränkt. Außer der Nachtblindheit treten häufig Kurzsichtigkeit, Blendempfindlichkeit oder Augenzittern (Nystagmus) auf. Da auch die Zapfen zerstört werden, verringert sich das Farbensehen, Sehkraft und Sehschärfe am Tag.
Daneben gibt es sehr seltene erblich bedingte Formen der Nachtblindheit, wie die kongenitale stationäre Nachtblindheit, Oguchi-Syndrom, Nougaret-Typ, Schuber-Bornstein-Typ, Riggs-Typ, Fundus albipunctatus und die Leber-Amaurose, die nichts mit der Leber zu tun hat, sondern nach ihrem Entdecker, dem Augenarzt Dr. Leber benannt wurde. Diese äußerst seltenen Formen treten schon im Säuglingsalter auf. 

 

Wie wird Nachtblindheit diagnostiziert?  

 

Dem Augenarzt stehen Geräte wie der Adoptometer, der die Zeit misst, die das Auge zur Anpassung an die Dunkelheit braucht, und ein Nyktometer zur Untersuchung zur Verfügung. Mit dem Nyktometer kann auch die Nachtfahrttauglichkeit geprüft werden. Beim Augencheck werden zudem Sehschärfe, Farbensehen und Gesichtsfeld getestet. Augen-Erkrankungen als Ursache der Nachtblindheit, wie Glaukom, starke Kurzsichtigkeit oder eine Infektion von Ader- und Netzhaut können erkannt oder ausgeschlossen werden. Bei familiärer Häufung einer Retinopathia pigmentosa kann zu einem Gentest auf diese Erkrankung geraten werden. Ein Vitamin-A-Mangel wird durch einen Bluttest geklärt.

 

Wie kann Nachtblindheit behandelt werden?

 

Sieht man nachts nur schlechter wegen einer altersbedingten Sehschwäche, kann mit einer Brille abgeholfen werden. Ist Vitamin-A-Mangel die Ursache, können Karotten, Paprika, Tomaten, Eier, Fisch, Brokkoli und Spinat auf dem Speiseplan und bei Bedarf ein Nahrungsergänzungsmittel die Depots wieder füllen. Vitamin A ist ein fettlösliches Vitamin. D.h. es wird nur in Verbindung mit etwas Öl oder Fett vom Körper aufgenommen. Und es werden Vorräte in der Leber gespeichert. Deshalb ist eine Substitution nur ratsam, wenn die Blutwerte geprüft werden, da sonst das Risiko einer Überdosierung besteht.
Liegen Erkrankungen wie Diabetes, Darmerkrankungen oder Grüner Star zugrunde, müssen sie behandelt werden. Eine Retinopathia pigmentosa kann man eventuell mit Netzhautimplantaten behandeln. Für die anderen angeborenen Nachtblindheiten gibt es keine Therapie. Vorbeugend kann eine Gentherapie wirken.

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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